Kompakte Vollformat-Systemkamera

Testbericht: Sony Alpha 7C

2020-11-09 Mit der Sony Alpha 7C packt der japanische Elektronikriese einen bildstabilisierten Vollformatsensor in ein modernes, schickes und dank fehlendem Sucherbuckel besonders kompaktes Gehäuse. Die Technik basiert, mit einigen Verbesserungen etwa beim Autofokus, im Wesentlichen auf der Sony Alpha 7 III. Beim Bedieninterface und Sucher hingegen wurde abgespeckt, dafür lässt sich der Touchscreen seitlich in Selfie- und Vloggerposition schwenken. Im ausführlichen Test schauen wir uns die Bildqualität, Bedienung und Ausstattung detailliert an.  (Benjamin Kirchheim)

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir vier andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Sony Alpha 7C haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 38-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

Ergonomie und Verarbeitung

Die Sony Alpha 7C ist derzeit die kompakteste spiegellose Vollformat-Systemkamera, wobei man eine der Eigenschaften "mit Sucher" oder "mit beweglichem Bildschirm" oder "mit Handgriff" oder "mit Sensor-Shift-Bildstabilisator" hinzufügen muss, denn absolut gesehen ist die Sigma fp kompakter. Im Gegensatz zur Sigma, die sicher bei Spezialanwendungen Vorteile bietet, ist die Sony Alpha 7C eine spiegellose Systemkamera für den ganz normalen Alltag. Dennoch ist sie, wie ihre Schwestermodelle, alles andere als eine 08/15-Kamera.

Die Alpha 7C fällt mit ihrem Design auf, vor allem in der silbernen Variante, die wir getestet haben. Sie ist aber auch etwas unauffälliger in Schwarz zu bekommen. Auch wenn sie sich ein wenig am Messsucherdesign anlehnt, wirkt die Sony Alpha 7C überhaupt nicht "Retro", sondern ist im Gegenteil modern und etwas minimalistisch gestaltet. Das wird alleine schon an der "Belederung" des Handgriffs deutlich, die nicht etwa in Lederoptik genarbt ist, sondern in einem gepunkteten 3D-Design daherkommt. Gegenüber ihren Alpha-7-Schwestermodellen muss man aber auch Abstriche beim Bedieninterface, etwa der Zahl der Knöpfe oder Bedienräder, machen, was aber nicht zwangsläufig schlecht ist.

Mit betriebsbereit gerade einmal knapp über 500 Gramm fällt die Sony Alpha 7C so leicht aus, dass man schnell denken könnte, ihr Gehäuse bestünde aus Kunststoff. Dem ist aber nicht so, im Gegenteil besteht es größtenteils aus einem Magnesium-Monocoque. Nur auf der Rückseite unter dem Bildschirm sowie unter dem Griffgummi (für die Drahtlosfunktionen) und um die Schnittstellen herum finden sich Kunststoffeinsätze.

Das Gehäuse wirkt verglichen mit einer Sony Alpha 7 III ein wenig so, als hätte man einfach den Sucherbuckel abgesägt. Tatsächlich ist die Alpha 7C so hoch wie eine 7 III ohne Sucherbuckel und sogar die Gehäusetiefe ist mit Ausnahme des Handgriffs dieselbe. Um zu sehen, dass die Alpha 7C drei Millimeter weniger Breite hat, muss man schon sehr genau hinschauen, denn eine wirklich große Kamera ist die Alpha 7 III ja auch nicht. Nimmt man die Alpha 7C dagegen in die Hand, fällt sofort der unterschiedlich geformte Handgriff auf – und das nicht im positiven Sinne für die Alpha 7C. Sogar das APS-C-Spitzenmodell Alpha 6600 verfügt über mehr Grifftiefe.

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Hier hat Sony definitiv am falschen Ende gespart, denn selbst die kleinsten Festbrennweiten oder das winzige, unter 170 Gramm leichte 28-60mm-Zoom, das im Set mit der Alpha 7C angeboten wird, überragen den Handgriff deutlich, so dass seine geringe Größe nur im Datenblatt die Kameraabmessungen minimiert. Spätestens mit größeren Objektiven ist die Handhabung nicht mehr besonders angenehm. Auch der Platz zwischen Griff und Objektiv ist etwas beengt.

Das Standardzoom FE 28-60 mm F4-5,6 ist nicht nur 167 Gramm leicht, sondern hat bei einem Durchmesser von 66,6 Millimetern ein Filtergewinde von lediglich 40,5 Millimeter. Es kann zum Transport eingefahren werden und ist dann nur noch 45 mm lang, bietet aber dafür auch nur einen kleinen, 2,1-fachen Zoombereich. Sogar eine Abdichtung gegen Feuchtigkeit und Staub besitzt es. Drei asphärische Elemente sollen für eine hohe Bildqualität bis an den Rand sorgen. Für eine schnelle Fokussierung bei Foto- und Filmaufnahmen soll der Linearmotor sorgen (mehr zum Autofokus im Abschnitt "Ausstattung"). Die Naheinstellgrenze beträgt lediglich 30 Zentimeter, der Abbildungsmaßstab ist mit 1:63 dennoch wenig beeindruckend, ca. 22 x 15 Zentimeter beträgt das kleinste Bildfeld (entspricht ungefähr einem Blatt in DIN A5).

