APS-C-Motorzoom

Nikon Z 12-28 mm F3.5-5.6 PZ VR DX im Test

2023-07-07 Das Nikon Z 12-28 mm F3.5-5.6 PZ VR DX ist dank seines großen Bildwinkels von bis zu 99 Grad einerseits ein Ultraweitwinkelzoom für Fotografen, aufgrund des Motorzooms aber auch ein Vlogger-Objektiv. Vom geringen Gewicht und der kurzen Länge sowie den Ausstattungsmerkmalen, etwa dem Innenzoom und Innenfokus sowie optischen Bildstabilisator profitieren beide Gruppen gleichermaßen. Zudem ist der Preis von nur etwas mehr als 400 Euro moderat. Ob dafür aber auch die Bildqualität stimmt und wie sich das Zoom-Objektiv in der Praxis schlägt, haben wir an der Nikon Z fc getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung und Bedienung

Das Nikon Z 12-28 mm F3.5-5.6 PZ VR DX ist 6,4 Zentimeter kurz, was sich aufgrund des Innenzooms und Innenfokus auch nicht ändert. Mit einem Durchmesser von 7,2 Zentimetern sieht es aber etwas pummelig aus. Das täuscht jedoch, denn mit 203 Gramm wirkt es leicht wie eine Feder. Das kommt nicht von ungefähr: Das Gehäuse besteht komplett aus Kunststoff, inklusive des Bajonetts und Filtergewindes, das 67 Millimeter im Durchmesser hat. Ein Außenbajonett für eine Streulichtblende (HB-112) gibt es auch. Allerdings gehört diese nicht zum Lieferumfang, sondern muss extra dazugekauft werden.

Zusammen mit der ca. 440 Gramm leichten Testkamera Nikon Z fc wiegt das 12-28 gerade einmal 644 Gramm. Nikon verspricht sogar einen Spritzwasser- und Staubschutz. Allerdings fehlt zumindest am Bajonett eine Dichtlippe, es gibt lediglich einen leicht vorstehenden Kunststoffrand, der vermutlich einen gewissen Nässeschutz bietet.

Zusammen mit dem leichten Gewicht und der Materialanmutung und dem klappernden Bildstabilisator wirkt das Objektiv billiger, als es eigentlich ist. Tatsächlich gibt das Gehäuse beim Zusammendrücken weder nach, noch knarzt es. Es wirkt im Gegenteil wie aus einem Block gefräst – nur eben einem sehr leichten Kunststoffblock. Zudem ist das Kunststoffbajonett mit nur vier Schrauben gesichert und die Kontakte sind separat angeordnet, das heißt bei einem Sturz sollte es hier quasi als Sollbruchstelle brechen und günstig zu reparieren sein. Dennoch hätte ein Metallbajonett samt Dichtring für eine ganz andere Wertigkeit gesorgt.

Der optische Bildstabilisator scheint angesichts der kurzen Brennweite überflüssig zu sein, ist aber dennoch nützlich, zumal die APS-C-Z-Kameras von Nikon im Gegensatz zu den Vollformat-Z-Modellen keinen Sensor-Shift-Bildstabilisator besitzen. Er arbeitet zuverlässig und erlaubt in der Praxis locker drei Blendenstufen längere Belichtungszeiten als ohne, bei ruhiger Hand sind mit etwas mehr Ausschuss auch vier Blendenstufen möglich. Leider fehlt dem Objektiv ein Schalter zur Aktivierung und Deaktivierung des Bildstabilisators. Immerhin lässt sich diese Einstellung über das per i-Taste aufrufbare Schnellmenü problemlos anpassen.

Der Zoomring arbeitet rein elektronisch und ist mit einer 1,9 Zentimeter breiten, griffigen Gummiriffelung versehen. Das Motorzoom reagiert zwar sehr feinfühlig, jedoch benötigt man nur einen minimalen Drehwinkel, um den Zoombereich zu durchfahren. Sofern die Kamera über das neueste Firmwareupdate verfügt, wird auch die Brennweite in halben Millimetern auf dem Bildschirm eingeblendet; tatsächlich wird die Brennweite sogar in noch feineren Schritten eingestellt, als die Kamera anzeigen kann.

