Reportage-Weitwinkel für APS-C

Nikon Z 24 mm F1.7 DX im Test

2024-04-29 Das Nikkor 24 mm F1.7 DX ist das erste reinrassige APS-C-Objektiv von Nikon für das spiegellose Z-System, dass nicht auch in einem Kit erhältlich ist. Passend zur analog anmutenden Z fc handelt es sich um ein klassisches Reportage-Weitwinkel mit einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 36 Millimeter. Trotz der guten Lichtstärke von F1,7 fällt es recht kompakt und leicht aus, selbst der Preis ist günstig. Ob aber auch die Bildqualität stimmt, haben wir an der 20 Megapixel auflösenden APS-C-Kamera Nikon Z fc getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung

Mit einer Länge von vier und einem Durchmesser von sieben Zentimeter ist das Nikon Z 24 mm F1.7 DX angenehm kompakt, nur das 26 mm F2.8 ist noch flacher. Auch das Gewicht fällt mit gewogenen 131 Gramm sehr gering aus. Selbst an der 442 Gramm leichten Testkamera Z fc spürt man es kaum. Zusammen mit der 16 Gramm leichten Streulichtblende bleibt die Kombination unter 600 Gramm.

Das geringe Gewicht kommt nicht von ungefähr. Das Gehäuse besteht komplett aus Kunststoff – selbst das Bajonett. Immerhin gibt es Dichtungen zum Schutz vor dem Eindringen von Staub und Spritzwasser, wenn auch ausgerechnet nicht am Bajonett. Zudem hat das Objektiv außen keine beweglichen Teile, die Luft ins Innere pumpen könnten. Trotz Kunststoff wirkt das Gehäuse gut verarbeitet und nicht minderwertig.

Ebenfalls aus Kunststoff besteht das 46 Millimeter messende Filtergewinde, sodass man entsprechende Sorgfalt beim Einschrauben von Metallfiltern walten lassen sollte (siehe Fototipp in den weiterführenden Links). Ein Bajonett für die mitgelieferte Streulichtblende gibt es nicht, stattdessen wird sie in Filtergewinde geschraubt. Doch keine Sorge, die Blende selbst bringt ebenfalls ein 46 Millimeter großes Filtergewinde mit.

Die Streulichtblende ist rund und misst lediglich 62 Millimeter im Durchmesser. Mit einer Länge von 1,4 Zentimetern trägt sie kaum auf und kann eigentlich immer auf dem Objektiv verbleiben. Sie dient damit auch als mechanischer Schutz. Der Objektiv-Frontdeckel passt aufgrund des zum Objektiv identischen Filtergewindes der Blende einfach vorne drauf.

Fokus

Das einzige Bedienelement des Z 24 mm F1.7 DX ist der 15 Millimeter breite Multifunktionsring. Er besteht aus Kunststoff und besitzt eine griffige, leicht gummierte Riffelung. Mit diesem Ring lässt sich nicht nur der Fokus verstellen, sondern auf Wunsch je nach Konfiguration der Kamera auch andere Aufnahmeparameter, etwa die Blende. Auf einen AF-MF-Schalter hat Nikon hingegen leider verzichtet, so muss auch diese Umschaltung an der Kamera erfolgen.

Der Fokusring arbeitet rein elektronisch und erlaubt eine sehr präzise Steuerung, zumal mit einer Lupe und dem Fokus-Peaking sowie einem Fokusindikator und Hilfspfeilen praktische Einstellhilfen im Livebild zur Verfügung stehen. Der Fokusring arbeitet nicht-linear, das heißt bei langsamen Bewegungen reagiert er feinfühliger und der Drehwinkel muss für dieselbe Fokusverstellung größer sein, als wenn man den Ring schnell dreht. Für Fotografen ist das sehr gut, erlaubt es doch eine feinfühligere Fokusjustage. Eine Umschaltung auf einen linearen Betrieb für Videografen bietet die Nikon Z fc im Gegensatz zu den Vollformatkameras von Nikon nicht.

