Robustes Supertelezoom

Sigma 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports im Test

Seite 2 von 2, vom 2023-03-19 (Autor: Harm-Diercks Gronewold)Zur Seite 1 wechseln

Apropos Fokussierung: das 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports hat laut Sigma einen beachtlichen geringen Mindestabstand von 58 Zentimeter bei 150 Millimeter Brennweite und 280 Zentimeter bei 600 Millimeter Brennweite. In der Praxis werden diese Werte sogar unterschritten. Den geringsten Aufnahmeabstand haben wir bei 150 mm Brennweite mit 54 Zentimeter vom Sensor gemessen. Von der Objektivorderseite waren es 23 Zentimeter. Damit lässt sich eine Bildbreite von 92 Millimeter auf den Sensor bannen, was einem Abbildungsmaßstab von etwa 1:2,6 entspricht.

Der Mindestabstand bei 600 Millimetern Brennweite liegt laut Hersteller bei 2,8 Meter. Wir haben im Test den Abstand mit 2,6 Meter ermittelt. Das reicht aus, um ein Objekt mit Abmessungen von 172 x 115 Millimetern formatfüllend abzulichten. Der Abbildungsmaßstab entspricht dabei 1:4,8. Das ist ziemlich ordentlich für ein Objektiv, dessen Stärke es eigentlich ist, weit entfernte Dinge groß abzubilden.

Den größten Abbildungsmaßstab soll das Sigma 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports jedoch bei 180 Millimeter Brennweite erreichen, 1:2,9 gibt Sigma hier an. Bei dieser Brennweite konnten wir 58 Zentimeter ab Sensorebene beziehungsweise 28 Zentimeter ab Objektivfront fokussieren und ein 62 x 41 Millimeter kleines Motiv formatfüllend abbilden. Das entspricht einem Abbildungsmaßstab von beeindruckenden 1:1,7 und übertrifft damit die Herstellerangabe deutlich.

Im Gegensatz zum Fokusring ist der Zoomring mechanisch direkt verbunden. Der Ring ist mit seiner üppig breiten (5,5 Zentimeter) geriffelten Gummierung sehr griffig. Er verjüngt sich etwas nach vorne, wodurch er ausgesprochen gut in der Hand liegt und sich auch für das bequeme Abstützen des Objektivs durch die "Zoomhand" eignet. Mit einer viertel Umdrehung kann von 150 bis 600 Millimeter gezoomt werden. Zum Ablesen eingestellten Brennweite hat Sigma eine Skala mit 150, 180, 200, 250, 300, 400, 500 und 600 Millimeter auf den unteren Bereich des Zoomrings gedruckt.

Wem 600 Millimeter noch nicht genug Brennweite sind, der kann das 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports zumindest in der L-Mount-Version mit den Tele-Konvertern TC-1411 und TC-2011 kombinieren. Damit wird die Brennweite auf maximal 840 beziehungsweise 1.200 Millimeter gebracht. Allerdings verschlechtert sich die Lichtstärke damit auch um den Faktor 1,4 beziehungsweise 2. Damit wird aus dem Objektiv schlimmstenfalls ein F10-12,6. Ein Stativ und eine hohe ISO-Empfindlichkeit werden damit quasi zur Pflicht.

Bildqualität

Die Bildqualität des Sigma 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports haben wir in Kombination mit der 42 Megapixel auflösenden Vollformatkamera Sony Alpha 7R III in unserem Labor ermittelt. Die Ergebnisse des Labortests geben wir in diesem Abschnitt des Objektivtests zusammengefasst wieder. Wer Interesse an dem kompletten Labortest mit Grafiken und Erläuterungen hat, kann den Test gegen ein kleines Entgelt hier auf digitalkamera.de herunterladen. digitalkamera.de-Premium-Kunden haben kostenlosen Zugriff auf den Labortest.

Bevor wir uns um die optische Qualität des Sigma 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports bemühen, möchten wir noch einige Worte zum Thema Bokeh und Streulicht verlieren. Als Bokeh bezeichnet man das Aussehen des unscharfen Bereichs vor und hinter der Schärfenebene. Das Bokeh des Sigma 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports ist sehr ansehnlich, auch wenn die klassischen Lichtplättchen eine minimale Tendenz zu inhomogener Helligkeit haben. Diese sorgt jedoch bei kleinen Lichtplättchen nicht für einen unruhigen Hintergrund.

Streulicht ist etwas, was man vermeiden sollte, da die Effekte zu einer Reduktion der Bildqualität durch Kontrastverlust führen. Wie groß diese Reduktion ist, ist davon abhängig, wie viel Wert der Hersteller auf den Streulichtschutz gelegt hat. Glücklicherweise ist Sigma immer recht erfolgreich, was die Bekämpfung von Streulichteffekten angeht. So hält sich der Kontrastverlust beim 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports bei schräg einfallendem Licht in Grenzen. Blendenflecke gibt es in sehr geringer Form zu sehen. Zudem sind sie "aufgereiht wie an einer Perlenkette" und nicht wild im Bildfeld verteilt. Der Blendenstern, der durch die neun Blendenlamellen erzeugt wird, ist vorhanden, allerdings fasern die einzelnen Strahlen etwas auf.

