Lichtstarkes Weitwinkel

Testbericht: Nikon AF-S 24 mm 1:1,8 G ED

2016-01-22 Nikon setzt im Ultraweitwinkelbereich mit F1,8 auf eine etwas geringere Lichtstärke als beispielsweise Sigma, dafür fallen die neuen Festbrennweiten von Nikon aber auch deutlich kompakter und leichter aus. Mit dem neuen AF-S 24 mm 1:1,8 G ED stellte Nikon im August 2015 das längst überfällige Nachfolgemodell des sehr betagten AF 24 mm F2,8 D vor. Unser Test im Labor und in der Praxis soll nun die Stärken und Schwächen des handlichen Weitwinkels aufdecken.  (Benjamin Kirchheim)

Mit einem Durchmesser von knapp unter und einer Länge von knapp über acht Zentimetern fällt das Weitwinkel durchaus kompakt aus. Es drückt auch lediglich knapp über 350 Gramm auf die Waage, was der leichten Kunststoffkonstruktion zu verdanken ist. Nur das Bajonett des AF-S Nikkor 24 mm 1:1,8 G ED besteht aus Metall. Hier ist auch anhand der Gummilippe zu erkennen, dass es sich um ein spritzwasser- und staubgeschütztes Objektiv handelt. Hinter dem Fokusring lässt sich der Tubus bei stärkerem Druck zwar ein wenig verformen, insgesamt macht die Verarbeitung aber einen durchaus ordentlichen Eindruck. Das 72mm-Filtergewinde erlaubt die Verwendung optischer Filter. Dank der Innenfokussierung mittels Hinterlinsenbewegungen behält das Objektiv seine Baulänge, das Filtergewinde dreht sich logischerweise nicht. Auch Luft wird dabei nur intern bewegt, was der Dichtigkeit zu Gute kommen sollte. Sowohl eine Streulichtblende aus Kunststoff als auch ein Objektivbeutel gehören übrigens zum Lieferumfang des gut 850 Euro teuren Objektivs.

Mit lediglich einer viertel Umdrehung des griffig gummierten Fokusrings wird der gesamte Fokusbereich von unendlich bis 23 Zentimeter durchfahren. Das ist für eine präzise manuelle Fokussierung nicht gerade zuträglich, faktisch entfällt der größte Verstellbereich davon auf den Bereich von 50 bis 23 Zentimeter. Es lässt sich damit praktisch nur im absoluten Nahbereich gut manuell fokussieren. Der maximale Abbildungsmaßstab von 1:5 ist okay, reißt einen aber auch nicht vom Hocker. In etwa 13 Zentimetern Entfernung von der Objektivvorderkante lässt sich ein 18 mal zwölf Zentimeter kleines Motiv formatfüllend abbilden. Der Ultraschallautofokus greift zügig zu und stellt die Schärfe leise, aber nicht unhörbar, sehr präzise ein. Der Fokusring erlaubt dabei jederzeit eine manuelle Korrektur. Die Markierungen der Schärfentiefe am Fokusfenster haben auch eher kosmetischen Charakter, denn die Fokusskala ist viel zu eng, um damit vernünftig arbeiten zu können. Ohnehin gibt es nur Markierungen für F16, die kleinste am Objektiv einstellbare Blende.

Bildqualität

In der Praxis macht das AF-S Nikkor 24 mm 1:1,8 G ED einen guten Eindruck. Die Nanovergütung unterdrückt Streulicht und Geisterbilder, auch bei Gegenlicht bietet das Objektiv hohe Kontraste und gute Tiefenzeichnung. Das Bokeh geht für ein Weitwinkel, das ohnehin eine große Schärfentioefe aufweist, in Ordnung, da reichen auch die nur sieben Blendenlamellen aus. Eine leichte Verzeichnung und vor allem zum Bildrand hin leicht sichtbare Farbsäume sind jedoch auszumachen. Der Labortest bestätigt diese Beobachtungen. Die Farbsäume sind im Durchschnitt gering, aber in den äußersten Bildecken dann durchaus sichtbar und überschreiten an der Nikon D800E die Zwei-Pixel-Marke. Die tonnenförmige Verzeichnung erreicht fast 1,5 Prozent. Das ist leicht sichtbar, aber für ein 24mm-Weitwinkel durchaus in Ordnung. Die Randabdunklung ist vor allem bei großen Blendenöffnungen sichtbar, auch wenn der Verlauf gleichmäßig ausfällt. Beim Abblenden von F2 auf F2,8 und dann auf F4 halbiert sich die Vignettierung jedoch jeweils und verbleibt dann auf niedrigstem Niveau, das zwar noch mess-, aber nicht mehr sichtbar ist.

