Spiegelloses Systemkamera-Flaggschiff

OM System OM-1 Mark II im Test

2024-01-30, aktualisiert 2024-03-20 Bei der OM System OM-1 Mark II handelt es sich um eine leichte Produktpflege der OM-1. Der einzige äußerlich offensichtliche Unterschied ist der Wegfall des Olympus-Logos, vorne auf dem Sucherbuckel steht nun OM System. Auch bei der Hardware hat sich kaum etwas geändert, lediglich der Pufferspeicher wurde verdoppelt. Doch das hat nicht nur Auswirkungen auf den Serienbildpuffer, sondern auf sämtliche Rechenfunktionen. So wurden die digitalen Graufilterfunktionen erweitert. Die Autofokusfunktionalität wurde ebenfalls verbessert. Wir konnten bereits ein Serienmodell testen und uns die Unterschiede anschauen. Wie es um die Bildqualität bestellt ist, klären wir ebenfalls im ausführlichen Test.  (Benjamin Kirchheim)

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der OM System OM-1 Mark II haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 39-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

Die OM System OM-1 Mark II wurde gegenüber der OM-1 nur leicht überarbeitet, zu über 95 Prozent sind die Kameras identisch. Daher haben wir hier unseren Test der OM-1 genommen und an den entscheidenden Punkten überarbeitet. Die Messergebnisse sind selbstverständlich alle mit dem neuen Modell und neuen Objektiv gemacht worden.

Die wesentlichen Hardware-Neuerungen der OM-1 Mark II sind der verdoppelte Pufferspeicher und die nun gummierten Multifunktionsräder. Deutlich mehr hat sich bei der Software getan. Den Autofokus will OM Digital Solutions bei der Genauigkeit, Motiverkennung sowie Motiv-Verfolgung verbessert haben. Der Bildstabilisator schafft nun bis zu 8,5 Blendenstufen nach CIPA-Standard und die Live-ND-Funktion wurde um einen Grauverlaufsfilter bis ND8 erweitert, während der normale Live-ND nun ND128 statt ND64 schafft.

Die High-Res-Shot-Funktion arbeitet nun wahlweise mit 14 Bit Raw statt 12 Bit und via USB-C kann die OM-1 Mark II nun als Webcam verwendet werden, wenn auch nur in 720p. Darüber hinaus gibt es noch ein paar Detailverbesserungen, die wir an entsprechender Stelle im Test erwähnen. Geschrumpft ist dagegen die Akkulaufzeit von 520 auf 500 Aufnahmen, während der Preis der Kamera um 200 Euro auf nunmehr knapp 2.400 gestiegen ist.

Ergonomie und Verarbeitung

Die OM System OM-1 Mark II ist unverkennbar das Nachfolgemodell der OM-1, denn das Gehäuse ist bis auf winzige Details wie etwa den Schriftzug oder die nun gummierten Multifunktionsräder identisch. Mit einem Gewicht von gut 600 Gramm ohne Objektiv (980 Gramm mit 12-40 F2.8) und Abmessungen von 13,9 mal 9,2 mal 7,3 Zentimetern ist das Gehäuse weder winzig, noch riesig, sondern genau richtig.

Vor allem dem ausgeformten Handgriff mit seiner ordentlichen Grifftiefe und für eine L-Hand sogar ausreichend Platz für den kleinen Finger ist es zu verdanken, dass die OM-1 II wie angegossen in der Hand liegt. Der Mittelfinger hakt perfekt unter einem deutlich ausgeformten Vorsprung ein, so dass man mit der Griffhand nicht verkrampft. Die gut ausgeformte Daumenmulde auf der Rückseite trägt ihr Übriges dazu bei.

Im Vergleich zur OM-1 sind die Einstellräder nun mit einem Gummiüberzug versehen, was sie noch griffiger macht, selbst mit Handschuhen lassen sie sich gut drehen. Dabei handelt es sich wie bei den restlichen Gummierungen um richtig aufgebrachtes Material und nicht bloß um eine Beschichtung, die sich früher oder später lösen würde.