Der optische Aufbau des Sigma 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports besteht aus insgesamt 25 Linsen, die in 15 Gruppen angeordnet sind. Sigma verzichtete bei der Konstruktion auf den Einsatz von asphärischen Linsen. Dafür gibt es sechs Linsen aus Spezialglas (vier FLD und zwei SLD). Während die Linsen aus FLD-Glas einen sehr sehr niedrigen Brechindex und damit eine höhere Transparenz aufweisen, ist das SLD-Glas für die Beseitigung von chromatischen Aberrationen (Farbsäume) im Einsatz.

Die Sony Alpha 7R III besitzt interne Korrekturfunktionen für die Reduktion von Farbsäumen, Randabdunklungen und eine Verzeichnungskorrektur. In Kombination mit dem Sigma 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports sind die ersten beiden Korrekturfunktionen aktiv und die Verzeichnungskorrektur ist per Standardeinstellung nicht aktiviert. Das ist auch ganz gut so, denn je nach Grad der Verzeichnung des Objektivs verliert das Bild durch die Korrektur Auflösung am Bildrand.

Die Randabdunklung erreicht im Maximum 0,7 EV bei 150 mm F5,6 und bewegt sich bei allen anderen Brennweiten und Blenden zwischen 0 und 0,6 EV. Damit arbeitet die Korrektur gut, was bei den Farbsäumen etwas anders aussieht. Im Durchschnitt liegt die Größe der Farbsäume bei 300 und 600 mm Brennweite knapp über einem Pixel. Bei starken Bildkontrasten machen sich in allen Brennweiten Farbsäumen bemerkbar. Bei 150 mm werden diese mit kleiner werdender Blende leicht sichtbar. Bei 300 mm Brennweite sind Farbsäume knapp unter der deutlich sichtbaren Grenze und bei 600 mm bleiben sie im leicht sichtbaren Bereich.

Die Verzeichnung zeigt sich in allen Brennweiten mit maximal knapp 1,5 Prozent Kissenform noch knapp im akzeptablen Bereich. Allerdings könnte man schon mit einer nachträglichen Korrektur das Foto behandeln, um Linien im Bild zu begradigen.

Bei der Auflösung macht das Sigma 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports eine gute Figur. Im Maximum werden etwa 74 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) in der Bildmitte bei 150 mm Brennweite und Blende 8 erreicht. Der Auflösungsverlust zum Bildrand ist beim 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports mit etwa 16 Prozent bei maximaler Auflösung gering.

Damit löst das Sigma bei kleinster und mittlerer Brennweite so gut und zum Teil besser auf, als das knapp 400 Euro teurere Sony FE 200-600 mm F5.6-6.3 G OSS an der Sony Alpha 1, die sogar einen 51 Megapixel auflösenden Bildsensor besitzt. Darüber hinaus deckt es auch noch einen größeren Brennweitenbereich ab. Allerdings muss sich das Sigma bei maximaler Brennweite mit einem 10-20 lp/mm Unterschied dem Sony 200-600 mm geschlagen geben.

Bei steigender Brennweite sinkt die Auflösung. Bei 300 mm Brennweite beträgt die höchste Auflösung mit F8 in der Bildmitte maximal etwa 66 lp/mm und 50 lp/mm am Bildrand. Bei 600 mm Brennweite erreicht das Objektiv bei Blende 11 etwas mehr als 59 lp/mm, zum Bildrand sinkt die Auflösung um zehn Prozent auf 53 lp/mm. Ab Blende 16 sorgt die Beugung für sinkende Auflösungswerte und sinkenden Randverlust.

Fazit

Das Sigma 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports überzeugt trotz des störrisch-nervigen Sperrschalters auf ganzer Linie. Die Bildqualität ist mit hoher Auflösung und geringem Randabfall gut, nur die Verzeichnung und der Hang zu Farbsäumen sind kritikwürdig. Das Handling ist trotz der wuchtigen Konstruktion gelungen. Wer ein robustes Telezoom mit großer Brennweite sucht, kann beim Sigma 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports bedenkenlos zugreifen.

Kurzbewertung

  • Gute Bildqualität
  • Top Verarbeitung
  • Gelungenes Handling
  • Überraschend großer Abbildungsmaßstab
  • Stativschelle zu ArcaSwiss kompatibel
  • Grenzwertige Verzeichnung
  • Zum Teil sichtbare Farbsäume
  • Schwergängiger Sperrschalter

Sigma 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports mit Sony Alpha 7R III

Chromatische Aberration

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Sigma
Modell 150-600 mm F5-6.3 DG DN OS Sports
Unverbindliche Preisempfehlung 1.399,00 €
Bajonett E-Mount, L-Mount
Brennweitenbereich 150-600 mm
Lichtstärke (größte Blende) F5 bis F6,3
Kleinste Blendenöffnung F29
Linsensystem 25 Linsen in 15 Gruppen
inkl. ED Linse(n)
KB-Vollformat ja
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 580 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 95 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 109 x 263 mm
Objektivgewicht 2.100 g

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.