Lichtstarkes Vollformat-Standardzoom

Testbericht: Pentax HD DFA 24-70 mm F2.8 ED SDM WR

2018-05-18 Tamron fertigt keine Objektive mit Pentax-Anschluss? Das stimmt so nicht mehr, denn das Pentax HD DFA 24-70 mm F2.8 ED SDM WR ist gar kein echtes Pentax-Objektiv, sondern wird von Tamron gefertigt. Zwei Vorteile liegen auf der Hand: Das Objektiv ist dadurch relativ preisgünstig und Pentax hat Entwicklungskapazitäten für andere Objektive frei. Sofern die optische Leistung stimmt, was wir in diesem Test herausfinden wollen, ergeben sich womöglich überhaupt gar keine Nachteile.  (Benjamin Kirchheim)

Zwar ist das Pentax HD DFA 24-70 mm F2.8 ED SDM WR aus Kunststoff gefertigt, dafür bringt es aber auch relativ leichte 790 Gramm auf die Waage. Das ist weniger als das entsprechende Pendant von Nikon. Auch die Abmessungen von elf Zentimeter Länge bei einem Durchmesser von knapp neun Zentimetern gehen als kompakt durch. Dass das Zoom dennoch robust ist, wird vom Spritzwasser- und Staubschutz unterstrichen, der am roten, das Metallbajonett umgebenden Dichtring unverkennbar ist. Auch der Preis kann sich wirklich sehen lassen: Lediglich knapp 1.300 Euro verlangt Pentax für das Standardzoom, das sind 400 Euro weniger als Tamron, wobei letzteres jedoch einen geringeren Straßenpreis aufweist als das preisstabile Pentax-Pendant.

Der drei Zentimeter breite Zoomring sitzt vorne am Objektiv und weist die typische Pentax-Riffelung aus vielen kleinen erhabenen Rechtecken auf. Davor ist ein grün schimmernder Ring zu finden, ebenfalls ein typisches Pentax-Designmerkmal. Damit setzt es sich optisch vom Tamron-Pendant ab, ohne aber die Ähnlichkeit verbergen zu können. Dazu gehört beispielsweise der kleine Lock-Schalter, der das Zoom bei 24 Millimetern fixiert und damit ein Versehentliches Ausfahren des Tubus verhindert. Mit einer Viertel-Umdrehung wird auf 70 Millimeter gezoomt, wobei der Tubus um drei Zentimeter ausfährt. Bei 24, 35, 50 und 70 Millimetern sind große weiße, gut ablesbare Brennweitenangaben auf dem Zoomring aufgedruckt.

Die Fokussierung erfolgt über einen flüsterleisen und sehr schnellen Ultraschallantrieb. Ein kleines Fokusfenster gibt Aufschluss über die eingestellte Entfernung, die Naheinstellgrenze liegt bei 38 Zentimetern ab Sensorebene. Dies entspricht einem maximalen Abbildungsmaßstab von 1:5 bei 70 Millimetern Brennweite, wobei der Arbeitsabstand 19 Zentimeter beträgt. Anders als das Tamron-Pendant besitzt das Pentax-Objektiv keine Schalter seitlich am Objektiv. Weder der Autofokus noch der Bildstabilisator können hier geschaltet werden. Letzteres hat einen einfachen Grund: Die Bildstabilisatorgruppe ist festgesetzt, denn einen effektiven Bildstabilisator bringen die Pentax-DSLRs gleich mit. Der Fokus wird bei Pentax seitlich am Bajonett umgeschaltet, so dass man auch diesen Schalter am Objektiv sparen kann. Der manuelle Fokusring ist zwar griffig, fällt mit etwas mehr als einem halben Zentimeter jedoch recht schmal aus. Dank einer Rutschkupplung lässt er sich endlos drehen, wobei die Endanschläge jedoch spürbar sind. Mit lediglich etwas mehr als einer viertel Umdrehung wird der gesamte Fokusbereich durchfahren, was nicht unbedingt die feinfühligste manuelle Fokussierung erlaubt.

Bildqualität

Das Pentax HD DFA 24-70 mm F2.8 ED SDM WR ist eine moderne Konstruktion aus 17 Linsen, die in zwölf Gruppen angeordnet sind. Dabei sollen ED- und asphärische Linsen optische Fehler minimieren, auch moderne Mehrschichtvergütungen sowie eine schmutzabweisende Beschichtung der Frontlinse sind mit von der Partie. Trotzdem kommt es vor allem in harten Gegenlichtsituationen teilweise zu Überstrahlungen und auch Blendenreflexen. Kreative Fotografen wird das kaum stören, kann man diese Effekte doch auch stimmungsvoll nutzen. Auch sonst bringt das Objektiv gute Voraussetzungen für die kreative Fotografie mit: Das Bokeh ist für ein F2,8 lichtstarkes 24-70mm-Zoom überraschend weich, nicht einmal Farbsäume treten im Unschärfebereich nennenswert auf, was für die gute optische Korrektur spricht. Eine tulpenförmige Streulichtblende gehört übrigens zum Lieferumfang, sie kann zum Transport wie üblich platzsparend verkehrt herum montiert werden. Auch im üppigen 82mm-Gewinde angebrachte Filter lassen sich problemlos bedienen.

