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Testbericht: Nikon D3500

Seite 2 von 2, vom 2018-11-16 (Autor: Harm-Diercks Gronewold)Zur Seite 1 wechseln

Bei der Serienbildfunktion leistet die Kamera genau das, was Nikon verspricht, nämlich fünf Bilder pro Sekunde. Maximal können damit 100 Bilder in Folge geschossen werden. Auch bei Aufnahmen im Rohdatenformat macht die D3500 eine gute Figur. Hier schafft die Kamera aber nur etwa drei Sekunden das Tempo zu halten und danach reduziert sich die Geschwindigkeit auf 2,9 Bilder pro Sekunde. Daraus lässt sich schließen, dass die D3500 zwar einen kleinen Pufferspeicher besitzt, aber beim schreiben der Daten recht flott zur Sache geht.

Videos zeichnet die Nikon D3500 wahlweise leider nur in HD- oder Full-HD-Auflösung bei bis zu 60 Bildern pro Sekunde auf, 4K-Auflösung beherrscht sie nicht. Dabei wird zur elektronischen Bildstabilisierung jedoch der Bildausschnitt deutlich reduziert, was man sich auf Wunsch im Live-View vorher anzeigen lassen kann. Der Ton wird lediglich in Mono aufgenommen, einen Mikrofonanschluss gibt es nicht. Die Autofokus-Nachführung im Video klappt recht gut. Mit einem AF-P-Objektiv gelingt dies jedoch deutlich besser als mit einem AF-S-Objektiv, das nicht für den Kontrastautofokus optimiert ist.

Nach der Aufnahme der Fotos stellt die D3500 dem Fotografen ein echtes Füllhorn voller Bearbeitungsmöglichkeiten zur Verfügung. Neben einem integrierten Rohdatenkonverter bietet die Kamera Objektivkorrekturen, Spezialeffekte und mehr. Natürlich fehlen auch Dinge wie der Beschnitt vom Foto, Verkleinern und das nachträgliche Anhebung der Tiefen mit dem Active-D-Lighting nicht. Selbst Videos können am Anfang und am Ende gekürzt werden.

Die Snapbridge-Funktion wurde vor einigen Jahren von Nikon eingeführt und ist heute in fast allen Kameramodellen zu finden. Die App hatte bis vor kurzem keinen guten Ruf. Zu kompliziert und holprig war die Kopplung der Kameras mit der App. Doch das fand mit Veröffentlichung der Snapbridge App in der Version 2.52 für iOS und 2.51 für Android ein Ende (siehe Fototipp in den weiterführenden Links). Snapbridge besteht üblicherweise aus dem Tandem WLAN und Bluetooth. Bei der D3500 wurde die WLAN-Funktion jedoch wie bereits bei der D3400 weggelassen. Lediglich die Bluetooth-Funktion ist vorhanden. Die dauerhafte Bluetoothverbindung ist in der Lage, Fotos im Hintergrund (und sogar bei "ausgeschalteter" Kamera) in kleiner Auflösung an ein Smartgerät zu übertragen. Zudem kann die Kamera über die Bluetooth-Verbindung sehr stromsparend die Geokoordinaten des Smartphones abgreifen, um diese in die EXIF-Daten der Bilder zu speichern.

Das Einrichten der Verbindung zwischen Kamera und Smartphone ist recht einfach. Es muss nur die Snapbridge App aus dem Apple- beziehungsweise Android-Store heruntergeladen und installiert werden. Um eine Verbindung aufzubauen, muss die Bluetooth-Funktion in der Kamera aktiviert werden. Die App führt den Fotografen dann durch die wenigen Schritte bis hin zur Verbindung. Bluetooth ist zwar sehr sparsam im Energieverbrauch, dafür ist aber auch die Geschwindigkeit eher gering, so dass nur eine Fernauslösefunktion ohne Live-View möglich ist. Zudem kann der Fotograf eine knapp zwei Megapixel auflösende Aufnahme in unter zehn Sekunden automatisch auf das Smartphone übertragen lassen. Rohdatenaufnahmen und Videos können hingegen nicht übertragen werden, da sie zu groß sind. Manuell lassen sich die Bilder immerhin in voller Auflösung übertragen, doch das dauert pro Bild mehrere Minuten.

