Kompakte Kleinbild-DSLM
Panasonic Lumix DC-S5II im Test
2023-03-28 Die Panasonic Lumix DC-S5II ist die erste spiegellose Vollformat-Systemkamera des Herstellers mit einem Phasen-Hybrid-Autofokus und behebt damit den wohl größten Kritikpunkt seiner Kameras. Doch auch bei weiteren technischen Aspekten gibt es Neuerungen gegenüber dem Vorgängermodell. Dazu gehört etwa der größere, höher auflösende Sucher. Zudem beherbergt der Sucherbuckel eine Spezialität: Ein kleiner Lüfter darin soll Wärme, vor allem bei Videoaufnahmen, besser abführen. Trotzdem ist das robuste Gehäuse gegen Spritzwasser geschützt. Was die spiegellose Vollformat-Systemkamera sonst noch zu bieten hat und wie es um ihre Bildqualität bestellt ist, verraten wir im ausführlichen Test. (Benjamin Kirchheim)
Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang.
Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten
Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar
dargestellt werden. Zudem stellen wir fünf andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären,
welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Panasonic Lumix DC-S5II haben. Der sehr ausführliche Test kann
direkt online gelesen oder als 44-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in
digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw.
1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).
Die Panasonic Lumix DC-S5II besitzt ein robustes Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung, das auch gegen Spritzwasser und Staub geschützt ist. [Foto: MediaNord]
Ergonomie und Verarbeitung
Die Panasonic Lumix DC-S5II reiht sich in eine Größenklasse mit der Konkurrenz von Sony (etwa die Alpha 7 IV), Canon (EOS R6 Mark II) und Nikon (Z 6II) ein; allesamt Kameras, die gut in der Hand liegen. Hier gibt sich die S5II absolut keine Blöße und überzeugt mit einem ergonomisch geformten, dank großzügiger "Belederung" rutschfesten Handgriff. Zudem hakt sich der Mittelfinger hervorragend in einer ausgeprägten Mulde ein. Selbst der kleine Finger findet aufgrund ausreichender Höhe noch knapp am Griff Platz.
Dank des optionalen Batteriegriffs DMW-BGS5 lässt sich der Handgriff nicht nur etwas verlängern, sondern gleich um einen Hochformatgriff ergänzen, der ebenfalls ergonomisch geformt ist. Zudem verdoppelt er die Akkulaufzeit und bringt selbstverständlich die nötigen Bedienelemente für das Hochformat mit.
Die Lumix S5II besitzt ein sehr gut verarbeitetes Gehäuse, das aus einer Magnesiumlegierung besteht und gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet ist. Lediglich der sonst bei Panasonic übliche Frostschutz bis -10 °C fehlt; aber den bietet die oben genannte direkte Konkurrenz ebenfalls nicht. Einen guten Teil zum robusten Eindruck trägt das Gewicht von 737 Gramm bei. Zusammen mit dem überwiegend aus Kunststoff gefertigten, aber ebenfalls wettergeschützten Setobjektiv Lumix S 20-60mm F3.5-5.6 sind es sogar 1.087 Gramm.
Das Gehäuse der S5II bietet zahlreiche, bequem erreichbare Bedienelemente. Die wichtigsten davon sind entsprechend beschriftete Direktwahltasten, etwa für den Weißabgleich, die ISO-Empfindlichkeit, die Belichtungskorrektur, die Fokusfeldwahl oder die Aktivierung des Autofokus. Der Hebel zum Einschalten befindet sich unter dem Programmwählrad und kann wie dieses problemlos vom Daumen und Zeigefinger erreicht werden.
Hinzu kommen drei Multifunktionsräder: Eines ist auf der Oberseite vorne rund um den Auslöser für den Zeigefinger gut erreichbar angeordnet. Ein zweites sitzt auf der Oberseite hinten und das dritte ist auf der Rückseite im Steuerkreuz integriert – beide sind gut für den Daumen erreichbar.
