Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Nikon 1 J4

2014-11-04 Bereits die Ankündigung der Nikon 1 J4 im April dieses Jahres versprach nicht nur Modellpflege, sondern echte Neuerungen. Die Auflösung hat Nikon auf mittlerweile 18 Megapixel hochgeschraubt, ein On-Sensor-Phasen-Autofokus kommt zum Einsatz und die J4 schießt sensationelle 20 Bilder pro Sekunde inklusive Fokusnachführung. Ein 3-Zoll-Display mit Touch-Funktion erleichtert die Bedienung. Zeitgemäß verfügt die J4 über WiFi. Auch beim Objektiv gibt es einen Generationswechsel. Das neue 1 Nikkor VR 10-30 mm 3.5-5.6 PD-Zoom ist nicht nur kleiner und leichter als der Vorgänger, sondern außerdem schneller einsatzbereit. Ob das alles in der Praxis auch zu besseren Bildern führt, zeigt unser Test.  (Daniela Schmid)

Ergonomie und Verarbeitung Egal, wo man mit der Nikon 1 J4 aufkreuzt, bewundernde Blicke sind einem sicher. Zumindest war das mit unserem weißen Testexemplar so. Besonders das in Kamerafarbe lackierte Objektiv fällt auf. Doch bereits bei einem relativ neuen Exemplar wie unserem Testgerät zeigten sich auf der weißen Lackierung erste Gebrauchsspuren. Zum Glück gibt es auch eine orange, eine silberne und eine schwarze J4. Die Neukonstruktion des Objektivs bringt andererseits viele Vorteile mit sich. Es gibt keinen Objektivdeckel, den man erst abnehmen muss oder verlieren kann, und die J4 ist durch den elektronischen Verschluss nach dem Einschalten sofort einsatzbereit. Designtechnisch sehr gut gelöst ist auch der Zoomring aus Metall, der vorne am Objektiv angebracht ist. Mit ihm lässt sich die auf Kleinbild umgerechnete Brennweite von 27 bis 81 Millimeter leicht und einigermaßen exakt einstellen.

Die Kamera selbst ist schlicht und schnörkellos gehalten und auch mit Bedienknöpfen hat sich Nikon zurückgehalten. Das geht angesichts der neuen Touch-Funktion aber absolut in Ordnung. Das glatte Gehäuse dürfte allerdings etwas mehr Halt geben. Es gibt nur eine Daumenstützte auf der Rückseite, eine Riffelung oder Grifferhöhung auf der Vorderseite sucht man vergebens. Einschaltknopf, Auslöser und Filmaufnahmeknopf liegen nahezu in die Kameraoberfläche versenkt und sind deshalb vom Finger nicht immer leicht zu finden. Der Auslöser bedient sich aber von beiden Druckpunkten her sehr angenehm. Ebenfalls oben befindet sich das Moduswahlrad, das sehr dürftig mit eher unüblichen Symbolen belegt ist. Die grüne Kamera steht ganz klar für Automatik – dass sich hinter dem Kreativmodus aber auch die PASM-Programme verbergen, darauf muss man erst mal kommen! Immerhin hat Nikon ein eigenes Videoprogramm eingerichtet und die Optionen "bewegter Schnappschuss" und "Best Moment Capture" als besonders erwähnenswert erachtet. Der integrierte Blitz kann an der Seite manuell ausgeklappt werden – in den PASM-Programmen muss er das sogar. Im Automatikmodus springt er von selbst aus dem Gehäuse. Einen Blitzschuh für externe Geräte hat Nikon nicht vorgesehen.

