Z 50 im Retro-Kleid

Die neue Nikon Z fc soll junge Retro-Generation ansprechen

2021-06-29 Mit der Nikon Z fc bringt der japanische Tradionshersteller knapp acht Jahre nach der Df seine zweite Retro-Kamera auf den Markt. Anders als die digitale Vollformat-Spiegelreflexkamera Df ist die Nikon Z fc eine spiegellose APS-C-Systemkamera. Sie basiert weitgehend auf der Nikon Z 50, bringt aber neben dem neuen Retro-Design auch einige Detailverbesserungen mit. Die moderne Kamera, die der legendären analogen Spiegelreflexkamera FM2 erstaunlich ähnelt, soll unter anderem auch Vlogger besser ansprechen als die Z 50.  (Benjamin Kirchheim)

"Alte" Fotografen, die sich eine Retro-Kamera als Erinnerung an frühere Zeiten kaufen, reichen als Zielgruppe für ein langfristig erhältliches Produkt nicht aus, wie die Nikon Df gezeigt hat. Sie wurde zur Markteinführung zwar erfolgreich verkauft, doch die Marktsättigung trat recht schnell ein und die Verkäufe dümpelten dahin. Daher geht Nikon mit der Z fc einen etwas anderen Weg und möchte nicht nur ältere Zielgruppen ansprechen, sondern dank moderner Funktionen auch jüngere Fotografinnen und Fotografen, für die Retro ebenfalls ein Trend ist. So verfügt die Z fc etwa über einen schwenk- und drehbaren Touchscreen, der sich auch als Video-Kontrollmonitor sowie zur Aufnahme von Selfies eignet. WLAN und Bluetooth sind selbstverständlich an Bord und dank der USB-C-Schnittstelle kann der Akku auch im Betrieb geladen werden.

Technisch basiert die Nikon Z fc derweil im Wesentlichen auf der Z 50. Ihr APS-C-Sensor löst 20 Megapixel auf und muss ohne Bildstabilisator auskommen. Der Sensor bietet 209 Phasen-Autofokus-Messpunkte, erreicht elf Serienbilder pro Sekunde und ermöglicht 4K-Videoaufnahmen. Aufgrund der Schwenk- und Drehfunktion fällt der Touchscreen mit einer Diagonale von 7,5 Zentimetern etwas kleiner aus, löst aber dennoch 1,04 Millionen Bildpunkte auf und zeigt dank 3:2-Seitenverhältnis im Fotomodus ein großes Livebild ohne Trauerränder. Der elektronische Sucher löst weiterhin 2,36 Millionen Bildpunkte auf, hat jedoch ein rundes Okular.

Zugunsten des Designs verzichtet Nikon auf den integrierten Pop-Up-Blitz. Das wirkt sich positiv auf die CIPA-Akkulaufzeit aus, die von 300 auf 320 Aufnahmen steigt. Der verbaute Akku ist mit dem EN-EL25 aber derselbe wie in der Z 50. Aufgrund des Designs, das sich sehr stark an die analoge Nikon FM2 von 1982 anlehnt, fehlt der Handgriff und so musste der Akku quer verbaut werden. Dadurch fällt die Nikon Z fc mit 13,5 Zentimetern gut einen Zentimeter breiter aus als die Z 50. Sie ist mit 9,4 Zentimetern auch etwas höher als die 7,3 Zentimeter hohe Z 50 und auch die Tiefe ist trotz des fehlenden Griffs mit 4,4 Zentimetern ebenfalls etwas gewachsen, wenn auch nur einen halben Zentimeter.

Interessanterweise entsprechen die Dimensionen fast genau dem analogen Vorbild FM2. Sogar der Nikon-Schriftzug lehnt sich an der FM2 an. Das Gehäuse der Nikon Z fc besteht größtenteils aus einer Magnesiumlegierung und fällt mit 395 Gramm genau fünf Gramm schwerer aus als die Z 50. Beim ersten Anfassen fühlte es sich in unseren Händen aber nicht so hochwertig an wie eine Nikon FM2 – kein Wunder, wiegt letztere doch mit 540 Gramm deutlich mehr. Die Z fc ist in Silber lackiert und mit einer großzügigen, schwarzen, genarbten Gummi-Belederung versehen, die allerdings nicht ganz so griffig ausfällt wie beim analogen Vorbild.