Trotz des kleinen Griffs hat Sony es geschafft, noch den großen Lithium-Ionen-Akku NP-FZ100 darin unterzugringen, so dass man von einer erfreulich langen Akkulaufzeit von 740 Aufnahmen nach CIPA-Standard profitiert – das sind sogar 30 Bilder mehr als noch bei der Alpha 7 III. Selbstverständlich wird der Ladestand prozentgenau auf dem Display angezeigt. Wofür hingegen kein Platz mehr war – und das wird ambitionierte Fotografen wahrscheinlich ähnlich schmerzen wie der etwas zu kleine Griff – ist ein Zeigefingerrad. Zwar bietet die 7C zwei Bedienräder, aber beide werden mit dem Daumen gedreht. Immerhin kann sich der Zeigefinger so auf das Einschalten und Auslösen konzentrieren.

Der ringförmige Einschalter mit zentralem Auslöser liegt perfekt, so dass die Kamera stets schnell aufnahmebereit ist. Der erste Druckpunkt für die Aktivierung von Autofokus und Belichtungsmessung ist vielleicht etwas schwammig, aber das Auslösen selbst spürt man deutlich mit einem leichten "Klick" im Auslöser. Das Verschlussgeräusch ist nicht allzu laut und klingt angenehm; fast so, als hätte Sony auch hier am (Sound-) "Design" geschraubt.

Außer dem Auslöser sind auf der Oberseite recht wenige Bedienelemente zu finden. Anstelle der C1-Taste der Alpha 7 III sitzt bei der 7C die Videoaufnahmetaste mit dezenter roter Umrandung, die C2-Taste fehlt gänzlich. Die zwei Einstellräder fallen ganz dem Kameradesign folgend sehr flach aus. Beide rasten gut ein, so dass man sie kaum versehentlich verstellt.

Das Programmwählrad bietet neben den klassischen Kreativprogrammen P, A, S und M auch eine Vollautomatik, einen Videomodus, den S&Q-Modus (Slow and Quick, also Zeitlupe und Zeitraffer) sowie drei Benutzerspeicher, was die Zielgruppe der ambitionierten Fotografen deutlich macht. Mit dem anderen Rad kann eine Belichtungskorrektur von -3 bis +3 EV in 1/3-EV-Schritten vorgenommen werden. Dieses Rad war uns bei der Alpha 7 III noch etwas zu leichtgängig, dies ist bei der 7C nun etwas besser.

Minimalismus herrscht auch auf der Rückseite. Manchem wird sofort der fehlende AF-Joystick auffallen, hier bleibt nur der Griff zum Touchscreen. Immerhin fehlt die AF-On-Taste nicht. Das obere Daumenrad ist auf der Rückseite eingelassen und rastet angenehm sanft, es lässt sich gut bedienen. Das zweite Daumenrad ist im Vierwegeregler integriert, was keine optimale Kombination ist. Mit trockenen Fingern muss man etwas Druck ausüben, um es zu drehen – und aufpassen, keine unerwünschte Funktion durch versehentliche Betätigung des Vierwegereglers auszulösen.

Die vier Richtungstasten sind mit Funktionen vorbelegt und beschriftet, lassen sich aber teilweise auch umkonfigurieren, was jedoch für die Funktionen nach links (Auslösemodus) und rechts (ISO) weniger empfehlenswert ist. Die einzige "echte" Funktionstaste ist die Löschen-Taste, die im Aufnahmemodus ja nicht gebraucht wird. Des Weiteren lassen sich noch die AF-On-Taste sowie die mittlere und untere Taste des Vierwegereglers individuell belegen. Die Fn-Taste für das – ebenfalls konfigurierbare – Schnellmenü ist selbstverständlich vorhanden.

Beim Sucher ist die Alpha 7C ein Rückschritt. Die 2,36 Millionen Bildpunkte Auflösung sind "Minimalstandard", die 0,59-fache Vergrößerung hingegen ist für eine Vollformatkamera wirklich mickrig und eigentlich eher Einsteigerkameras der 500-Euro-Klasse zuzuordnen. Auch Brillenträger haben am Sucher wenig Spaß, denn aufgrund des dadurch zwangsläufig größeren Abstands zum Okular kann man den Sucher nicht einmal mehr vollständig überblicken, an den Seiten fehlen deutliche Teile. Immerhin ist der Dioptrienkorrektur-Einstellbereich mit -4 bis +3 dpt. recht groß, wird aber sicher nicht für alle ausreichend sein.

Durch den mickrigen Sucher wird der rückwärtige Bildschirm umso wichtiger für die Bildkomposition. Angesichts dessen nervt der neben dem Sucher angebrachte Näherungssensor schon fast, der automatischen zwischen Sucher und Bildschirm umschaltet. Zwar lässt er sich deaktivieren, aber dann vermisst man eine Taste, falls man doch einmal zwischen Sucher und Monitor wechseln möchte. Hier bleibt dann nur der Gang ins Menü oder das "Opfern" einer der programmierbaren Funktionstasten.

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir vier andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Sony Alpha 7C haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 38-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.