Schnelle Vollformatkamera mit 4K60-Videofunktion

Canon EOS R8 im Vergleichstest

2023-09-28 Anspruchsvolle Foto- und Videografen liegen bei der spiegellosen Vollformat-Systemkamera Canon EOS R8 genau richtig. Vollgestopft mit der Technik der deutlich teureren EOS R6 Mark II bietet sie einen fortschrittlichen Autofokus und eine schnelle Serienbildfunktion sowie eine 4K60-Videofunktion. Abstriche muss man nur beim fehlenden Sensor-Shift-Bildstabilisator, der Serienbildfunktion mit mechanischem Verschluss und der Gehäuseabdichtung machen.  (digitalkamera.de Redaktion)

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Die Canon EOS R8 wurde im Februar 2023 als neues Einsteigermodell zwischen der EOS RP und R6 Mark II vorgestellt. Sie löste praktisch nahtlos die ähnlich teure EOS R ab. Die Vollformatkamera richtet sich an ambitionierte Amateure. Objektive werden mit dem Canon-RF-Bajonett an die EOS R8 angeschlossen. Das Canon-EOS-R-System umfasst zur Zeit (Stand 09/2023) 35 Objektive und zwölf Kameras, davon acht mit Vollformat-Sensor. Das spiegellose EOS-M-System ist übrigens nicht zu EOS R kompatibel oder adaptierbar.

Das Gehäuse der Canon EOS R8 besteht aus Kunststoff, der auf einem Metallchassis sitzt. Sie ist nur marginal gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet, also längst nicht auf dem Niveau der über tausend Euro teureren EOS R6 Mark II. Das Gehäuse ist dem der EOS RP so ähnlich, dass die Grifferweiterung EG-E1 der EOS RP auch an die EOS R8 passt. Tatsächlich ist die EOS RP mit 132,5 x 85 x 70 mm minimal kleiner als die 132,5 x 86,1 x 70 mm große R8, aber die R8 ist mit 464 statt 485 Gramm etwas leichter. Dank großzügiger "Belederung" und einem ergonomisch geformten Griff liegt die R8 angenehm in der Hand.

Der 7,5 Zentimeter große, dreh- und schwenkbare Touchscreen löst mit 1.620.000 Bildpunkten fein auf und erreicht eine Leuchtdichte von sehr guten 900 Candela pro Quadratmeter. Sprich: selbst bei hoher Umgebungshelligkeit kann man das Display noch gut ablesen. Die Navigation via Touchscreen geht gut von der Hand, was zum einen an der präzisen Touchfunktion liegt und zum anderen an dem hervorragenden Menükonzept von Canon, das es einem sehr einfach macht, durch die große Optionsvielfalt zu navigieren.

Zudem bietet die EOS R8 auch einen elektronischen Sucher, bei dem die Helligkeit kein Manko darstellt. Dieser löst mit 2,36 Millionen Bildpunkten nicht allzu hoch auf. Dank einer lediglich 0,7-fachen Vergrößerung ist das aber kein großes Manko, dafür ist der Sucher aber eben auch nicht allzu groß, sondern zusammen mit der EOS RP der zweitkleinste im Test. Dennoch können Brillenträger ihn aufgrund der etwas kleinen Austrittspupille nicht komplett überblicken. Hier hilft gegebenenfalls der Dioptrienausgleich.

Der Kleinbild-Sensor löst mit den üblichen 24 Megapixeln auf. Ein echtes Highlight ist der Deep-Learning-Autofokus, der mit der Technologie Dual Pixel CMOS AF II arbeitet. Fast 5.000 AF-Positionen lassen sich einzeln oder in gruppen wählen. Zudem gibt es dieselbe Funktionalität wie in der EOS R6 Mark II, das heißt das Tracking ist sogar auf dem Niveau der Profikamera EOS R3.

So werden Körper, Köpfe, Gesichter und Augen von Menschen samt Priorität auf das linke oder rechte Auge erkannt. Die Tiererkennung erkennt ebenfalls Körper, Köpfe, Gesichter und Augen, neben Hunden, Katzen und Vögeln gehören auch Pferde ausdrücklich dazu. Darüber hinaus werden Flugzeuge und Züge inklusive Cockpit und Fahrer erkannt. Auch die allgemeine Erkennung von Tieren und Objekten ist mit dabei.

In Kombination mit dem RF 24-50 mm F4.5-6.3 IS STM findet die EOS R8 den Fokus bei 24 mm Brennweite in 0,13 Sekunden. Bei 50 mm Brennweite sind es 0,17 Sekunden. Hinzu kommt noch die 0,06 bis 0,07 Sekunden lange Auslöseverzögerung. So braucht die R8 letztlich rund 0,2 bis 0,25 Sekunden, um von unendlich auf zwei Meter zu fokussieren und auszulösen. Das ist ein sehr guter Wert.