Einen optischen Bildstabilisator besitzen weder das Z 24 mm F1.7 DX noch die APS-C-Kameras von Nikon. Angesichts der kleinbildäquivalenten Brennweite von 36 Millimeter und der guten Lichtstärke von F1,7 ist das aber verschmerzbar. Solange man nicht länger als 1/40 Sekunde belichtet, muss man keine Verwackelungen befürchten.

Der Autofokus arbeitet intern und ist nur leise zu hören. Unschön für Videografen dürfte das erhebliche Fokusatmen sein, das das Objektiv entgegen dem Versprechen von Nikon zeigt. Der Bildwinkel wird bei abnehmender Fokusdistanz sichtbar kleiner. Die Naheinstellgrenze beträgt laut technischen Daten 18 Zentimeter ab Sensorebene. Wir konnten sogar 16,4 Zentimeter erreichen. Der Arbeitsabstand von der Objektivfront zum Motiv beträgt dabei 10,9 Zentimeter. Der maximale Abbildungsmaßstab beträgt laut Datenblatt 1:5,3. In der Praxis konnten wir einen 10,2 x 6,8 Zentimeter kleinen Bereich formatfüllend abbilden, was sogar einem Abbildungsmaßstab von 1:4,3 entspricht.

Mit einer Kleinbildkamera würde man sogar ein Objektiv mit einem Abbildungsmaßstab von 1:2,9 benötigen, um ein derart kleines Motiv formatfüllend abzubilden. Damit ist der Abbildungsmaßstab für so eine lichtstarke Festbrennweite mehr als ordentlich, wobei jedoch die Bildränder deutlich sichtbar unscharf werden. Man sollte kräftig abblenden, um das zu mildern, womit wir auch schon beim nächsten Abschnitt angekommen wären.

Bildqualität

Der optische Aufbau des Nikon Z 24 mm F1.7 DX besteht aus neun Linsen, die in acht Gruppen angeordnet sind. Zwei asphärische Linsen sollen optische Fehler minimieren. Die Blende besteht aus sieben Lamellen und lässt sich lediglich bis F11 schließen. Dennoch bildet sich bei F11 ein erstaunlich ansehnlicher Blendenstern um punktuelle Lichtquellen. Bei Offenblende zeigt sich hingegen ein angenehmes Bokeh, auch wenn die Unschärfescheibchen einen minimal helleren Rand aufweisen. Farbsäume zeigt das Bokeh nur minimal.

Auch im Gegenlicht schlägt sich das 24er gut. Die Kontraste sind selbst mit direkter Lichtquelle im Bildfeld hoch und es zeigen sich kaum störende Blendenreflexe. Den Labortest des Z 24 mm F1.7 DX haben wir an der Nikon Z fc vorgenommen. Sie löst wie die beiden Schwestermodelle Z 30 und Z 50 lediglich 20 Megapixel auf. Aufgrund der identischen Bildsensoren ist dafür die Bildqualität auf diese beiden Kameras übertragbar.

Besonders positiv fällt die nicht vorhandene Verzeichnung auf. Dabei sollte erwähnt werden, dass die Verzeichnungskorrektur defaultmäßig in der Kamera aktiviert ist – wie auch andere Korrekturen optischer Fehler. Wer möchte, kann die Korrektur aber auch abschalten. Gering sind zudem die Farbsäume, auch wenn sie an harten Kontrastkanten minimal sichtbar werden können. Bei der Randabdunklung sieht das schon ganz anders aus. Besonders bei Offenblende fällt sie mit über einer Blendenstufe ins Auge, auch wenn der Verlauf sanft ist. Auch auf F2 abgeblendet, sieht man die Randabdunklung noch gut. Ab F4 verharrt sie bei 0,6 Blendenstufen, was ebenfalls nicht wenig ist, aber normalerweise nicht mehr besonders stört.

