Jetzt mit 20-Megapixel-Sensor

Panasonic Lumix DC-G91 als neue spiegellose Mittelklasse

2019-04-05 Mit der Lumix DC-G91 poliert Panasonic seine spiegellose Mittelklasse auf. Das Nachfolgemodell der G81, die wie die G70 weiterhin am Markt bleibt, verfügt nun über einen 20 Megapixel auflösenden Micro-Four-Thirds-Sensor und nimmt die Videofunktionen stärker in den Fokus, womit sie noch mehr zur Foto-Video-Hybridkamera wird als ihr Vorgängermodell. Von der verbesserten Bedienung mit mehr Direktwahlknöpfen oder etwa Bluetooth und einer USB-Lade- und -Powerfunktion profitieren aber auch vorwiegend Fotointeressierte.  (Benjamin Kirchheim)

Dabei behält die neue Lumix G91 die Stärken des Vorgängermodells bei: Etwa das robuste (die Gehäusefront besteht aus einer Druckguss-Magnesiumlegierung), gegen Staub und Spritzwasser geschützte, kompakte Gehäuse mit dem ergonomischen Handgriff und dem flexibel dreh- und schwenkbaren OLED-Touchscreen, der bei einer Diagonalen von 7,6 Zentimetern 1,04 Millionen Bildpunkte auflöst. Auch beim elektronischen Videosucher (EVF) bleibt alles beim Alten: Die Auflösung des OLEDs ist mit 2,36 Millionen Bildpunkten nicht mehr "State-of-the-Art", reicht aber aus und die im Kleinbildäquivalent 0,74-fache Vergrößerung kann sich nach wie vor sehen lassen. Dank des Augensensors aktiviert sich der Sucher auf Wunsch automatisch, sobald man ihn ans Auge nimmt. Der Touchscreen bleibt dabei in dunklem Zustand für die praktische Touchpad-AF-Funktion aktiv.

Im Gegensatz zur G81 kommt bei der G91, die in anderen Ländern auch als G90 oder G95 bezeichnet wird, endlich der 20 Megapixel auflösende Live-MOS-Sensor ohne auflösungsmindernden Tiefpassfilter zum Einsatz, der wie beim Vorgängermodell zur Bildstabilisierung beweglich gelagert ist. Fünf Bewegungen kann er für bis zu fünf Blendenstufen längere Belichtungszeiten ausgleichen: Verschiebung und Verschwenkung jeweils horizontal und vertikal sowie Rotationsbewegungen als fünfte Achse. Wird ein kompatibles Panasonic-Objektiv (das sind alle aktuell verkauften) mit Bildstabilisator verwendet, arbeiten die beiden Stabilisatorsysteme als Dual-IS zusammen, um die Effektivität, vor allem im Telebereich ab etwa 100 Millimeter Kleinbildäquivalent, nochmals zu verbessern. Es bleibt zwar bei einer Effektivität von maximal fünf Blendenstufen längeren Belichtungszeiten, aber die Stärke der Verwackelungen, die ausgeglichen werden können, wird damit größer.

Beim Autofokus setzt Panasonic weiterhin auf sein DFD-System, das auf einem Kontrastautofokus basiert, aber mit der schnellen Analyse zweier unterschiedlich fokussierter Bilder den Fokuspunkt anhand der Objektivcharakteristik vorausberechnen kann. Dadurch soll die G91 innerhalb von 0,07 Sekunden fokussieren können. Die neun Bilder pro Sekunde schnelle Serienbildrate reduziert sich dennoch auf sechs Bilder pro Sekunde, sobald nachfokussiert werden soll. Des Weiteren verfügt der Autofokus über eine Gesichts- und Augenerkennung, lässt sich über 49 Felder steuern oder wahlweise auf kleinste Motivdetails legen und kann diese im Tracking-Modus verfolgen. Wer gerne manuell fokussieren möchte, kann sich nicht nur einer Fokuslupe bedienen, sondern auch eine Fokus-Peaking-Funktion zur farblichen Markierung kontrastreicher (und damit im Fokus liegender) Motivdetails.

