Lichtstarkes Supertele

Testbericht: Panasonic Leica DG Elmarit 200 mm 2.8 Power OIS

2018-02-05, aktualisiert 2018-02-06 Das Panasonic Leica DG Elmarit 200 mm 2.8 Power OIS ist das bisher lichtstärkste Supertele-Objektiv im Micro-Four-Thirds-System und bringt auch noch einen 1,4-fachen Telekonverter im Lieferumfang mit. Damit entspricht es wahlweise einem F2,8 lichtstarken 400 mm Kleinbildäquivalent oder einem F4 lichtstarken 560 Millimeter. Optional gibt es sogar einen 2-fach-Telekonverter, womit ein F5,6 lichtstarkes 800 mm Kleinbildäquivalent zur Verfügung steht. Doch wie macht sich das große, schwere und teure Objektiv in der Praxis und wie ist es um die Bildqualität, insbesondere mit Telekonvertern, bestellt? Unser Test klärt es.  (Benjamin Kirchheim)

Größe und Gewicht des Panasonic Leica DG Elmarit 200 mm 2.8 Power OIS sind amtlich! Fast 1,3 Kilogramm wiegt das Objektiv und misst bei einem Durchmesser von knapp neun über 17 Zentimetern in der Länge. Befestigt man es inklusive Streulichtblende und Stativfuß an der Lumix DC-G9, an der wir das Objektiv getestet haben, so zerren über zwei Kilogramm am Kameragurt. Das ist für eine Micro-Four-Thirds-Kamera wirklich viel, andererseits erhält man aber auch ein F2,8 lichtstarkes 400mm-Tele (Kleinbildäquivalent), was das Gewicht, insbesondere im Vergleich zu einer entsprechenden Vollformat-Kombination, relativiert. Auch der hohe Preis von knapp 3.000 Euro relativiert sich dann, zumal sich ein 1,4-facher Telekonverter im Lieferumfang befindet.

Das Gehäuse des Objektivs ist komplett aus Metall gefertigt. Damit wirkt es äußerst robust, was es dank des Spritzwasser- und Staubschutzes auch tatsächlich ist. Die mitgelieferte Streulichtblende besteht hingegen größtenteils aus Kunststoff. Sie wird mit einem einfachen Stülp-Klemmmechanismus befestigt, was dem Preis des Objektivs nicht würdig ist. Ein Bajonett wäre schöner gewesen. Die Streulichtblende ist mit über zehn Zentimetern sehr lang und kann zum Transport verkehrt herum angebracht werden. Sie verdeckt dabei jedoch die meisten Bedienelemente. Ebenfalls zum Lieferumfang gehört ein leicht gepolsterter Objektivbeutel. Zudem ist bei einem solchen Objektiv eine Stativschelle obligatorisch, nicht nur, damit das Stativgewinde und Objektivbajonett der Kamera nicht über die Maßen belastet werden, sondern auch für eine bessere Balance auf dem Stativ.

Die Schelle besteht aus einem festen drehbaren Teil, der immer am Objektiv verbleibt und einem abnehmbaren Fuß, der den Schwerpunkt optimiert. Theoretisch kann man das Objektiv ohne diesen Fuß auf einem Stativ befestigen, das Gewinde passt jedenfalls, aber dann ist die Kamera-Objektivkombination frontlastig. Der anschraubbare Fuß ist leider nicht Arca-Swiss-kompatibel, verfügt aber selbstverständlich über ein ganz normalen 1/4-Zoll-Stativgewinde. Mit einer seitlichen Schraube wird der immer am Objektiv verbleibende, drehbare Teil der Stativschelle fixiert. Losgelöst ist eine stufenlose Drehung möglich, leider gibt es außer einer Markierung keine Hilfen, einen 90-Grad-Winkel einzustellen. Immerhin läuft die Drehung äußerst sanft und wirkt damit sehr hochwertig.