Zudem ist es im Videomodus möglich, die Lupentaste der Kamera zum motorischen Zoomen in elf Geschwindigkeitsstufen zu verwenden. Man kann getrennt für während der Aufnahme und außerhalb der Aufnahme die Zoomgeschwindigkeit zwischen einer halben Sekunde und 36 Sekunden (!) einstellen. Das erlaubt konstante, auf Wunsch äußerst langsame Zoomfahrten während einer laufenden Videoaufnahme und ein sehr exaktes Einstellen des Bildwinkels.

Da das Zoom keine konstante Lichtstärke besitzt, fällt diese beim Zoomen von F3,5 auf F5,6 ab. Ab 12,5 mm beträgt die Lichtstärke nur noch F3,8, ab 14,5 mm F4, ab 16 mm F4,2, ab 17,5 mm F4,5, ab 19,5 mm F4,8, ab 21,5 mm F5, ab 23,5 mm F5,3 und ab 26,5 mm F5,6. Wie man sieht, wird die Blende nicht nur in 1/3 EV Schritten angezeigt, sondern sogar in 1/6 EV Schritten. Übrigens lässt sich bei kürzester Brennweite nur bis F16 abblenden, bei längster hingegen bis F25.

Fokussierung

Der Fokusring fällt mit sechs Millimetern deutlich schmaler aus. Er arbeitet rein elektronisch und treibt den Autofokus-Motor an. Wie bei den meisten Z-Zooms sitzt der Fokusring zwischen Zoomring und Kamerabajonett. Beim 12-28 besteht er etwas lieblos lediglich aus geriffeltem Kunststoff. Die Schabgeräusche beim Drehen tragen auch nicht gerade zu einem hochwertigen Gefühl bei.

Dank der feinfühligen Reaktion sowie Fokushilfen wie einer Lupe und Peaking-Funktion kann man das Ultraweitwinkelzoom wunderbar manuell fokussieren. Allerdings fehlt ein Schalter zum Fokusmoduswechsel am Objektiv, sodass man etwas umständlich das Kameramenü oder das Quick-Menü nehmen muss. Die Fokus-Peaking-Funktion versteckt sich bei unserer Testkamera Z fc im Menü "Individualfunktionen", "d Aufnahme & Anzeigen" ganz oben auf Seite zwei unter Punkt d9 "Konturfilter". Auf die Idee muss man erstmal kommen.

Zum Glück funktioniert der Autofokus sehr zuverlässig. Auch wenn er nicht der allerschnellste ist, arbeitet er dennoch flott, präzise und lautlos. Er arbeitet intern, sodass die Frontlinse weder rotiert noch sich nach vorne und hinten bewegt. Somit können auch Polfilter problemlos im 67 mm Filtergewinde eingesetzt werden. Die Naheinstellgrenze wächst beim Zoomen, was für ein Wechselobjektiv etwas ungewöhnlich ist, aber durchaus vorkommt.

Sie beträgt laut Nikon über den gesamten Zoombereich 19 Zentimeter ab Sensorebene. Der größte Abbildungsmaßstab von 1:4,8 wird bei 28 Millimetern Brennweite erreicht. Leider zeigt die Fokusskala auf dem Bildschirm nicht die Entfernung an, nicht einmal die Naheinstellgrenze wird dort gezeigt, lediglich eine Blume für "Makro" und ein Unendlich-Zeichen zieren die digitale Fokusskala auf dem Kameradisplay.

Tatsächlich variierte die Naheinstellgrenze im Test von 14,1 Zentimeter bei kürzester bis 16,5 Zentimeter bei längster Brennweite; die Werksangabe wird also deutlich unterboten. Als minimales Bildfeld haben wir 8,5 mal 5,7 Zentimeter bei maximaler Brennweite ermittelt, was einem Abbildungsmaßstab von 1:3,6 entspricht. Mit einer Vollformatkamera bräuchte man für ein so kleines Bildfeld sogar einen Abbildungsmaßstab von 1:2,4, liegt also fast im Makrobereich. Für größere Insekten und Blumen taugt das durchaus, der Abstand von der Objektivfront zum Motiv ist mit 8,5 Zentimetern aber schon recht nah. Bei kürzester Brennweite konnten wir dem Motiv sogar auf bis zu 6,1 Zentimeter ab Objektivfront auf die Pelle rücken. Das minimale Bildfeld haben wir hier mit 16,2 mal 10,8 Zentimeter gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:6,9 entspricht. Allerdings wirft dabei das Objektiv je nach Lichteinfall schnell mal einen Schatten auf das Motiv.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.