Mit zwei- bis vierfacher Vergrößerung

OM Digital Solutions präsentiert OM System 90 mm F3.5 ED Macro IS Pro

2023-02-08, aktualisiert 2023-02-16 Mit dem OM System 90 mm F3.5 ED Macro IS Pro präsentiert OM Digital Solutions nach 15 Jahren Wartezeit endlich ein Tele-Makro-Objektiv, denn ein ursprünglich für das Four-Thirds-(Spiegelreflex-)System geplantes 100mm-Makro kam nie auf den Markt. Das 90mm Macro bietet eine hervorragende 2-fache Vergrößerung im Super-Makro-Modus, was im Kleinbildäquivalent sogar einer 4-fachen Vergrößerung entspricht. Zudem ist es mit den Telekonvertern kompatibel, was die Vergrößerung nochmals auf 4- beziehungsweise 8-fach verdoppelt. Dank einer bisher nie dagewesenen Anzahl von ED- und HR-Linsen soll es eine exzellente Bildqualität liefern.  (Benjamin Kirchheim)

Vor gut 15 Jahren war auf der Four-Thirds-Roadmap von Olympus noch ein 100 mm Tele-Makro zu finden. Es sollte erst 2008, dann "nach 2009" auf den Markt kommen. Schließlich erreichte es niemals die Marktreife, denn inzwischen wurde das damalige Olympus E-System mit seinen digitalen Spiegelreflexkameras durch das spiegellose Micro-Four-Thirds-System abgelöst. Dadurch ergaben neue E-Objektive wirtschaftlich keinen Sinn mehr. Die letzten Four Thirds Objektive kamen 2008 auf den Markt, 2009 das erste Micro Four Thirds Objektiv. Entsprechend skeptisch war so mancher eingefleischter Olympus-Fotograf, ob denn das angekündigte 90mm-Makro (180 mm Kleinbildäquivalent) von OM Digital Solutions als Nachfolgefirma für die Imaging-Sparte von Olympus tatsächlich auf den Markt kommt.

Dass es definitiv tatsächlich marktreif ist, können wir bestätigen, denn seit einigen Tagen befindet sich ein Serienexemplar bei uns im Test. Unseren kostenpflichtigen Labortest dazu haben wir bereits veröffentlicht (siehe weiterführende Links), unser ausführlicher Testbericht soll voraussichtlich im Laufe des morgigen Tages erscheinen.

Der optische Aufbau aus 18 Linsen in 13 Gruppen ist besonders aufwendig: Vier ED-Linsen, zwei Super-ED-Linsen sowie je eine HR- und Super-HR-Linse sollen für eine hohe Bildqualität über den gesamten Fokusbereich von der Bildmitte bis zum Bildrand sorgen. Ebenfalls mit dabei ist die ZERO-Vergütung (Zuiko Extra-low Reflection Optical), die Reflexionen auf ein Minimum reduzieren soll. Zudem verspricht OM Digital Solutions durch die vielen Speziallinsen eine Unterdrückung von chromatischen Aberrationen.

Die Farbreproduktion soll sehr genau sein und selbst ein schönes Bokeh soll das Objektiv zeigen, obwohl die Blende lediglich aus sieben Lamellen besteht. Sie lässt sich maximal auf F22 schließen. Wenn das nicht genügen sollte, helfen wahlweise die Fokus-Bracketing- oder die Fokus-Stacking-Funktionen der kompatiblen Kameras der Marken OM System und Olympus. Erst kürzlich gab es entsprechende Firmwareupdates für jüngere Modelle (siehe weiterführende Links).

Die Naheinstellgrenze beträgt lediglich 22,4 Zentimeter ab Sensorebene, womit ein maximaler Abbildungsmaßstab von 2:1 ermöglicht werden soll. Das entspricht beim 17,3 x 13 Millimeter kleinen Four-Thirds-Sensor einer minimalen Aufnahmefläche von 8,65 x 6,5 Millimeter. Bei einer Vollformatkamera bräuchte man für eine entsprechend kleine Aufnahmefläche bereits ein Lupenobjektiv mit vierfacher Vergrößerung. Doch damit nicht genug: Das OM System 90 mm F3.5 ED Macro IS Pro ist mit den Telekonvertern MC-14 und MC-20 kompatibel, die den Vergrößerungsfaktor nochmal um das 1,4- beziehungsweise Zweifache steigern. Die minimale Aufnahmefläche beträgt mit MC-20 dann 4,325 x 3,25 Millimeter. An Vollformat würde man dafür ein Lupenobjektiv mit Achtfacher Vergrößerung benötigen.

Um diese Vergrößerung erreichen zu können, muss man den Fokusbegrenzer des OM System 90 mm F3.5 ED Macro IS Pro in die Super-Makro-Stellung umschalten. Ansonsten fokussiert das Objektiv wahlweise von 25 bis 50 Zentimeter oder von 25 Zentimeter bis unendlich. Bei 25 Zentimetern wird übrigens ein Abbildungsmaßstab von 1:1 erreicht. Für eine schnelle und präzise Fokussierung sollen zwei Linearantriebe sorgen, die zwei Fokusgruppen unabhängig voneinander bewegen.

