Budget-APS-C-Telezoom
Canon RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM im Test
2023-11-27 Anfang Februar 2023 wurde das Canon RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM zusammen mit der EOS R50 vorgestellt. Das zu den "Basic"-Objektiven zählende APS-C-Telezoom besitzt eine Brennweite von 88-336 Millimeter im Kleinbildäquivalent. Das leichte Kunststoff-Objektiv wurde für spiegellose EOS-Kameras mit RF-Bajonett und APS-C-Sensor entwickelt. Wir haben das günstige Objektiv an der EOS R100 im Labor und der Praxis getestet. (Harm-Diercks Gronewold)
Canon RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM. [Foto: Canon]
Verarbeitung
Das Canon RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM wiegt etwas weniger als 270 Gramm und hat eine Länge von etwa zehn Zentimeter mit Bajonett. Bei maximaler Brennweite von 210 Millimetern ist das Objektiv etwa 14 Zentimeter lang. Am Bajonett misst das Objektiv etwa sieben Zentimeter im Durchmesser und verjüngt sich nach vorne auf etwa sechs Zentimeter.
Das komplette Gehäuse des Canon RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM besteht aus Kunststoff und so fasst es sich auch an. Nicht einmal eine weiche Gummierung hat Canon dem 45 Millimeter breiten Zoomring spendiert, lediglich eine Kunststoff-Riffelung ist vorhanden. Der Fokusring ist ebenfalls nicht gummiert, das wäre auch eher ungewöhnlich. Dieser bietet eine angenehm griffige Rändelung.
An der Vorderseite ist ein Kunststoffbajonett für die optionale Streulichtblende ET-60B untergebracht. Das Bajonett ermöglicht es auch, die optional erhältliche Streulichtblende für den Transport um 180 Grad zu drehen. Optische Filter lassen sich dank eines 55 Millimeter großen Gewindes problemlos aufschrauben. Der Filter bewegt sich, wie zu erwarten, weder beim Fokussieren noch Zoomen mit, so dass auch einstellbare Filter, wie etwa Polarisationsfilter, problemlos einsetzbar sind.
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In Kombination mit der EOS R100 wirkt das RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM wie aus einem Guss, auch wenn die Kamera sehr kopflastig wird. Das Objektiv selbst ragt nicht bis auf den Boden. Wenn man die Kamera also auf eine ebene Fläche stellt, wird sie immer nach vorne kippen.
Ausstattung
Im Inneren des RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM arbeitet ein mechanischer Zoom-Mechanismus. Dieser ist angenehm straff und hat kein Spiel. Sobald man den Ring dreht, ändert sich die Brennweite, das ist sehr schön direkt und schnell. Die Schnelligkeit rührt auch vom kleinen Drehwinkel von 90 Grad, der den gesamten Brennweitenbereich abdeckt.
Auf dem Zoomring sind die Brennweitenzahlen (KB äquivalent): 55 (88), 70 (112), 100 (160),135 (216) und 210 (336) aufgedruckt. Leider zeigt die Kamera die Brennweite nicht im Livebild an, so dass man sich entweder auf das eigene Gefühl oder auf den Blick auf den Zoomring des RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM verlassen muss, um die Brennweite zu ermitteln.
In Kombination mit der EOS R100 ist das RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM etwas kopflastig. [Foto: MediaNord]
Der interne Bildstabilisator kann bei 55 Millimetern Brennweite eine Verschlusszeit von 1/10 Sekunde ausgleichen. Bei einer 1/5 Sekunde Belichtungszeit ist das leider nicht mehr möglich und Bilder verwackeln. Diese Stabilisierungsleistung entspricht drei Blendenstufen. Bei 210 Millimetern Brennweite arbeitet der Stabilisator etwas effizienter und kann bis zu einer Verschlusszeit von 1/20 Sekunde und mit etwas Wohlwollen auch noch bis zu 1/10 Sekunde stabilisieren. Das entspricht etwa vier bis fünf Blendenstufen. Damit bestätigt sich die Angabe von Canon, dass der Stabilisator etwa 4,5 EV ausgleichen kann. Zusätzlich ist der Stabilisator im Objektiv auch mit kompatiblen Kameras Stabilisatoren kombinierbar und soll dann bis zu 7,5 EV ausgleichen können.
