Bildbearbeitungssoftware

Testbericht: Skylum Luminar AI

Seite 2 von 2, vom 2020-12-09 (Autor: Harm-Diercks Gronewold)Zur Seite 1 wechseln

Die automatische Maskierung funktioniert recht gut, zumindest wenn der Kontrastunterschied zwischen Horizont und Landschaft ausreichend groß ist. Außerdem fiel uns auf, dass Bildbereiche, die farblich dem Himmel ähneln, auch gerne mit maskiert werden. Das ist natürlich weniger schön. Feinere Einstelloptionen erlauben zudem, die Maskierung besser an das Motiv anzupassen. Unterstützt wird das Ersetzen des Himmels durch eine komfortable Re-Lighting-Funktion, die die Farbe des montierten Hintergrundes in die Darstellung der Aufnahme integriert.

Skylum verspricht die Himmel AI im Jahr 2021 gegen die verbesserte Himmel AI 2.0 zu ersetzen mit der dann auch Reflektionen des eingefügten Himmels in Wasserflächen einfach realisieren lassen sollen.

Zwar bietet Luminar AI keine echte Ebenenfunktion für aufwendige Montagen, doch mit Hilfe von "Augmented Sky AI" lassen sich vordefinierte Elemente wie Feuerwerk oder ein Halbmond ins Foto montieren. Bei den Vorlagen handelt es sich nicht um platte Cliparts, sondern um hochauflösende Elemente, die positioniert, skaliert und gedreht werden können.

In dieser Bearbeitungskategorie finden sich noch viele weitere kreative Einstellungsoptionen, die das Bild in mystische oder verträumte Kunstwerke verwandeln können. Es ist also sehr viel Potential für kreative Projekte vorhanden.

Da Porträtaufnahmen zu den wichtigsten Aspekten der Fotografie zählen, wurde alles, was für Porträtfotos wichtig ist, in einen eigenen Arbeitsbereich gruppiert. Es befinden sich zwar nur insgesamt vier Funktionen in diesem Bereich, aber die "Gesichts AI" besteht bereits aus drei eigenen Bereichen (Gesicht, Augen, Mund).

Glücklicherweise arbeiten diese Funktionen sehr subtil und produzieren glaubwürdige Ergebnisse. So lässt sich ein Gesicht beispielsweise nicht so schmal machen, dass es unrealistische Proportionen bekommt. Bei den Einstellungsoptionen zu Augen und Mund arbeitet Luminar AI etwas dominanter, aber auch hier bleiben die Ergebnisse im plausiblen Bereich. So lassen sich beispielsweise Lippensättigung, Augenfarbe und einiges mehr anpassen.

Beim "Haut AI"-Funktionskomplex kann die Haut glatter gemacht werden, allerdings achtet die Funktion darauf, die Struktur der Haut zu erhalten und so ein "plattbügeln" von Details zu vermeiden. Zudem steht die "Beseitigung von Schönheitsfehlern AI" zur automatischen Entfernung von Schönheitsfehlern zur Verfügung. Diese hat allerdings in der uns vorliegenden Programmversion (1.0) keine guten Ergebnisse geliefert und musste sich der "Radieren"-Funktion geschlagen geben. Zwei weitere Funktionen geben dem Bildbearbeiter die Möglichkeit, den Körper des Models zu verschlanken und das Bild in eine High-Key-Aufnahme zu verwandeln. Letztere Funktion ist ganz nett, kann aber ein echtes High Key nicht ersetzen (siehe weiterführende Links).

Im vierten und letzten Arbeitsbereich wird es dann "Pro", so zumindest suggeriert es die Bezeichnung. Dahinter verbirgt ist aber eher das, was nicht in die anderen Arbeitsbereiche gepasst hat. So findet man hier die Möglichkeit, Objektivfehler wie Vignettierung und Verzeichnung zu korrigieren. Das muss allerdings manuell gemacht werden, es gibt keine Korrektur-Profile wie bei anderen Programmen. Darüber hinaus stehen verschiedene Einstellungsoptionen für Farbkontraste zur Verfügung sowie eine Abwedeln- und Nachbelichten-Funktion. Abgerundet wird dieser Funktionskomplex durch umfangreiche Retuschemöglichkeiten.

