Doppelter Pufferspeicher

OM System OM-1 Mark II bringt Detailverbesserungen gegenüber der OM-1

Seite 2 von 2, vom 2024-01-30 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Beim elektronischen Sucher kommt ein 5,76 Millionen Bildpunkte auflösendes OLED zum Einsatz. Die Sucheroptik wurde von der E-M1X übernommen, so dass es eine enorme 0,83-fache Vergrößerung im Kleinbildäquivalent gibt. Der Sucher arbeitet mit wahlweise 60 oder 120 Bildern pro Sekunde. Im letzteren Modus beträgt die Verzögerung lediglich 0,005 Sekunden.

Der rückwärtige Bildschirm misst 7,5 Zentimeter in der Diagonale und löst 1,62 Millionen Bildpunkte auf. Sein Seitenverhältnis beträgt 3:2, was einen Kompromiss aus dem 4:3-Sensorformat und der 16:9-Videofunktion darstellt. Es handelt sich um einen schwenk- und drehbaren Touchscreen, wodurch sich der Bildschirm aus allen Perspektiven im Quer- und Hochformat einsehen lässt, inklusive Selfies. Zudem kann der Bildschirm zum Schutz verkehrt herum an die Kamera geklappt werden.

Mit an Bord ist das beim Vorgängermodell neu gestaltete Menü. Es ähnelt vom Aufbau dem Mitbewerber Canon, nutzt also horizontale Reiter statt vertikalem Scrollen. Einige Altlasten wie die komplizierte Wahl der Auflösung und Komprimierung sind aber weiterhin vorhanden, zudem fehlt nach wie vor eine Touchbedienung des Menüs. Sehr nützlich ist die Möglichkeit, auch ausgegraute Menüpunkte anwählen zu können. Diese lassen sich zwar nicht aktivieren, aber es wird die Information angezeigt, warum sich der Menüpunkt nicht anwählen lässt. Damit wird die Bedienung erheblich vereinfacht, weil man seltener zum Handbuch greifen muss.

Mit an Bord der OM-1 Mark II ist auch die bekannte High-Res-Shot-Funktion, die vom Stativ 80 Megapixel liefert und aus der Hand immerhin noch 50 Megapixel. Im Fotomodus ist sie über einen langen Druck auf die Videotaste und einen gleichzeitigen Dreh an einem der Einstellräder ganz einfach erreichbar. Das Rauschen soll im High-Res-Modus um zwei Blendenstufen geringer sein und die Verrechnung dauert dank des schnellen Bildprozessors und Sensors nur fünf Sekunden. Neu ist die Möglichkeit, Raw in 14 statt 12 Bit Farbtiefe speichern zu können.

Zudem kommt der Live-ND-Filter aus der OM-D E-M1X, E-M1 Mark III und OM-1 zum Einsatz, der in der OM-1 Mark II dank des verdoppelten Pufferspeichers nun bis zu Faktor 128 (7 Blendenstufen) erreicht. Bei früheren Kameras war maximal ND32 bzw. ND64 (bei der OM-1) möglich, also fünf (sechs) Blendenstufen. Der Minimalwert liegt weiterhin bei ND2. Mit den digitalen Graufiltern lassen sich auch ohne optische Graufilter bei hellem Licht (und/oder offener Blende) Langzeitbelichtungen realisieren.

Ganz neu in der OM-1 Mark II ist eine Grauverlaufsfilterfunktion "Live GND", für die ebenfalls der große Pufferspeicher essentiell ist. Allerdings bietet sie "nur" die Faktoren 2, 4 und 8, was ein bis drei Blendenstufen entspricht. Die Stärke des Verlaufs lässt sich in drei Stufen weich/mittel/hart einstellen. Zudem kann der Verlauf nach oben und unten verschoben sowie beliebig geneigt werden. Auf Wunsch wechselt der Filter automatisch vom Querformat ins Hochformat, wenn man die Kamera dreht. Der Horizont selbst wird hingegen nicht automatisch erkannt und die genaue Kameraneigung auch nicht.

Auch Live Bulb, Live Time und Live Composite sind an Bord (die Funktionen erklären wir in einem Fototipp in den weiterführenden Links). Sie lassen sich sogar mit dem Sensor-Shift-Bildstabilisator kombinieren. All diese Funktionen haben eine eigene Seite im Menü und lassen sich damit einfach aufrufen und konfigurieren. Auch die Mehrfachbelichtung, die HDR-Funktion und Fokus-Stacking sind auf dieser Menüseite zu finden. Die Fokus-Stacking-Funktion verrechnet bis zu 15 Aufnahmen in fünf Sekunden. Für mehr als 15 Aufnahmen steht zudem eine Fokusreihenaufnahmefunktion zur Verfügung, deren Bilder man aber selbst am PC verrechnen (lassen) muss, beispielsweise mit Adobe Photoshop oder Helicon Focus.

