Vollformat-Systemkamera

Testbericht: Sony Alpha 7 III

2022-04-20 Die Alpha 7 III ist das Arbeitstier in der spiegellosen Vollformat-Mittelklasse von Sony. Für unter 2.000 Euro bietet sie einen 24 Megapixel auflösenden Kleinbildsensor, der zehn Serienbilder pro Sekunde aufzeichnet und 693 integrierte Phasen-Autofokus-Sensoren besitzt. Außerdem verspricht der Sensor-Shift-Bildstabilisator um bis zu 5 EV längere Belichtungszeiten ohne Verwackelungsunschärfen. Auch 4K-Videoaufnahmen beherrscht die kleine Sony Alpha 7 III. Im Test muss sie zeigen, was sie als Gesamtpaket taugt und wie es um die Bildqualität bestellt ist.  (Benjamin Kirchheim)

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In den mehr als vier Jahren seit ihrer Markteinführung hat die Sony Alpha 7 III über zahlreiche Firmware-Updates diverse neue Funktionen hinzubekommen Darunter sind weitere Belegungsmöglichkeiten für die Funktionstasten, die Kompatibilität mit neuem Zubehör wie einer Bluetooth-Fernbedienung und Objektiven samt ihren speziellen Bedienelementen, die Bedienung einiger neuer Blitzgeräte über das Kameramenü und eine Intervallaufnahmefunktion sowie eine Erweiterung der FTP-Bildübertragungsfunktion. Aber auch der Autofokus wurde mit neuen Funktionen wie einer Echtzeit-Augenverfolgung sowie einer Tieraugenerkennung versehen. Zudem können bei per LA-EA3 adaptierten Spiegelreflexobjektiven von Sony inzwischen alle AF-Bereiche verwendet werden.

Unser ursprünglicher Test zur Sony Alpha 7 III erschien am 02.10.2018. Die Kamera bietet auch heute (bei einem mittlerweile günstigeren Kaufpreis) ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und zählt nach wie vor zu den populärsten Systemkameras. Deshalb haben wir unseren ursprünglich Anfang Oktober 2018 veröffentlichten Test zur Sony Alpha 7 III im April 2022 mit aktuellem Firmwarestand (v4.01) komplett überarbeitet.

Ergonomie und Verarbeitung

Wie schon bei der Alpha 9 und der Alpha 7R III kommt auch bei der Alpha 7 III ein gegenüber der Vorgängergeneration verbessertes Gehäuse zum Einsatz. Es ist aus einer robusten Magnesiumlegierung gefertigt und gegen Staub und Spritzwasser geschützt. Sony spricht zwar wie immer vorsichtigerweise nur von einer Feuchtigkeitsresistenz, aber im Gegensatz zum Vorgängermodell verfügt die Alpha 7 III beispielsweise auch am Batteriefach an der Kameraunterseite über eine Dichtung.

Trotz der recht kompakten Abmessungen liegt die Sony gut in der Hand. Der Griff ist angenehm groß, so dass man die Kamera entspannt in einer Hand halten kann. Dabei muss man keine Angst haben, dass sie einem entgleitet, selbst wenn man nicht hinten mit dem Daumen gegensichert, denn die Daumenmulde ist ebenfalls wunderbar ausgeformt.

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Zur Bedienung stehen drei Einstellräder (eines am Griff für den Zeigefinger, eines auf der Rückseite als Daumenrad und eines rund um den Vierwegewähler) zur Verfügung. Das zusätzliche Belichtungskorrekturrad hingegen hat Sony auf der Kameraoberseite recht exponiert angebracht und die nötige Sicherung vergessen, so verstellt es sich viel zu leicht versehentlich.

Zahlreiche Tasten der Alpha 7 III sind programmierbar, aber sinnvoll vorbelegt. Nachteilig ist das nur, weil die Bedienung sich nicht so leicht selbst erklärt, da die Taste beispielsweise mit C1 statt der konkreten Funktion beschriftet ist. Auch ein Fokusjoystick sowie eine AF-On-Taste sind vorhanden. Das Fn-Schnellmenü lässt sich ebenfalls individualisieren und auf dem Programmwählrad stehen zwei Benutzerspeicher zur Verfügung.

