Welches Telezoom sollte man kaufen?

Vergleich: Olympus 100-400 mm vs. Panasonic 100-400 mm

2020-10-22 Mit dem 100-400 mm F5.0-6.3 IS ED haben wir kürzlich ein Telezoom von Olympus getestet, zu dem es mit dem Panasonic Leica DG Vario-Elmar 100-400 mm 4-6.3 Asph. Power OIS eine naheliegende Alternative gibt. Während das Olympus-Objektiv ganz neu auf dem Markt ist, kann man das Pendant von Panasonic bereits seit 2016 kaufen. Doch welches der beiden Objektive sollte man kaufen? Welche Unterschiede gibt es, ist eines besser? Sollte man vielleicht sogar sein Panasonic 100-400 mm durch das Olympus-Pendant ersetzen? Wir vergleichen die beiden Objektive anhand der technischen Daten und unserer Eindrücke sowie Labortests.  (Benjamin Kirchheim)

Wie eingangs erwähnt, haben wir das Panasonic Leica DG Vario-Elmar 100-400 mm 4-6.3 Asph. Power OIS bereits 2016 getestet, das Olympus hingegen erst vor wenigen Tagen. Beide Tests haben wir in den weiterführenden Links am Ende dieses Artikels verlinkt. Direkt 1:1 nebeneinander konnten wir die Objektive leider nicht vergleichen, dennoch sind viele Unterschiede und Gemeinsamkeiten naheliegend.

Der günstigere Preis (400 Euro weniger UVP, aktuell "nur" 100 Euro weniger Marktpreis, weil das Olympus noch ganz neu ist) spricht natürlich ganz klar für das Olympus-Objektiv. Von der Robustheit geben sich die beiden Telezooms im Prinzip nicht viel. Beide sind gut verarbeitet und spritzwassergeschützt. Das Panasonic Leica wirkt jedoch mit seinem höheren Metallanteil minimal hochwertiger, während das Olympus sogar mit einer IPX1-Zertifizierung für die Abdichtung aufwarten kann.

Als kleinen Detail-Vorteil kann das Olympus 100-400 mm mit der Arca-Swiss-Kompatibilität des Stativfußes aufwarten, die beim Panasonic fehlt. Während sich die 200 Gramm schwere Olympus-Stativschelle am Stück abnehmen lässt, ist sie beim Panasonic-Objektiv integraler Bestandteil der Konstruktion. Die Schalter sitzen am festen Teil der Schelle, während sich das Objektiv und die Kamera drehen lassen, so dass die Schalter immer seitlich erreichbar bleiben. Nur der Fuß der Stativschelle lässt sich beim Panasonic 100-400 mm abnehmen, wobei das Gewinde an der Schelle ebenfalls an Stative passt, man also das Objektiv auch ohne den Fuß am Stativ befestigen kann.

Interessanterweise wiegt das Olympus-Objektiv gut 1/3 mehr als das von Panasonic (1.315 vs. 985 g, jeweils inkl. Stativschelle) und ist auch gut drei Zentimeter länger, obwohl das Panasonic-Objektiv zumindest bei kurzer Brennweite sogar die größere Lichtstärke besitzt. Der Durchmesser des Olympus-Objektivs ist zwar nur um 3 Millimeter größer, aber er tritt am Zoomring auf, während der größte Durchmesser des Panasonic-Objektivs an der Stativschelle anliegt. Dadurch wirkt das Olympus im direkten Vergleich sogar noch größer, als es von den Werten her den Anschein hat. Die Filtergewindegrößen sind mit 72 Millimeter identisch. Die Gewichts- und Größenunterschiede dürften in erster Linie der optischen Konstruktion geschuldet sein, die beim Olympus mit 21 Linsen in 15 Gruppen etwas aufwändiger ist als beim Panasonic mit 20 Linsen in 13 Gruppen.