Ausstattung und Bedienung

Obwohl es sich um eine Festbrennweite handelt, besitzt das Panasonic Leica DG Elmarit 200 mm 2.8 Power OIS zwei Einstellringe. Hinzu kommen vier Schalter und ein Knopf. Beim vorderen Ring handelt es sich um einen in Drittelstufen rastenden Blendenring mitsamt Automatikstellung, die außer mit einem längeren Stellweg nicht weiter gesichert ist. In der Zeitautomatik kann man in der Blendenringeinstellung "A" die Blende mit den Funktionsrädern der Kamera einstellen, wenn man möchte. Der Blendenring funktioniert übrigens nur an Panasonic-Kameras, nicht jedoch an solchen von Olympus, so weit geht der Kompatibilitätsgedanke von Micro Four Thirds leider nicht.

Direkt hinter dem Blendenring sitzt der ebenfalls geriffelte, aber stufenlos arbeitende Fokusring. Er ist über drei Zentimeter breit und ebenfalls aus Metall gefertigt. Der Autofokus des Panasonic Leica DG Elmarit 200 mm 2.8 Power OIS arbeitet mit einem im Objektiv frei beweglichen Element, das man im ausgeschalteten Zustand im Objektiv klackern hören kann. Der Autofokus packt schnell und leise zu, es kommt aber – wenn auch sehr selten – vor, dass er nicht ganz präzise sein Ziel findet, was uns angesichts der geringen Schärfentiefe des Objektivs etwas gewundert hat. Schaltet man das Objektiv mit Hilfe des hinteren oberen seitlichen Schalters auf manuellen Fokus um, dann werden über den elektronisch arbeitenden Fokusring Steuerbefehle für den Fokusmotor generiert. Dabei arbeitet der Fokusring bei unterschiedlichen Stellgeschwindigkeiten mit verschiedenen Übersetzungen. So lässt sich durch ruckartige Bewegungen ein großer Fokusbereich durchfahren, durch sanfte Bewegungen hingegen ein feiner. So gelingt die manuelle Fokussierung, auch dank der Hilfen wie Fokuslupe und Fokuspeaking, vorzüglich.

Am Objektiv befinden sich noch weitere Schalter, die die Funktion des Fokus steuern. Einerseits gibt es einen klassischen Fokusbegrenzer, so arbeitet der Fokus wahlweise nur von drei Meter bis unendlich oder aber von der 115 Zentimeter kurzen Naheinstellgrenze bis unendlich. Dabei wird ein maximaler Abbildungsmaßstab von immerhin 1:5 erreicht, was einem Kleinbildäquivalent von 1;2,5 entspricht. Der Arbeitsabstand beträgt dann gut 95 Zentimeter ab Objektivfront beziehungsweise rund 87 Zentimeter ab Streulichtblende.

Unterhalb des Fokusbegrenzungsschalters sitzt ein Knopf, wiederum darunter befindet sich ein weiterer Schalter, der sogar drei Positionen bietet. Die Funktion des Schalters und des Knopfes hängen zusammen. Ganz hinten steht "Fn", dessen Funktion der Knopf dann bedient. Was bei Fn passiert, wird in der Kamera eingestellt. Beispielsweise Fokus-Stopp oder AF-On oder auch eine Funktion, die nichts mit der Fokussierung zu tun hat. Drückt man den Knopf hingegen bei mittlerer Schalterstellung, so wird die aktuelle Fokusposition im Objektiv gespeichert. Schiebt man den Schalter nach vorne und betätigt den Knopf erneut, so fährt das Objektiv direkt die zuletzt gespeicherte Fokusposition an. Sport- und Actionfotografen werden dafür sicher praktische Anwendungsfälle finden.

Der letzte Schalter, der hinten in Bajonettnähe unterhalb des Fokusschalters liegt, aktiviert und deaktiviert den optischen Bildstabilisator. Auch hier ist eine Besonderheit zu beachten: An einer Panasonic-Kamera arbeitet der optische Bildstabilisator mit dem, sofern vorhanden, Sensor-Shift-Bildstabilisator der Kamera zusammen, um noch größere Verwackelungen ausgleichen zu können. Angesetzt an einer Olympus-Kamera hingegen gibt es diese Zusammenarbeit nicht, da Olympus hierfür ein eigenes System verwendet. Man sollte dann jedoch angesichts der Brennweite den Objektiv-Bildstabilisator bevorzugen gegenüber dem Sensor-Shift-Stabilisator. Der Stabilisator ist jedenfalls angesichts der Brennweite obligatorisch und sollte unbedingt verwendet werden, wenn man freihändig fotografiert, er verrichtet dann effektiv seinen Dienst.

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.