2018-03-30 Fast genau vor zwei Jahren haben wir mit der Lumix DMC-TZ101 den (weiterhin parallel erhältlichen) Vorgänger der DC-TZ202 getestet. Obwohl sich bei der Auflösung des großen 1-Zoll-Bildsensors nichts getan hat – beide Kameras lösen immer noch mit 20,1 Megapixeln effektiv auf – hat Panasonic der TZ202 ein neues Objektiv und andere Ausstattungsmerkmale spendiert. Wie sich die Kamera in unserem Labor und in der Praxis geschlagen hat, haben wir für unsere Leser ermittelt. (Harm-Diercks Gronewold)
Mit Abmessungen von 111 x 66 x 45 mm ist die Panasonic Lumix DC-TZ202 zwar nicht für die Hemdtasche geeignet, dennoch gehört sie zu den kleinen Reisezoomern. [Foto: MediaNord]
Aufgrund einer Marketing-Strategie wird die Lumix DC-TZ202 im europäischen Ausland als Lumix DC-TZ200 angeboten. Bis auf die unterschiedliche Bezeichnung gibt es keinen Unterschied beider Kameras zueinander.
Ergonomie und Verarbeitung
Edel und klein präsentiert sich die TZ202, die knapp 330 Gramm mit Akku und Speicherkarte auf die Waage bringt, in einem matten Metallgehäuse. Wurde bei der TZ101 noch eine fehlende Gummilippe am “Handgriff” kritisiert, hat Panasonic der TZ202 eine solche Lippe spendiert. Zwar ist der Handgriff immer noch sehr klein, aber die Griffigkeit ist deutlich erhöht worden. Mit einer Tiefe von 45 Millimetern ist die Kamera nicht die flachste Reisezoom-Kamera. Da das Objektiv allerdings eine kleinbildäquivalente Brennweite von 24-360 mm und eine physikalische Brennweite von 8,8-132 mm abdeckt, ist dieser Wert in Ordnung. Die Brennweite lässt sich entweder in elf Zoomstufen (24, 28, 35, 50, 70, 90, 135, 160, 200, 250, 300 und 360 mm) oder stufenlos einstellen. Diese Information zur eingestellten Brennweite wird dann über das Display oder den Sucher im kleinbildäquivalenten Maß angezeigt.
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Auf der Rückseite findet sich der 7,5 Zentimeter große Touchscreen-Monitor. Leider ist der Monitor nicht beweglich, was den Einsatz der Kamera in der Frosch- und Vogelperspektive mühsamer macht. Die Präzision der Touchfunktion ist sehr hoch und damit gestaltet sich der Einsatz in der Praxis als angenehm einfach, schnell und sicher. Wer allerdings Monitore nicht mag, der kann auf den elektronischen Sucher der TZ202 zurückgreifen. Dieser ist recht klein, bietet aber genügend Überblick, es sei denn, man ist Brillenträger. Zwar besitzt die Kamera einen, wie üblich, fummeligen Dioptrienausgleich, aber dieser kann auch nur einen bestimmten Bereich von Fehlsichtigkeiten ausgleichen.
Die Umschaltung zwischen Sucher und Monitor wird entweder per Taste manuell vorgenommen oder eine Automatik sorgt für die Umschaltung. Diese Automatik ist allerdings sehr empfindlich und reagiert auf Objekte, die etwa vier Zentimeter oder weniger vom Sucher entfernt sind. Wird die Kamera dann beispielsweise um den Hals getragen und bewegt sich vor und zurück, dann kann es dazu kommen, dass permanent zwischen Sucher und Monitor umgeschaltet wird. Wenn dies passiert, wird der interne Timer der Kamera für den Stromsparmodus zurückgesetzt und der Akku entleert sich schneller. Will man also mit der Kamera vor der Brust wandern, dann sollte der Augensensor deaktiviert werden.