Zwar erreicht die Canon EOS R8 lediglich sechs Serienbilder pro Sekunde mit mechanischem Verschluss, mit elektronischem sind es aber wie bei der EOS R6 Mark II 40 Serienbilder pro Sekunde bei voller Auflösung mit Autofokus- und Belichtungsnachführung. Damit ist sie die mit Abstand schnellste Kamera dieser Klasse. Praktisch ist zudem die Pre-Burst-Funktion, die Bilder bis zu einer halben Sekunde vor dem Durchdrücken des Auslösers bei 30 Bildern pro Sekunde aufzeichnet. Das erfolgt selbstverständlich mit elektronischem Verschluss und ist in Raw und in JPEG verfügbar.

Dank einer Schreibrate von gemessenen 150 MB/s auf eine schnelle UHS II SDHC-Karte können mit mechanischem Verschluss äußerst lange Bildserien aufgenommen werden. Selbst nach 900 Aufnahmen im Rohdatenformat wurde die R8 in unserem Test nicht langsamer. Anders sieht es bei 40 Bildern pro Sekunde mit elektronischem Verschluss aus. Hier bemerkt man zudem den im Vergleich zur EOS R6 Mark II kleineren Pufferspeicher. 56 Rohdatenaufnahmen oder 65 JPEG-Aufnahmen (bei höchster Qualität) konnten wir am Stück machen, bevor die EOS R8 eine erste längere Pause zum Speichern einlegte.

Neben den umfangreichen Foto-Funktionen, die sogar eine Motivautomatik umfassen, lässt die EOS R8 auch bei der Videofunktion niemanden im Stich. So kann die Kamera maximal 3.840 x 2.160 Pixel mit maximal 60 Bildern pro Sekunde aufzeichnen. Dabei nutzt die Kamera ein 6K Oversampling. Dieses Verfahren ist dafür bekannt, Details besser wiedergeben zu können.

Zudem können Videos mit Canon Log3 für mehr Spielraum in den Tiefen und Lichtern aufgezeichnet werden. Die Farbunterabtastung (Colorsubsampling) ist mit 4:2:0 (8-Bit) und 4:2:2 (10-Bit) möglich. Eine Ausgabe von Video-Rohdaten via HDMI-Schnittstelle bietet die EOS R8 wie die anderen Kameras dieser Klasse nicht. Aber immerhin ist eine Ausgabe über die HDMI-Schnittstelle an einen externen Rekorder mit maximal 4K60 möglich.

Als Besonderheit bietet die Canon EOS R8 drei Mikrofone. Zwei sorgen für den Stereoton, das dritte ist nach Innen gerichtet und soll Störgeräusche herausfiltern. Das funktioniert beim weißen rauschen gut, bei Handgeräuschen hingegen weniger. Zum Glück lässt sich auch ein externes Mikrofon per Klinke anschließen, auch ein Kopfhöreranschluss fehlt nicht.

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Ein kleines Manko bei Foto- und Videoaufnahmen ist der fehlende Sensor-Shift-Bildstabilisator, der teureren Canon-Modellen vorbehalten ist. Immerhin bieten aber viele Objektive bei Canon einen optischen Bildstabilisator, selbst im früher unüblichen Ultraweitwinkelbereich. Bei etlichen lichtstarken festbrennweiten muss man dennoch ohne Bildstabilisierung auskommen. Bei Videos greift hier immerhin ein digitaler Bildstabilisator.

Ein USB-C-Anschluss sorgt für eine schnelle Datenübertragung an den heimischen Computer und kann zusätzlich zur Dauerstromversorgung genutzt werden. Zudem lässt sich der Akku auch in der Kamera laden, da verhält sich die Kamera aber sehr wählerisch und lädt den Akku nicht, wenn zu wenig Stromstärke vorhanden ist (statt ihn dann einfach langsamer zu laden). Der Akku liefert bei voller Ladung genug Energie für 370 Aufnahmen (laut CIPA Testverfahren).

Neben der Sony Alpha 7C ist die Canon EOS R8 die einzige Einsteiger-Vollformat-Systemkamera, die eine eingebaute USB-Videofunktion bietet. Damit kann man seine EOS R8 beispielsweise als Webcam einsetzen möchte, um in Zoom-Calls so richtig zu glänzen. Auch Livestreaming ist ohne zusätzliche Software möglich.

Man muss lediglich die UVC/Streaming-Funktion im Menü aktivieren, die Kamera per USB mit dem Computer verbinden und schon erkennt der Computer die Kamera als Webcam. Die Kamera überträgt dabei ein FullHD-Video mit 30 Bildern pro Sekunde samt Ton. Zudem kann man sich entscheiden, ob man die Kamera im manuellen Modus oder der Programmautomatik nutzen will.