Die 4K-Videofunktion steht bei der neuen Lumix G91 noch mehr im Vordergrund als beim Vorgängermodell. So gibt es nun trotz noch nicht komplett weggefallener Zölle auf Camcorder auch in Europa keine Zeitbegrenzung bei der Videoaufnahme mehr. Zudem sind vorinstalliertes V-Log L für einen größeren Dynamikbereich zur Farbdarstellung in der Nachbearbeitung und ein Kopfhöreranschluss zur Tonkontrolle des (per internem oder externem Stereomikrofon aufgenommenen) Audiosignals hinzugekommen. Die maximale Bildfrequenz bei 4K-Videoaufnahmen (3.840x2.160 Pixel) beträgt 30 Bilder pro Sekunde, in Full-HD sind 60 Bilder pro Sekunde für flüssige Bewegungsabläufe und bis zu 120 Bilder pro Sekunde für maximal 4-fache Zeitlupen (bei 30 Bildern pro Sekunde Abspielgeschwindigkeit) möglich, aber auch 90 oder 60 Bilder pro Sekunde für drei- oder zweifache Zeitlupenaufnahmen lassen sich einstellen. Aufgezeichnet wird dabei immer im MP4-Format. Über den HDMI-Anschluss lässt sich das Videosignal für eine externe Aufzeichnung in 4:2:2 8 Bit ausgeben

Auch Fotografen profitieren von den Möglichkeiten, die 4K-Aufzeichnungen bieten. Die 4K-Fotofunktion erkennt nun Veränderungen des Bildinhalts und markiert diese, damit man hinterher schneller die interessanten Bilder aus der Videosequenz erkennen und extrahieren kann. Auf Wunsch durchfährt die Kamera während einer 4K-Fotoaufnahme auch den Schärfebereich des Motivs, sodass man einfach hinterher den Schärfepunkt verschieben oder per Stacking erweitern kann. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sogenannte "Stromotion"-Bilder zu erstellen. Dabei werden Bewegungsabläufe aus vielen Einzelbildern zu einem einzigen Gesamtbild kombiniert.

Überhaupt bietet die G91 allen Fotografen vielfältige Aufnahmeoptionen. Seien es Halbautomatiken oder die manuelle Belichtung für kreative Fotografen oder auch eine Vollautomatik mit Motiverkennung oder aber wählbare Motivprogramme. Auch die allgegenwärtigen Filterfunktionen fehlen nicht, falls der Fotograf hier seine Kreativität entfalten möchte. Zudem lassen sich die aufgenommenen Bilder dank WLAN und Bluetooth ganz einfach per Smartgerät mit anderen teilen. Auch eine Kamerafernsteuerung per App ist möglich. Dank Bluetooth kann die G91 zudem die Geodaten des Smartphones anzapfen, um Standortdaten direkt bei der Aufnahme in die EXIF-Daten der Bilder zu speichern. Selbstverständlich können die Bilder auch per WLAN auf den Computer gesichert werden, sobald man diese Funktion eingerichtet hat.

Ein überarbeiteter Griff und neue Tasten für einen schnelleren Zugriff auf Schlüsselfunktionen auf der Kameraoberseite (Belichtung, ISO und Weißabgleich) sollen für eine verbesserte Ergonomie sorgen. Dennoch ist die G91 kompatibel zum Hochformat-Akkugriff der G81, dem DMW-BGG1. Der Lithium-Ionen-Akku der G91 reicht nach CIPA-Standard zwar nur für 290 Aufnahmen, soll mit der speziellen Energiesparfunktion der G91 aber bis zu 900 Aufnahmen ermöglichen – mit Akkugriff lassen sich diese Werte nochmal verdoppeln.

Neu ist die Möglichkeit, den Akku per Micro-USB in der Kamera aufzuladen. Sogar eine Dauerstromversorgung per USB ist möglich, was die Nutzungsmöglichkeiten der Intervallaufnahmefunktion sowie der neuen Live-Composite-Funktion erweitert, wenn man beispielsweise eine Powerbank mitnimmt und die Kamera darüber mit Strom versorgt. Live Composite dürfte vor allem Olympus-Fotografen ein Begriff sein: Bei dieser Funktion wiederholt die Kamera eine Belichtung beliebig oft, rechnet aber immer nur die helleren Bildteile zum bisherigen Bild hinzu. Das Ergebnis sind Leuchtspuren beispielsweise von wandernden Sternen oder Fahrzeuglichtern, ohne bei langen Belichtungen den Hintergrund überzubelichten. Dabei kann der aktuelle Belichtungsstand live auf dem Bildschirm verfolgt werden. Auch für Feuerwerksaufnahmen oder kreative Ideen beim Spiel mit Licht und Schatten eignet sich diese Funktion.

Ab Juni 2019 soll die neue Panasonic Lumix DC-G91 zu einem Preis von knapp 1.000 Euro ohne Objektiv erhältlich sein. Panasonic plant aber auch Setangebote mit dem 12-60mm-Standardzoom sowie dem neuen (siehe weiterführende Links), spritzwassergeschützten 14-140mm-Superzoom.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.