Die Auflösung ist in der Bildmitte ab Offenblende hoch. Bei 50 Prozent Kontrast werden im Kleinbildäquivalent knapp 51 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) erreicht, ein gutes Ergebnis für einen 20-Megapixel-Sensor. Beim Abblenden lässt sich die Auflösung bis F4 auf ein Maximum von 55 lp/mm steigern, bevor sie langsam zu fallen beginnt. Dank der defaultmäßig aktivierten Beugungskorrektur bleibt die Auflösung bis zur kleinsten Blende von F11 stets über 50 lp/mm.

Am Bildrand sieht das jedoch ganz anders aus. Hier fällt die Auflösung bei Offenblende um fast 60 Prozent auf magere 21 lp/mm ab. Das ist so unscharf, dass man es selbst auf 30 x 20 Zentimeter kleinen Ausdrucken noch sieht. Man muss schon auf F4 abblenden, um eine Randauflösung von über 40 lp/mm zu erreichen. Genaugenommen sind es dann sogar bereits 45 lp/mm, was ein gutes Ergebnis ist und unter 20 Prozent Randabfall bedeutet. Die höchste Randauflösung gibt es bei F5,6 mit knapp 49 lp/mm. Das ist also die beste Blende für Landschafts- und Architekturaufnahmen oder alles, wo es auf eine hohe Randauflösung ankommt. Bei Nahaufnahmen mit geringer Schärfentiefe kann man aber gerne auf F8 abblenden. Selbst bei f11 gibt es noch über 45 lp/mm Randauflösung.

Bei aller Liebe und dem günstigen Preis ist die magere Randauflösung bei offener und leicht geschlossener Blende ein großes Manko. Denn man kauft eine lichtstarke Festbrennweite ja nicht, um sie auf das Niveau eines günstigen und bei Nikon guten Kit-Zooms abzublenden. Bei gleicher Brennweite ist das Nikon Z 16-50 mm mit F4,2 kaum lichtschwächer als das Z 24 bei F4 bei ähnlich hoher Randauflösung. Effektiv nutzen kann man die höhere Lichtstärke des 24 mm F1.7 also nur, wenn man dafür eine (teilweise deutlich) geringere Randauflösung in Kauf nimmt.

Fazit

Das Nikon Z 24 mm F1.7 ist die erste APS-C-Festbrennweite für die Z-Systemkameras von Nikon. Trotz der hohen Lichtstärke ist es kompakt, leicht und niedrigpreisig, was jedoch auf Kosten der Materialwahl geht. Selbst das Bajonett besteht aus Kunststoff. Zwar gibt es einen Spritzwasser- und Staubschutz, aber nicht am Bajonett. Videografen dürfte das entgegen Nikons Versprechen deutlich sichtbare Fokusatmen stören. Das größte Manko ist jedoch die maue Bildqualität am Bildrand. Erst ab F4 ist die Randauflösung hoch, wofür man keine Festbrennweite kaufen muss, denn das 16-50mm-Standardzoom ist hier nicht schlechter.

Kurzbewertung

  • Klein, leicht und wettergeschützt
  • Hohe Auflösung im Bildzentrum ab Offenblende
  • Frei von Verzeichnungen
  • Schönes Bokeh
  • Plastikbajonett, zudem ohne Dichtung
  • Fokusatmen und nicht-linearer Fokusring schlecht für Videos
  • Deutlicher Auflösungs-Randabfall, erst ab F4 hohe Randauflösung
  • Sichtbare Randabdunklung

Nikon Z 24 mm F1.7 DX mit Nikon Z fc

Auflösung MTF


Z fc

F1,7F2,0F2,8F4,0F5,6F8,0F11,0
24 mm50,9 / 21,3 (58 %)52,3 / 25,1 (52 %)54,6 / 37,9 (31 %)54,9 / 45,4 (17 %)53,5 / 48,6 (9 %)51 / 47,2 (7 %)50,9 / 45,5 (11 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

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