Neben Belichtungsreihen mit breiter Spreizung und vielen Aufnahmen (bis zu neun mit bis zu 1 EV oder bis zu fünf mit bis zu 3 EV) fertigt die Nikon auf Wunsch auch automatisch HDR-Aufnahmen an und verrechnet die Einzelbilder direkt in der Kamera. Eine Panoramafunktion gibt es hingegen nicht. Eine Fotointervallaufnahmefunktion ist jedoch ebenso vorhanden wie eine Zeitrafferfunktion (Intervallaufnahmefunktion mit automatischer Erstellung eines Videos).
Einen integrierten Pop-Up-Blitz bietet die Z 30 nicht. Stattdessen gibt es einen TTL-Systemblitzschuh, der mit entsprechenden Blitzgeräten alle Einstellmöglichkeiten inklusive einer Drahtlossteuerung bietet. Sowohl bei Nikon als auch bei Drittanbieten lassen sich viele passende Geräte für unterschiedliche Einsätze finden. Die kürzeste Blitzsynchronzeit beträgt 1/200 Sekunde, mit elektronischem Verschluss kann hingegen nicht geblitzt werden. Auch Mittenkontaktblitze können verwendet werden, was ja heute keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Hier ist mit sehr alten Blitzgeräten aber Vorsicht geboten, denn diese können unter Umständen die sehr hohe Zündspannung auf den Blitzschuh übertragen, wogegen moderne Kameras nicht abgesichert sind.
Der Autofokus der Nikon Z 30 arbeitet mit 209 auf dem Bildsensor integrierten Phasen-AF-Sensoren. Dabei ist der Autofokus bei der Auslösung inklusive Fokussierung von unendlich auf zwei Meter mit 0,07 Sekunden rasend schnell – zumindest im Weitwinkel. Im Tele benötigt sie hingegen mit 0,11 Sekunden fast 60 Prozent länger – dennoch ist auch das ein sehr guter Wert.
Allerdings kommt noch eine für spiegellose Systemkameras recht lange Auslöseverzögerung von 0,1 bis 0,12 Sekunden hinzu, so dass die Z 30 unterem Strich 0,17 bis 0,23 Sekunden zum Auslösen benötigt. Die lange reine Auslöseverzögerung verwundert etwas, muss die Z 30 doch keinen Schwingspiegel zeitraubend hochklappen. Dafür arbeitet der Autofokus zuverlässig und präzise. Auch Gesichter und Augen von Menschen und Tieren werden erkannt und eine Motivverfolgung ist bei bis zu elf Serienbildern pro Sekunde möglich (laut Datenblatt, gemessen haben wir weniger, siehe unten).
Für die manuelle Fokussierung fehlt der Z 30 ein dedizierter AF-MF-Schalter, stattdessen kann man dafür eine der Funktionstasten oder das Quick-Menü verwenden. Eine Fokuslupe sowie eine Peakingfunktion zur Kantenanhebung helfen bei der manuellen Fokussierung, die Fokusskala hingegen zeigt nur an, in welchem Fokusbereich man sich befindet, eine Entfernungsanzeige fehlt hingegen völlig.
Die versprochenen elf Bilder pro Sekunde erreicht die Z 30 in unserer Messung nicht. Stattdessen haben wir nur zehn Bilder pro Sekunde erreicht, die aber immerhin für 95 JPEG-Bilder in Folge, danach wird die Aufnahme etwas ungleichmäßig mit 4,6 Bildern pro Sekunde bis zum 100. Bild fortgesetzt. Mehr Bilder am Stück nimmt sie partout nicht auf. In 14 Bit Raw maßen wir sogar nur neun Bilder pro Sekunde für 37 Aufnahmen in Folge, darüber hinaus sank die Frequenz auf unregelmäßige 2,3 Raw-Serienbilder pro Sekunde. Auch hier ist nach spätestens 100 Aufnahmen Schluss.