Wenn der Fotograf das linke Auge zum Betrachten des Suchers nutzt, dann wird sich nicht vermeiden lassen, dass die Nase auf dem Display landet. Wenn dabei auf dem Display die Touch-AF-Funktion aktiv ist, kann es dazu kommen, dass die Nase den Autofokuspunkt verschiebt. Hier bleibt den Fotografen dann nur die Deaktivierung dieser Funktion beziehungsweise den Wechsel auf das rechte Auge für den Sucher.
Die TZ202 besitzt zur Bedienung insgesamt zwölf Funktionstasten, von denen vier umprogrammiert werden können. Zudem bietet die Kamera weitere virtuelle Funktionstasten auf dem Monitor, die ebenfalls programmierbar sind. Die übrigen Funktionstasten können zwar nicht umprogrammiert werden, sind dafür aber mit sinnvollen Funktionen belegt. Weitere Individualisierungsmöglichkeiten finden sich in den entsprechenden leicht zu navigierenden Menüs der Kamera. Wie auch die TZ101 besitzt die TZ202 ebenfalls einen angenehm griffigen Objektivring. Dieser kann dank üppiger Konfigurierungsmöglichkeiten für verschiedenste Aufgaben genutzt werden. Unter anderem auch für den manuellen Fokus, der durch Fokuslupe und Peaking unterstützt wird.
Der übersichtliche Touchscreen der TZ202 bietet guten Überblick und präzise Einstellungsmöglichkeiten der Kamera, ist allerdings nicht beweglich. [Foto: MediaNord]
Die beiden physikalischen Anschlüsse der Kamera sind auf der rechten Seite unter einer Kunststoffklappe zu finden. Im Detail gibt es eine Micro-HDMI-Schnittstelle (Typ D) und einen Micro-USB-Anschluss. Über den USB-Anschluss kann die Kamera mit einem Computer verbunden oder aufgeladen werden. Eine Dauerstromversorgung (das heißt bei eingeschalteter Kamera) über den USB-Anschluss ist nicht möglich. Der Lithium-Ionen-Akku und die Speicherkarte mit SD-Formfaktor haben ihr Zuhause unter einer Klappe im Kameraboden. Der Akku (DMW-BLG10E) hat 1.025 mAh und 7,2 Volt. Er soll genug Energie für 370 Aufnahmen liefern (Herstellerangabe laut CIPA-Testverfahren). Auch auf ein Stativgewinde muss der Fotograf nicht verzichten. Leider ist dieses so dicht am Akkufach platziert, dass eine Schnellwechselplatte entfernt werden muss, wenn der Akku oder die Speicherkarte ausgetauscht werden sollen. Zudem ist das Gewinde nicht in der optischen Achse angebracht, was Kameraschwenks für Videoaufnahmen mit einem Parallaxenfehler “beschenkt”.
Mit F3,3 Anfangs-Lichtstärke im Weitwinkelbereich ist die TZ202 etwas schlechter aufgestellt als die TZ101 und auch im Telebereich sieht es, durch die höhere Brennweite, mit F6,4 nicht besser aus. Dafür kann der Fotograf auf einen optischen Bildstabilisator zurückgreifen, der angesichts der Lichtstärke und der maximalen Brennweite auch notwendig ist. Die Wahl einer höheren ISO-Empfindlichkeit ist also oft unausweichlich. Wie sich die TZ202 in diesem Bereich schlägt, klären wir im Abschnitt “Bildqualität”.
Ausstattung
Reisezoomkameras müssen besonders flexibel sein. Die TZ202 zeigt diese notwendige Flexibilität am deutlichsten bei dem großen Brennweitenumfang. Darüber hinaus ist auch die Vielzahl der Funktionen, die die TZ202 bereitstellt, ein deutlicher Indikator für diese Flexibilität. Neben halbautomatischen, manuellen und vollautomatischen Betriebsarten kann der Fotograf bei der TZ202 passende Motivprogramme wählen oder er lässt die Motivautomatik der Kamera entscheiden, welche Einstellungen jetzt gerade für das erkannte Motiv die richtigen sind. Bei dieser auch iA (intelligente Automatik) genannten Funktion wird aber mehr als nur das Motiv erkannt. Die Kamera berechnet Informationen zu Verwacklungsgefahr, Gesichtserkennung, Bewegunsgerkennung und vieles mehr in die optimalen Aufnahme- und Bildaufbereitungseinstellungen mit ein. Dabei liegt die Beurteilung der Motive erstaunlich oft richtig und die Bildergebnisse überzeugen.
