Auf die Kritik gehört

Nikon Z 6II und Z 7II Vollfomat-Systemkameras vorgestellt

2020-10-14 Mit den spiegellosen Vollformat-Systemkameras Z 6II und Z 7II kündigt Nikon Nachfolgemodelle der Z 6 und Z 7 an, wobei Nikon offenbar sehr genau auf die Kritik der Anwender und Tester gehört hat. So bieten die Z 6II und Z 7II nun Dual-Bildprozessoren für höhere und längere Serienbildraten, 4K60-Videoaufnahmen und einen verbesserten Autofokus. Zudem gibt es zusätzlich zum XQD/CFexpress-Speicherkartenfach einen zusätzlichen SD-Karteneinschub. Und auch einen richtigen Batteriegriff mit Hochformat-Bedienelementen, für den die Kameras die nötigen Steckkontakte besitzen, gibt es nun als Zubehör.  (Benjamin Kirchheim)

Evolution statt Revolution lautet das Motto der verbesserten Z 6II und Z 7II von Nikon. Sie teilen sich viele Eigenschaften untereinander und auch mit den Vorgängermodellen, die laut Nikon sehr erfolgreich waren und vorläufig weiterhin im Programm bleiben. So besteht das Gehäuse vorne und oben aus einer Magnesiumlegierung, hinten dagegen aus einem modernen Kunststoff. So war es einfach, die Gehäuse um ca. zwei Millimeter zu vertiefen, um die neuen Komponenten, wie etwa das zweite Speicherkartenfach, unterbringen zu können. Die Anordnung der Tasten und Bedienelemente ist jedoch zu 100 Prozent identisch zu den Vorgängermodellen. Lediglich die Rändelung des Haupteinstellrads wurde für eine bessere Griffigkeit optimiert und an der firmwarebasierten Funktionsauswahl gibt es einige Detailverbesserungen, die vermutlich nur denjenigen auffallen, die die Vorgängermodelle sehr gut kennen.

Um nur einige Beispiele zu nennen: Der Trimmbereich für die Videobearbeitung in der Kamera kann nun durch Eingangs- und Ausgangsmarker eingestellt werden. Der Menüpunkt "Peaking" wurde in "Focus Peaking" geändert und Zeitrafferfilme können nun nach der Aufnahme automatisch generiert und kontrolliert werden. Zudem sind Hochgeschwindigkeits-Serienaufnahmen nun auch mit Blitzgeräten möglich, sofern diese leistungsstark genug sind (beispielsweise der SB-5000). Des Weiteren wurde das Design des virtuellen Horizonts ("Wasserwaage") für Architekturfotografie optimiert und das Mapping defekter Pixel wurde in die Firmware integriert. Wer gerne Langzeitbelichtungen anfertigt, dürfte sich zudem über den verbesserten Low-Light-Autofokus sowie die nun wählbare maximale Belichtungszeit von bis zu 900 Sekunden freuen. Der Autofokus der Nikon Z 6II arbeitet nun im Standardmodus ab -4,5 EV und bei der Z 7II ab -3 EV, mit aktiviertem Low-Light-AF ab -6 EV (Z 6II) beziehungsweise -4 EV (Z 7II), jeweils mit einem mindestens F2 lichtstarken Objektiv.

Identisch geblieben sind der 3,69 Millionen Bildpunkte auflösende OLED-Sucher mit seiner 0,8-fachen Vergrößerung sowie der 2,1 Millionen Bildpunkte auflösende 8-cm-Touchscreen, der weiterhin nur nach oben und unten geklappt werden kann, jedoch nicht in Selfie-Position. Einige wird das freuen, denn dadurch sind die Kameras robuster, andere hätten sich beispielsweise für Videoaufnahmen oder Selfies sicher einen schwenk- und drehbaren Bildschirm gewünscht.

Statt einen neuen Bildprozessor zu entwickeln, verbaut Nikon in der Z 6II und Z 7II einfach zwei Bildprozessoren des Typs Expeed 6, was nicht nur die Leistung verdoppelt, sondern auch den Pufferspeicher deutlich erhöht. Die Serienbildrate steigt bei der Z 6II von 12 auf 14 Bilder pro Sekunde, bei der Z 7II von 9 auf 10 Bilder pro Sekunde. Viel deutlicher werden die Unterschiede aber bei der Bildanzahl. Sie steigt bei der Z 6II von 37 auf 124 12-Bit-Raw-Aufnahmen und bei der Z 7II von 23 auf nun 73 12-Bit-Raw-Aufnahmen. In JPEG sind die Unterschiede ebenfalls sehr deutlich, mit der Z 6II sind 200 statt 44 Aufnahmen möglich, mit der Z 7II sind ebenfalls 200 JPEG-Aufnahmen am Stück bei 10 Bildern pro Sekunde möglich. Die Serienbilder werden übrigens bei beiden Kameras mit mechanischem Verschluss sowie AF- und AE-Tracking aufgenommen.

Apropos Tracking: Die Gesichts-, Augen- und Tiererkennung sollen nun ebenfalls schneller arbeiten, vor allem mit aktiviertem Tracking soll die Qualität des 3D-Trackings von Nikon erreicht werden. Dies funktioniert nun übrigens auch bei Videoaufnahmen. Neu ist zudem die Möglichkeit, die Erkennungsfunktionen auf einen kleineren Bereich zu beschränken (Wide-Area-AF).

Trotz der verdoppelten Prozessoranzahl soll die Akkulaufzeit nun länger sein. Dies wird einerseits durch eine Energiesparabschaltung eines Prozessors erreicht und andererseits durch den neuen Akku EN-EL15c, der zwar im gleichen Gehäuse sitzt wie der EN-EL15b der Vorgängermodelle, aber eine höhere Kapazität bietet. Zu guter Letzt gibt es einen neuen optionalen Energiesparmodus, der allerdings die Livebild-Qualität verringert. Die Nikon Z 6II nimmt 340 Bilder ohne und 400 Bilder mit Power-Saving-Modus auf, bei der Z 7II sind es 360 beziehungsweise 380 Aufnahmen.

Doch nicht nur der Akku und das Energiemanagement wurden verbessert, sondern auch die entsprechenden Anschlussmöglichkeiten. Bei Verwendung von USB-C Power Delivery ist nun nicht nur ein Laden des Akkus möglich, sondern auch die Stromversorgung der Kamera. Dabei ist es egal, ob der Strom aus einem Netzadapter oder einer mobilen Powerbank stammt.

Außerdem besitzen die Z 6II und Z 7II nun einen echten Anschluss für einen neuen Multifunktions-Batteriegriff, den MB-N11. Dafür muss allerdings der Akku aus der Kamera entnommen werden. In den Griff passen zwei Akkus, wodurch sich etwa eine 1,9-fache Laufzeit ergibt. Der Griff bietet neben einem Hochformatgriff auch entsprechende Bedienelemente wie einen Auslöser, zwei Einstellräder, einen AF-Joystick sowie eine AF-On-Taste und eine programmierbare Funktionstaste. Der MB-N11 verfügt über einen eigenen USB-C-Anschluss, um auch dann die eingelegten Akkus aufladen zu können, wenn der Griff nicht an der Kamera angeschlossen ist. Außerdem kann ein Akku des Griffs im laufenden Betrieb getauscht werden.

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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.