Diese Grenze ist Absicht von Nikon und kann im Menü auf Wunsch noch herab-, aber nicht weiter hinaufgesetzt werden. Trotzdem ist die Serienbildfunktion für die meisten Action-Motive völlig ausreichend, eine Sportskanone hat Nikon mit der Z 30 ohnehin nie versprochen. Die Speicherzeit nach dem Ende der Aufnahmen betrug bei unserem Test mit Raw-Bildern maximal gut zwölf Sekunden, in JPEG erlischt der Schreibindikator bereits nach sechs Sekunden.
Im Gegensatz zu den Vollformatkameras der Z-Serie verzichtet Nikon bei den APS-C-Modellen auf einen Sensor-Shift-Bildstabilisator. Stattdessen setzt Nikon auf den "klassischen" optischen Bildstabilisator im Objektiv. Der arbeitet prinzipiell zwar ebenfalls sehr effektiv, muss aber erstmal überhaupt im Objektiv verbaut sein. Beim 16-50mm-Setobjektiv ist das glücklicherweise der Fall. Leider verzichten viele der verwendbaren Z-Vollformat-Objektive darauf, vor allem die Festbrennweiten. Das ist ein klarer Nachteil gegenüber den Vollformatkameras von Nikon und auch manchem Mitbewerber. Möglicherweise ist es Nikon nicht gelungen, den Bildstabilisator gegenüber den Vollformatmodellen gleichermaßen zu schrumpfen wie den Bildsensor.
Die Videofunktion der Z 30 arbeitet wahlweise in Full-HD oder 4K-Auflösung und unabhängig davon ohne seitlichen Bildbeschnitt. In 4K sind maximal 30 Bilder pro Sekunde möglich, in Full-HD bis zu 60 oder im Highspeed-Modus bis zu 120 Bilder pro Sekunde (dann ohne Ton). Die Aussteuerung des integrierten Stereomikrofons, das links und rechts neben dem Blitzschuh sitzt, wird auf dem Bildschirm angezeigt und lässt sich auf Wunsch manuell regeln. Auch ein digitaler Windfilter kann zugeschaltet werden, wobei jedoch der mechanisch, aufsteckbare Windfilter zu bevorzugen ist.
Dank der 3,5mm-Klinkenbuchse samt Stromversorgung kann aber auch ein externes Mikrofon verwendet werden. Wer möchte, kann Videos über die HDMI-Schnittstelle statt auf die Speicherkarte aufnehmen. Der Autofokus arbeitet bei Videoaufnahmen zuverlässig, sofern das Motiv hell genug ist. Verlagert man den Fokus während der Aufnahme per Fingertipper auf dem Touchscreen auf ein dunkles Motivdetail, pumpt der Autofokus gelegentlich mehrmals hin und her.
Drahtlos nimmt die Nikon Z 30 per Bluetooth sowie WLAN Kontakt mit einem Smartgerät (Tablet oder Smartphone) auf. Die von Nikon Snapbridge getaufte Funktion verbindet sich dauerhaft per energiesparendem Bluetooth, womit nicht nur Standortdaten fürs Geotagging auf die Kamera übertragen werden können, sondern auch kleine Vorschaubilder mit immerhin zwei Megapixeln im Hintergrund auf das Smartgerät. Das ist fürs Teilen in sozialen Netzwerken völlig ausreichend. Die volle 20-Megapixel-Bildauflösung wird auf Wunsch per WLAN übertragen. Die aktuelle Snapbridge-Generation funktioniert zudem viel besser als die erste, auch eine Fernsteuerung samt Livebildübertragung ist möglich.
Ebenfalls nicht lumpen lässt Nikon sich bei den Möglichkeiten, Fotos direkt in der Kamera bearbeiten zu können. Das reicht vom einfachen Bildbeschnitt bis hin zur Rohdatenentwicklung sowie der nachträglichen Anwendung von Filtereffekten. Die Originalbilder bleiben dabei unangetastet.
