Lichtstarkes Porträt-Tele

Nikon Z 135 mm F1.8 S Plena im Test

2024-01-22 Nach dem Nikkor Z 58 mm F0.95 S Noct ist das Nikon Z 135 mm F1.8 S Plena das zweite besondere Objektiv, das sich neben der Modellbezeichnung einen "richtigen" Namen verdient hat. Im Gegensatz zum Noct besitzt das Plena sogar einen Autofokus. Es soll die höchste optische Qualität und das schönste Bokeh aller bisherigen Z-Objektive bieten und ist dabei sogar etwas kleiner, leichter und preisgünstiger als das Z 85 mm F1.2 S. Ob es die Versprechen bezüglich Bokeh und Bildqualität einhält, haben wir an der über 45 Megapixel auflösenden Nikon Z 8 getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung und Ergonomie

Knapp 2.800 Euro muss man für das Nikkor Z 135 mm F1.8 S Plena auf den Tisch legen, was zwar eine Menge Geld für ein einziges Objektiv mit recht spezialisiertem Anwendungsbereich ist, aber immerhin sind das gut 200 Euro weniger als für das Z 85 mm F1.2 S. Für das Geld sollte man selbstverständlich ein hohes Verarbeitungsniveau erwarten können. Das Plena besteht überwiegend aus hochwertigem Kunststoff, hat aber auch Metall-Anteile. Diese sind in der hinteren Tubushälfte sowie beim Bajonett zu finden. Trotz des vielen Kunststoffs wirkt das Objektiv gut verarbeitet. Unterstrichen wird das mit zahlreichen Dichtungen, die vor dem Eindringen von Staub und Spritzwasser schützen sollen.

Dass auch der vordere Objektivteil mit dem großen 82mm-Filtergewinde sowie dem Außenbajonett für die mitgelieferte Streulichtblende aus Kunststoff besteht, ist nicht ganz so schön. Die zylindrische Streulichtblende besteht ebenfalls aus Kunststoff. Sie ist innen matt geriffelt, um kein Licht zu reflektieren. Die mit einer Länge von 6,8 Zentimeter und einem Durchmesser von 10,9 Zentimeter riesige Streulichtblende bringt 64 Gramm auf die Waage. Sie rastet automatisch ein und muss zum Abnehmen mit einem kleinen Knopf entriegelt werden. Zum Transport lässt sie sich verkehrt herum anbringen und verdeckt dabei fast komplett den breiten Fokusring.

Trotz des Kunststoffanteils bringt das Nikon Z 135 mm F1.8 S Plena immerhin 992 Gramm auf die Waage. Zusammen mit der ebenfalls nicht gerade schlanken und leichten Z 8 sowie der Streulichtblende zerren fast zwei Kilogramm am Schultergurt. Trotz des hohen Gewichts und der nicht wegzudiskutierenden Frontlastigkeit aufgrund des 14 mal 9,8 Zentimeter großen, schweren Objektivs liegt die Kombination gut in der Hand, was vor allem dem formidablen Griff der Kamera zu verdanken ist.

Ausstattung

Das Nikon Z 135 mm F1.8 S Plena bietet zwei Funktionstasten, einen AF-MF-Schalter und einen Funktionsring. Dieser liegt im hinteren Bereich des Objektivs und lässt sich wunderbar erreichen und damit ergonomisch bedienen. Er kann wie die seitliche Taste über die Kamera programmiert werden. Standardmäßig wird hier die Blende eingestellt. Der Ring besteht aus griffig geriffeltem Kunststoff, wobei sich die Riffelung über sechs Millimeter Breite erstreckt. Der Ring lässt sich angenehm mit leichtem Widerstand völlig geräuschlos und rastfrei drehen.

Die L-Fn-Funktionstaste seitlich am Objektiv wird für Hochformataufnahmen auf der Oberseite des Objektivs wiederholt und lässt sich hervorragend mit dem Daumen bedienen. Hier stehen zahlreiche Funktionen zur Verfügung, von denen man eine per Kameramenü auf die Taste programmieren kann. Dazu gehören etwa AF-On, die AF-Feld-Wahl, der Fokusspeicher und noch viele andere. Die bei einem Porträtobjektiv sicherlich nützlichen Motiverkennungsfunktionen lassen sich hingegen nur mit einem kleinen Trick über die Taste konfigurieren: Man kann den Aufruf des ersten Mein-Menüpunkts auf diese Taste legen. Setzt man dann die AF-Motivwahl als ersten Punkt ins Mein-Menü, kann man diese Funktion direkt am Objektiv aufrufen. Dieser "Trick" ist sehr mächtig, denn so lässt sich jede per Menü erreichbare Funktion auf die Taste programmieren. Selbst das Mein-Menü kann darüber aufgerufen werden. Einziger Wermutstropfen: Man verlässt dabei kurz das Livebild und landet im Menübildschirm.

Einen optischen Bildstabilisator besitzt das Plena nicht. Stattdessen setzt Nikon auf den Sensor-Shift-Bildstabilisator. Wir konnten problemlos 1/4 Sekunde lang verwackelungsfrei belichten. Bei einer halben Sekunde hingegen gab es deutlichen Ausschuss, aber durchaus noch die eine oder andere unverwackelte Aufnahme. 1/4 Sekunde entspricht fünf Blendenstufen gegenüber 1/125 Sekunde, die man gemäß Faustformel (Umkehrwert der Brennweite) verwackelungsfrei halten kann (eigentlich 1/135 Sekunde, aber zwischen 1/125 und 1/160 gibt es keine Zwischenwerte). Das ist ein guter Wert. Nicht vergessen sollte man die hohe Pixeldichte, die bei entsprechender Vergrößerung gnadenlos alle Verwackelungen sichtbar macht. Auch das Motiv sollte entsprechend lange stillhalten.

Fokussierung

Auf den ersten Blick scheint das Nikon Z 135 mm F1.8 S Plena sogar drei Einstellringe zu haben. Doch der Eindruck täuscht, denn der geriffelte Gummiring an der Objektivfront sitzt fest und dient nur der Optik und gegebenenfalls zum Abdrehen des Objektivs vom Kamerabajonett.

Dahinter sitzt der Fokusring, der mit seiner 2,7 Zentimeter breiten Gummiriffelung das Objektiv dominiert. Er arbeitet rein elektronisch und verstellt den Fokus standardmäßig nicht-linear. Das bedeutet, dass langsame Drehungen am Fokusring zu feineren Einstellungen führen als schnelle Drehungen, mit denen sich dafür große Distanzen zurücklegen lassen. Mithilfe der Fokuslupe und dem aktivierbaren Fokuspeaking lässt sich problemlos und zielgenau sowie präzise manuell fokussieren.

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.