Der Einsatz der R8 als USB-Streaming-Kamera ist allerdings begrenzt. Zum einen wird die Kamera währenddessen nicht über die USB-C-Schnittstelle mit Strom versorgt und zum anderen befindet sich das USB-Kabel direkt vor dem nach vorne geklappten Monitor. Möchte man per CleanHDMI-Streamen, so sind USB-C- und auch das MicroHDMI-Kabel vor dem nach vorne geklappten Monitor zu sehen. Das ist ziemlich störend. Winkelstecker können hier Abhilfe schaffen.

Auch drahtlos bietet die EOS R8 volles Programm. Die Kamera bietet neben 2,4 GHz WLAN auch stromsparendes Bluetooth. Während die WLAN-Verbindung das "Powerhouse" ist und große Datenmengen von der Kamera transferiert sowie die Live-View-Fernbedienung ermöglicht, kümmert sich die stromsparende Bluetooth-Funktion um die dauerhafte Kopplung. So können beispielsweise Positionsdaten vom Smartphone an die Kamera übertragen werden, damit diese in die Metadaten der Aufnahme geschrieben werden können.

Bei der Bildqualität zeigt sich die Kamera mit dem Set-Objektiv RF 24-50 mm F4.5-6.3 IS STM bis ISO 1.600 sehr gut und bis ISO 6.400 immer noch gut. Bis ISO 12.800 sind die Aufnahmen noch brauchbar. Die maximal gemessene Auflösung beträgt gut 57 Linienpaare pro Millimeter, ein guter Wert für 24 Megapixel. Die Farben sind insgesamt recht naturgetreu, lediglich bei warmen Rottönen sind die Farben deutlich gesättigter als im Original.

Das RF 24-50 mm F4.5-6.3 IS STM zeigt in allen Brennweiten einen Auflösungs-Randabfall von weniger als 25 Prozent, was für ein solches Zoom überraschend gut ist. Dafür muss man zwar auf einen großen Zoomfaktor beziehungsweise Telebrennweite verzichten, erhält aber ein sehr kompaktes Objektiv. Optische Fehler werden von der Kamera gut ausgeglichen und so gibt es keine nennenswerten Farbsäume oder Verzeichnungen. Um Verwackelungen auszugleichen, besitzt das Objektiv einen eingebauten optischen Bildstabilisator.

Die Canon EOS R8 ist ohne Objektiv für etwa 1.700 Euro zu haben und zusammen mit dem Canon RF 24-50 mm F4.5-6.3 IS STM kostet sie ab gut 1.900 Euro. Wer bereits Objektive mit Canon-EF-Anschluss besitzt, kann diese mit einem von diversen von Canon angebotenen Adaptern an seiner EOS R8 weiterverwenden. Vor allem der einfache Adapter kostet mit gut 100 Euro nicht viel. Die Adapter mit Steuerring oder integriertem Filter sind doppelt bis dreimal so teuer.

Inzwischen ist das Canon-RF-Objektivprogramm mit 35 Modellen (32 davon für den Vollformatsensor) ausreichend umfangreich und bietet dazu viele Objektive mit hoher Bildqualität. Es wird stetig von Canon ausgebaut. Von Fremdherstellern haben wir aktuell lediglich 38 Vollformat-Objektive in unserer Datenbank, nur drei davon verfügen über einen Autofokus.

Fazit

Die Canon EOS R8 kann man problemlos als die kleine Schwester der EOS R6 Mark II bezeichnen. Denn die Ausstattung unterscheidet sich nur in einigen Punkten, die nur für wenige Fotografen wichtig sein dürften. Für Einsteiger bietet die EOS R8 ein breites Spektrum an Funktionen und Hilfsmitteln, die Lust aufs Fotografieren und Filmen machen. Dabei lässt die Kamera aber auch ambitionierte Fotografen und Filmer nicht außen vor, auch wenn die sich mit einer kürzesten Verschlusszeit von lediglich 1/4.000 Sekunde und dem Fehlen der Raw-Videoausgabe arrangieren müssen. Die EOS R8 ist eine schöne Kamera, die die recht große Lücke zwischen der inzwischen sehr günstigen EOS RP und R6 Mark II schließt.

Kurzbewertung

  • Sehr gute Bedienung
  • Gutes Setobjektiv
  • Schnelle, ausdauernde Serienbildfunktion
  • Sehr gute Bildqualität bis ISO 1.600, gut bis 6.400
  • Schneller Autofokus
  • Wählerische USB-Ladefunktion
  • Bildschirm nicht besonders hell
  • Außengehäuse lediglich aus Kunststoff

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