Einsteiger-DLSR

Testbericht: Nikon D3500

2018-11-16 Mit der D3500 stellte Nikon den Nachfolger der D3400 vor und erneuerte damit die seine Einsteigerserie der digitalen Spiegelreflexkameras. Obwohl Sie weiterhin einen APS-C-Sensor mit 24 Megapixel Auflösung nutzt, hat sich bei der D3500 einiges getan. So wurden beispielsweise der Handgriff verbessert und die Bedienung gradliniger gestaltet. Was und ob sich etwas bei der Bildqualität getan hat, haben wir in unserem Testlabor herausgefunden.  (Harm-Diercks Gronewold)

Ergonomie und Verarbeitung

Betriebsbereit bringt die Nikon D3500 410 Gramm auf die Waage. Inklusive des von uns beim Test verwendeten AF-P DX Nikkor 18-55 mm 1:3,5-5,6G VR erhöht sich das Gewicht um gut 200 auf 610 Gramm. Das geringe Gewicht ist dem Kunststoffgehäuse der Kamera geschuldet, wobei Nikon auf ein Objektivbajonett aus Metall nicht verzichtet hat. Trotz des verwendeten Kunststoffes wirkt das Gehäuse nicht billig. Die Gummierungen am Griff und auf der Rückseite sind sauber verklebt und sorgen für eine verbesserte Griffigkeit der Kamera. Bei beherztem Zupacken gibt das Gehäuse weder nach, noch Geräusche von sich. Der Griff ist großzügig proportioniert und mittelgroße Hände finden genügend Platz. Besonders gut hat uns der komplett neue Aufbau der Rückseite gefallen, der sich deutlich vom Vorgänger unterscheidet. So sitzt der starre Monitor jetzt ganz auf der linken Seite und die verschiedenen Knöpfe sind auf die rechte Seite gewandert. Dadurch lässt sich die Kamera gefühlt leichter bedienen.

Das Stativgewinde auf der Kameraunterseite sitzt in der optischen Achse. Der Abstand vom Gewinde zum Akkufach ist groß genug, um einen Akku wechseln zu können, ohne dabei die Schnellwechselplatte eines Stativs entfernen zu müssen. Als Stromversorgung dient ein Lithium-Ionen-Akku des Typs EN-EL14a. Dieser bietet mit 1.550 Bildern Laufzeit (gemäß CIPA-Standard-Messverfahren) eine sehr hohe Ausdauer. Dies gilt jedoch nur, wenn man auf die stromfressende Live-View-Funktion verzichtet. Das eingebaute Bluetooth (mehr dazu im Abschnitt Ausstattung) hingegen saugt kaum am Akku. Nikon ist es also gelungen, bei der D3500 etwa 350 Aufnahmen mehr aus dem Akku herauszukitzeln, als es bei der D3400 der Fall war. Nun könnte man erwarten, dass die Leistung des Blitzgerätes reduziert wurde, um diese Verbrauchtswerte zu erreichen. Doch das ist nicht der Fall. Mit einer soliden Leitzahl von acht zeigte sich das aufklappbare Blitzgerät genauso leistungsstark wie das der D3400. Das entspricht genau der Leitzahl, die Nikon in den technischen Daten der Kamera angibt.

Die D3500 besitzt ein dediziertes Speicherkartenfach im Handgriff. Das Fach kann eine Speicherkarte mit SD-Formfaktor aufnehmen. Selbstverständlich werden SDHC- und SDXC Speicherkarten unterstützt. Schön, dass Nikon auch im Einsteigersegment diese bequeme Trennung des Akku- und Speicherkartenfachs einsetzt. Auf der gegenüberliegenden Seite vom Speicherkartenfach befindet sich das Anschlussterminal. Dies ist unter einem kleinen Plastikdeckel verborgen und beherbergt eine Mini-HDMI- und eine Mikro-USB-Schnittstelle. Leider arbeitet die USB-Schnittstelle nur mit dem 2.0 und nicht mit dem 3.0 Protokoll. Damit ist die "verkabelte" Übertragung der Daten von der Kamera auf den Computer relativ langsam.Eine USB-Ladefunktion für den Akku fehlt leider, eine externe Ladeschale liegt selbstverständlich bei.

Ein großes Merkmal einer digitalen Spiegelreflexkamera ist der optische Sucher. Hier bietet die D3500 nur das Mindestmaß mit einem Spiegelsucher. Nachteil von Spiegelsuchern ist, dass das Sucherbild etwas dunkler ist als bei Pentaprismen. Das Sucherbild zeigt etwa 95 Prozent des Bildfeldes und auch beim Dioptrienausgleich erwartet den Fotografen nichts großes, denn dieser reicht gerade einmal von -1,7 bis +0,5 Dioptrien, und beim Einsatz der Kamera mit Brille dunkeln die Ecken schon deutlich ab. Auch die Vergrößerung fällt mit 0,85-fach nicht besonders hoch aus, zumal es sich um einen APS-C-Sucher handelt. Verglichen mit einem Kleinbildsucher liegt die Vergrößerung somit nur bei Faktor 0,57.