Als Zubehör soll es ab September 2021 eine Grifferweiterung GR-1 für knapp 130 Euro geben. Sie sollte die Ergonomie deutlich verbessern, denn wirklich gut ist diese mangels Griffsteg und Daumenmulde nicht. Hier stand bei der Z fc eindeutig das Design im Vordergrund. Übrigens ist das Gehäuse wie bei der Z 50 mit einem leichten Spritzwasser- und Staubschutz versehen. Es verfügt also über Dichtungen, aber am Akku- und Speicherkartenfach beispielsweise befindet sich keine. Unterstrichen werden soll die Robustheit mit einem für mindestens 100.000 Auslösungen ausgelegten Verschluss.

Bei der Bedienung will Nikon einen guten Kompromiss aus vielen Bedienrädern aber nicht zu überfrachteten Bedienelementen gefunden haben. Ähnlich wie bei der Df lassen sich ISO-Empfindlichkeit, Belichtungszeit und Belichtungskorrektur mit Drehrädern einstellen, aber auch zwei Multifunktionsräder sind vorhanden, um beispielsweise die Drittelstufen zu erreichen oder aber die Belichtungszeit und ISO direkt einstellen zu können. Der Aufnahmemodus von der Vollautomatik bis hin zur manuellen Belichtungskontrolle wird über einen Hebel unter dem ISO-Rad eingestellt.

Die oberen Bedienräder der Z fc sind aus Aluminium gefräst und auf der Oberseite schwarz eloxiert, die Beschriftungen sind eingraviert. Über Blendenringe verfügen die Nikon-Z-Objektive zwar nicht, aber der Fokusring kann als Blendenring verwendet werden. Die Blende wird dann auf einem winzig kleinen Top-Display angezeigt, das neben zwei Ziffern auch Warnhinweise anzeigen kann.

Der Einschalter sitzt sehr bequem unter dem Auslöser und lässt sich so perfekt bedienen. Der Auslöser gleicht ebenfalls dem analogen Pendant, wobei Nikon jedoch im Gegensatz zu Fujifilm auf ein Gewinde für einen echten Drahtauslöser verzichtet. Stattdessen gibt es optional eine Bluetooth-Fernbedienung. Überhaupt erinnert die Nikon stark an Fujifilm mit seiner X-T-Reihe, bei der Fujifilm den Retro-Look der 80er Jahre auf die Spitze getrieben hat.

Von der Nikon Z fc geistern im Internet (siehe Twitter) Bilder mit bunten Belederungen in Weiß, Sand-Beige, Grau, Bernstein-Braun, Pink und Mintgrün umher, zu denen sich Nikon Europa aber nicht äußert. Unserer Vermutung nach sind diese noch in der Diskussion und kommen womöglich später und nur nach Asien, wo die junge Generation in der breiten Masse wesentlich farbenfroher unterwegs ist als in Europa. Wahrscheinlich würde hierzulande ohnehin eine schwarze Version der Z fc besser ankommen.

Ab Ende Juli 2021 soll die Nikon Z fc zu einem Preis von knapp 1.000 Euro erhältlich sein. Zudem wird es exklusiv mit der Z fc eine silberne Version des Z DX 16-50 mm F3.5-6.3 VR geben, der Preis des Sets beträgt gut 1.150 Euro. Wer ein zusätzliches (schwarzes) Telezoom Z DX 50-250 mm F4.5-6.3 VR möchte, muss knapp 1.390 Euro auf den Tisch legen. Darüber hinaus kommt das Z 28 mm F2.8, dessen Entwicklung Nikon vor vier Wochen angekündigt hatte (siehe weiterführende Links), zuerst in einer Special Edition im Retro-Look als Setobjektiv zur Z fc auf den Markt. Diese Kombination soll knapp 1.250 Euro kosten.

Zudem schnürt Nikon von der Z fc auch ein Vlogging-Kit. Für einen Preis von knapp 1.300 Euro sind neben der Z fc sowie dem silbernen 16-50 auch ein Sennheiser-Mikrofon sowie ein Handstativ samt magnetischer Aufnahme für die ebenfalls mitgelieferte Bluetooth-Fernbedienung ML-L7 enthalten. Bis zum 30. September sind diese Preise jedoch alle Schall und Rauch, denn als Einführungsangebot ist die Z fc bis dahin 100 Euro günstiger.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.