Das Kameramenü besteht aus sechs Hauptkategorien, die sich seit dem Firmwareupdate 3.00 per Fn-Taste schnell durchschalten lassen. Einer der Reiter beinhaltet das "Mein Menü", in dem sich bevorzugte Menüeinstellungen ablegen lassen. Das ist sehr praktisch, weil das Menü nicht allzu übersichtlich ist und viele Unterseiten besitzt, so dass man bevorzugte Funktionen über das Mein Menü schneller finden kann.

Allein das Aufnahmemenü gliedert sich in zwei Hauptkategorien mit 14 und neun Menüseiten, die ihrerseits bis zu sechs Menüpunkte umfassen. Beispielsweise enthalten die Autofokuseinstellungen vier Menüseiten, die Filmaufnahmeeinstellungen drei. Dass Sony im deutschen Menü viele unverständliche Abkürzungen verwendet erschwert die Nutzung des Menüs genauso wie die teilweise nichtssagenden Hilfetexte, die mehr Fragen aufwerfen als sie beantworten.

Beim Sucher hat sich Sony für Altbewährtes entschieden: Es kommt ein XGA-OLED mit 2,36 Millionen Bildpunkten Auflösung zum Einsatz, das selbstverständlich 100 Prozent des Bildfelds abdeckt und mit einem 0,78-fachen Faktor sehr anständig vergrößert. Der Sucher ist solide, aber heutzutage vor allem angesichts der Auflösung auch nicht mehr atemberaubend.

Dank des Näherungssensors aktiviert sich der Sucher automatisch, sobald man die Kamera ans Auge nimmt. Wie so oft können Brillenträger das Sucherbild nicht komplett überblicken, weil sie nicht nah genug ans Okular kommen. Hier hilft zumindest bei nicht zu starker Fehlsichtigkeit die Dioptrienkorrektur.

Der rückwärtige Bildschirm misst 7,5 Zentimeter in der Diagonale. Dabei handelt es sich um einen Touchscreen, der auch bei Verwendung des Suchers alternativ zum Fokusjoystick als Touchpad zum Verschieben des Autofokuspunkts verwendet werden kann. Zudem lässt sich der Bildschirm um über 90 Grad nach oben und gut 40 Grad nach unten neigen. Damit ermöglicht er bodennahe Aufnahmen sowie solche über die Köpfe von Menschenmengen hinweg, jedoch nur im Querformat. Mit einer Auflösung von 921.600 Bildpunkten bietet der Bildschirm allerdings auch nur "Hausmannskost". Immerhin leuchtet er im Modus "sonnig" mit einer Leuchtdichte von 660 cd/m² einigermaßen hell und bleibt damit auch bei direkter Sonneneinstrahlung ablesbar.

Das Schnittstelleninterface auf der linken Kameraseite ist üppig ausgestattet, die drei Abdeckungen allerdings wirken etwas flimsig. Maximal zwei Schnittstellen stecken unter einer Abdeckung. Vorne oben sitzt einzig der 3,5 mm Stereoklinken-Mikrofonanschluss. Unter der anderen oberen Abdeckung stecken sowohl der Kopfhöreranschluss (ebenfalls 3,5 mm) als auch die 4K-fähige Micro-HDMI-Schnittstelle. Die Wahl dieses wackligen, kleinen Steckers ist nicht unbedingt günstig, wenn man per HDMI extern Videos aufzeichnen möchte, was dank des Clean-HDMI-Ausgangs grundsätzlich möglich ist.

