Fokus
Der vorderste der drei Einstellringe mit seiner 0,8 Zentimeter schmalen, feinen und ebenfalls schmutzanfälligen Metallriffelung lässt sich gegen einen leichten, angenehm weichen Widerstand völlig lautlos und endlos drehen. Es handelt sich um einen elektronischen Fokusring, der defaultmäßig nicht-linear arbeitet. In diesem Modus bestimmt die Drehgeschwindigkeit, wie weit der Fokus verstellt wird. Dreht man den Ring langsam, lässt sich der Fokus in allerfeinsten Schritten sehr präzise einstellen. Dreht man schnell am Fokusring, werden sehr weite Verstellwege zurückgelegt. Per Menü lässt sich dieses Verhalten jedoch bei neueren Kameras, dazu gehört auch die X-T5, auf linear umschalten, dann bestimmt allein der Drehwinkel des Fokusrings, wie weit die Entfernungseinstellung verändert wird.
Mit dem Fujifilm XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS konnten wir bei 18 mm ab 27,2 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 27,1 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:11,5 entspricht. [Foto: MediaNord]
Mit dem Fujifilm XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS konnten wir bei 55 mm ab 37,2 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 13,7 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:5,8 entspricht. [Foto: MediaNord]
Der Fokus selbst wird von einem absolut lautlos arbeitenden Linearmotor verstellt. Wählt man den Autofokus, so wird der Fokus sehr flott und präzise eingestellt. Dabei zeigt sich leichtes Fokusatmen. Als Einstellhilfen beziehungsweise zur Kontrolle bietet die Kamera eine Fokus-Peaking-Funktion, aber auch eine Fokuslupe lässt sich aktivieren, die besonders bei manueller Fokussierung hilfreich ist. Je nach Kameramodell lässt sich zudem beispielsweise ein digitaler Schnittbildindikator aktivieren.
Das Fujifilm XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS hat laut technischen Daten eine variable Naheinstellgrenze von 30 Zentimetern im Weitwinkel bis 40 Zentimeter im Tele. Dabei beträgt der maximale Abbildungsmaßstab lediglich 1:6,7. Daran merkt man dem Objektiv ein wenig sein Alter an, neue Standardzoom erreichen oft einen doppelt so großen Abbildungsmaßstab.
In der Praxis konnten wir bei 18 Millimeter Brennweite bereits ab einer Entfernung von 27,2 Zentimeter zur Sensorebene fokussieren. Der Motivabstand von der Frontlinse beträgt dabei komfortable 18,4 Zentimeter. Das minimale Bildfeld haben wir mit 27,1 x 18,1 Zentimeter gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von lediglich 1:11,5 entspricht. Bei maximaler Brennweite von 55 Millimeter steigt laut unserer Messung die Naheinstellgrenze auf 37,2 Zentimeter ab Sensorebene, ab Objektivfront sind es 25,7 Zentimeter. Dabei haben wir ein minimales Bildfeld von 13,7 mal 9,1 Zentimeter gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:5,8 entspricht. Das ist etwas besser als von Fujifilm versprochen. Mit einer Kleinbildkamera bräuchte man sogar einen Abbildungsmaßstab von 1:3,9, um ein so kleines Bildfeld zu erreichen. Für die eine oder andere Detailaufnahme sollte das also durchaus genügen.
Bildqualität
Das Fujifilm XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS besitzt einen optischen Aufbau aus 14 Linsen, die in zehn Gruppen angeordnet sind. Eine ED-Linse und drei asphärische Linsen sollen Abbildungsfehler minimieren. Aber auch der Lens Modulation Optimizer (kurz LMO) der Fujifilm-Systemkameras rückt defaultmäßig im JPEG-Format bereits kameraintern optischen Abbildungsfehlern und sogar der Beugung zu Leibe. Zum Test der Bildqualität haben wir hauptsächlich die X-T5 verwendet, die mit ihrem 40-Megapixel-Sensor die neueste Systemkamera von Fujifilm ist. Empfohlen wird das 18-55 von Fujifilm nicht dafür. Im Laufe der Jahre haben wir die Bildqualität aber auch mit zwölf weiteren Systemkameras getestet, die mit 16, 24 und 26 Megapixeln ein großes Auflösungsspektrum abdecken. Wer alle Auflösungen vergleichen möchte, kann den Objektiv-Labortest für nur 59 Cent erwerben. In digitalkamera.de-Premium ist dieser bereits enthalten.