Fokus
Wie das Kürzel "STM" im Objektivnamen bereits verrät, kommt ein Schrittmotor (STM = Stepping Motor) zur Fokussierung zum Einsatz. Dieser arbeitet flüsterleise und sehr präzise. Auch an der Geschwindigkeit des Fokus gibt es nichts zu kritisieren, das Objektiv fokussiert sehr schnell. Allerdings kann man sich bei der Fokussierung lediglich auf die Fokuslupe und die Fokuspeaking-Funktion als Hilfsmittel verlassen. Eine Anzeige über den eingestellten Fokusabstand gibt es in Kombination mit der EOS R100 nicht.
Mangels Schalters am Objektiv kann man nur über die Kamera von der automatischen auf die manuelle Fokussierung umschalten. Der Fokusring arbeitet elektronisch, sein Verhalten ist nicht linear. Das bedeutet, dass die Drehgeschwindigkeit darüber entscheidet, wie groß die Änderung des Fokusabstands ist und nicht der Drehwinkel. Für Fotografen ist dieses Verhalten prima, da es sehr schnell ist. Videografen bevorzugen dagegen eher die besser steuerbare lineare Fokussierung.
Mit dem Canon RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM konnten wir bei 55 mm Brennweite ab 70,5 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 25,7 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von etwa 1:11,4 entspricht. [Foto: MediaNord]
Mit dem Canon RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM konnten wir bei 210 mm Brennweite ab 70,5 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 7,3 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von etwa 1:3 entspricht. [Foto: MediaNord]
Laut Canon hat das RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM eine Naheinstellgrenze von 73 Zentimeter. Dies konnten wir bei 210 Millimetern Brennweite mit etwa 70,5 Zentimeter etwas unterbieten. Damit kann man ein Bildfeld von etwa 73 x 49 Millimeter abbilden, was einem Abbildungsmaßstab von 1:3 beziehungsweise einer Vergrößerung von 0,32-fach entspricht. Von der Frontlinse betrug der Abstand knapp 55 Zentimeter.
Bei 55 Millimetern Brennweite beträgt der geringste Aufnahmeabstand ebenfalls etwa 70,5 Zentimeter, entgegen der offiziellen technischen Daten, die zehn Zentimeter als geringste Aufnahmeentfernung angeben. Durch den größeren Bildwinkel ist das abgebildete Bildfeld von etwa 25,7 x 17,1 Zentimeter deutlich größer und entspricht einem Abbildungsmaßstab von 1:11,4, was einer 0,09-fachen Vergrößerung entspricht. Der Abstand von der Vorderseite des Objektivs zum Motiv beträgt bei 55 Millimeter Brennweite etwa 59 Zentimeter.
Bildqualität
Der optische Aufbau des Canon RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM besteht aus elf Linsen in acht Gruppent. Darunter eine asphärische PMO-Linse sowie zwei Spezialinsen mit anomalem Brechindex. Unter PMO-Linsen (Precision Molded Optics) versteht man präzise, blank gepresste Linsen, die ihre Form nicht durch einen Schliff erhalten. Die Blende des Zooms besitzt sieben Lamellen und kann bis maximal F32 geschlossen werden.
Das RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM ist bei 55 Millimetern Brennweite etwa zehn Zentimeter inklusive Bajonett lang. [Foto: MediaNord]
Bei 210 Millimetern Brennweite verlängert sich das RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM auf 14 Zentimeter Länge. [Foto: MediaNord]
Das Bokeh, also der unscharfe Bereich vor und hinter der Fokusebene, zeigt sich beim RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM sehr angenehm. Spitzlichter werden schön wiedergegeben, allerdings können hier und da "Zwiebelringe" auftauchen, die den harmonischen Eindruck des Bokehs etwas trüben. Farbsäume gibt es wenig zu beobachten an den Lichtplättchen.
