First Look

Ricoh GR III: Erster Eindruck und Beispielfotos

Seite 2 von 2, vom 2019-03-07 (Autor: Jan-Markus Rupprecht)Zur Seite 1 wechseln

Per Touchscreen lässt sich der Autofokus bequem dorthin legen, wo man ihn haben möchte. Zum Bedienen des Menüs und zum Einstellen diverser Parameter über die Schnell-Einstellungen kann man ebenfalls den Touchscreen benutzen, aber das ist nicht so ergonomisch, wie über die Hardware-Tasten – ein Problem, das alle Kamera-Hersteller haben, die zwar Touch einbauen, deren Menüs aber eigentlich für die Tastenbedienung entwickelt sind. Das Menü selbst ist sehr aufgeräumt und übersichtlich, aber bei einer so fortgeschrittenen Kamera nicht immer selbsterklärend. Um die Kamera komplett kennen zu lernen, sollte man sich schon einige Zeit nehmen, denn die Möglichkeiten sind vielfältig. Dank Bluetooth und WLAN soll übrigens auch die Kopplung zum Smartphone inklusive GPS-Daten-Übertragung vom Smartphone zur Kamera und Bilddaten-Übertragung im Hintergrund von der Kamera zum Smartphone funktionieren (das konnte ich aber noch nicht ausprobieren, weil die neue Ricoh-App noch nicht in den Appstores zur Verfügung steht).

Die Kamera reagiert jederzeit sehr flüssig und schnell. Einschalten, Scharfstellen, aber auch das Menü, alles läuft komplett verzögerungsfrei. Das ist ein ganz anderes Feeling, als beim direkten Konkurrenzmodell, der Fujifilm XF10, die ich ziemlich träge in Erinnerung habe (die XF10 kostet allerdings auch kaum mehr als die Hälfte der Ricoh).

Sehr beeindruckt hat mich der Makro-Modus der GR III, in dem sie im Bereich von 6 bis 12 Zentimeter fokussieren und spektakuläre Makroaufnahmen machen kann. Mittels Touch-Autofokus lässt sie sich dabei gut bedienen und der große Sensor führt im Nahbereich zu einer sehr geringen Schärfentiefe mit sehr schönen Ergebnissen bei der Bildgestaltung. Bei den normalen Fotos hingegen vermisse ich genau diesen Freistellungseffekt. Die maximale Blendenöffnung GR III beträgt eben doch nur F2,8. Lichtstärker ist das Objektiv leider nicht. Da die Brennweite auf 28 mm (Kleinbildäquivalent, real aufgrund des APS-C-Sensors sogar nur 18,3 mm) festgelegt ist, ergibt sich eine ziemlich große Schärfentiefe. Nicht so groß, dass es nicht wichtig wäre darauf zu achten, wo man scharfstellt, aber eben doch zu groß, um den Hintergrund deutlich verschwimmen zu lassen (siehe Beispielbild "Motorrad", bei dem trotz größter Blende von F2,8 die weit entfernten Gebäude im Hintergrund noch recht scharf sind). Immer da, wo es um "dokumentarische" Fotos geht, weiß die die Ricoh GR III mit ihrer hohen Auflösung und Schärfe aber natürlich zu überzeugen.

28 mm als einzige Brennweite ist zudem generell ziemlich weitwinkelig und hat eine entsprechende Bildwirkung, die sich nicht für alles eignet. Im Zweifel sollte man überlegen, durchaus einmal etwas weiter zurück zu gehen und später einen 35-mm-Bildausschnitt zu wählen, Auflösungsreserven hat die Kamera mit ihren 24 Megapixeln ja durchaus. Ein Bildausschnitt, der 35 mm Brennweite entspricht, hat noch 15 Megapixel. Bei 50 mm wären es allerdings nur noch 7 Megapixel. Die Bildausschnitte auf diese beiden Standardbrennweiten bietet die Kamera auch direkt intern an und stellt den Bildausschnitt dann schon auf dem Monitor dar, aber sowas kann man ja auch jederzeit später in der Bildbearbeitung machen (und 7 Megapixel machen ja ohnehin wenig Sinn).

Die Aufnahmen sind bisweilen etwas knapp belichtet, was immerhin sicherstellt, dass keine Lichter ausbrennen. Per Bildbearbeitung lässt sich in solchen Fällen noch viel mehr aus den Fotos herausholen. Dabei bietet es sich dann natürlich an, DNG-Rohdatendateien zu verwenden, die die GR III auf Wunsch auch speichert. Das verlängert zwar die Speicherdauer, aber auf diese Weise erhält man schöne 29 Megabyte große Raw-Dateien, die sich mit jedem Rohdaten-Konverter öffnen und entwickeln lassen. Ich habe die hier gezeigten Beispieldateien einmal im Original als ZIP-Datei bereitgestellt, einige davon sind auch in der DNG-Version dabei. Wer möchte, kann sich die Bilder gern herunterladen und selbst einen Eindruck von der Bildqualität der Ricoh GR III verschaffen.

Fazit

Die Ricoh GR III fasziniert mich sehr. Als Familienkamera scheidet sie aus. Dazu fehlt die Vollautomatik und verstellt sich die Belichtungskorrektur zu leicht versehentlich. Aber in der Hand eines versierten Fotografen ist sie die ideale Zweitkamera für die Hosen- oder Jackentasche, für sehr schnelle, qualitativ sehr gute Fotos, wo immer die 28mm-Brennweite passt. Einen eingebauten Blitz vermisse ich kaum. Einen Sucher im Prinzip schon. Aber dieser hätte die Kamera nicht nur noch teurer, sondern auch größer gemacht, sodass sie womöglich ihr Alleinstellungsmerkmal verloren hätte: Die GR III ist mit Abstand die kleinste Kamera mit APS-C-Sensor, noch dazu mit Sensor-Shift Bildstabilisator. Wer auf der Suche nach einer hochwertigen Immer-dabei-Kamera ist, sollte sich die kleine Ricoh definitiv einmal anschauen.


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Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.