Lichtstarkes Telezoom

Nikon Z 70-180 mm F2.8 im Test

2024-03-11 Mit dem Z 70-180 mm F2.8 bietet Nikon ein relativ preisgünstiges und dennoch lichtstarkes Telezoom an – es kostet fast nur die Hälfte des Z 70-200 mm F2.8 VR S. Zudem ist das 70-180 sieben Zentimeter kürzer und 650 Gramm leichter als das 70-200. Einigen dürfte der Brennweitenbereich hingegen bekannt vorkommen: Tamron hat ein ebensolches Objektiv im Programm – nur eben nicht für Nikon Z. Es liegt also nahe, wer das Objektiv für Nikon baut. Ob es auch eine hohe Bildqualität bietet, haben wir am 45-Megapixel-Sensor der Nikon Z 8 getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Die unverbindliche Preisempfehlung des Nikon Z 70-180 mm F2.8 beträgt knapp 1.450 Euro, der Marktpreis startet sogar schon bei rund 1.300 Euro. Das etwas zoomstärkere Z 70-200 mm F2.8 VR S kostet hingegen mit gut 2.600 Euro das Doppelte. Aber nicht nur beim Preis unterscheiden sich die Objektive deutlich: Das 70-180 ist fünf Millimeter schlanker, satte sieben Zentimeter kürzer, rund 650 Gramm leichter, hat einen größeren Abbildungsmaßstab und besitzt ein kleineres Filtergewinde. Dafür bietet das 70-180 aber auch nur zwei Einstellringe und sonst nichts, wohingegen das 70-200 drei Einstellringe, ein Display, sechs Tasten und zwei Schalter bietet. Zudem bietet es eine Stativschelle, die es fürs 70-180 nicht einmal optional gibt.

Vergleicht man das Nikon 70-180 hingegen mit dem Nachfolgemodell des "Original" Tamron 70-180 mm F2.8 Di III VC VXD G2 (die erste Generation ist längst nicht mehr erhältlich), unterscheiden sich die beiden lediglich um 200 Euro beim Preis. Das Tamron ist mit seiner verbesserten optischen Konstruktion mit mehr Linsen und einem Bildstabilisator sowie einem besseren Autofokus-Antrieb teurer – jedoch eben nicht mit Nikon Z Anschluss erhältlich, sondern nur für Sony E. Wir haben den Tests der ersten Generation des Tamron-Objektivs an einer Sony-Kamera unten verlinkt (die zweite Generation haben wir noch nicht getestet), gehen aber auch in diesem Test im Abschnitt Bildqualität kurz auf die Unterschiede ein.

Übrigens ist das 70-180 genauso wie das 70-200 Teil einer "Trinity"-Reihe, es gibt also passend anschließende F2,8-Zooms mit 17-28 und 28-75 mm (übrigens beide ebenfalls vermutlich von Tamron produziert) beziehungsweise 14-24 und 24-70 Millimeter (Nikon-"Originale"). Die jeweiligen Tests haben wir ebenfalls unten verlinkt. Die Tests der Tamron-"Originale" sind ebenfalls in den Links zu finden.

Verarbeitung

Mit gewogenen 795 Gramm wiegt das Nikon Z 70-180 mm F2.8 gut 100 Gramm weniger als unsere Testkamera Nikon Z 8 mit ihren 898 Gramm. Mit einer Länge von 15,1 und einem Durchmesser von 8,4 Zentimeter ist es zudem erstaunlich kurz. Das liegt allerdings daran, dass es sich um kein Innenzoom handelt. An der Z 8 angebracht kippt die Kombination nach vorne. In die Hand genommen, wirkt die Kombination dagegen nur etwas frontlastig. Das ändert sich auch beim Zoomen kaum, obwohl der Tubus des 70-180 um fast drei Zentimeter ausfährt.

Das geringe Gewicht des Nikon Z 70-180 mm F2.8 hat aber auch seine Kehrseite: Das Objektivgehäuse besteht komplett aus Kunststoff. Immerhin wirkt dieser hochwertig und auch die Verarbeitung ist gut. Dazu sorgen zahlreiche Dichtungen für die nötige Robustheit, denn sie sollen das Eindringen von Staub und Spritzwasser verhindern.

Das 70-180 besitzt ein normales Filtergewinde, das mit 67 Millimetern nicht einmal allzu groß ausfällt. Es ist praktischerweise identisch zu den anderen beiden Trinity-Objektiven 17-28 mm F2.8 und 28-75 mm F2.8, sodass man einen Filter nur einmal kaufen muss. Das Gewinde besteht jedoch wie das gesamte Objektiv aus Kunststoff, weshalb man Metallfilter mit Bedacht anbringen sollte (siehe Fototipp in den weiterführenden Links).

