Spiegelreflexkamera, Systemkamera

Testbericht: Canon EOS 7D Mark II

Seite 2 von 2, vom 2014-12-10 (Autor: Martin Vieten)Zur Seite 1 wechseln

Sehr professionell gibt sich die EOS 7D Mark II, wenn es um Videoaufnahmen geht. Sie zeichnet wahlweise in AVCHD oder MP4 jeweils in Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel) auf, die maximale Bildrate beträgt 50 (PAL) oder 60 (NTSC) Vollbilder je Sekunde. Wie bei einer ausgewachsenen Videokamera versieht die EOS 7D Mark II Filmaufnahmen optional mit einem SMPTE-Time-Code, über ihren Kopfhörerausgang lässt sich der Filmton jederzeit mithören. Die Kamera selber verfügt lediglich über ein Mono-Mikrofon, zur Aufzeichnung von Stereoton lässt sich jedoch ein externes Stereo-Mikrofon anschließen, der Tonpegel kann manuell ausgesteuert werden. Eine Achillesferse ist bei klassischen DSLRs meist der Autofokus bei Filmaufnahmen – Prinzip bedingt kann die Schärfe gar nicht oder nur sehr langsam und unsicher nachgeführt werden. Canon umgeht dieses Problem mit speziellen Phasenvergleichssensoren auf dem Bildsensor, die ihren Job gut meistern: Die EOS 7D Mark II führt den Fokus zwar etwas gemächlich aber sicher nach, lästiges Schärfepumpen ist ihr fremd. Wer bei Videoaufnahmen eine schnellere Reaktionszeit des Autofokus wünscht, kann das AF-System entsprechend konfigurieren – diese Möglichkeit bieten derzeit nicht viele Kameras!

Im Wiedergabemodus punktet die EOS 7D Mark II ebenfalls mit einem großen Funktionsumfang. Als Spezialität erlaubt es die Kamera, zwei verschiedene Aufnahmen zum Vergleich gleichzeitig anzuzeigen. Zudem es ist möglich, ausgewählte Fotos direkt in der Kamera mit einer Bewertung zwischen 1 und 5 zu versehen. Raw-Dateien lassen sich direkt in der Kamera entwickeln, wobei eine Vielzahl an Parametern eingestellt werden kann. Bei JPEG-Dateien sind die Bearbeitungsmöglichkeiten dagegen begrenzt. Die EOS 7D Mark II ist übrigens eine der wenigen Kameras ihrer Klasse, die noch mit einem GPS-Modul versehen ist.

Objektiv Zum Test bei digitalkamera.de lief die EOS 7D Mark II mit dem Objektiv Canon EF-S 15-85mm 3.5-5.6 IS USM auf, das bezogen auf Kleinbild einen Brennweitenbereich von 24 bis 136 Millimeter abdeckt. Der optische Aufbau besteht aus 17 Linsen in 12 Gruppen inklusive ED- und Asphärische-Linsen. Nicht ganz so aufwändig wirkt die äußere Hülle; der Objektivtubus besteht aus Kunststoff, immerhin aus einem, der einen hochwertigen Eindruck hinterlässt.

Besonders interessant sind allerdings die Möglichkeiten, die das AF-System der EOS 7D Mark II (nicht nur) mit dem Objektiv zu bieten hat. Canon hat seinem jüngsten APS-C-Spross im Prinzip die AF-Technologie der Spitzenmodelle 1D X und 5D Mark III eingepflanzt und es dabei in einigen Punkten nochmals verfeinert. Zunächst einmal decken seine 65 Kreuzsensoren einen größeren Bereich des Sucherbilds ab als die 61 AF-Sensoren bei den Vollformatkameras. Zudem arbeitet der zentrale Doppelkreuzsensor bis hinab zu einer Mindestbeleuchtung entsprechend LW -3. Und so hatte die EOS 7D Mark II keine Probleme, im Dämmerlicht einer Weihnachtsfeier sicher und rasch zu fokussieren. Auch unter Laborbedingungen machte die Kamera eine durchaus passable Figur, hatte sie doch innerhalb von rund 0,3 Sekunden von unendlich auf zwei Meter Abstand scharf gestellt und ausgelöst. Deutlich höher ist die Auslöseverzögerung indes, wenn die EOS 7D Mark II im Live-View-Modus betrieben wird, dann beträgt sie rund eine Sekunde. Das ist zwar für eine klassische DSLR ein ordentlicher Wert und für den traditionell gemächlichen Live-View-AF bei Canon sogar eine deutliche Steigerung – spiegellose Systemkameras sind trotzdem heute mindestens dreimal schneller.