Der Autofokus bietet lediglich elf Messpunkte, von denen nur der zentrale als hochwertiger Kreuzsensor ausgeführt ist. Die Geschwindigkeit, mit der der Autofokus seine Arbeit verrichtet, ist jedoch hoch und liegt auf gleichem Niveau wie bei der D3400. Die Kamera fokussierte in unserem Test in etwa einer Drittel Sekunde von unendlich auf einen Abstand von zwei Metern. Zur Grundausstattung bei DSLRs gehört mittlerweile das Live-View. Dieses wird mit einem kleinen Hebel am Moduswahlrad mit einer Fingerbewegung aktiviert beziehungsweise deaktiviert. Der Hebel war zuvor bereits in der D5600 und ihren Vorgängermodellen zu finden und hält nun Einzug in die Einsteigerserie. Betätigt der Fotograf den Hebel, so erwacht der 7,5 Zentimeter große und unbewegliche Monitor auf der Rückseite. Das Display löst mit etwa 920.000 Bildpunkten auf und erreicht eine maximale Helligkeit von 423 Candela pro Quadratmeter, was insbesondere bei hellem Sonnenschein etwas schwach ist.

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Eine Touch-Funktion bietet der Monitor der D3500 hingegen nicht. Der Live-View-Autofokus erreicht eine Geschwindigkeit von etwa 0,7 Sekunden und ist damit deutlich schneller als der des Vorgängermodells. Der Live-View-Autofokus ist allerdings auf eine gute Beleuchtung angewiesen. Dank der aktivierbaren Fokuslupe lässt sich im Live-View übrigens sehr viel genauer manuell fokussieren, als mit Blick durch den kleinen Sucher. Nur auf eine Fokus-Peaking-Funktion muss der Fotograf bei der D3500 leider weiterhin verzichten.

Die Bedienung der Kamera gestaltet sich recht einfach. Für eine Einsteiger-DSLR bietet die D3500 recht viele Bedienelemente. Fotoeinsteigern steht der Guide-Modus zur Verfügung. Dieser erklärt im Modus für Fortgeschrittene, wie Motivsituationen gemeistert werden. Im Modus für Einsteiger hingegen wird ein entsprechendes Motivprogramm ausgewählt, was zur ausgewählten Motivart passt.

Ein klein wenig verwirrend oder gewöhnungsbedürftig ist bei Nikon die Unterscheidung der "info"- und der "i"-Taste, die völlig verschiedene Aufgaben erfüllen. Die "info"-Taste blendet Aufnahmeinformationen ein oder schaltet ein Gitter im Live View auf den Monitor, während die "i"-Taste das Schnellmenü aufruft. Das Hauptmenü selbst ist sinnvoll eingeteilt. Die Untermenüs erstrecken sich teilweise auf einige Bildschirmseiten.

Ausstattung

Einsteigerkameras sollten, wie der Name schon sagt, sehr einsteigerfreundlich sein. So verhält es sich auch mit der Nikon D3500. Sie besitzt einen Vollautomatikmodus sowie Motivprogramme, deren Anzahl jedoch übersichtlich ist. Vier Aufnahmeprogramme sind direkt auf dem Modus-Wahlrad zu finden, drei zusätzliche sind im Guidemodus versteckt. Die Bildeffekte wiederum belegen gemeinsam einen eigenen Platz, hier kann man sich eher kreativ im nicht-fotografischen Sinne austoben. Die fotografische Kreativität findet man nämlich in den Halbautomatiken sowie dem manuellen Modus, die dem Fotografen beliebig viel Kontrolle über die Belichtungszeit, Blende, ISO-Empfindlichkeit und andere Einstellungen geben.

Bei der Ausstattung ist immer noch der Rotstift zu spüren: Es gibt, wie bei der D3400 auch, weder einen HDR- noch einen Panoramamodus, nicht einmal Belichtungsreihen kann man aufnehmen, um eigene HDR-Fotos am Rechner zu erstellen. Ebenfalls schmerzlich vermisst haben wir eine Spiegelvorauslösung, die Erschütterungen bei Aufnahmen vom Stativ reduzieren würde und eine Abblendfunktion, die vor der Aufnahme einen Eindruck der Schärfentiefe vermitteln würde. Eigentlich sind das wichtige Standardfunktionen, die eine DSLR auszeichnen. Immerhin gibt es eine Serienbildfunktion mit fünf Bildern pro Sekunde und die Möglichkeit, Aufnahmen im Rohdatenformat zu speichern.

Der eingebaute Pop-Up-Blitz der Nikon D3500 klappt automatisch hoch, wenn er benötigt wird. In den Kreativprogrammen muss man dagegen erst auf die Blitztaste drücken. Betätigt man diese bei aufgeklapptem Blitz, so dient sie als Blitzfunktionstaste. Hier kann der Fotograf wählen, ob er beispielsweise eine Langzeitsynchronisation wünscht oder einen Vorblitz zur Reduktion roter Augen. Sogar eine Blitzbelichtungskorrektur ist möglich und für eine Einsteigerkamera ungewöhnlicherweise sogar eine manuelle Blitzleistungsregelung in immerhin sechs Stufen. Dank des Blitzschuhs lassen sich zudem Mittenkontakt- sowie TTL-Systemblitzgeräte verwenden.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.