Ebenfalls aus Kunststoff besteht das Bajonett für die mitgelieferte Streulichtblende. Sie besitzt eine für ein Tele ungewöhnliche Blütenform und wiegt lediglich 32 Gramm. Mit 5,7 Zentimetern Länge und einem Durchmesser von 9,8 Zentimeter trägt sie nicht allzu sehr auf. Zum Transport lässt sie sich verkehrt herum montieren. Dabei behindert sie nicht einmal die Bedienung des äußerst üppig breiten Zoomrings. Ebenfalls zum Lieferumfang gehört ein dünnes Einschlagtuch, das zwar kaum polstert, aber zumindest Kratzer verhindert.

Ausstattung und Bedienung

Das Hauptbedienelement des Nikon 70-180 mm F2.8 ist der Zoomring. Er ist üppige sieben Zentimeter breit und mit einer 5,3 Zentimeter breiten, sehr griffig geriffelten Gummierung versehen. Mit weniger als einer viertel Umdrehung kann von 70 auf 180 Millimeter gezoomt werden, wobei der Tubus um 2,9 Zentimeter ausfährt. Gut lesbare, weiße Beschriftungen sind bei den Brennweiten 70, 85, 105, 135 und 180 Millimeter angebracht. Das ist angesichts des 2,6-fachen Zoombereichs völlig ausreichend und beinhaltet die klassischen Festbrennweiten. Leider wird die Brennweite jedoch nicht im Livebild der Kamera eingeblendet, wie es beispielsweise bei Olympus Standard ist. Als kleine Besonderheit gibt es einen Zoom-Lock-Schalter, der den Tubus bei 70 Millimeter Brennweite fixiert, was beim Transport ganz praktisch ist, auch wenn das Zoom nicht von allein ausfährt.

Einen optischen Bildstabilisator bietet das Nikon Z 70-180 mm F2.8 hingegen nicht. Das ist angesichts des Tele-Brennweitenbereichs scheinbar ungünstig. Zwar verfügen alle Nikon-Z-Vollformatkameras über einen effektiven Sensor-Shift-Bildstabilisator, der ist im Brennweitenbereich des 70-180 mm allerdings theoretisch nicht mehr so effektiv wie bei kleineren Brennweiten. Wir konnten bei 180 Millimeter Brennweite dennoch knapp über fünf Blendenstufen länger belichten als laut Faustregel möglich. Bei 1/5 Sekunde statt 1/200 Sekunde waren die Aufnahmen noch scharf.

Fokus

Der Autofokus des 70-180 mm F2.8 arbeitet mit einer Innenfokussierung, die von einem leisen Schrittmotor angetrieben wird. Tatsächlich hört man den Motor selbst in ruhigen Umgebungen kaum und flott sowie präzise arbeitet er obendrein. Das Fokusatmen ist zwar relativ gering, aber durchaus noch leicht sichtbar.

Der Fokusring des Nikon Z 70-180 mm F2.8 fällt mit seiner neun Millimeter schmalen Kunststoffriffelung äußerst schmal aus. Er arbeitet rein elektronisch, es werden also Steuerbefehle an den Fokusmotor weitergegeben. Dies erfolgt nicht linear, das heißt die Drehgeschwindigkeit entscheidet neben dem Drehwinkel über den Verstellweg, sodass man bei langsamer Drehung mit großen Verstellwegen äußerst fein Fokussieren kann. Alternativ lässt sich über das Menü der Nikon Z 8 eine lineare Funktion des Fokusrings samt Einstellbereich von 90 bis 720 Grad aktivieren.

Es kann jederzeit manuell fokussiert werden, um den Autofokus zu korrigieren oder manuell vorzufokussieren. Einen AF-MF-Schalter gibt es allerdings nicht am Objektiv, stattdessen erfolgt die Umschaltung über die Kamera. Wer möchte, kann zudem die manuelle Eingriffsmöglichkeit über den Fokusring per Menü deaktivieren. Des Weiteren kann man den Fokusring auch als Funktionsring verwenden, um beispielsweise die Blende einzustellen. Dann entfällt selbstverständlich die manuelle Korrigierbarkeit des Autofokus. Schaltet man dagegen die Kamera auf manuellen Fokus um, wird über den Ring manuell fokussiert und nicht mehr beispielsweise die Blende eingestellt.

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.