So richtig in seinem Element ist das AF-Modul, wenn es darum geht, bei schnellen Reihenaufnahmen den Fokus nachzuführen, denn Canon hat den Autofokus fast mit derselben Funktionsvielfalt ausgestattet, wie die 1D X. Zunächst einmal lässt sich der AF-Bereich in sieben verschiedenen Modi von Spot-AF über „Große Zone AF“ bis hin zur automatischen Wahl der AF-Felder durch die Kamera festlegen. Zusätzlich erlaubt es die EOS 7D Mark II anzugeben, wie empfindlich der AF-C reagieren soll, wenn sich ein neues Objekt in den Sucher bewegt; wie lange er dabei auf dem ursprünglichen Ziel verweilen soll und vieles mehr. Damit die Vielzahl der Einstellmöglichkeiten nicht verwirrt, sind bereits sechs Szenarien gespeichert, die sich indes jeweils individuell anpassen lassen. Diese Vorgaben haben sich in der Praxis als sehr nützlich erwiesen; egal ob eine Tänzerin oder ein auf die Kamera zustürmender Hund im Fokus zu halten war – die EOS 7D Mark II hat das stets mit Bravour gemeistert. Möglich wird diese in der APS-C-Klasse wohl einzigartige AF-Leistung unter anderen durch einen speziellen AF-Sensor, der 150.000 Pixel hoch auflöst und zudem für Infrarot empfindlich ist. Das System ist etwa in der Lage, Gesichter zu erkennen oder Objekte anhand ihrer Farbe im Fokus zu halten.

Bildqualität Canon stattet die EOS 7D Mark II mit einem CMOS-Sensor aus, der bei 1,6fachem Cropfaktor rund 21 Megapixel auflöst. Die einzelnen Sensorzellen sind damit für eine DSLR relativ klein, der Pixelpitch beträgt lediglich 4,0 µm. Um bei einem derart hoch integrierten Bildwandler auch bei hohen ISO-Werten noch eine akzeptable Bildqualität zu erzielen, hat der Bildprozessor der Kamera einiges zu leisten. Ob das dem „Dual DiCIG 6 Prozessor“ der EOS 7D Mark II gelingt und wie sich die Kamera insgesamt schlägt, hat digitalkamera.de intensiv im Testlabor geprüft. Wie stets gibt es das detaillierte und ausführlich erklärte Laborprotokoll gegen ein kleines Entgelt zur Einsichtnahme und als PDF-Download (siehe weiterführende Links am Ende dieses Beitrags).

Richtig gut in Sachen Bildrauschen und Detailwiedergabe schlägt sich die EOS 7D Mark II nur bei niedrigen ISO-Stufen. Schon jenseits der ISO 200 sinkt der Signal-Rauschabstand ab und unterschreitet ungewöhnlich früh bei ISO 1.600 die kritische Marke von 35 dB. Korrespondierend dazu nimmt das Helligkeitsrauschen zu, ab ISO 3.200 wird es in den Raw-Dateien sichtbar aggressiv. Die Rauschunterdrückung hat also einiges zu tun und stößt dabei spätestens ab ISO 6.400 an die Grenzen ihrer Fähigkeiten: Ab dieser Empfindlichkeitsstufe wirken die Aufnahmen sichtbar weich und leicht verwaschen, ab ISO 12.800 ist die Texturschärfe bedenklich gering. Ebenso geht die anfangs sehr hohe Ausgangsdynamik jenseits der ISO 200 kontinuierlich zurück, bei ISO 6.400 differenziert die EOS 7D Mark II nicht einmal mehr 128 von 256 möglichen Abstufungen je Farb- beziehungsweise Helligkeitskanal. ISO 6.400 ist auch die Marke, bis zu der die Eingangsdynamik mit rund 10 Blendenstufen hoch bleibt, darüber sinkt sie mit der jeder ISO-Stufe um einen ganzen EV-Wert ab.