Dass die OM System OM-1 Mark II über einen Micro-HDMI-Anschluss und zwei 3,5mm-Klinkenanschlüsse für Mikrofon und Kopfhörer verfügt, haben wir bereits erwähnt. Zudem gibt es noch einen 2,5mm-Klinkenanschluss für eine Kabelfernbedienung und eine moderne USB-C-Schnittstelle. Über sie lässt sich nicht nur der Akku laden, sondern auch die Kamera mit Dauerstrom versorgen, währenddessen der Akku sogar geladen wird, was bei Kameras noch recht selten der Fall ist. Sobald eine der Schnittstellen geöffnet ist, gibt es jedoch keinen IP53-Schutz mehr. Neu ist die Möglichkeit, die OM-1 II als USB-Webcam samt Ton zu verwenden, wenn auch nur in 720p. Dabei wird die Kamera per USB mit Strom versorgt.

Aufgrund des verdoppelten Puffers reduziert sich die Akkureichweite der OM-1 II minimal. Mit dem BLX-1 sollen 500 statt 520 Aufnahmen nach CIPA-Standard möglich sein. Dank seiner asymmetrischen Form lässt er sich nicht verkehrt herum einschieben. Geladen wird er in der Kamera, denn der liegt zwar ein leistungsfähiges USB-Netzgerät mit 27 Watt Power Delivery bei, aber keine externe Ladeschale. Mit der BCX-1 gibt es aber eine optionale Doppel-Ladeschale, in ihr können also zwei BLX-1 gleichzeitig geladen werden. Die Ladezeit beträgt 150 Minuten. Die Ladeschale wird ebenfalls per USB-C Power Delivery mit bis zu 27 Watt mit Strom versorgt.

Eine weitere Möglichkeit, die Aufnahmezeit zu verlängern, besteht mit dem bekannten Multifunktionsgriff HLD-10. Der darin eingelegte Akku kann bevorzugt entladen werden, denn man kann ihn leichter wechseln als den Kameraakku. Er kann aber auch über die Kamera per USB-C geladen werden. Der Multifunktionsgriff ist selbstverständlich gemäß IP53 gegen Staub und Spritzwasser geschützt, bis -10 °C frostfest und bietet neben dem Hochformatgriff auch die wichtigsten Bedienelemente für eine bequeme Bedienung bei Hochformataufnahmen.

Bluetooth und WLAN runden das Schnittstellenangebot der OM System OM-1 Mark II ab. Passend dazu gibt es die App OM Image Share für iOS und Android. Mit ihr ist eine Fernauslösung, Fernsteuerung (mit Livebild), Geo-Tagging und Bildbearbeitung möglich. Dank einer dauerhaften Bluetooth-Verbindung mit Übertragung der Positionsdaten erfolgt das Geotagging direkt während der Aufnahme. Zudem kann die App Firmwareupdates an die Kamera übertragen. Die OM-1 Mark II verfügt übrigens weiterhin über zwei SD-Kartenschächte, die beide nicht nur mit SDHC und SDXC sowie UHS I kompatibel sind, sondern auch mit dem schnelleren UHS II.

Ab Mitte Februar 2024 soll die OM System OM-1 Mark II zu einem Preis von knapp 2.400 Euro erhältlich sein, was 200 Euro mehr sind als beim Vorgängermodell. Das Set mit dem neuen 12-40 mm F2.8 ED Pro II soll knapp 3.000 Euro kosten. Der Multifunktionsgriff HLD-10 kostet ca. 300 Euro. Das Doppel-Ladegerät BCX-1 ist für gut 130 Euro erhältlich. Einzeln kostet der Akku BLX-1 gut 80-90 Euro.

Die kabellose Fernbedienung RM-WR1 arbeitet mit der OM-1 per Bluetooth, wodurch die Wasserdichtigkeit gewahrt bleibt. Die Fernbedienung ist sogar nach IP57 abgedichtet, kann also bis zu einem Meter unter Wasser getaucht werden. Sie bietet aber auch einen Kabelanschluss, um zu den anderen Kameras abwärtskompatibel zu sein, der IP-Schutz entfällt aber bei Verwendung eines Kabels. Der Preis der RM-WR1 beträgt knapp 80 Euro.

Stand jetzt soll die OM System OM-1 übrigens kein Firmwareupdate mit den Verbesserungen des Nachfolgemodells erhalten. Bei den Funktionen, die den verdoppelten Pufferspeicher benötigen, ist das verständlich, bei anderen Verbesserungen jedoch, etwa dem Autofokus, jedoch jammerschade für treue OM-System-Kunden. Vielleicht lässt sich OM Digital Solutions doch noch zu einem Update erweichen. Schließlich könnten die Kunden das Geld dann in Objektive statt eine neue Kamera stecken. Selbstverständlich bleibt die OM System OM-1 auch ohne Update eine weiterhin extrem gute Kamera.

Vorstellungs-Video

Nils Häußer von OM Digital Solutions stellt die Neuerungen der OM System OM-1 Mark II Digitalkamera und das M.ZUIKO DIGITAL ED 150-600mm F5.0-6.3 IS Supertelezoom-Objektiv vor.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.