Die untere Abdeckung beherbergt gleich zwei USB-Schnittstellen, was auf den ersten Blick verwundern mag. Bei der oberen Buchse handelt es sich um den modernen Typ-C. Über diese Schnittstelle kann nicht nur die Speicherkarte mit etwa 80 bis 100 MB/s ausgelesen werden (was für USB 3 "Superspeed" eigentlich lächerlich langsam ist), sondern auch die Kamera dauerhaft mit Strom versorgt und der Akku geladen werden. Dadurch lässt sich die Alpha 7 III mobil äußerst gut mit Strom versorgen, beispielsweise mit einer leistungsfähigen Powerbank. Damit ist die Sony nach wie vor eine der wenigen Kameras, die sich dauerhaft im eingeschalteten Zustand über USB mit Strom versorgen lassen.

Die untere USB-Schnittstelle ist ein normaler Micro-Anschluss. Auch hierüber kann der Akku geladen werden. Doch viel wichtiger ist die Möglichkeit, hier die Kabelfernbedienungen von Sony anschließen zu können, und zwar parallel zur Stromversorgung über die USB-3-Schnittstelle. Seit dem Firmwareupdate 3.00 ist es aber auch möglich, die Alpha 7 III drahtlos mit der Bluetooth-Fernbedienung RMT-P1BT auszulösen.

Mit dem neuen Gehäuse kommt auch der größere Akku NP-FZ100 zum Einsatz, womit über 700 Aufnahmen nach CIPA-Standard möglich sind. Das ist eine glatte Verdoppelung gegenüber der Alpha 7 II. Damit wird die Alpha 7 III das Manko spiegelloser Systemkameras los, dass der Akku vielen nicht lang genug hält. Allerdings erweist sich der elektronische Sucher gegenüber dem Touchscreen als echter Stromfresser: Mit EVF statt Bildschirm sinkt die Ausdauer um 100 Aufnahmen nach CIPA-Standard.

Das Akkufach sitzt übrigens ausreichend weit weg vom in der optischen Achse angeordneten Stativgewinde. Die Alpha 7 III ist außerdem mit dem Hochformatgriff VG-C3EM kompatibel. Das Speicherkartenfach auf der Handgriffseite besitzt gleich zwei Steckplätze, wobei einer der SD-Schächte den schnellen UHS-II-Standard unterstützt, während der andere zu SD/SDHC/SDXC UHS I und den "guten" alten MemorySticks kompatibel ist.

Ausstattung

Als Kamera für ambitionierte Hobbyfotografen beschränkt sich die Sony Alpha 7 III auf wenige Automatiken. Dazu gehört beispielsweise der "Panikmodus" alias Vollautomatik. In diesem Modus ist selbst das Belichtungskorrekturrad außer Funktion, was Fehlbelichtungen ausschließt. Gleiches gilt für die wenigen Motivprogramme, die über die SCN-Stellung des satt rastenden Programmwählrads erreichbar sind. Hier gibt es Basisfunktionen wie Porträt, Makro, Landschaft, Sport, Sonnenuntergang sowie Nachtszene mit und ohne Porträt. Den Hauptteil des Programmwählrads nehmen die klassischen Kreativprogramme P, A, S und M sowie die zwei Benutzerspeicher ein, in denen sich spezifische Aufnahmeeinstellungen ablegen und jederzeit schnell wieder abrufen lassen.

Die ISO-Automatik arbeitet in jedem Modus, auch im manuellen. Eine Kombination mit der Belichtungskorrektur ist selbstverständlich möglich. Sowohl die niedrigste als auch die höchste Empfindlichkeit des ISO-Automatik-Arbeitsbereichs lassen sich einstellen. Die längste Verschlusszeit, ab der die Automatik die Empfindlichkeit hochsetzt, lässt sich sowohl von der Automatik bestimmen als auch manuell vorgeben. Beispielsweise 1/1.000 Sekunde, um schnelle Bewegungen bei Sportaufnahmen sicher einfrieren zu können.

Für die Fokussierung stehen, wie in der großen, auf Sportfotografie spezialisierten Alpha 9, 693 auf dem Sensor integrierte Phasen-Autofokuspunkte zur Verfügung, die 93 Prozent des Bildfelds abdecken. Ergänzt wird der Phasen-Autofokus von einem Kontrast-Autofokus mit 425 Messpunkten (so genannter Hybrid-Autofokus). Dabei stehen dem Fotografen verschiedene Steuerfunktionen für die AF-Punkte zur Verfügung, um sich auf das Motiv einstellen zu können. Auch die Reaktion des Autofokus lässt sich einstellen. Seit dem Firmwareupdate 2.00 kann das auch per Funktionstaste bestimmt werden. Zudem sorgt dieses Update dafür, dass auch bei per LA-EA3 adaptierten Spiegelreflexobjektiven von Sony alle AF-Bereiche genutzt werden können.

