Lichtstarkes Porträt-Tele

Nikon Z 135 mm F1.8 S Plena im Test

Seite 2 von 2, vom 2024-01-22 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Im Menü der Z 8 lässt sich aber auch ein linearer Betrieb des Fokusrings aktivieren, wobei sich der Drehbereich in zwölf Stufen von 90 Grad (eine viertel Umdrehung) bis hin zu 720 Grad (zwei volle Umdrehungen) anpassen lässt. Damit sollte jeder Videograf seinen favorisierten Drehbereich finden können. Unschön ist in dem Zusammenhang allerdings das entgegen Nikons Versprechen sichtbare Fokusatmen, vor allem in Richtung Nahbereich wird der Bildausschnitt sichtbar kleiner.

Die beiden Fokusmotoren im hinteren Bereich arbeiten unabhängig voneinander und sorgen trotz der hohen Lichtstärke und damit großen zu bewegenden Glasmassen für eine schnelle Fokussierung. Sie sind zwar leise, aber nicht unhörbar. Umgeschaltet zwischen manuellem und Autofokus wird über den Schalter links hinten in der Nähe des Bajonetts.

Die Naheinstellgrenze von 82 Zentimeter ist für die Brennweite ganz ordentlich, in der Praxis konnten wir bereits ab 80,8 Zentimeter von der Sensorebene entfernt fokussieren. Die Entfernung der Objektivfront vom Motiv beträgt dann 65,3 Zentimeter, ab Sonnenblende sind es knapp unter 59 Zentimeter. Das minimale Bildfeld beträgt 17 mal 11,3 Zentimeter, was einem maximalen Abbildungsmaßstab von 1:4,7 entspricht. Das ist immerhin etwas besser als der von Nikon angegebene Maßstab von 1:5.

Bildqualität

Der optische Aufbau des Nikon Z 135 mm F1.8 S Plena besteht aus 16 Linsen, die in 14 Gruppen angeordnet sind. Ein SR-Element, eine asphärische Linse und vier ED-Linsen sollen optische Fehler wie Farbsäume und Koma perfekt auskorrigieren, wohingegen sphärische Aberrationen mit Absicht nicht korrigiert wurden, um neben den elf abgerundeten Blendenlamellen für ein schönes Bokeh zu sorgen. Die Unschärfekreise sollen über das gesamte Bildfeld kreisrund und trotz der asphärischen Linse frei von Zwiebelringen sein und ein wunderschöner Schärfeverlauf gezeichnet werden.

In der Tat ist das Bokeh butterweich und übertrifft sogar noch das des 85 mm F1.2 S. Die Unschärfescheibchen sind gleichmäßig hell und über das gesamte Bildfeld rund geformt. Einzig ganz leichte Farbsäume können im Bokeh auftauchen. Um sie zu entdecken, muss man aber ordentlich ins Bild hineinzoomen. Die elf Blendenlamellen erzeugen übrigens eine so runde Öffnung, dass wir selbst auf F16 abgeblendet keinen Blendenstern an punktuellen Lichtquellen entdecken konnten. Die sternförmigen Lichtstrahlen treten nämlich genau an den "eckigen" Übergängen der einzelnen Blendenlamellen auf, die es beim Plena eben nicht gibt.

Um auch bei Streulicht eine hohe Abbildungsqualität zu gewährleisten, kommt neben der ARNEO-Vergütung auch die bei Streiflicht besonders effektive meso-amorphe Vergütung zum Einsatz. Dennoch konnten wir im Gegenlicht teilweise einen minimalen Kontrastverlust und auch ein paar Blendenreflexe beobachten. Hier ist ausnahmsweise mal das 85 mm F1.2 S einen Hauch besser. Die geringen Kontrastverluste sind aber wirklich Jammern auf höchsten Niveau, irgendetwas müssen wir bei einem Objektiv mit so fantastischer Bildqualität ja zum Kritisieren finden ;-)