Das Programmwählrad rastet so fest, dass es sich trotz fehlender Verriegelung kaum versehentlich verstellt. Die beiden Multifunktionsräder auf der Oberseite sind dagegen deutlich leichtgängiger, rasten aber ebenfalls sehr schön. Das gewährleistet eine leichte, aber dennoch präzise Bedienung. Das Daumenrad auf der Rückseite ist minimal schwergängiger, lässt sich aber ausreichend gut bedienen. Ein wenig Vorsicht sollte man jedoch walten lassen, denn zu fest gedrückt löst man ungewollt eine Funktion aus.
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Der Auslöser besitzt gut fühlbare Druckpunkte und läuft dennoch sehr sanft. Des Weiteren befinden sich drei wichtige Funktionstasten für Weißabgleich, ISO (mit haptisch fühlbaren Markierungen) und Belichtungskorrektur gut für den Zeigefinger erreichbar direkt hinter dem Auslöser. Sehr praktisch: Durch wiederholtes Drücken der WB- und ISO-Taste lassen sich die jeweiligen Werte durchschalten, so dass man kein Multifunktionsrad zum Einstellen benutzen muss. Schließlich ist auf der Oberseite noch eine rote Videoaufnahmetaste zu finden.
Auf der Rückseite befinden sich ebenfalls viele wichtige Bedienelemente, die allesamt gut erreichbar sind. Per Wahlhebel kann hier zwischen AF-S, AF-C und MF umgeschaltet werden. Die Fokusfeldwahl erfolgt bequem per zentralem Knopf und Fokusjoystick. Auch eine AF-On-Taste ist vorhanden. Des Weiteren ist hier die typische Quick-Menü-Taste zu finden und die kombinierte Menü- und Bestätigungstaste sitzt in der Mitte des Steuerkreuzes.
Auf der Vorderseite zwischen Handgriff und Bajonett sitzt perfekt für den Mittelfinger erreichbar noch eine Funktionstaste, die standardmäßig mit der Blenden- und Belichtungszeiteffekt-Vorschau belegt ist. Insgesamt lassen sich sogar 16 Tasten (fünf davon auf dem Touchscreen) mit individuellen Funktionen belegen. Viele davon braucht man nur lang genug drücken, um die Funktionsbelegung ändern zu können, das spart den Weg ins Menü.
Zu diesen Tasten gehören neben der Funktionstaste auf der Vorderseite beispielsweise die Fokusfeld-Wahltaste, die Q-Menü-Taste oder die vier Richtungstasten des Steuerkreuzes. Aber auch die AF-On-Taste und die fünf Funktionen des Fokusjoysticks lassen sich mit anderen Funktionen belegen. Hier läuft man unter Umständen sogar Gefahr, die Kamera unbedienbar zu verkonfigurieren, wenn die Tasten nicht mehr die erwartete und womöglich beschriftete Funktion erfüllen.
Ein Funktionswahlrad sowie zwei Tasten werden mit der linken Hand bedient. Dazu gehört neben der Wiedergabe- und der Sucher-Monitor-Umschalttaste das Auslösemodus-Wahlrad links vom Sucher. Darüber lassen sich die Serienbildfunktion, der Selbstauslöser und die Intervallaufnahmefunktion aktivieren. Das Rad rastet ähnlich straff wie das Programmwählrad, so dass ein versehentliches Verstellen unwahrscheinlich ist.
Beim rückwärtigen Monitor handelt es sich um einen 7,5 Zentimeter großen, feine 1,84 Millionen Bildpunkte auflösenden Touchscreen mit einem Seitenverhältnis von 3:2. Er lässt sich seitlich um 180 Grad schwenken und um 270 Grad drehen. Das erlaubt Aufnahmen aus allen möglichen Perspektiven im Hoch- und Querformat inklusive Selfies und Einsatz als Video-Kontrollmonitor. Zudem kann der Bildschirm zum Schutz verkehrt herum an die Kamera geklappt werden.
