Drei Lichtriesen im Vergleich

Vergleich: Voigtländer 29 0.8 vs. 7Artisans 35 0.95 vs. Olympus 25 1.2

Seite 2 von 2, vom 2021-03-08 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Bevor wir zur eigentlichen Abbildungsleistung kommen, müssen wir noch ein paar Sätze zur Belichtung beziehungsweise Transmission verlieren. Normalerweise gilt, dass sich der Lichteinfall beim Öffnen der Blende um eine volle Stufe jeweils genau verdoppelt, so dass man die Belichtungszeit entsprechend halbieren kann, um ein genauso korrekt belichtetes Bild zu erhalten. Bei hochlichtstarken Objektiven, insbesondere mit Öffnungen größer als F1,4, ist das aber nicht mehr unbedingt der Fall. Das liegt nicht nur an der dann stärker werdenden Randabdunklung, sondern auch daran, dass die Gläser trotz moderner Vergütungen nicht 100 Prozent des Lichts durchlassen – was sich bei größeren Linsendurchmessern und dickeren Linsen stärker bemerkbar macht.

Bei allen drei Objektiven tritt dieser Effekt auf. Von F2 bis F16 sind alle Objektive konstant hell, das Voigtländer sogar von F1,4 bis F16, während das 7Artisans und das Olympus bei F1,4 bereits minimal weniger Licht durchlassen, als der eingestellte Blendenwert verspricht. Bei F1,4 ist der Effekt aber so gering, dass man ihn vernachlässigen kann. Anders sieht es jedoch aus, wenn man weiter aufblendet. Selbst im Bildzentrum wird der Effekt sichtbar. Nutzt man eine Mehrfeldmessung über das gesamte Bildfeld, spielt zudem die Randabdunklung eine Rolle, so dass insgesamt gesehen noch weniger Licht auf den Sensor fällt, als man erwarten würde. Das lässt sich zwar problemlos mit einer längeren Belichtungszeit ausgleichen, aber über dieses Verhalten sollte man sich vor allem bei der Available-Light-Fotografie bewusst sein. Auf die Schärfentiefe hat das jedoch keinen Einfluss.

Zum Vergleich haben wir alle drei Objektive identisch belichtet und auch denselben Bildausschnitt gewählt. In den Bildreihen oben ist sehr gut sichtbar, wie die Bilder mit größerer Blende immer dunkler werden, wenn man die Belichtungszeit rein mathematisch gesehen korrekt einstellt. Unter der Blende und Belichtungszeit steht der von uns ermittelte Helligkeitswert des weißen Feldes, in dem die Belichtungswerte stehen. Bei den Bildern handelt es sich um 1.200 mal 1.200 Pixel große Ausschnitte aus dem Bildzentrum, das heißt, dass die Randabdunklung hier praktisch keine nennenswerte Rolle spielt. Während das Voigtländer bei F1,4 noch die Nase leicht vorne hat, ist es bei Offenblende das dunkelste Objektiv.

Wie bereits erwähnt, hat das keinen Einfluss auf die Schärfentiefe bei Offenblende. Doch wie schaut die Schärfentiefe überhaupt aus und vor allem, wie schön ist der Unschärfebereich weichgezeichnet? Hier ergeben sich alleine aufgrund der unterschiedlichen Brennweiten und Blenden auch unterschiedlich starke Unschärfen. Also schauen wir uns am besten ein paar Vergleichsfotos der Objektive bei identischem Motiv, identischem Licht und Offenblende sowie F5,6 an:

Hierbei werden zwei Dinge offenkundig: Bei der Stärke der Unschärfe spielen das 7Artisans und das Voigtländer in einer Liga, während das Olympus zwar auch einen recht unscharfen Hintergrund zeigt, aber nicht so stark wie die lichtstärkeren Konkurrenten. Das war aber auch zu erwarten. Bei der Art, wie der unscharfe Hintergrund wirkt, spielen jedoch das Olympus und das Voigtländer in einer Liga, während das 7Artisans vergleichsweise leicht abfällt, indem die Strukturen nicht so schön weich ineinander laufen. Man muss dafür aber schon recht genau hinsehen und vergleichen, denn unschön ist das Bokeh des 7Artisans keineswegs. Seinen Favoriten möge sich jeder letztlich nach eigenem Geschmack selbst heraussuchen.

Wenn es um nackte Zahlen in Form von Messwerten aus dem Labor geht, ist es vorbei mit der Subjektivität. Wir haben zum Vergleich die Auflösungskurven bei 50 Prozent Kontrast aller drei Objektive an derselben Olympus OM-D E-M5 Mark III gemessen und unten eingeblendet (die vollständigen Labortests sind gegen ein kleines Entgelt erhältlich). Im Bildzentrum liegen das Olympus und das Voigtländer so dicht beieinander, dass sie kaum zu unterscheiden sind. Am Bildrand hingegen gewinnt das Olympus mit etwas Vorsprung, auch wenn der Auflösungs-Randabfall für eine Festbrennweite recht hoch ausfällt. Weit abgeschlagen liegt dagegen das 7Artisans, vor allem bei Offenblende. Ab F2 zieht seine Auflösung im Bildzentrum deutlich an und Bei F4 und F5,6 liegt es nur noch knapp hinter den deutlich teureren Objektiven. Am Bildrand hingegen kann das 7Artisans in keinem Fall mithalten.