Der Auslöser sitzt perfekt dort, wo man ihn auch erwartet. Bis zum ersten Druckpunkt ist er sehr leichtgängig, zum zweiten spürbar schwergängiger. Dadurch löst man nicht versehentlich aus und kann den Auslöser wunderbar beispielsweise zum Fokussieren antippen, aber dennoch lässt sich in einem Zug weich und ohne Verreißen der Kamera auslösen.

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Verbessert hat OM Digital Solutions die Einhandbedienungsfunktion der OM-1 Mark II. Brauchte man bisher die linke Hand, um die Menütaste zu drücken, kann man sie nun auf die mit der rechten Hand erreichbare Löschen-Taste programmieren. Der Einschalthebel sitzt weiterhin links vom Sucher, aber auch seine Funktion lässt sich auf eine der konfigurierbaren Tasten legen. Dennoch würden wir einen um den Auslöser herum angeordneten Einschalthebel bevorzugen, wie er bei Kameras von Pentax und Nikon üblich ist. Der Platz dafür wäre jedenfalls frei.

Das Thema Robustheit nimmt OM Digital Solutions auch bei der OM-1 Mark II ernst, sie bietet wie das Vorgängermodell die Schutzklasse IP53. Der Frostschutz bis -10 °C ist ebenfalls mit an Bord, der nicht nur für beispielsweise den Akku wichtig ist, sondern auch für die digitalen Anzeigen, die bei derart niedrigen Temperaturen normalerweise träge werden. Der IPX3-Schutz soll Sprühwasser aus bis zu 60 Grad gegenüber der Senkrechten abhalten. Laut unseren Informationen soll die Kamera sogar eine Minute Untertauchen überstehen (ohne Gewähr).

IP5X bedeutet einen Staubschutz, der das Eindringen von für die Funktion schädlichem Staub verhindert. Selbstverständlich ist auch die Ultraschall-Sensor-Reinigungs-Funktion mit an Bord, die den Sensor bei jedem Einschalten mit 35.000 Schwingungen pro Sekunde bewegt und so Staub abschüttelt, falls der sich trotz staubabweisender Beschichtung auf den Sensor gesetzt hat. Ein Klebestreifen unterhalb des Sensors hält herunterfallenden Staub fest. Er wird bei jedem Serviceaufenthalt der Kamera routinemäßig und kostenlos erneuert.

Um einen solchen Schutz zu gewährleisten, müssen aber auch die verwendeten Objektive entsprechend abgedichtet sein. Das ist sogar bei sieben "Altmodellen" der Fall sowie bei den beiden neuen Modellen OM System 12-40 mm F2.8 ED Pro II und 40-150 mm F4 ED Pro. Bei den Altmodellen sind es das Olympus 8 mm F1.8 ED Pro Fisheye, 7-14 mm F2.8 ED Pro, 8-25 mm F4 ED Pro, 12-100 mm F4 ED Pro, 40-150 mm F2.8 ED Pro, 300 mm F4 ED Pro und 150-400 mm F4.5 ED TC1.25 IS Pro sowie die beiden Telekonverter.

Die OM System OM-1 Mark II besitzt einen wuchtigen Sucherbuckel, der Platz für eine mit einem Faktor von 1,65 stark vergrößernde Sucheroptik bietet. Im Kleinbildäquivalent entspricht das dann einer 0,83-fachen Vergrößerung. In der Praxis hängt die Vergrößerung vom verwendeten Sucherstil ab, denn man kann wählen, ob die Aufnahmeinformationen im Livebild eingeblendet werden oder – mit dann etwas kleinerem Livebild – darunter.

Leider gibt es keine andere Möglichkeit, die Anzeigegröße zu beeinflussen. So schön ein derart großes Sucherbild ist, so nachteilig ist es für Brillenträger, deren Auge naturgemäß deutlich weiter vom Sucherokular entfernt ist. Trotz der großen Austrittspupille von 21 Millimetern kann man je nach Entfernung der Brille vom Auge das Sucherbild selbst bei Informationsanzeigen unter dem Livebild nicht in Gänze überblicken. Abhilfe mag für manche die Dioptrienkorrektur von -4 bis +2 Dioptrien schaffen.