Auf der Rückseite gibt es einen Knopf für Playback, einen für Menü und eine Löschen-Taste sowie ein Rändelrad und eine Vierwegewippe mit Bedienungs-Shortcuts. Das drei Zoll große Display löst feine 1.037.000 Bildpunkte auf und ist damit in Sachen Detaildarstellung ganz vorne mit dabei. Über das Display lässt sich per Berührung der Autofokus einstellen, auslösen oder gewisse Einstellungen vornehmen. Das erleichtert die Bedienung ungemein und beschleunigt das Einstellen im klar und übersichtlich gegliederten Menü. Die Klappen für Akku und Speicherkarte unten an der Kamera und für HDMI und USB an der Seite wirken nicht besonders hochwertig, erfüllen aber ihren Zweck. Das Stativgewinde sitzt auf der optischen Achse des Objektivs. Das Akku- und Speicherkartenfach ist blockiert, wenn ein Stativ benutzt wird.

Ausstattung Herzstück der J4 ist der ein Zoll CMOS-Sensor, der mittlerweile 18,4 Megapixel auflöst. Am Cropfaktor von 2,7 ändert sich nichts. Neben der Auflösung wächst auch die maximale Empfindlichkeit auf ISO 12.800. Eine neue Bildbearbeitungs-Engine namens EXPEED 4A sorgt für die nötige Rauschunterdrückung und hilft der J4 in Sachen Geschwindigkeit auf die Sprünge. Und da geht einiges. Möchte man die volle Auflösung und die Fokusnachführung nutzen, bietet die J4 sage und schreibe 20 Bilder pro Sekunde. 60 sind es, wenn der Fokus nicht angepasst wird. Das hört sich toll an und funktioniert super, hat aber einen Haken namens Pufferspeicher. Er ist nach 20 Bildern voll und braucht zum Speichern auf die Micro-SD-Karte eine halbe Ewigkeit. Man kann zwar dazwischen auslösen, aber dann gibt es nur ein paar Bildchen. Benötigt man die Serienfunktion mehrmals hintereinander, lässt einen die J4 im Stich. Trotzdem bleibt sie eine der schnellsten Kameras ihrer Klasse. Mit dem On-Sensor-Phasen-Autofokus stellt sie schnell und zuverlässig scharf und kommt auch noch in für Kameras eigentlich unmöglichen Situationen wie bei einem Rockkonzert klar. Über die diversen Funktionen wie Best Moment Capture stehen die Chancen gut, dass immer der am besten getroffene Schnappschuss dabei ist.

Bei der sonstigen Ausstattung zielt Nikon vermehrt auf den Hobbyfotografen, der gegen den Einsatz diverser Automatikprogramme nichts einzuwenden hat. Mit HDR erzielt man sehr gute Bildergebnisse und das Panoramaprogramm ist kinderleicht zu bedienen. Dazu kommen zahlreiche Effekte, die über die Kreativpalette sehr leicht steuerbar sind. Durch einen Fingerstreich auf dem Display lässt sich sofort beurteilen, wie das zukünftige Bild aussehen wird. Aber auch der geübte Fotograf kommt bei der J4 auf seine Kosten. Im manuellen Modus gibt es die Kontrolle über Blende und Belichtungszeit, sogar eine Langzeitbelichtung (Bulb-Modus) ist integriert. Eine Bracketing-Funktion sucht man allerdings vergebens. Dank der in verschiedenen Stufen einstellbaren Vergrößerung fällt auch das manuelle Fokussieren über das Drehrad an der Rückseite nicht schwer. Wer sich für den Autofokus entscheidet, der kann die Kamera machen lassen oder das Messfeld selbst beinahe im ganzen Bildfeld verschieben.

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Autor

Daniela Schmid

Daniela Schmid hat in Augsburg Sprachen studiert, bevor sie nach einem halben Jahr in einer PR-Agentur für IT-Firmen in die Verlagsbranche wechselte. Ab 2004 war sie als festangestellte Redakteurin für die Magazine Computerfoto und digifoto zuständig. Während eines dreijährigen Auslandsaufenthaltes in der Nähe von New York berichtete sie als freie Autorin für digitalkamera.de von der PMA, CES und der PhotoPlus Expo aus Las Vegas und New York und übernahm die Zuständigkeit für die Rubrik Zubehör. Seit 2009 testet sie auch regelmäßig Kameras.