Doch nicht nur in der Praxis, sondern auch im Testlabor sind wir der Bildqualität auf den Grund gegangen. Dafür müssen wir an dieser Stelle etwas ausholen: Die verwendete Testkamera Pentax K-1 Mark II ist in JPEG etwas ungewöhnlich abgestimmt. Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast liegt allenfalls auf dem Niveau einer 16-20-Megapixel-Kamera und wird den 36 Megapixeln Sensorauflösung keinesfalls gerecht. Der Blick auf die Grenzauflösung bei zehn Prozent Kontrast gibt jedoch Entwarnung, denn hier gibt die Kamera alles, was theoretisch mit dem Sensor möglich ist. Die K-1 II ist damit eine Kamera, die in Raw betrieben werden sollte, denn bearbeiten muss man die Bilder ohnehin, wenn man nicht auf die zurückhaltende Bildaufbereitung steht. Der Blick auf die Testbilder verrät aber, dass sich die K-1 Mark II von der Detailwiedergabe nicht vor einer Nikon D810 verstecken muss, es sind ähnlich kleine Schriften der Testtafel lesbar. Die folgenden Auflösungswerte sind also schlecht mit anderen Vollformatkameras vergleichbar, die relativen Auflösungen von der Bildmitte zum Bildrand hingegen geben durchaus Hinweise auf die Güte des Objektivs.

Die maximale Auflösung liegt bei 51 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) und wird bei kurzer und mittlerer Brennweite bereits bei Offenblende im Bildzentrum erreicht. Weiteres Abblenden steigert die Auflösung nicht, lässt sie im Gegenteil sogar leicht sinken. Beugung macht sich jedoch erst ab F16 langsam bemerkbar. In Telestellung hingegen muss das Objektiv um eine Stufe abgeblendet werden, um volle Auflösung zu erreichen. Sie liegt mit 47 lp/mm etwas niedriger als bei den kürzeren Brennweiten, was bei solchen Zooms oft zu beobachten ist. Die höchste Auflösung am Bildrand hingegen stellt sich bei allen Brennweiten erst ab F8 ein und liegt dort bei gut 47-49 lp/mm. Der maximale Randabfall der Auflösung liegt je nach Brennweite bei 15 bis 30 Prozent, wobei überraschenderweise der Weitwinkel am besten abschneidet und die mittlere Brennweite am schlechtesten. Abgeblendet erreicht das Objektiv aber bei allen Brennweiten eine Randauflösung auf dem Niveau der Auflösung im Bildzentrum, was vor allem im Vollformat selten anzutreffen ist.

Die Verzeichnung (siehe Diagramm aus dem Labortest unten) zeigt ein übliches Verhalten eines Zooms, das einen großen Weitwinkel mit leichtem Tele verbindet. Im Weitwinkel ist eine starke tonnenförmige Verzeichnung zu beobachten, in Telestellung ist sie mittelmäßig kissenförmig, fällt aber durch ihre Form ebenfalls deutlich auf. Am geringsten ist die Verzeichnung bei mittlerer Brennweite, auch wenn sich hier eine unschöne, aber nur leichte Wellenform einstellt. Die chromatischen Aberrationen fallen im Mittel mit höchstens einem Pixel gering aus, auch die Maximalwerte von gut zwei Pixeln halten sich in Grenzen. Die maximale Randabdunklung beträgt 1,5 Blendenstufen im Weitwinkel und rund eine Blendenstufe bei mittlerer und langer Brennweite. Das ist durchaus typisch für ein Vollformatobjektiv. Auch wenn der Verlauf sanft ist, sieht man das in kritischen Bildbereichen wie etwa blauem Himmel. Beim Abblenden nimmt die Randabdunklung bis maximal zur Hälfte ab, verschwindet aber nie ganz.

Fazit

Auch wenn das Gehäuse nicht aus Metall besteht, ist das Pentax HD DFA 24-70 mm F2.8 ED SDM WR ein robustes und empfehlenswertes Standardzoom für die Vollformat-DSLRs K-1 und K-1 Mark II. An der Entscheidung, das Objektiv von Tamron fertigen zu lassen, gibt es nichts zu kritisieren. Die Bildqualität ist gut, insbesondere das Bokeh kann sich sehen lassen, die Gegenlichtempfindlichkeit jedoch muss man kreativ zu nutzen wissen. Vor allem der Preis kann als günstig bezeichnet werden. Zudem ist das Objektiv, relativ gesehen, kompakt und auch leicht. Dank des Spritzwasserschutzes passt es perfekt zu den Pentax-DSLRs und der Fotograf muss sich somit auch vor widrigen Witterungsverhältnissen nicht scheuen.

Kurzbewertung

  • Gleichmäßige Auflösung
  • Schönes Bokeh
  • Angenehm breiter und griffiger Zoomring
  • Spritzwasser- und Staubschutz
  • Gehäuse besteht lediglich aus Kunststoff
  • Etwas empfindlich bei Gegenlicht
  • Sichtbare Verzeichnung
  • Nicht so gut manuell zu fokussieren

Pentax HD DFA 24-70 mm F2.8 ED SDM WR mit Pentax K-1 Mark II (v6.0)

Verzeichnung

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Pentax
Modell HD DFA 24-70 mm F2.8 ED SDM WR
Unverbindliche Preisempfehlung 1.299,00 €
Bajonett Pentax K
Brennweitenbereich 24-70 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 17 Linsen in 12 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat ja
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 380 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 82 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 88 x 109 mm
Objektivgewicht 789 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.