Kompakte Einsteiger-Vollformatkamera mit ergonomischem Gehäuse

Canon EOS RP im Vergleichstest

2022-01-02, aktualisiert 2023-09-27 Die Canon EOS RP wurde als reine Einsteigerkamera konzipiert und bietet als solche sogar einen integrierten Fotoassistenten, der nicht nur die Kamerafunktionen erklärt, sondern auch die fotografischen Grundlagen. Sie besitzt ein sehr kompaktes, wettergeschütztes Kunststoffgehäuse, das auf einem robusten Leichtmetallkäfig sitzt. Mit 26 Megapixeln löst ihr Vollformatsensor etwas höher auf als die Konkurrenzkameras. Ihr mittelgroßer Sucher löst ausreichend auf und dank des schwenk- und drehbaren Touchscreens gelingen auch Selfies.  (digitalkamera.de Redaktion)

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Die EOS RP wurde Anfang 2019 als kleines Schwestermodell zur EOS R als zweite spiegellose Vollformat-Systemkamera von Canon vorgestellt. Sie ist speziell auf Einsteiger zugeschnitten und wurde von Anfang an zu einem attraktiven Preis verkauft. Das Canon-EOS-R-System umfasst zur Zeit (Stand 09/2023) 35 Objektive und zwölf Kameras, davon acht mit Vollformat-Sensor. Das spiegellose EOS-M-System ist übrigens nicht zu EOS R kompatibel oder adaptierbar.

Das Gehäuse der Canon EOS RP ist deutlich kompakter als das der EOS R, vor allem der Sucherbuckel duckt sich regelrecht ins Gehäuse hinein. Im Inneren sitzt ein Leichtmetallkäfig zur Stabilisierung und Wärmeabführung, die daran angebrachten äußeren Gehäuseschalen sind jedoch preisoptimiert aus Kunststoff gefertigt. Dennoch bietet die Canon EOS RP dank Dichtungen einen guten Wetterschutz. Auch an einem ergonomischen Griff mit rutschfester Gummierung hat Canon nicht gespart.

Der Sucher der Canon EOS RP bietet mit 2,36 Millionen Bildpunkten nur die Minimalauflösung, auch die Vergrößerung ist geringer als beim großen Schwestermodell EOS R, aber dennoch ist der Sucher ausreichend groß. Auch ihr Touchscreen bietet mit 7,5 Zentimetern Diagonale nur die Mindestgröße und löst nur 1,04 Millionen Bildpunkte auf, liegt aber völlig im Rahmen für das, was man von einer Einsteigerkamera erwarten kann.

Punkten kann der Touchscreen nicht nur mit seiner sehr hohen Helligkeit, sondern auch mit dem Schwenk- und Drehscharnier. Dank diesem lassen sich aus allen Perspektiven im Hoch- und Querformat Aufnahmen mit Blick auf den Bildschirm machen, auch Selfies sind kein Problem.

Beim Bedienkonzept hat Canon die EOS RP konsequent auf Einsteiger ausgerichtet. Sie ist einfach bedienbar und bietet vor allem eine eingebaute Hilfefunktion, die beispielweise die verschiedenen Aufnahmemodi und Autofokusfunktionen erläutert. Ein Kreativassistent soll bei der Wahl der richtigen Aufnahmeeinstellungen helfen und die fotografischen Grundlagen für kreativere Bilder abseits der Vollautomatik erklären.

Mit 26 Megapixeln löst der CMOS-Sensor der Canon EOS RP um gut acht Prozent höher auf als der in dieser Preisklasse weit verbreitete 24-Megapixel-Sensor. Er ist allerdings nicht zur Bildstabilisierung beweglich gelagert, so dass man nur bei der Verwendung von Objektiven mit optischem Bildstabilisator von einer Bildstabilisierung profitiert.

Bei den Pixeln des Canon-Bildsensors gibt es eine Besonderheit: Hier sind nicht etwa einige hundert Phasen-AF-Sensoren integriert, sondern die Pixel selbst bestehen aus jeweils zwei Subpixeln, die für die Bildaufnahme zusammengeschaltet werden, für den Autofokus aber getrennt agieren. So funktioniert der Phasen-Autofokus auf 88 Prozent der horizontalen und 100 Prozent der vertikalen Sensorausdehnung.

Um nicht Millionen von AF-Punkten mühsam manuell einstellen zu müssen, sind diese zu 4.779 Autofokus-Feldern zusammengefasst, bei denen neben der Phasenerkennung auch eine Kontrasterkennung arbeitet. Der Hybrid-Autofokus erkennt zudem Gesichter und Augen, jedoch keine Tiere. Mit 0,26 bis 0,35 Sekunden inklusive Auslöseverzögerung ist der Autofokus beim Fokussieren von unendlich auf zwei Meter mittelschnell bis schnell. Die Geschwindigkeit hängt hier besonders maßgeblich von der Brennweite beziehungsweise dem Objektiv ab.