Die Auflösung (siehe Diagramm aus dem Labortest unten) erreicht bei F2,8 bis F5,6 mit rund 75 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) an der Nikon D800E sehr hohe Werte. Gemessen wird diese in unseren Tests bei 50 Prozent Kantenkontrast. Bei diesem Kontrast wird die Auflösung nicht nur besonders gut wahrgenommen, sondern hier trennen sich gute von schlechten Objektiven viel deutlicher als bei der Grenzauflösung, die bei zehn Prozent Kontrast gemessen wird und fast immer das Maximum des Sensors erreicht. Bei Offenblende liegt die Auflösung des AF-S Nikkor 24 mm 1:1,8 G ED bei guten 62 lp/mm, das ist auch gleichzeitig die geringste Auflösung, die das Objektiv somit stets erreicht oder überschreitet, trotz Beugung selbst auf F16 abgeblendet.

Normalerweise haben Objektive, insbesondere im Weitwinkel, mit einer stark abfallenden Auflösung zum Bildrand hin zu kämpfen. Das AF-S Nikkor 24 mm 1:1,8 G ED ist hier jedoch eine beachtenswerte Ausnahme. Die Randauflösung liegt höchstens 14 Prozent unter der im Bildzentrum und ist damit als äußerst gut einzustufen. In Zahlen ausgedrückt sind dies mindestens 54 lp/mm bei Offenblende und maximal 68 lp/mm bei F8.

Fazit

Die gut 780 Euro Straßenpreis, man beim Händler für das AF-S Nikkor 24 mm 1:1,8 G ED hinblättern muss, sind für Weitwinkelfans gut angelegtes Geld. Die Kunststoffkonstruktion wirkt zwar nicht unbedingt wie für die Ewigkeit gemacht, dafür ist das Objektiv aber leicht und vor allem spritzwasser- und staubgeschützt. Die Bildqualität überzeugt in jedem Fall. Selten löst ein Weitwinkel so hoch auf und zeigt dabei einen so geringen Randabfall der Auflösung. Die Verzeichnung lässt sich nicht wegdiskutieren, ist aber, wie auch die Farbsäume und Randabdunklung, auf einem niedrigen Niveau. Das AF-S Nikkor 24 mm 1:1,8 G ED ist ein sehr gutes, empfehlenswertes Vollformatobjektiv.

Kurzbewertung

  • Sehr hohe Auflösung im Bildzentrum mit äußerst geringem Randabfall
  • Schnelle Innenfokussierung
  • Spritzwasser- und Staubschutz
  • Relativ kompaktes und leichtes Gehäuse
  • Streulichtblende und Objektivbeutel im Lieferumfang
  • Viel zu kurze, grob gestufte Fokusskala kaum zu gebrauchen
  • Nur sieben Blendenlamellen
  • Kunststoffgehäuse wirkt nicht so hochwertig wie eines aus Metall

Nikon AF-S 24 mm 1.8 G ED mit Nikon D800E (v6.0)

Auflösung MTF


D800E

F1,8F2,0F2,8F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0
24 mm62,2 / 53,5 (14 %)63,6 / 56 (12 %)74,8 / 64,5 (14 %)75,5 / 67,1 (11 %)75,2 / 66,9 (11 %)74 / 67,8 (8 %)71,1 / 66,3 (7 %)65,8 / 59,9 (9 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Nikon
Modell AF-S 24 mm 1.8 G ED
Unverbindliche Preisempfehlung 849,00 €
Bajonettanschluss Nikon F
Brennweite 24,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,8
Kleinste Blendenöffnung F16
KB-Vollformat ja
Linsensystem 12 Linsen in 9 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 230 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 72 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 77 x 83 mm
Objektivgewicht 355 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.