Pancake-Festbrennweite

Testbericht: Fujifilm XF 27 mm F2.8 R WR

2021-05-03, aktualisiert 2023-04-06 Das Fujifilm XF 27 mm F2.8 R WR ist eine Neuauflage des seit Sommer 2013 erhältlichen XF 27 mm F2.8. Während der optische Aufbau identisch geblieben ist, gibt es ein neues Gehäuse, das nicht nur einen Wetterschutz bietet, sondern trotz der kompakten Abmessungen, das 27er ist ein 23 Millimeter flaches Pancake, sogar einen Blendenring. Dieser bietet gegenüber den bisherigen XF-Blendenringen ebenfalls eine Neuheit: Die Automatik-Position besitzt eine automatische Verriegelung. Zudem ist das neue XF 27 mm F2.8 R WR das Standardobjektiv der Fujifilm X-E4, Grund genug, es einem genaueren Test zu unterziehen.  (Benjamin Kirchheim)

Update vom 06.04.2023: Wir haben den Test um Messergebnisse an der 40 Megapixel auflösenden Fujifilm X-T5 ergänzt. Die höher auflösende Bildsensor wirkt sich nicht nur auf die gemessene Auflösung aus, sondern auch etwas auf Bildfehler.

Verarbeitung

Zu einem Preis von knapp 450 Euro erhält man ein 84 Gramm leichtes Fliegengewicht, das bei einem Durchmesser von 6,1 und einer Länge von nur 2,3 Zentimetern kaum aufträgt, wenn es an der Kamera befestigt ist. Dabei erstaunt, dass das Objektiv trotzdem Metallbestandteile besitzt, etwa das Bajonett, den Fokus- sowie den Blendenring. Ansonsten kommt Kunststoff zum Einsatz, der dem hochwertigen Eindruck aber keinen Abbruch tut. Auch ein Wetterschutz fehlt nicht, der bei Fujifilm nicht nur einen Spritzwasser- und Staubschutz, sondern auch eine Frostsicherheit bis -10 °C beinhaltet.

Um das Objektiv auch im Einsatz flach zu halten, befindet sich neben dem Schnappdeckel für das 39mm-Filtergewinde auch eine sieben Millimeter flache, runde Streulichtblende zum Einschrauben im Lieferumfang. Sie ist aus Metall gefertigt und kommt mit einem billig wirkenden Weichkunststoff-Stülpdeckel daher. Dadurch ist das Objektiv zwar mit Sonnenblende und Deckel nicht dicker als mit dem Schnappdeckel statt der Streulichtblende, aber das Polyethylen fällt von der Qualität deutlich ab und zum Abnehmen lässt sich der Deckel leider nicht gut greifen, weil der glatte Kunststoff und das Design den Fingern keine Angriffsfläche bieten. Die Streulichtblende besitzt übrigens ihrerseits kein Front-Filtergewinde.

Komplettiert wird der Lieferumfang von einem Mikrofaser-Schutzbeutel, mit dem man auch die 14 Millimeter kleine Frontlinse putzen kann. Angesichts der für eine Festbrennweite eher mäßigen Lichtstärke von F2,8 reicht dieser kleine Durchmesser bereits aus, um der Blendenöffnung entsprechend genügend Licht durchzulassen. Ein Kompromiss, der für die flache Pancake-Konstruktion eingegangen werden muss. Die Rücklinse fällt übrigens mit 24 Millimetern deutlich größer aus, schließlich ermöglicht eine größere Hinterlinse einen senkrechteren Strahlenverlauf zum Bildsensor vor allem an den Bildrändern (Sensordiagonale ca. 28,8 Millimeter).

Die APS-C-Sensordiagonale sorgt dafür, dass das XF 27 mm in etwa einem 40mm-Kleinbildobjektiv entspricht – das ist übrigens eine klassische Pancake-Brennweite von Kleinbildkameras, bekannt beispielsweise von Pentax Pancake-Objektiven. Damit kann man das Fujifilm XF 27 mm F2.8 R WR noch als Normalobjektiv einordnen.

Bedienung

Trotz des flachen Gehäuses sind zwei Einstellringe an diesem zu finden, die beide aus Metall bestehen. Nur Schalter gibt es nicht, denn die AF-MF-Umschaltung erfolgt bei Fujifilm am Gehäuse beziehungsweise im Fall der sehr kleinen X-E4 im Menü oder Quick-Menü oder einer individuell belegten Taste.

Einen optischen Bildstabilisator besitzt das XF 27 mm F2.8 R WR zwar nicht, aber zumindest einige Fujifilm-Kameras sind mit einem Sensor-Shift-Bildstabilisator ausgestattet. Die X-E4 gehört zwar nicht dazu, wohl aber die X-T5. Bei 1/5 Sekunde Belichtungszeit konnten wir problemlos unverwackelte Fotos aufnehmen, was drei Blendenstufen entspricht. Auch bei 1/2,5 Sekunde Belichtungszeit, das entspricht vier Blendenstufen mehr als nach Faustregel möglich, waren noch unverwackelte Aufnahmen möglich, es waren aber auch verwackelte dazwischen.

Der etwa neun Millimeter breite Blendenring sitzt wie gewohnt ganz nah am Gehäuse. Er rastet gut und wertig in Drittelstufen von F2,8 bis F16 ein. Von F16 auf die A-Stellung (Blendenautomatik) legt der Blendenring etwa den Weg einer ganzen Blendenstufe zurück, ohne aber an den Drittelstufen nochmal zu rasten. Erstmals besitzt die Automatikstellung im Fujifilm-X-System eine Verriegelung. Diese rastet in A-Position automatisch ein. Das heißt, von F16 auf A kann der Ring einfach gedreht werden, zurück aber nicht. Das verhindert, dass man statt in Automatik versehentlich mit F16 fotografiert. Um den Ring aus der A-Stellung zu lösen, muss beim Drehen der Verriegelungsknopf gedrückt gehalten werden. Der Blendenring ist nicht rundum geriffelt, denn im ungeriffelten Abschnitt befinden sich die gut sichtbaren Beschriftungen. Die vollen Blendenstufen sind eingraviert und in Weiß ausgelegt, die A-Stellung in Rot.

Direkt vor dem Blendenring befindet sich der zweite Einstellring, der ebenfalls aus Metall besteht, aber feiner geriffelt ist als der Blendenring und nur sechs Millimeter Breite misst. Die Ringe lassen sich somit problemlos blind unterscheiden, spätestens, wenn man sie dreht. Der vordere arbeitet komplett stufenlos und rein elektronisch. Natürlich muss man bei einem kompakten Objektiv Abstriche bei der Breite der Einstellringe machen, die fünf Millimeter breite Riffelung des Fokusrings und sieben Millimeter breite Riffelung des Blendenrings erlauben dennoch einen ausreichenden Bedienkomfort.

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.