Lichtstarke Weitwinkel-Festbrennweite

Sigma 24 mm F2 DG DN Contemporary im Test

2022-10-06 Die 2019 eingeführte Edel-Festbrennweiten-Serie I-Series von Sigma umfasst inzwischen sieben Objektive von 20 bis 90 Millimeter Brennweite. Spätestens mit diesen edlen Objektiven war klar: Contemporary steht bei Sigma nicht nur für günstige Objektive, sondern die Verarbeitungsqualität kann sogar teure Art-Objektive ausstechen. Das 24 mm F2 DG DN Contemporary ist nach dem lichtschwächeren F3,5 24 mm sogar bereits die zweite 24mm-Festbrennweite. Ob das preislich nur wenig teurere Sigma 24 mm F2 DG DN Contemporary das F3,5-Objektiv und vielleicht sogar ein deutlich teureres Sigma 24 mm F1.4 DG DN Art bei der Bildqualität schlagen kann, verraten wir im ausführlichen Test.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung und Zubehör

Knapp über 600 Euro kostet das Sigma 24 mm F2 DG DN Contemporary und ist damit sicher kein Schnäppchen. Dafür bekommt man aber auch ein super edel verarbeitetes Objektiv mit schwarz eloxiertem Aluminiumgehäuse, das den Bildkreis von spiegellosen Vollformat-Kameras abdeckt. Vom Messingbajonett – bei unserem Testgerät ein L-Mount, das Objektiv ist aber auch mit Sony-E-Bajonett erhältlich – bis zum 62 mm Filtergewinde besteht wirklich alles aus Metall. Das drückt natürlich aufs Gewicht: 361 Gramm bringt das 24 mm F2 auf die Waage. Das klingt vielleicht nicht viel, aber in Relation zum 7,2 Zentimeter langen, sieben Zentimeter durchmessenden Gehäuse hat man schon ordentlich was in der Hand. So robust das Sigma 24 mm F2 DG DN Contemporary auch wirkt, einen vollständigen Spritzwasser- und Staubschutz besitzt es nicht. Immerhin ist aber das Bajonett als Schnittstelle zur Kamera mittels einer Gummilippe abgedichtet.

Sehr hochwertig ist auch das mitgelieferte Zubehör. Die tulpenförmige Streulichtblende besteht ebenfalls aus Metall, wobei jedoch im Inneren beim Bajonettanschluss Kunststoff zum Einsatz kommt. Die 42 Gramm schwere Blende misst acht Zentimeter im Durchmesser und ist drei Zentimeter lang, wovon angebracht jedoch nur 2,5 Zentimeter über die Objektivfront hinausragen. Zum Transport lässt sie sich verkehrt herum montieren, blockiert dabei jedoch den Fokusring. Ein weiteres Highlight ist der magnetische Objektivdeckel, der beim 24 mm F2 zum Lieferumfang gehört. Er lässt sich anstelle des Kunststoff-Schnappdeckels verwenden, der ebenfalls zum Lieferumfang gehört. Als Zubehör bietet Sigma einen Objektivdeckelhalter an, den man am Kameragurt oder am Gurt der Kameratasche befestigen kann, an dem der Deckel ebenfalls magnetisch hält.

Bedienung und Fokus

Die Festbrennweite bietet genau drei Bedienelemente: Einen Fokusring, den dazugehörigen AF-MF-Schalter und einen Blendenring. Die beiden Einstellringe bestehen ebenfalls aus Metall. Die griffige Riffelung des Blendenrings ist für die Blendenskala in gut lesbarer, weißer Schrift ausgespart. Der Ring rastet deutlich spür- und hörbar in Drittelschritten von F2 bis F22. Der Klick ist leider nicht abschaltbar. Zudem gibt es eine Automatikstellung, die jedoch außer dem weiten Einstellweg bis F22 und der den Blendenklicks entsprechenden Rastung keinerlei Sicherung besitzt. Ohnehin ist der Begriff Automatikstellung ein wenig übertrieben, denn tatsächlich wechselt man nur zwischen der Blendeneinstellung durch die Kamera und der durch den Ring, was nur in Aufnahmeprogrammen funktioniert, in denen die Blende gesteuert werden kann, also dem manuellen Belichtungsmodus sowie der Zeitautomatik.

Der AF-MF-Schalter besteht als einziges Bedienelement aus Kunststoff. Der Schalter rastet gut und wenn er auf AF steht, ist eine weiße Hinterlegung zu erkennen, was die Ablesbarkeit verbessert. Unverständlich ist aber, warum bei manchem I-Serie-Objektiv der Schalter nach oben und unten betätigt wird, so auch beim 24 mm, und bei anderen nach vorne und hinten, beispielsweise beim 90 mm F2.8. Das macht die Bedienung innerhalb der Serie inkonsistent. Dabei ist davon auszugehen, dass jemand, der sich für solche Festbrennweiten begeistert, mehrere erwirbt.

Der Autofokus des Sigma 24 mm F2 DG DN Contemporary arbeitet schnell und präzise, bei seiner Arbeit ist jedoch in ruhigen Umgebungen ein leises Summen vernehmbar. Dank des AF-MF-Schalters kann schnell auf den manuellen Fokus gewechselt werden. Dann kommt der elektronisch arbeitende Fokusring zum Einsatz. Mit seiner 1,4 Zentimeter breiten Metallriffelung ist er sehr griffig und Sigma hat es geschafft, auch die Haptik des Drehens sehr angenehm zu gestalten. Der Ring läuft butterweich, bietet aber einen angemessenen Widerstand. Die Arbeitsweise kann zwischen linear und nicht-linear gewechselt werden, sofern die Kamera das unterstützt. Wenn sie das nicht tut, arbeitet er nicht-linear, was bedeutet, dass die Geschwindigkeit des Drehens darüber entscheidet, wie weit der Fokus verstellt wird. Dreht man also sehr langsam, kann man mit weiten Verstellwegen sehr präzise fokussieren. Unterstützt wird man von den Kamerafunktionen, etwa einer Vergrößerungslupe und Fokuspeaking.

Die Naheinstellgrenze gibt Sigma mit 24,5 Zentimeter ab Sensorebene an. Wir konnten sogar bis auf 21,3 Zentimeter an das Motiv heran fokussieren, der Abstand der Objektivfront zum Motiv betrug dabei noch zwölf Zentimeter. Das minimale Bildfeld haben wir mit 18,7 mal 12,5 Zentimetern gemessen, was einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:5,2 ergibt. Das ist wesentlich besser als die von Sigma versprochenen 1:6,7.

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.