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Fast schon selbstverständlich für Kameras dieser Klasse sind Individualisierungen für Aufnahmeeinstellungen. Bei der TZ202 kann der Fotograf insgesamt drei Speicherplätze für Konfigurationen nutzen. Des Weiteren stehen dem kreativen Fotografen einige Bildeffekte wie “Retro”-Look oder der berühmt-berüchtigte Spielzeugkameraeffekt zur Verfügung. Auch Panoramen sind für die TZ202 kein Problem. Der Fotograf aktiviert nur die richtige Einstellung auf dem Moduswahlrad und schon reicht ein Druck auf den Auslöser sowie ein Kameraschwenk. Intern werden die aufgenommenen Bilder dann zu einem Panorama zusammengefügt. Sollte die Kamera zu schnell geschwenkt werden, bricht die Funktion die Aufnahme mit einem Warnhinweis ab.
Neben dem recht schnellen mechanischen Verschluss (1/2.000 bis 60 Sekunden) besitzt die TZ202 einen elektronischen Verschluss (1/16.000 bis 1 Sekunde). Der Fotograf kann die Verschlussart selber schnell im Menü umstellen oder er lässt die Kamera entscheiden, welcher Verschluss genutzt werden soll. Es sind allerdings nicht alle Funktionen mit dem elektronischen Verschluss kompatibel, beispielsweise der Einsatz des Blitzlichts. Darüber hinaus besitzt die Kamera eine T-Funktion. Diese ermöglicht sehr lange Belichtungszeiten für Nachtaufnahmen oder kreative Effekte.
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In minimaler Arbeitsposition der Brennweite beträgt die Tiefe der Kamera etwa 8,5 cm. Die "Fugen" des Blitzgerätes sind ebenfalls zu erkennen. [Foto: MediaNord]
Mit maximalem Zoom wird die DC-TZ202 etwa 12 cm tief. [Foto: MediaNord]
Die Serienbildgeschwindigkeit der TZ202 ist hoch, etwa zehn Bilder pro Sekunde (JPEG oder RAW) schafft der Reisezoomer problemlos (gemessen). Soll der Autofokus bei den Serienbildern nachgeführt werden, reduziert sich die Aufnahmefrequenz auf etwa sechs Bilder pro Sekunde. Der Autofokus ist von der schnellen Sorte. Die Kamera löst bei geringster Brennweite nach circa 0,15 Sekunden und im Telebereich nach 0,27 Sekunden aus. Die reine Auslöseverzögerung liegt bei rund 0,05 Sekunden. Kontrast-Autofokussysteme sind auch heute unter Umständen immer noch langsamer als Phasen-AF-Systeme, wie sie beispielsweise in DSLRs eingesetzt werden. Viele Hersteller setzen in höherwertigen Kameras daher Hybrid-Autofokussysteme ein, die den Phasen- und den Kontrast-Autofokus auf dem Aufnahmesensor zusammenfassen. Panasonic geht bei dem hauseigenen "Depth from Defocus" oder kurz DFD-System einen anderen Weg. Der DFD-Autofokus bezieht charakteristische Unschärfemerkmale des Objektivs mit ein und weiß anhand zweier Aufnahmen, die verglichen werden, ob der Fokus vor oder hinter dem Motiv liegt. Damit spart sich das AF-System den Messweg in die "falsche Richtung", kann mit höherem Drehmoment den AF-Motor ansteuern und präziser stoppen. Wie verschiedene Autofokus-Systeme funktionieren, haben wir in einem Fototipp zusammengefasst (siehe weiterführende Links).