Einen optischen Bildstabilisator bieten zwar beide Telezooms, aber während das Panasonic-Objektiv kompatibel mit dem Dual-IS ist, wird das Olympus-Pendant Sync-IS vom Olympus-Objektiv nicht unterstützt. Allein aus diesem Grund sollten Besitzer einer Panasonic-Kamera zum Panasonic-Objektiv greifen, da die Bildstabilisator-Synchronisation nicht herstellerübergreifend arbeitet. Das heißt, bei einer Mischung der Marken kann man nur entweder den Gehäusestabilisator nutzen oder den optischen Stabilisator des Objektivs. Da der im Objektiv eingebaute Stabilisator bei solchen langen Brennweiten aber der effektivere ist, sollte man diesen bevorzugt verwenden. Immerhin erkennen die Kameras den Stabilisator des jeweils anderen Objektivs, so dass es zu keinen Fehlkompensationen von Verwackelungen kommt.

Bei der Bildqualität sind die Unterschiede gering, aber mit leichten Vorteilen beim Olympus-Objektiv. Die Auflösung des Olympus 100-400 ist an der Olympus OM-D E-M1 Mark III etwas höher als die des Panasonic 100-400 an der Panasonic Lumix DMC-GX8. Die Bildsensoren beider Kameras lösen übrigens 20 Megapixel auf. Die Unterschiede sind aber so gering, dass sie genauso gut an der Bildaufbereitung der Kameras liegen könnten, zumal wir bei der Olympus etwas stärkere Schärfeartefakte gemessen haben als bei der Panasonic. Etwas anders sieht es beim relativen Auflösungs-Randabfall aus: Dieser ist beim Olympus-Objektiv mir rund 10-20 Prozent geringer, aber beim Panasonic-Objektiv mit 15-25 Prozent auch nicht wirklich hoch. Die Randabdunklung ist beim Olympus etwas geringer (0,4 EV vs. 0,7 EV), aber auch hier spielt natürlich die kamerainterne Korrektur wie bei den anderen optischen Fehlern eine große Rolle. Eine Verzeichnung tritt bei beiden praktisch nicht auf, auch wenn das Olympus hier messtechnisch eine minimale Verzeichnung von 0,3 Prozent aufweist, das Panasonic gar keine. Farbsäume kommen bei beiden Objektiven im geringen Maße vor, beim Panasonic sind sie etwas niedriger.

Fazit

In der Summe sind das Olympus 100-400 mm F5.0-6.3 IS ED und das Panasonic Leica DG Vario-Elmar 100-400 mm 4-6.3 Asph. Power OIS gleichauf und keines weist eklatante Schwächen auf. Welches man kaufen sollte, hängt folglich im Wesentlichen davon ab, welche Kameramarke man besitzt. Wer eine Panasonic Lumix hat, sollte also zum Panasonic-Leica-Objektiv greifen, alleine schon wegen der nur dann nutzbaren Dual-IS-Funktion. Wer eine Olympus-Kamera hat und bereits das Panasonic 100-400 besitzt, braucht dieses aber objektiv gesehen nicht durch das Olympus-Objektiv zu ersetzen, vielleicht aber für das subjektiv gute Gefühl, dass Kamera und Objektiv dann aus dem gleichen Hause stammen.

Hersteller Olympus Panasonic
Modell 100-400 mm F5.0-6.3 IS ED Leica DG Vario-Elmar 100-400 mm 4-6.3 Asph. Power OIS (H-RS100400E)
Unverbindliche Preisempfehlung 1.299,00 € 1.699,00 €
Bajonett Micro Four Thirds Micro Four Thirds
Brennweitenbereich 100-400 mm 100-400 mm
Lichtstärke (größte Blende) F5 bis F6,3 F4 bis F6,3
Kleinste Blendenöffnung F22 F22
Linsensystem 21 Linsen in 15 Gruppen
inkl. ED Linse(n)
20 Linsen in 13 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nicht relevant nein
Anzahl Blendenlamellen 9 9
Naheinstellgrenze 1.300 mm 1.300 mm
Bildstabilisator vorhanden ja ja
Autofokus vorhanden ja ja
Wasser-/Staubschutz ja ja
Filtergewinde 72 mm 72 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 86 x 206 mm 83 x 172 mm
Objektivgewicht 1.315 g 985 g

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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.