Die Standortdatenübertragung funktioniert einwandfrei und die Bluetoothverbindung baut sich automatisch auf, wenn Kamera und Smartphone in Reichweite voneinander sind. Aufgrund des geringen Stromverbrauchs kann man die Funktion getrost über den Tag aktiviert lassen, sollte sie aber bei längerer Nichtbenutzung der Kamera abschalten, da sie auch bei ausgeschalteter Kamera aktiv bleibt.

Bildqualität

Wir haben die D3500 bit dem AF-P 18-55 mm 1:3,5-5,6G VR getestet. Der ausführliche Labortest mit allen Diagrammen ist wie üblich über die weiterführenden Links für 1,40 Euro im Einzelabruf oder im Rahmen einer Prepaid-Flatrate ab umgerechnet monatlich 2,08 Euro zusammen mit dem gesamten Labortestarchiv (über 1.700 Tests) abrufbar. Wer gerne diesen kostenlosen Testbericht honorieren und damit unsere Arbeit unterstützen möchte, kann dies am einfachsten über den Kauf des Labortests machen, auch wenn dieser vielleicht gar nicht benötigt wird.

Das AF-P-Objektiv besitzt ein Kunststoffbajonett, ist aber gut verarbeitet und durch den Einfahrmechanismus beim Transport etwas kompakter als normale 18-55er. Möchte der Fotograf mit dem Set Aufnahmen für maximal DIN A4 machen, dann bekommt er genug Bildschärfe von der Bildmitte bis zum Bildrand. Die Randabdunklung ist bei offener Blende in allen Brennweitenbereichen deutlich sichtbar, lässt sich allerdings durch das Schließen der Blende um zwei Stufen reduzieren.

Die Verzeichnung ist mit 3,5 Prozent kräftig tonnenförmig im Weitwinkel. Mit zunehmender Brennweite nimmt die tonnenförmige Verzeichung ab und im Telebereich zeigt sich eine minimale kissenförmige Verzeichnung. Farbsäume sind zwar nur im Weitwinkel zu sehen, dafür aber besonders am Bildrand sehr deutlich.

Die Auflösung des Objektivs im Zusammenspiel mit der Kamera ist gut und so erreicht die Kombination ihre höchste Auflösung bei Blende F8 im Weitwinkel mit 57 Linienpaaren pro Millimeter in der Mitte und etwa 51 am Bildrand. Weiter als F16 sollte man hingegen nicht abblenden, da hier die Beugung die Auflösung deutlich reduziert. Störende Schärfeartefakte bleiben wie bei der D3400 nahezu aus und bewegen sich deutlich unterhalb von zehn Prozent. Die Auflösung reicht für Bilder jenseits von DIN-A3-Größe.

Der Signal-Rauschabstand liegt bis ISO 800 im akzeptablen Bereich und bei ISO 1.600 nur knapp darunter. Bildrauschen zeigt sich erst ab ISO 6.400 leicht und steigt selbst bis ISO 25.600 nicht allzu stark an. Dabei handelt es sich lediglich um Helligkeitsrauschen, Farbrauschen spielt praktisch keine Rolle. Die Rauschunterdrückung sorgt zwar bei zunehmender ISO-Empfindlichkeit für einen gewissen Detailverlust, dieser ist jedoch bis ISO 1.600 unkritisch. Darüber werden die Bilder weicher, was aber erst ab ISO 6.400 deutlich sichtbar wird, denn bei ISO 3.200 bleiben mit kleinen Abstrichen noch ausreichend Details erhalten. Der Dynamikumfang erreicht von ISO 100 bis 800 etwas mehr als zehn Blendenstufen.

Die steile Tonwertkurve sorgt für einen knackigen, kontrastreichen Bildeindruck. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist in Ordnung und zeigt sich bis ISO 1.600 unkritisch, bis hierher werden über 160 von 256 möglichen Helligkeitsabstufungen dargestellt. Auffällig ist dabei jedoch der starke Unterschied zwischen den Farbkanälen, vor allem Rot und Blau zeigen deutlich weniger feine Helligkeitsabstufungen als der Grün- und Helligkeitskanal.

Die Farbgenauigkeit ist im Mittel tolerierbar, einige Farben zeigen jedoch deutlich stärkere Abweichungen. Die Bilder sollen damit subjektiv schön aussehen, zeigen aber eben dadurch weniger exakte Farben. Vor allem die Sättigung ist bei Grüntönen leicht, bei Rottönen stärker und bei Violetttönen besonders kräftig erhöht. Cyan hingegen zeigt eine deutlich Richtung gesättigtes Blau verschobene Farbe, was im Endeffekt für einen strahlend blauen Himmel sorgt, während bunte Blüten von Blumen kräftig leuchten und das Gras frisch aussieht. Der Farbreichtum selbst ist sehr gut. Bis ISO 200 werden über vier Millionen, bis ISO 6.400 über zwei Millionen Farben differenziert.