Des Weiteren besitzt das 90 mm Macro einen optischen Bildstabilisator, der sechs Blendenstufen längere Belichtungszeiten ermöglichen soll. Zusammen mit einer Sync-IS-kompatiblen Kamera sollen es sogar sieben Blendenstufen sein. Neben dem Fokusbegrenzer besitzt das Objektiv einen Schalter für den Bildstabilisator und einen programmierbaren L-Fn-Funktionsknopf.

Ein separater AF-MF-Schalter ist dagegen nicht nötig, denn das OM System 90 mm F3.5 ED Macro IS Pro verfügt über die sogenannte Fokus-Clutch. Zieht man den breiten Fokusring nach hinten, wird der manuelle Fokus aktiviert und läuft linear mit einem festen Einstellbereich samt Fokusskala am Objektiv. Lässt man den Ring vorne, kann aber auch an der Kamera der manuelle Fokus aktiviert werden. Der arbeitet dann nicht-linear, das heißt die Drehgeschwindigkeit bestimmt, wie weit der Fokus verstellt wird. Mit einer langsamen Drehung kann dadurch äußerst fein, mit einer schnellen Drehung dagegen sehr schnell fokussiert werden. Per Menü lässt sich übrigens die Fokus-Clutch deaktivieren, damit man auch mit versehentlich nach hinten gezogenem Fokusring automatisch fokussieren kann. Die Fokusskala funktioniert dann selbstverständlich nicht.

Das OM System 90 mm F3.5 ED Macro IS Pro besitzt ein robustes Metallgehäuse mit einem Staub- und Spritzwasserschutz, der wie bei allen jüngeren spritzwassergeschützten Produkten der Marke OM System IP53 entspricht. Auch Frost bis -10 °C soll der Funktionalität nichts anhaben können. Zudem ist die Frontlinse dank einer Fluorbeschichtung schmutzabweisend. Das Objektiv ist zwar 13,6 Zentimeter lang, aber nur knapp sieben Zentimeter schlank. Das Filtergewinde misst 62 Millimeter. Mit 453 Gramm ist es nicht allzu schwer, zusammen mit der OM-1 bringt es 1.052 Gramm auf die Waage.

Ab Ende Februar 2023 soll das OM System 90 mm F3.5 ED Macro IS Pro zu einem Preis von knapp 1.500 Euro erhältlich sein. Zum Lieferumfang gehören die Gegenlichtblende LH-66E, das (sehr dünne) Einschlagtuch CS-53 sowie die obligatorischen Deckel für das Bajonett und die Objektivfront. Übrigens passt der Zangenblitz STF-8 an das Objektiv, der nötige 62mm-Adapter befindet sich im Lieferumfang des ca. 500 Euro teuren Blitzgeräts.

Nachtrag vom 16.02.2023 Inzwischen liegen uns weitere Detailinformationen zum OM System 90 mm F3.5 ED Macro IS Pro vor. So übertrifft die weltweitere Nachfrage die Erwartungen und damit auch aktuelle Produktionskapazität, was aus Sicht von OM Digital Solutions natürlich eine positive Nachricht ist. Man baut zwar die Produktionskapazitäten aus, aber dennoch dürfte es in der kommenden Zeit zu Lieferengpässen kommen. Ersten Vorbestellern wurde indes das Geld abgebucht, denn die Erstauslieferung beginnt in Kürze.

Des Weiteren gibt es unter den Käufern und Kaufinteressenten eine hohe Nachfrage nach einer Stativschelle. Tatsächlich bietet der Objektivtubus einen entsprechenden Bereich, wo eine passen könnte. Besitzer des Olympus 40-150 mm F2.8 Pro können sich glücklich schätzen: Auch wenn es offiziell nicht bestätigt wird, passt die Stativschelle dieses Objektivs. Die Schelle ist nicht einzeln erhältlich, jedoch gibt es Nachbauten davon zu kaufen. Zudem dürfte es früher oder später wohl offiziell eine passende Stativschelle geben.

Ebenfalls sehr interessant sind Angaben von OM Digital Solutions zur effektiven Lichtstärke des OM System 90 mm F3.5 ED Macro IS Pro. Denn Kenner wissen: Mit sinkender Fokusdistanz im Makrobereich sinkt auch die Lichtmenge, die auf den Sensor trifft. Besonders bei Zwischenringen ist dieser Effekt bekannt. Während die effektive Blende im normalen Makrobereich bei einem Abbildungsmaßstab von 1:2 nur von F3,5 auf F4 fällt, sinkt sie bei 1:1 auf F4,5. Anders sieht es aus, wenn man den Super-Makro-Modus aktiviert, bei dem im Objektiv Linsen verschoben werden. Hier beträgt die effektive Lichtstärke bei einem Abbildungsmaßstab von 1:2 nur noch F5,6 und bei 1:1 F6,3 sowie bei 1,5:1 F7,1 und bei maximaler Vergrößerung von 2:1 nur noch F8.

Hersteller OM System
Modell 90 mm F3.5 Macro IS ED Pro
Unverbindliche Preisempfehlung 1.499,00 €
Bajonettanschluss Micro Four Thirds
Brennweite 90,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F3,5
Kleinste Blendenöffnung F22
KB-Vollformat nicht relevant
Linsensystem 18 Linsen in 13 Gruppen
inkl. ED Linse(n)
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 224 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 62 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 70 x 136 mm
Objektivgewicht 453 g


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.