Bildqualität
Nikon hat die Z 30 mit einem "nur" 20 Megapixel auflösenden APS-C-Sensor ausgestattet. Hintergrund ist sicher die höhere Performance, aber auch die etwas größeren Pixel. 20 Megapixel im APS-C-Format kennt man bereits von der Nikon D500, wobei in der Z 30 jedoch – wie bereits in der Z 50 und Z fc – eine Neuentwicklung mit integrierten Phasen-Autofokus-Sensoren zum Einsatz kommt, die der Sensor der D500 nicht bietet. Unser ausführlicher Labortest im PDF-Format, auf dem die folgenden Betrachtungen beruhen, ist gegen ein kleines Entgelt über die weiterführenden Links einsehbar, mit dessen Kauf auch die redaktionelle Arbeit an den Testberichten wie diesem unterstützt wird. Zudem bieten wir ein Paket aus Testbildern im Raw- und JPEG-Format, die ebenfalls in unserem Testlabor entstanden sind, als kostenpflichtigen Download über die weiterführenden Links an. Beides ist in digitalkamwera.de-Premium bereits enthalten.
Positiv überrascht hat uns wieder einmal die Bildqualität des 16-50mm-Setobjektivs. Preisgünstige Setobjektive liefern allgemein oft keine gute Bildqualität, erst recht in einer "Pancake"-Ausführung wie beim 16-50mm. Das Nikon Z 16-50 mm F3.5-6.3 VR DX aber zeigt in Kombination mit der Bildoptimierung seitens der Kamera fast keine optischen Fehler. Randabdunklung, Verzeichnung und auch Farbsäume treten kaum auf. Lediglich bei kurzer Brennweite bis F4 ist eine leichte Randabdunklung von über einer Blendenstufe zu sehen, die jedoch aufgrund ihres sanften Verlaufs einen natürlichen Eindruck hinterlässt – da sorgt manch künstlicher Bildeffekt für deutlich mehr Vignettierung.
Normalerweise verstärken solche digitalen Bildoptimierungen allerdings die ohnehin schon vorhanden Randauflösungsprobleme der Objektive, doch hier schlägt sich das 16-50mm erstaunlich gut. Die Auflösung ist bereits ab Offenblende im Bildzentrum hoch und fällt beim Zoomen nur leicht ab, der Auflösungs-Randabfall liegt mit unter 25 Prozent ebenfalls im grünen Bereich. Nur mit der Lichtstärke ist es beim 16-50mm mit F3,5 bis F6,3 nicht so weit her.
Die maximale Auflösung erreicht im Bildzentrum bei 50 Prozent Kontrast 55 Linienpaare pro Millimeter im Kleinbildäquivalent, das ist für einen 20-Megapixel-Sensor durchaus beachtlich. Dabei bewegen sich die Schärfeartefakte mit bis zu 14 Prozent auf mittlerem Niveau, aber ein JPEG darf unserer Ansicht nach gerne knackig abgestimmt sein, denn zum Nachbearbeiten taugt ohnehin das Raw-Format besser. Die Tonwertkurve ist mäßig angesteilt, was für knackige Mittenkontraste und brillante Bilder sorgt. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bei ISO 100 mit fast 256 von 256 möglichen Helligkeitsabstufungen sehr gut und sinkt fast linear mit steigender ISO-Empfindlichkeit. Bis ISO 1.600 ist er mit über 160 Abstufungen gut, bei ISO 12.800 rutscht er mit unter 100 Abstufungen in den schlechten Bereich.