Fazit

Die Nikon D3500 ist eine Kamera, die einen zwiegespaltenen Eindruck zurücklässt. Sie bietet eine gute Ausstattung, aber unterscheidet sich nur minimal vom Vorgängermodell D3400. Auch wenn die Veränderungen nur gering sind, sind sie durchdacht und sinnvoll, wie beispielsweise der verbesserte Handgriff, die optimierte Rückseite und der Live-View-Hebel. Aber auch die höhere Energieeffizienz dürfte dem Fotografen entgegen kommen, da er auch in der Praxis mehr Bilder machen kann. Dass eine 4K-Videofunktion fehlt, ist schade, aber bei einer Einsteigerkamera zu verkraften. Dass eine Panorama- sowie die Belichtungsreihenfunktion fehlen ist schon viel weniger unverständlich. Als Ausgleich sozusagen gibt es allerdings viele Hilfefunktionen in der Kamera sowie umfangreiche Nachbearbeitungsmöglichkeiten direkt in der Kamera. In Sachen Bildqualität tut sich gegenüber dem Vorgänger nichts. Die Auflösung der D3500 reicht problemlos aus, um Bilder auf DIN-A3 oder größer auszubelichten und auch Ausschnitte aus gemachten Bildern sind problemlos möglich. Das Bildrauschen hält sich in Grenzen, erst ab ISO 1.600 werden Fotos detailärmer. Alles in Allem ist die D3500 eine leicht verbesserte D3400, von einer brandneuen Kamera zu sprechen, wäre aber übertrieben.

Kurzbewertung

  • Gute Bildqualität bis ISO 1.600
  • Ergonomisches Gehäuse
  • Hohe Akkureichweite
  • Viele Hilfsfunktionen für Einsteiger
  • Bequemer Live-View-Hebel
  • Fehlende Belichtungsreihenfunktion
  • Kein Touchscreen
  • Leistungsschwaches Kit-Objektiv

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Steckbrief

Hersteller Nikon
Modell D3500
Sensor CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5)
24,8 Megapixel (physikalisch)
24,2 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 3,9 µm
Auflösung (max.) 6.000 x 4.000 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 60p
Objektiv Nikon AF-P 18-55 mm 3.5-5.6 G DX VR (Zoom-Objektiv)
Spiegelreflexsucher Spiegelsucher, 95 Prozent Bildfeldabdeckung, 0,85-fache Vergrößerung (Sensor-bezogen), 0,57-fache Vergrößerung (KB-Äquiv.), 18 mm Augabstand, Dioptrienkorrektur von -1,7 bis 0,5 dpt, fest verbaute Mattscheibe
Monitor 3,0"
  Auflösung 921.000 Bildpunkte
  kippbar
  drehbar
  schwenkbar
  Touchscreen
AV-Anschluss HDMI-Ausgang Mini (Typ C)
Vollautomatik ja
Motivautomatik
Motivprogramme 7
Programmautomatik ja
Programmshift ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion
Panoramafunktion nein
Belichtungsmessung Matrix/Mehrfeld-Messung (420 Felder), Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Blitz eingebauter Blitz
  Synchronzeit 1/200 s
  Blitzanschluss Blitzschuh: Nikon, Standard-Mittenkontakt
WLAN
NFC
GPS extern, dauerhafte Smartphone Verbindung
Fernauslöser ja, Infrarotauslöser
Intervallaufnahme
Speichermedium
SD (SDHC, SDXC, UHS I)
  automatisch ISO 100-1.600
  manuell ISO 100-25.600
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  Kelvin-Eingabe
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 11
1 Kreuzsensoren
10 Liniensensoren
  Geschwindigkeit Phasen-Autofokus: 0,27 s bis 0,29 s
Live-View-Autofokus: 0,74 s bis 0,78 s
  AF-Hilfslicht LED
Abmessungen 124 x 97 x 70 mm
Gewicht (betriebsbereit) 415 g (nur Gehäuse)
610 g (mit Objektiv)
Stativgewinde in optischer Achse
  Zoomverstellung manuell am Objektiv
Akkulaufzeit k. A.

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.