Das 310 Gramm leichte Fujifilm XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS besitzt ein Gehäuse mit einem hohen Metallanteil, aber auch Kunststoff. Mit einem Durchmesser von 6,5 und einer Länge von 7 cm ist es sehr kompakt. [Foto: MediaNord]
Lediglich sieben Blendenlamellen sollen beim Fujifilm XF 18-55 für eine gleichmäßig runde Blendenöffnung sorgen. Das Bokeh ist recht weich, Details im Hintergrund werden gut weichgezeichnet, wenn auch natürlich nicht so sanft wie beispielsweise bei einem hochlichtstarken Objektiv. Allerdings stören Spitzlichter im Unschärfebereich etwas, denn diese weisen deutlich sichtbare Zwiebelringe auf und bringen damit eine gute Portion Unruhe in den Hintergrund. Ungewöhnlich ist ein solches Verhalten nicht für ein Objektiv mit vielen asphärischen Linsen. Immerhin sind Farbsäume an Kontrastkanten im Unschärfebereich gering.
Im Gegenlicht zeigt das Fujifilm XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS bei allen Brennweiten gute Kontraste. Es zeigen sich nur leichte Kontrastverluste und Blendenreflexe. Im Weitwinkel kommt es in einem schmalen Bereich mit der Sonne knapp außerhalb des Bildfelds zu einem leichten Lichteinbruch, der sich aber je nach Winkel mit der Streulichtblende vermeiden lässt. Beim Abblenden werden die Blendenreflexe definierter, bleiben aber insgesamt gering. Bei F22 zeigt sich bei kurzer Brennweite ein leichter Blendenstern. Er verschwindet aber beim Zoomen. Wer mit Strahlen um helle Lichtquellen wie die Sonne spielen möchte, sollte besser zu einem anderen Objektiv greifen.
Das Fujifilm XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS bietet einen Blendenring, einen Zoomring und einen elektronischen Fokusring. Zudem sitzen an der Seite noch ein Schalter für den Bildstabilisator und einer zur Aktivierung der Blendenautomatik. [Foto: MediaNord]
Im Labortest an der Fujifilm X-T5 zeigen sich die optischen Fehler des Fujifilm XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS insgesamt gut auskorrigiert. Die Randabdunklung erreicht maximal lediglich eine halbe Blendenstufe und wird dank des sanften Verlaufs nicht sichtbar. Die Farbsäume sind im Mittel mit bis zu einem Pixel gering. Lediglich im Maximum können sie sich vor allem bei längster Brennweite zum Bildrand leicht mit etwas über zwei Pixeln zeigen. Die Verzeichnung ist ebenfalls gering. Die 0,5 Prozent Tonnenform im Weitwinkel fällt visuell genauso wenig negativ auf wie die 0,3 Prozent Kissenform bei längster Brennweite. Bei mittlerer Brennweite tritt gar keine Verzeichnung auf.
Bei der Auflösungsmessung waren wir aufgrund der fehlenden Empfehlung für 40 Megapixel seitens Fujifilm positiv überrascht. Immerhin werden im Maximum bei 50 Prozent Kontrast knapp 70 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent erreicht. An den vier 26-Megapixel-Kameras, an denen wir das 18-55 getestet haben, waren es 59 bis 63 lp/mm, im Schnitt also 61 lp/mm. Damit löst es an den 40 Megapixeln immerhin noch knapp 15 Prozent höher auf als am 26-Megapixel-Sensor. Auch wenn theoretisch fast 24 Prozent mehr Pixel in der Höhe und Breite zur Verfügung stehen, ist das ein respektabler Wert. Noch überraschender ist aber, dass das XF 18-55 auch am Bildrand hoch auflöst, der Randabfall beträgt maximal lediglich 20 Prozent. Die Auflösung bewegt sich bei allen Brennweiten von Offenblende bis F11 im Bereich von 50 bis 60 lp/mm und ist damit auch absolut gesehen stets gut. Alle Details zur Auflösung an der X-T5 sind dem Diagramm aus dem Labortest unten zu entnehmen.
Fazit
Das Fujifilm XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS ist zwar ein bereits über zehn Jahre altes Mittelklasse-Standardzoom, hat sich in all den Jahren aber stets über alle Auflösungsklassen hinweg von 16 bis 26 Megapixel als empfehlenswert herausgestellt. Das 3,1-fach-Zoom ist kompakt und leicht, bietet aber dennoch ein hochwertiges Gehäuse, einen schnellen, leisen Autofokus und einen optischen Bildstabilisator. Lediglich einen Wetterschutz lässt es vermissen. Obwohl es nicht von Fujifilm für den neuen 40-Megapixel-Sensor der X-H2 und X-T5 empfohlen wird, überzeugt es auch hier mit einer souveränen Auflösung ohne gravierende Schwächen. Zwar schöpft es das Auflösungspotential nicht ganz aus, zeigt aber auch am Bildrand eine hohe Auflösung. Sogar im Gegenlicht und beim Bokeh macht es eine gute Figur, sieht man einmal von den Zwiebelringen in Bokeh-Spitzlichtern ab.