Wer das volle Auflösungspotential der EOS 7D Mark II nutzen möchte, kann die Kamera eigentlich nur bis ISO 1.600 reinen Gewissens einsetzen. Die beiden nächsthöheren ISO-Stufen sind noch OK, wenn die Aufnahmen zur Printausgabe entsprechend verkleinert werden. Gerade für Sport- und Actionfotografen, die ja oft auf sehr kurze Verschlusszeiten angewiesen sind, ist das weniger erfreulich. Da hilft es kaum, dass der Weißabgleich der EOS 7D Mark II sehr genau arbeitet, zumal die interne Bildaufbereitung der Kamera Farben etwas eigenwillig wiedergibt, vor allem Orangetöne sättigt sie sehr kräftig.

Das Objektiv EF-S 15-85mm 3.5-5.6 IS USM hinterlässt im Testlabor einen ordentlichen Eindruck. Zwar verzeichnet es am kurzen Ende sichtbar tonnenförmig, für ein 5,7faches Zoom geht das aber in Ordnung. Unkritisch ist auch die Randabdunklung, die sich erst weit zu den Bildrändern hin bemerkbar macht und insgesamt gering bleibt. Gut im Griff hat Canon zudem chromatische Aberrationen, sichtbare Farbsäume an Kontrastkanten treten nicht auf. Wenig Begeisterung weckt dagegen das Auflösungsvermögen des EF-S 15-85mm: Im mittleren Brennweitenbereich löst es nicht einmal 40 Linienpaare pro Millimeter auf – da schafft so manche Kompaktkamera mehr. Am Anfang wie am Ende des Zoombereichs ist das Auflösungsvermögen zwar deutlich höher – jedoch nur im Bildzentrum. Zu den Bildrändern hin verzeichnet das Laborprotokoll einen deutlichen Auflösungsverlust, insbesondere am langen Teleende.

Fazit Die Canon EOS 7D Mark II hat einiges zu bieten, was in ihrer Klasse einzigartig ist. Dazu zählt ihre sehr hohe Serienbildrate gepaart mit einem famosen AF-System, das dem des Sportboliden 1D X kaum nachsteht. Auch die Verarbeitungsqualität und Robustheit der Kamera liegen über Klassenniveau. Der Ausstattungsumfang ist sehr hoch, aber eher auf Profis und ambitionierte Fotografen zugeschnitten, Gelegenheitsknipser werden frei wählbare Motivprogramme vermissen. Die Bedienung der EOS 7D Mark II hat Canon gut gelöst, ein Touchdisplay könnte sie indes noch weiter vereinfachen. Wenn es um Videoaufnahmen geht, begeistert die Kamera mit Funktionen, die bis vor kurzen noch professionellen Camcordern vorbehalten waren. Bei allen diesen sehr positiven Aspekten ist es bedauerlich, dass die Bildqualität der EOS 7D Mark II bei höheren ISO-Stufen nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit ist. Bedenkenlos empfehlen kann man sie nur bis ISO 1.600, bis ISO 6.400 ist sie so gerade noch brauchbar. Wer damit leben kann, findet jedoch derzeit keine Halbformatkamera, die besser für Sport- und Actionfotografie geeignet ist als die EOS 7D Mark II.