Bei Streulicht macht das RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM eine eher durchschnittliche Figur. Sowohl flach als auch steil auf die Frontlinse treffendes Licht erzeugt einen leichten Kontrastverlust. Trifft das Licht im richtigen Winkel auf die Frontlinse, dann gibt es sogar Blendenflecke zu sehen. Diese sind allerdings eher unspektakulär anzuschauen. Die Streulichtprobleme lassen sich mit dem Einsatz einer Streulichtblende zum Großteil vermeiden, lediglich ganz steil auf die Frontlinse fallendes Licht würde dann noch zum Problem werden.
Im Testlabor zeigt sich das RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM an der Canon EOS R100 gut korrigiert, zumindest in Bezug auf Randabdunklung, die mit maximal 0,4 EV bei 55 Millimeter Brennweite am stärksten Auftritt. Farbsäume, auch chromatische Aberrationen genannte Objektivfehler, werden, vermutlich mit großzügiger Hilfe des Kamera-Bildprozessors, auf ein nicht sichtbares Maß von maximal etwa 0,5 Pixel reduziert.
Die Streulichtblende ET-60B gehört leider nicht zum Lieferumfang des RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM. [Foto: Canon]
Die Verzeichnung des RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM wird in der Standardeinstellung der EOS R100 nicht elektronisch korrigiert, was man auch sieht. Zwar ist die mittlere Brennweite verzeichnungsfrei, dafür aber die minimale und maximale Brennweite nicht. Während die Verzeichnung bei 55 Millimeter Brennweite "nur" zwischen 1 % und 1,5 % Kissenform erreicht, zeigt sich die Verzeichnung bei 210 Millimetern Brennweite mit fast zwei Prozent Kissenform deutlich stärker. Damit ist die Verzeichnung im Tele des RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM schlecht.
Die bei 50 Prozent Motivkontrast gemessene Auflösung ist bei offener Blende bei 55 mm Brennweite mit 65 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent in der Bildmitte am höchsten. Das ist angesichts des 24-Megapixel-Sensors der R100 ein sehr gutes Ergebnis. Zum Rand fällt die Auflösung lediglich um 20 Prozent auf immer noch gute 52 lp/mm ab. Das ist für ein so preisgünstiges Zoom ein erstaunlich geringer Randabfall. Bei offener Blende bei 210 Millimetern Brennweite steigt der Randabfall etwas auf 27 Prozent, was einer Auflösung von knapp 37 lp/mm entspricht. Das ist immer noch in Ordnung. In der Bildmitte liegt die Auflösung bei knapp über 50 lp/mm, ein guter Wert. Weiter als bis F8 sollte man das RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM nicht abblenden. Zwar verringert sich der Abstand der Auflösung der Bildmitte zum Bildrand deutlich mit steigender Blendenzahl, allerdings sinkt auch die Gesamtauflösung aufgrund der Beugung deutlich.
Fazit
Das Canon RF-S 55-210 mm F5-7.1 IS STM gehört zu den besseren Einsteiger-Telezoom-Objektiven. Die Verarbeitung ist trotz Kunststoff tadellos und die optische Qualität ist ganz ordentlich. Im oberen Brennweitenbereich ist F7,1 zwar nicht gerade lichtstark, aber bei einer UVP von etwa 450 Euro und einem Straßenpreis von etwas mehr als 350 Euro (im Bundle mit R50 oder R100 sogar nur gut 200 Euro) kann man nicht sonderlich viel mehr erwarten. Schade, dass die Streulichtblende nicht zum Lieferumfang des Objektivs gehört.