Dank eines OLEDs mit einer hohen Auflösung von 5,76 Millionen Bildpunkten löst das Livebild im Sucher sehr fein auf. Das gilt aber nicht für alle Sucheranzeigen, an deren Kanten sich teilweise leichte Treppchen zeigen. Mit optional 120 Bildern pro Sekunde ist das Sucherbild zudem äußerst flüssig. OM Digital Solutions verspricht außerdem eine Verzögerung von nur 0,005 Sekunden, also weniger als 1/10 der Auslöseverzögerung. Zum Vergleich: Ein Wimpernschlag dauert etwa 0,15 Sekunden, also 30 mal so lange. Innerhalb dieses Wimpernschlags kann die OM-1 Mark II 18 Bilder im Sucher darstellen – oder aufnehmen und auf die Speicherkarte bannen.

Auch der rückwärtige Bildschirm löst mit 1,62 Millionen Bildpunkten auf, die sich auf den in der Diagonale 7,5 Zentimeter großen Bildschirm verteilen. Dieser besitzt mit 3:2 ein etwas ungewöhnliches Seitenverhältnis für den 4:3-Bildsensor. Der horizontale Platz wird für Einblendungen genutzt, die dadurch weniger das Livebild abdecken. Zudem wird dadurch das 16:9- oder 17:9-Videobild nicht allzu klein dargestellt, wie es bei einem 4:3-Bildschirm der Fall wäre. Dank einer maximalen Leuchtdichte von 660 cd/m² lässt sich der Bildschirm auch im Sonnenlicht noch einigermaßen ablesen, auch wenn es deutlich hellere Displays gibt.

Der Bildschirm lässt sich seitlich um 180 Grad schwenken und um 270 Grad drehen, womit er sich sowohl im Querformat als auch bei Hochformat-Aufnahmen aus allen Perspektiven betrachten lässt. Selbst Selfies sind damit kein Problem. Zudem kann der Bildschirm zum Schutz verkehrt herum an die Kamera geklappt werden. Sogar an eine schicke Belederung mit genarbtem Gummi hat OM Digital Solutions auf der Monitorrückseite gedacht.

Im Livebild auf dem Bildschirm oder im Sucher lassen sich zahlreiche Informationen einblenden. Dazu gehören nicht nur Aufnahmeparameter, sondern auch diverse Gitterlinien, eine digitale 3D-Wasserwaage, ein Live-Histogramm und eine Indikatoranzeige für den Sensor-Shift-Bildstabilisator, die dabei hilft, die Kamera während einer längeren Belichtung nicht vom Motiv wegzubewegen. Zudem kann auf Wunsch das Livebild mit oder ohne Belichtungssimulation angezeigt werden.

Beim Bildschirm handelt es sich um einen Touchscreen. Per Fingertipper kann auf ein Motivdetail fokussiert und auf Wunsch auch ausgelöst werden. Ansonsten ist die Touchintegration nach wie vor eher suboptimal. Das Menü bietet überhaupt keine Touchfunktionalität und im Super Control Panel gibt es nur wenige Touchfunktionen. So lässt sich beispielsweise die Gesichtserkennung per Touch wählen, aber nur mit Tasten verstellen. Die Belichtungszeit kann hingegen über das Super Control Panel, das selbst per Tastendruck aufgerufen werden muss, per Touch verstellt werden.

Insgesamt ist die OM System OM-1 Mark II aber eine Kamera, die über die Tasten, den Vierwegewähler, das Fokus-Pad und die Einstellräder bedient werden will. Das wiederum funktioniert hervorragend, zumal sich viele der Funktionen umprogrammieren lassen und dank Umschalthebel sogar mehrere Funktionssätze abgerufen werden können. Der einfachen Bedienung ist das Individualisieren hingegen weniger förderlich, man sollte sich also gut merken, welche Standardfunktionen man verstellt. Dank ISO- und Belichtungskorrekturtaste sowie dedizierten Tasten für die Aufnahmebetriebsart und die AF-Feldwahl lassen sich alle wichtigen Aufnahmeparameter aber ohne große Rätsel perfekt einstellen.

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der OM System OM-1 Mark II haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 39-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.