Dank einer hohen Leuchtdichte von maximal 930 cd/m² und einer gut funktionierenden automatischen Helligkeitsregelung lässt sich der Bildschirm auch in sehr hellen Umgebungen wunderbar ablesen. Helligkeit, Kontrast und Farben können auch im Automatikmodus angepasst werden. Wer möchte, kann die Helligkeit wahlweise komplett manuell regeln. Die Bildwiederholrate beträgt je nach Einstellung 30 oder 60 Bilder pro Sekunde.
Auf der Rückseite besitzt die Panasonic Lumix DC-S5II einen 7,5 Zentimeter großen Touchscreen, der sich seitlich schwenken und drehen lässt. Der 0,78-fach vergrößernde Sucher löst 3,68 Millionen Bildpunkte auf. [Foto: MediaNord]
Der Touchscreen ist voll in die Bedienung der Lumix eingebunden. Neben der Wahl des Fokuspunkts (nach Aktivierung der Funktion im Menü auch bei Benutzung des Suchers) können auch das Menü sowie das Quick-Menü per Touch bedient werden. Das ist aber dank der vielen Bedienelemente nur eine zusätzliche Möglichkeit, die man nicht verwenden muss, falls man keine Fingerabdrücke auf dem Bildschirm möchte. Zudem lassen sich fünf Touch-Funktionstasten auf dem Bildschirm einblenden.
Das Hauptmenü ist sehr umfangreich und in zwei Ebenen organisiert. Die sechs Hauptkategorien enthalten jeweils bis zu 13 mit Symbolen gekennzeichnete Unterkategorien, die ihrerseits bis zu acht Menüpunkte pro Seite umfassen. Vertikal kann man praktischerweise wie bei Menüseiten weiterscrollen, die Unterkategorien wechseln dabei automatisch.
Da man einzelne Menüpunkte so trotzdem manchmal nur schwer findet, kann man sich in einer Hauptkategorie ein Menü mit maximal 28 Einstellungen auf drei Seiten selbst zusammenstellen. Außerdem kann das Quickmenü angepasst werden und drei Benutzerspeicher erlauben über das Programmwählrad den Zugriff auf häufig verwendete Aufnahmeeinstellungen.
Aufgrund des 1,8 Zentimeter nach hinten über den Bildschirm hinaus ragenden Suchers lassen sich Nasenabdrücke auf dem Bildschirm selbst dann vermeiden, wenn man ihn nicht verkehrt herum anklappt. Dank des Näherungssensors aktiviert sich der Sucher auf Wunsch automatisch, sobald man hindurchblicken möchte. Das funktioniert auch, wenn der Bildschirm verkehrt herum angeklappt ist. Da dieser sich dann abschaltet, wird besonders viel Strom gespart, weil sich der Sucher ebenfalls deaktiviert, wenn man nicht hindurchblickt.
Die Suchervergrößerung ist mit einem Faktor von 0,78 angenehm groß. Allerdings schatten die Ränder links und rechts ab, wenn man mit Brille in den Sucher schaut. Dank der Dioptrienkorrektur von -4 bis +2 kann man ihn aber auch gut an eine Fehlsichtigkeit anpassen. Die Auflösung des kontrastreichen OLEDs beträgt ordentliche 3,68 Millionen Bildpunkte. Mit der hohen Bildwiederholrate von bis zu 120 Hz und der laut Panasonic 0,005 Sekunden kurzen Verzögerung arbeitet der Sucher flüssig und sehr schnell.
Ober- und unterhalb des Sucherbilds werden die Aufnahmeparameter eingeblendet (Sucher- und Monitor-Anzeigestil lassen sich aber auch anders konfigurieren). Andere Hilfsmittel, wie etwa Gitterlinien oder eine elektronische 3D-Wasserwaage, werden direkt ins Livebild eingeblendet. Sogar den aktuellen Arbeitsbereich des optischen Bildstabilisators kann man sich visualisieren lassen und damit beurteilen, ob er an seine Grenzen stößt. Das lässt allerdings die Einblendung der Autofokuspunkte etwas in den Hintergrund rücken.