Das DSLR-Konzept lebt vorerst ohne Innovationen weiter

Die Pentax KF löst mit marginalen Änderungen die K-70 ab

2022-11-10 Mit der Pentax KF stellt Ricoh ein Nachfolgemodell der sechs Jahre alten Einsteiger-DSLR K-70 vor, das jedoch nur marginale Änderungen mitbringt. Das ist einerseits gut, weil beispielsweise das robuste Magnesiumgehäuse mit Spritzwasserschutz und der Pentaprismasucher sowie Sensor-Shift-Bildstabilisator beibehalten wurden, aber andererseits schlecht, weil praktisch keine Neuerungen Einzug erhalten. Ricoh hält damit zwar die DSLRs am Leben, aber vorerst nur mit lebenserhaltenden Maßnahmen statt einer Neugeburt.  (Benjamin Kirchheim)

Pentax schwerstes Pfund ist nach wie vor die Robustheit, die man in dieser Preisklasse bei der Konkurrenz nicht bekommt, zumal die gänzlich auf neue DSLRs verzichtet und voll auf spiegellose Systemkameras setzt, die bei Ricoh nach dem gescheiterten Versucht mit der K-01 vor zehn Jahren sowie dem Q-System mit winzigem Sensor wohl längst endgültig begraben wurden. Dabei bleibt der DSLR heutzutage eigentlich nur noch ein Vorteil: Der optische, stromsparende Sucher (der aber andererseits auch Nachteile hat). Bei der Pentax KF steht das F in der Typenbezeichnung übrigens keineswegs für "Final" (also der möglicherweise letzten Einsteiger-DSLR), sondern leitet sich laut Pressemitteilung von den Anfangsbuchstaben von "Finder" (also Sucher) und "Field" ab, für das die Pentax K-Serie steht.

Das Gehäuse der KF besteht aus einer Magnesiumlegierung und ist mit 100 Dichtungen gegen Spritzwasser und Staub abgedichtet. Auch bei Frost bis -10 °C soll die KF noch einwandfrei funktionieren. Dabei muss man bei Pentax nicht zu teuren Objektiven greifen, denn auch die günstigen verfügen über einen entsprechenden Schutz (WR in der Typenbezeichnung). Beim Sucher kommt nach wie vor ein hochwertiges Pentaprisma statt einer Pentaspiegelkonstruktion zum Einsatz, was für ein helleres, klareres Sucherbild sorgt. Er deckt 100 Prozent des Bildfelds ab, was bei einer günstigen DSLR keine Selbstverständlichkeit ist. Im Kleinbildäquivalent vergrößert der Sucher 0,63-fach, denn die von Ricoh angegebene 0,95-fache Vergrößerung bezieht sich auf den verbauten APS-C-Sensor.

Apropos Sensor: Es handelt sich nach wie vor um einen 24 Megapixel auflösenden CMOS-Sensor in APS-C-Größe mit integrierten Phasen-AF-Sensoren. Die sind für die Spiegelreflexfotografie zwar nicht unbedingt nötig, schließlich bekommt der separate 11-Punkt-Phasen-AF-Sensor (9 davon sind Kreuzsensoren) der KF aus dem optischen Strahlengang ausgekoppeltes Licht zum Fokussieren. Bei Verwendung des Live-Views auf dem Bildschirm oder bei Videoaufnahmen funktioniert der jedoch nicht und die KF muss auf den Phasen- und Kontrast-Autofokus des Bildsensors zurückgreifen.

Allerdings sind Videoaufnahmen keine Stärke der KF, denn die Auflösung liegt maximal bei Full-HD mit 60 Bildern pro Sekunde – interlaced! Man bekommt also nur Halbbilder. Vollbilder gibt es nur bei 30 Bildern pro Sekunde in Full-HD. Lediglich in HD-Auflösung (1.280 x 720 Pixel) bekommt man 60 Vollbilder pro Sekunde. Ton gibt es zudem nur in Mono, es sei denn, man schließt ein externes Stereomikrofon an, immerhin diesen "modernen" Anschluss bietet die KF (bei USB sieht das anders aus).

Auch die lediglich sechs Serienbilder pro Sekunde ziehen heutzutage keinen Hering mehr vom Teller. Immerhin bietet die Pentax KF einen Sensor-Shift-Bildstabilisator, dank dem mit allen angesetzten Objektiven eine Bildstabilisierung realisiert werden kann. Das bietet kein anderer DSLR-Hersteller mehr. Bis zu 4,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten sollen damit verwackelungsfrei möglich sein.

Ein kleines Update zur K-70 bietet der dreh- und schenkbare Touchscreen. Er misst zwar weiterhin nur rund 7,5 Zentimeter in der Diagonale, die Auflösung steigt aber leicht von 0,92 auf 1,04 Millionen Bildpunkte. Kein Update gibt es hingegen bei der USB-Schnittstelle, bei der es sich weiterhin um einen Micro-USB-Anschluss handelt. Zeitgemäß wäre USB-C. Nicht einmal der Akku der KF lässt sich per USB laden. Immerhin bietet die Kamera WLAN, Bluetooth hingegen fehlt wieder. Geotragging ist dank optionalem, aufsteckbarem GPS (O-GPS2) aber trotzdem möglich. Das bietet sogar den Vorteil, die Astro-Tracer-Funktion nutzen zu können, die bei Langzeitbelichtungen des Sternenhimmels den Sensor entsprechend den Erdbewegungen in den grenzen seiner Möglichkeiten nachführt.

Ab Ende November 2022 soll die Pentax KF zu einem Preis von knapp 850 Euro erhältlich sein. Das Set mit dem ebenfalls gegen Spritzwasser und Staub geschützten Objektiv DA 18-55 mm AL WR (27-84 mm Kleinbildäquivalent) kostet knapp 1.050 Euro. Zudem will Ricoh im eigenen Pentax-Webshop unter Pentax.eu limitierte Versionen in Crystal White (50 Stück in Europa, 700 weltweit) und Crystal Blue (100 Stück in Europa, 700 weltweit) zu einem Preis von knapp 1.000 Euro ohne Objektiv anbieten.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.