Kurzbewertung

  • Robustes, hochwertiges Gehäuse
  • Klassenbestes AF-System
  • Hohe Serienbildrate und großer Pufferspeicher
  • Sehr großer Funktionsumfang
  • Bildrauschen und Detailverlust ab ISO 3.200 zu hoch
  • Display fest verbaut, keine Touch-Bedienung
  • Objektiv mit teilweise hohem Verlust der Randauflösung

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Testnoten

Note Anteil  Punkte
Verarbeitung 12,5 % 98 %
Ausstattung 12,5 % 100 %
Handhabung 12,5 % 94 %
Geschwindigkeit 12,5 % 93 %
Bildqualität 50,0 % 89 %
Gesamtnote 93 %

Steckbrief

Steckbrief
Hersteller Canon
Modell EOS 7D Mark II
Preis ca. 2.350 EUR**
Sensor Auflösung 20,9 Megapixel
Max. Bildauflösung 5.472 x 3.648
(Seitenverhältnis) (3:2)
Objektiv Canon EF-S 15-85 mm 3.5-5.6 IS USM
Filtergewinde 72 mm
Sucher Pentaprisma
  Sichtfeld 100%
  Vergrößerung 1,0-fach
  Dioptrienausgleich ja
LCD-Monitor 3"
  Auflösung 1.040.000
  drehbar
  schwenkbar
  als Sucher ja
Videoausgang HDMI
  als Sucher ja
Programmautomatik ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
manuelle Belichtung ja
  BULB-Langzeit-
  belichtung
ja
Motivprogramme  
  Porträt
  Kinder/Baby
  Landschaft
  Makro
  Sport/Action
  weitere
Belichtungsmessung    Mehrfeld, mittenbetont Integral, Selektiv, Spot
Blitz ja
  Leitzahl 12,5 (Messung)
  Blitzanschluss Systemblitzschuh, Synchronbuchse
Fernauslöser Kabel, Infrarot
Intervallaufnahme ja
Speichermedium CompactFlash Typ I
und SD/SDHC/SDXC
Videomodus ja
  Format MOV oder MP4
  Codec H.264
  Auflösung (max.) 1.920 x 1.080
  bei Bildfrequenz 60p
Empfindlichkeit  
  automatisch 100-16.000
  manuell ISO 100-51.200
Weißabgleich  
  Automatik ja
  Sonne ja
  Wolken ja
  Leuchtstofflampe ja
  Glühlampe ja
  Sonstiges Schatten, Blitz, manuelle Farbtemperaturwahl, WB-Feinkorrektur
  Manuell ja
Autofokus  
  Anzahl
  Messfelder
65
  AF-Hilfslicht Blitzsalve
  Geschwindigkeit ca. 0,3 s
Sprachen Deutsch
  weitere 24
Einschaltzeit < 0,2 s
Einhandbedienung
(Zoom und Auslöser)
Gewicht
(Betriebsbereit)
910 g (nur Gehäuse)
1.485 g (mit Objektiv**)
Serienbildfunktion*  
  Serienbildanzahl 111 (JPEG)
23 (RAW)
  Frequenz
    (Bilder/s)
9,5 (JPEG)
9,6 (RAW)
  Dauerlauf
    (Bilder/s)
6,0 (JPEG)
2,6 (RAW)
  mit Blitz ja (bei verringerter Bildfrequenz)
Zoom  
  Zoomverstellung am Objektiv
  Zoomstufen stufenlos
  Zeit WW bis Tele
Speicher-
geschwindigkeiten*
 
  JPEG 0,2 s (7,5 MByte)
  RAW 0,7 s (25 MByte)
Auslösung während
d. Speicherns mögl.
ja
Akkulaufzeit ca. 670 Bilder (lt. CIPA)

– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"
* mit Toshiba Exceria Pro UDMA 7 CompactFlash-Speicherkarte
** mit Objektiv Canon EF-S 15-85 mm 3.5-5.6 IS USM

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