Feine Texturen zeichnet die Nikon Z 30 bei niedrigen ISO-Empfindlichkeiten sehr detailreich. Oberhalb von ISO 400 beginnt der Messwert langsam zu sinken, ist aber bei ISO 800 immer noch sehr gut und bleibt bis ISO 3.200 gut. Ab ISO 6.400 zeigen sich dann erste Detailverluste, mit einem Auge zudrücken gehen die Details bei ISO 6.400 aber als gerade noch ausreichend durch. Ab ISO 12.800 sehen die Bilder nicht mehr so schön aus. Ab hier macht sich immer deutlicheres Salz- und Pfefferrauschen bemerkbar (dunkle und helle Pixel), während Die Z 30 das Farbrauschen sehr gut im Zaum hält. Die Eingangsdynamik bewegt sich auf einem hohen Niveau von elf Blendenstufen bei niedrigen Empfindlichkeiten und erreicht selbst bei ISO 6.400 noch zehn Blendenstufen. Darüber nimmt die Eingangsdynamik deutlich ab.
Die im Nikon Z 30 Vlogger Kit enthaltene Bluetooth-Fernbedienung ML-L7 lässt sich magnetisch am Dreibein-Griff von SmallRig befestigen. [Foto: Nikon]
Ebenfalls zum Vlogger-Kit der Nikon Z 30 gehören die auf den Blitzschuh aufsteckbaren, von SmallRig gefertigten Mikrofonpuschel. Mechanisch wird der Zubehörschuh nach oben "durchgereicht" elektronisch hingegen nicht. [Foto: MediaNord]
Weniger Lob verdient die Nikon Z 30 für ihre Farbwiedergabe. Wie weiter oben geschrieben, darf unserer Ansicht nach ein JPEG gerne knackig sein, auch schöne Farben sehen wir gerne. Die Z 30 übertreibt es jedoch mit ihrer teils deutlichen Farbabweichung im Blau-Cyan-, Magenta- und Rotbereich. Dabei ist vor allem die Farbsättigung deutlich erhöht. Grüntöne gibt die Z 30 hingegen ausgesprochen neutral wieder.
Bei der tatsächlichen Farbtiefe macht die Z 30 zum Glück wieder Boden gut und kratzt bei ISO 100 und 200 sogar an der Marke von acht Millionen Farbnuancen. Selbst bei ISO 1.600 werden noch über vier Millionen Farben differenziert, sogar bei ISO 6.400 ist der Messwert mit knapp über zwei Millionen Farben noch knapp im guten Bereich. Darüber bricht der Messwert, wie so viele andere, deutlich ein. Ab ISO 12.800 kann man nicht mehr von einer Bild"qualität" sprechen, sondern eher von einem dokumentarischen Charakter nach dem Motto "besser ein schlechtes Bild als gar keins". Auch im Raw-Format lassen sich bei ISO 6.400 durchaus respektable Ergebnisse herauskitzeln, aber bei ISO 12.800 ist das nicht mehr gegeben.
Fazit
Die Nikon Z 30 ist eine rundum gelungene Kamera. Sie ist hochwertig verarbeitet, ergonomisch, bietet viele Bedienelemente und lässt sich entsprechend hervorragend auf verschiedenste Aufnahmesituationen einstellen. Auf einen Sucher wurde bewusst verzichtet, dafür zeigt sich der Touchscreen besonders flexibel und hell, dürfte jedoch gerne etwas höher auflösen. Der Autofokus ist sehr schnell und hält das Motiv auch bei Serienbildern gut im Fokus. Zwar ist die Z 30 nicht die schnellste Kamera, aber schnell genug für die meisten Action-Motive. Aus dem "nur" 20 Megapixel auflösenden Bildsensor holt Nikon eine erstaunlich gute Bildqualität heraus, auch wenn manche Farbtöne etwas zu stark gesättigt sind. Ausgesprochenes Lob verdient zudem das erstaunlich gute Setobjektiv. Nikon bewirbt die Z 30 aber auch explizit als Vlogger-Kamera, ohne jedoch wirklich spezielle Funktionen dafür zu bieten. Die Kamera kann, was man üblicherweise so braucht, geht aber nicht darüber hinaus und erst recht nicht in den professionellen Videobereich.