Den Labortest des Z 135 mm F1.8 S Plena haben wir an der über 45 Megapixel auflösenden Nikon Z 8 vorgenommen, wobei die Verzeichnungs- und Vignettierungskorrektur sowie der Beugungsausgleich per Default aktiviert waren. Sie lassen sich auf Wunsch abschalten. Im Labortest zeigte sich keine Verzeichnung und auch die Farbsäume bewegen sich nahezu auf der Nulllinie. Die Randabdunklung beträgt selbst bei Offenblende lediglich 33 Prozent, was 0,6 Blendenstufen entspricht. Der Verlauf ist so sanft, dass man es in der Praxis nicht sieht. Ab F2,8 bewegt sich die Randabdunklung bei nur noch 15 bis 17 Prozent (0,2 bis 0,3 Blendenstufen).

Im Bildzentrum ist die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast bereits ab Offenblende mit knapp 73 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) hoch (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Dank des Beugungsausgleichs bleibt sie auch stets über 71 lp/mm. Das Auflösungsmaximum wird bei F4 mit knapp über 79 lp/mm erreicht, wobei sie bei F2,8 mit 78 lp/mm kaum darunter liegt. Am Bildrand sieht es ebenfalls sehr gut aus. Hier ist die Auflösung mit 65 lp/mm bei Offenblende gut und liegt lediglich zehn Prozent unter dem Niveau des Bildzentrums. Sie legt beim Abblenden bis F5,6 stetig zu und erreicht hier sogar knapp über 80 lp/mm. Ab hier gibt es überhaupt keinen Auflösungs-Randabfall mehr. Beim weiteren Abblenden sinkt die Auflösung langsam und bewegt sich stets knapp über dem Niveau des Bildzentrums.

Für die Praxis bedeutet das, dass man seine Motive problemlos bei Offenblende fotografieren kann, selbst wenn Details am Bildrand liegen. Für Landschafts- und Architekturaufnahmen mit vielen Details arbeitet man am besten zwischen F4 und F8, im Prinzip kann man aber auch den gesamten Blendenbereich nutzen, denn die Auflösung ist stets hoch.

Fazit

Das Nikon Z 135 mm F1.8 S Plena hat nicht nur einen klangvollen Namen, sondern liefert auf voller Linie eine exzellente Bildqualität und ein wunderschönes Bokeh ab. Dafür ist es aber auch ziemlich groß, schwer und teuer. Bereits bei Offenblende löst es bis zum Bildrand hoch auf, wobei es sich bis F4 sogar noch leicht steigert. Selbst das teurere, größere und schwerere Z 85 mm F1.2 S wird bei der Bildqualität inklusive Bokeh geschlagen. Dank seiner schönen Tele-Brennweite und exzellenten Bildqualität mit wunderschönem Bokeh eignet sich das Plena nicht nur für Porträts und Available-Light-Fotografie, sondern auch viele andere Motive und kreative Ideen.

Kurzbewertung

  • Gute Verarbeitung
  • Sehr breiter, griffiger Fokusring
  • Praktisch keine optischen Fehler
  • Wunderschönes Bokeh
  • Bei allen Blenden sehr scharf bis in die Ecken
  • Groß, schwer und teuer
  • Leichte Kontrastverluste im Gegenlicht
  • Deutliches Fokusatmen

Nikon Z 135 mm F1.8 S Plena mit Nikon Z 8

Auflösung MTF


Z 8

F1,8F2,0F2,8F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0
135 mm72,8 / 65,2 (10 %)72,6 / 66,2 (9 %)78 / 72,3 (7 %)79,1 / 77,8 (2 %)78,4 / 80,7 (0 %)77 / 78,8 (0 %)76,6 / 77,9 (0 %)71,1 / 72 (0 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Nikon
Modell Z 135 mm F1.8 S Plena
Unverbindliche Preisempfehlung 2.999,00 €
Bajonettanschluss Nikon Z
Brennweite 135,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,8
Kleinste Blendenöffnung F16
KB-Vollformat ja
Linsensystem 16 Linsen in 14 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 11
Naheinstellgrenze 820 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 82 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 98 x 140 mm
Objektivgewicht 992 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.