Auch wenn das Olympus den Auflösungsvergleich gewinnt, ist das Voigtländer doch das überraschendere der Objektive im positiven Sinne, denn es ist trotz der enorm hohen Lichtstärke bereits ab Offenblende erstaunlich hochauflösend. Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt das weit abgeschlagene 7Artisans.

Neben der Auflösung spielen aber auch optische Fehler eine Rolle. Hier hat wiederum das Olympus einen Vorteil, weil die Kamera optische Fehler korrigieren kann. Dennoch ist die Randabdunklung erstaunlich hoch, ebenso beim Voigtländer. Sieger ist hier das 7Artisans. Einerseits überraschend, weil es den geringsten Preis hat, andererseits erwartbar, weil es für den APS-C-Bildkreis gerechnet ist und die größten Randabdunklungen außerhalb des Micro-Four-Thirds-Sensors landen. Bei der Randauflösung kam dieser Vorteil indes noch nicht zum Tragen.

Bei der Verzeichnung hat das Olympus klar die Nase vorne, weil es an der Kamera überhaupt nicht verzeichnet. Das 7Artisans folgt mit einer 0,7-prozentigen Tonnenform an zweiter Stelle, das Voigtländer liegt mit seiner lediglich ein Prozent starken Tonnenform knapp dahinter an dritter Stelle. Eine nur 0,7 bis ein Prozent tonnenförmige Verzeichnung fällt visuell kaum auf und wenn doch, lässt sie sich mit wenig Verlusten in der Bildbearbeitung beseitigen.

Frei von Farbsäumen ist keines der drei Objektive, aber das Olympus hat die geringsten. Dahinter folgt das Voigtländer und das 7Artisans zeigt, wenn auch nicht abgeschlagen, die stärksten chromatischen Aberrationen. Bei den Farblängsfehlern, das sind Farbsäume, die im Unschärfebereich auftreten, liegen das Voigtländer und das Olympus ungefähr auf gleichem Niveau. Beide sind zwar nicht frei von Bokeh-CA, aber es ist gering. Das 7Artisans hingegen zeigt deutlich sichtbares Bokeh-CA. Wir können das zwar nicht messen, aber visuell ist es etwa doppelt so stark.

Fazit

Auch wenn das Voigtländer 29 mm 1:0,8 Super Nokton asphärisch und das 7Artisans 35 mm F0,95 sowie das Olympus 25 mm F1.2 ED Pro ungefähr in dieselbe Objektivklasse fallen, gibt es doch große Unterschiede hinsichtlich Preis, Praktikabilität und Bildqualität. Auch wenn das 7Artisans und das Voigtländer das hochwertigste Gehäuse besitzen, ist das Olympus dank seiner Abdichtung gegen Spritzwasser und Staub unterm Strich das robustere Objektiv. Während das 7Artisans den Preisvergleich klar für sich gewinnen kann, liegt es bei der Praktikabilität knapp und bei der Bildqualität deutlich hinten. Das Voigtländer ist ebenfalls wenig praktikabel, bietet aber immerhin einen besseren Blendenring als das 7Artisans.

Preislich hingegen ist das Voigtländer mit Abstand am teuersten und kostet mehr als das Olympus und das 7Artisans zusammen, wobei alleine das Olympus so viel kostet wie drei bis vier 7Artisans-Objektive. Dennoch ist das Voigtländer neben der unglaublichen Lichtstärke in einer weiteren Disziplin der klare Sieger: beim Bokeh. Hier kann ihm zwar das Olympus von der Weichheit das Wasser reichen, nicht aber von der Stärke der Unschärfe beziehungsweise der geringen Schärfentiefe. In der Praxis jedoch gewinnt das Olympus mit seinem Autofokus, der vollen Kameraunterstützung und der unterm Strich besten Bildqualität. Das Voigtländer liegt bei der Bildqualität nur knapp dahinter, das 7Artisans ist weit abgeschlagen.

Voigtländer 29 mm 1:0,8 Super Nokton asphärisch mit Olympus OM-D E-M5 Mark III

Auflösung MTF


OM-D E-M5 Mark III

Olympus 25 mm 1.2 ED Pro mit Olympus OM-D E-M5 Mark III

Auflösung MTF


OM-D E-M5 Mark III

7Artisans 35 mm F0,95 mit Olympus OM-D E-M5 Mark III

Auflösung MTF


OM-D E-M5 Mark III

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Voigtländer 7Artisans Olympus
Modell 29 mm F0,8 Super Nokton asph. 35 mm f/0,95 25 mm 1.2 ED Pro
Unverbindliche Preisempfehlung 1.799,00 € 269,00 € 1.299,00 €
Bajonettanschluss Micro Four Thirds Fujifilm XF, Micro Four Thirds, E-Mount, Canon EF-M, Nikon Z, Canon RF Micro Four Thirds
Brennweite 29,0 mm 35,0 mm 25,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F0,8 F0,95 F1,2
Kleinste Blendenöffnung F16 F16 F16
KB-Vollformat nicht relevant nein nicht relevant
Linsensystem 11 Linsen in 7 Gruppen
inkl. asphärische Linse(n)
11 Linsen in 8 Gruppen
inkl. ED Linse(n)
19 Linsen in 14 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 12 12 9
Naheinstellgrenze 370 mm 370 mm 300 mm
Bildstabilisator vorhanden nein nein nein
Autofokus vorhanden nein nein ja
Wasser-/Staubschutz nein nein ja
Filtergewinde 62 mm 52 mm 62 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 72 x 89 mm 63 x 62 mm 70 x 87 mm
Objektivgewicht 708 g 369 g 415 g

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