Die Serienbildfunktion erreicht mit Autofokus- und Belichtungsnachführung lediglich vier Bilder pro Sekunde, besonders schnell ist die Canon EOS RP also nicht. Dafür hält sie diese Geschwindigkeit mit einer schnellen SD-Speicherkarte so lange durch, bis die Speicherkarte voll ist. Apropos Speicherkarte: Die Canon EOS RP bietet dafür nur einen einzelnen Steckplatz, was für eine Einsteigerkamera aber völlig ausreichend ist, auch wenn es hier durchaus Kameras mit zwei Steckplätzen gibt.

Neben der nicht besonders schnellen Serienbildfunktion muss man bei der Canon EOS RP auch bei Videoaufnahmen Abstriche machen. Zwar nimmt sie in 4K-Auflösung bis zu 25 Bilder pro Sekunde auf, beschneidet den Bildausschnitt aber mit einem Cropfaktor von 1,6 ziemlich stark. Zudem arbeitet der Autofokus bei Videoaufnahmen lediglich mit Kontrasterkennung, die Dual-Pixel-Funktion steht nur bei FullHD-Auflösung zur Verfügung. Immerhin gibt es einen Clean-HDMI-Anschluss sowie eine Kopfhörer- und eine Mikrofonbuchse.

Schlecht sieht es dagegen mit einer USB-Dauerstromversorgung aus, denn die bietet die Canon EOS RP trotz USB-C-Anschluss nicht. Immerhin lässt sich der Akku in der Kamera laden, sofern diese ausgeschaltet ist; wenn auch nur mit einem USB-Netzteil, das Power Delivery mit mindestens fünf Volt und drei Ampere unterstützt. Mit 250 Aufnahmen nach CIPA-Standard ist die Akkureichweite ziemlich mager.

Drahtlos nimmt die EOS RP per Bluetooth dauerhaft Verbindung zu einem Smartphone auf, um im Hintergrund niedrig auflösende Fotos zu übertragen und vom Smartphone die GPS-Koordinaten auslesen und direkt in die Bilder auf der Speicherkarte schreiben zu können. Für die schnelle Übertragung der Bilder in voller Auflösung steht WLAN bereit.

Der 26-Megapixel-Sensor erlaubt eine sehr gute effektive Auflösung, wir haben bis zu 66 Linienpaare pro Millimeter gemessen. Bis ISO 800 liefert die Canon eine sehr gute Bildqualität. Sie bleibt, wie bei den 24-Megapixel-Kameras, bis ISO 6.400 gut. Die Farbabweichung der EOS RP ist mittelmäßig gut. Die meisten Farben gibt sie sehr exakt wieder, einige wärmere Farbtöne sind allerdings für einen schöneren Bildeindruck etwas gesättigter.

Das Setobjektiv RF 24-105 mm F4-7.1 IS STM bringt den bei der Canon EOS RP wichtigen optischen Bildstabilisator mit und bietet einen großen Zoombereich, was allerdings zu Lasten der Lichtstärke geht. Seine Auflösung ist zwar bei allen Brennweiten gut, aber nur im Bildzentrum, am Bildrand zeigen sich je nach Vergrößerung leichte Randunschärfen.

Im Set mit dem RF 24-105 mm F4-7.1 IS STM kostet die Canon EOS RP ab etwa 1.100 Euro. Wer bereits Objektive mit Canon-EF-Anschluss besitzt, kann diese mit einem von diversen von Canon angebotenen Adaptern an seiner EOS RP weiterverwenden. Vor allem der einfache Adapter kostet mit gut 100 Euro nicht viel. Die Adapter mit Steuerring oder integriertem Filter sind doppelt bis dreimal so teuer. Ohne Objektiv kostet die Canon EOS RP sogar nur gut 900 Euro, aber auch mit dem zoomstarken RF 24-200 mm F4-6.3 IS USM ist sie bei einigen wenigen Händlern erhältlich. Diese praktische "Reisekombination" kostet jedoch gut 1.850 Euro.

Inzwischen ist das Canon-RF-Objektivprogramm mit 35 Modellen (32 davon für den Vollformatsensor) ausreichend umfangreich und bietet dazu viele Objektive mit hoher Bildqualität. Es wird stetig von Canon ausgebaut. Von Fremdherstellern haben wir aktuell lediglich 38 Vollformat-Objektive in unserer Datenbank, nur drei davon verfügen über einen Autofokus.

Fazit

Die Canon EOS RP zeigt sich als umfangreich ausgestattete und qualitativ hochwertige spiegellose Systemkamera für ambitionierte Amateure, Einsteiger und Profis. Das Handling der Kamera ist durch die Bank weg einfach und logisch aufgebaut, wobei nur wenige Details diesen Eindruck etwas trüben. In Sachen Bildqualität hinterlässt die Kamera ebenfalls einen hervorragenden Eindruck und zeigt die geballte Erfahrung von Canon in Sachen Vollformat und Kamerakonstruktion.

Kurzbewertung

  • Ergonomisches, kompaktes Kunststoffgehäuse
  • Einfache Bedienung samt integrierter Hilfefunktion
  • Sehr heller, schwenk- und drehbarer Touchscreen
  • Sehr gute Bildqualität bis ISO 800, gute bis ISO 6.400
  • Hoher Crop bei 4K-Video
  • Kein Sensor-Shift-Bildstabilisator
  • Langsame Serienbildfunktion
  • Geringe Akkulaufzeit

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