Der Autofokus reagiert laut Sony bereits ab -3 EV und soll gegenüber dem Vorgängermodell Alpha 7 II auf das Doppelte beschleunigt worden sein, auch im AF-C-Betrieb bei zehn Bildern pro Sekunde. Bestätigen kann unsere Labormessung das nicht. Die Alpha 7 III benötigt sogar eine zehntel Sekunde länger zum Fokussieren von unendlich auf zwei Meter als die Alpha 7 II. Das könnte allerdings dem Objektiv geschuldet sein, denn bei der Alpha 7 III kam das 24-105 mm zum Einsatz, an der Alpha 7 II noch das 28-70 mm, mit dem auch die Alpha 7 III als günstiges Kit erhältlich ist.

Nichtsdestotrotz bezieht sich die von Sony versprochene Autofokus-Beschleunigung vermutlich vor allem auf das Verfolgen von Motiven im AF-C-Betrieb, und das funktioniert mit der Alpha 7 III wirklich sehr gut. Ebenfalls von der Alpha 9 bekannt ist der Gesichts-Autofokus samt Augenerkennung, die auch im Tracking-Modus funktioniert. Seit dem Firmwareupdate 3.00 startet die Echtzeit-Augenverfolgung bereits beim halben Drücken des Auslösers sowie bei der Betätigung der AF-On-Taste. Ebenfalls neu seit dem Update ist eine Tieraugenerkennung.

Für die Bildstabilisierung ist der beweglich gelagerte Bildsensor zuständig. Die Effektivität steigt von 4,5 EV des Vorgängermodells auf 5 EV wie auch bei der Alpha 7R III und Alpha 9, wobei es sich um einen 5-Achsen-Bildstabilisator handelt, der also Schwenk- und Kippbewegungen nach oben/unten sowie links/rechts und auch Drehbewegungen ausgleicht. Bei Verwendung eines bildstabilisierten Objektivs, in unserem Fall das 24-105 mm F4 OSS, gleicht das Objektiv zwei Achsen aus (Kippbewegungen) und der Sensor die restlichen drei Achsen (Verschiebungen und Rotation). Das macht den Bildstabilisator vor allem bei längeren Brennweiten effektiver. In besonderem Maße soll davon seit dem Firmwareupdate 2.00 das Sony FE 400 mm F2.8 GM OSS profitieren, bei dem sich darüber hinaus nach dem Update der Funktionsring über das Kameramenü programmieren lässt.

Der Bildstabilisator arbeitet, sobald man den Auslöser halb drückt, was aufgrund des stabileren Livebilds auch die Fokussierung vereinfacht. Von dem Sensor-Shift-Bildstabilisator profitieren übrigens alle Objektive, auch adaptierte manuelle Schätze oder Objektive anderer Hersteller. Es muss bei rein mechanisch arbeitenden Objektiven nur die Brennweite im Menü eingestellt werden, damit die Ausgleichsbewegungen mit der korrekten Amplitude erfolgen.

Das Herz der Sony Alpha 7 III bildet ein 24 Megapixel auflösender Kleinbild-Vollformatsensor (36 x 24 mm). Er ist in BSI-Technik gefertigt und bietet damit eine gegenüber dem Vorgängermodell verbesserte Lichtempfindlichkeit. Maximal sind ISO 204.800 möglich. Die Basis-Empfindlichkeit liegt bei ISO 100, der normale Empfindlichkeitsbereich geht bis ISO 51.200, als Erweiterung kann für Fotos auf bis zu ISO 50 herab und ISO 204.800 heraufgestuft werden.

Fortsetzung auf Seite 2

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