Heutzutage kommt keine Bildbearbeitungssoftware mehr ohne Maskierungsfunktion aus. Auch Luminar AI macht dabei keine Ausnahme. Die Maskierungsfunktion ist in einigen der Kreativoptionen vorhanden und kann in kurzer Zeit angelegt werden. Masken lassen sich als Radial- und Verlaufsmasken anlegen. Außerdem steht eine einfache Malfunktion zur Verfügung, bei der mit einem Knopfdruck zwischen dem Anlegen und Entfernen der Maske umgeschaltet werden kann. Zudem kann die Maske eingeblendet werden, um zu sehen, wo man überhaupt maskiert.

Alle Änderungen im Bild sind nicht destruktiv. Das bedeutet, dass die originale Bilddatei nicht angetastet wird, wenn Änderungen vorgenommen werden. Erst beim Export wird eine finale Version mit allen Änderungen erstellt. Laut Skylum sollen dabei unbegrenzt viele Einstellungen möglich sein, ohne dass das Bild vorgerendert werden muss. In der Praxis verlangt Luminar AI aber einiges vom System ab. So wurde die Himmel-AI-Funktion sehr träge beim verschieben des eingefügten Himmels (Testrechner AMD Ryzen 7 1700).

Die bereits erwähnte Local-Masking-Funktion ermöglicht es unter anderem, Texturen und Bilder über eine Ebenenmaske in das Foto einzuarbeiten. Dafür stehen aber nur Pinsel und zwei Verlaufsfunktionen zur Verfügung. Auswahlwerkzeuge oder ein Pfadtool sind nicht vorhanden.

Die Exportfunktion ist der abschließende Arbeitsbereich. Mit ihm können ein oder mehrere Bilder gleichzeitig entwickelt werden. Die Bilder können entweder auf die heimische Festplatte gespeichert oder beispielsweise auf die Plattform 500px hochgeladen werden. Die Möglichkeit, ein Bild in verschiedenen Größen in einem Rutsch zu entwickeln, gibt es ebenso wenig wie eine Druckfunktion.

Skylum kündigt an, weitere Funktionen in das Repertoire von Luminar AI aufzunehmen. So sollen Bokeh AI und Sky AI 2.0 im Jahr 2021 mit einem kostenlosen Update nachgeliefert werden. Solche Ankündigungen sind aber immer mit Vorsicht zu genießen, immerhin warten Kunden von Luminar 4 bis heute auf die Implementierung von Schlagwörtern in die Bildersuche.

Kenner von Luminar 4 werden einige Funktionen in Luminar AI wiedererkennen. Laut Skylum ist Luminar AI allerdings nicht der Nachfolger zu Luminar 4, sondern ein "Zusatzprodukt". Während Luminar 4 zur Zeit 70 Euro kostet, wird Luminar AI für knapp 80 Euro ab dem 15.12.202 erhältlich sein. Vorbestellungen sind zudem möglich.

Fazit

Die Ergebnisse der AI-Funktionen von Skylum Luminar AI sind ebenso beeindruckend wie die wirklich einfache Handhabung. Die ist nämlich so simpel, dass jemand, der noch nie mit einer Bildbearbeitung gearbeitet hat, nach nur kurzer Zeit zu individuellen und überzeugenden Bildern gelangen kann. Auch die Funktionen, die nicht auf künstlicher Intelligenz beruhen, lassen sich einfach nutzen und liefern überzeugende Bildergebnisse. Allerdings kann die künstliche Intelligenz in Grenzbereichen nicht die Erfahrung und Fingerfertigkeit eines Bildbearbeiters ersetzen. Sie kann dem Bildbearbeiter allerdings viel Arbeit abnehmen.

Lobenswert ist, dass Luminar AI als Plugin für Lightroom und Photoshop eingesetzt werden kann. Doch warum Skylum kein solches Plugin für das eigene Luminar 4 bereitstellt, ist nur schwer zu verstehen. Wer nach einer schnell zu bedienenden und einfach zu handhabenden Software für seine Bilder sucht, ist bei Luminar AI an der richtigen Adresse. Wer sich etwas Arbeit erleichtern möchte, der schaut sich die Software am besten mit der Demo-Version einmal selber an.

Kurzbewertung

  • Sehr gute KI-Funktionen
  • Schnelle Bildbearbeitungserfolge
  • Einfach zu handhaben
  • Hohes kreatives Potential
  • Als Plugin für Photoshop und Lightroom nutzbar
  • Fehlendes Plugin für Luminar 4
  • Keine Druckfunktion
  • Beschränkte Exportfunktion

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.