Canon EOS R100 mit RF-S 18-45 mm IS STM. [Foto: MediaNord]
Ergonomie und Verarbeitung
Wir haben die Canon EOS R100 zusammen mit dem RF-S 18-45 mm F4.5-6.3 IS STM getestet. Diese Kombination bringt knapp 480 Gramm auf die Waage, wovon 353 Gramm auf die betriebsbereite Kamera mit Speicherkarte und Akku entfallen. Das nackte Objektiv wiegt nur etwa 125 Gramm.
Auch bei den Abmessungen ist weniger mehr, so ist die EOS R100 11,6 Zentimeter breit, 8,8 Zentimeter hoch und 5,9 Zentimeter tief. Die EOS R50 misst hingegen 11,6 x 8,5 x 6,9 Zentimeter. Üblicherweise runden wir die Maße, da machen wir in diesem Fall aber eine Ausnahme, um zu verdeutlichen, für welche Abmessungsersparnisse die Ausstattungsmerkmale geopfert wurden. Das Gehäuse ist natürlich fast komplett aus Kunststoff gefertigt, lediglich der Bajonettring, die Gurtöse und auch der vollwertige TTL-Blitzschuh sowie das Stativgewinde bestehen aus Metall. Die EOS R100 ist nur in Kombination mit dem RF-S 18-45 mm F4.3-6.3 IS STM für weniger als 600 Euro erhältlich und damit über 200 Euro günstiger als die EOS R50. Es gibt derzeit keine andere spiegellose APS-C-Systemkamera mit Sucher für einen so günstigen Preis.
Der Handgriff der EOS R100 sieht zwar ganz fein aus, ist aber für Hände der Größe L viel zu klein und lässt sich nur verkrampft greifen. Glücklicherweise gibt es einen ausgeprägte Daumenmulde, mit der sich bequem Gegendruck erzeugen lässt, um die Kamera noch ausreichend sicher in der Hand halten zu können. Überrascht waren wir über die Tatsache, dass Canon trotz de günstigen Einsteigerklasse eine griffige Gummierung an den wichtigsten Stellen des Kameragehäuses angebracht hat.
Im kleinen Höcker auf der Kamera findet ein OLED-Videosucher mit 2,36 Millionen Bildpunkten Auflösung Platz. Das hört sich zwar nach viel Auflösung fürs Geld an, doch in der Realität ist das eher das untere Ende der Fahnenstange im Jahr 2023. Immerhin lässt sich die Bildwiederholrate in zwei Stufen anpassen, dabei muss man aber ohne konkrete Bildwiederholfrequenzangabe zufrieden sein. Wir vermuten, dass Canon den gleichen Sucher wie bei der EOS R50 verbaut hat. Wenn dem so ist, dann entsprechen die Bildwiederholraten 60 beziehungsweise 120 Bilder pro Sekunde. Die Einstellung gilt sowohl für den Sucher als auch das Display.
Der 0,95-fache Vergrößerungsfaktor klingt zunächst super, doch er bezieht sich auf den APS-C-Sensor. Im Kleinbildäquivalent entspricht das lediglich einer 0,59-fachen Vergrößerung. Dabei kann man elektronische Sucher eigentlich unabhängig des Sensorformats auch sehr groß konstruieren, wie andere Hersteller zeigen. Doch das hatte schon keine Priorität bei der EOS R50, warum sollte es also in der EOS R100 plötzlich wichtig sein?
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Für Brillenträger ist der Sucher beziehungsweise dessen Einblick allerdings trotzdem zu klein und man muss sich schon etwas bewegen, um alles im Überblick zu behalten. Abhilfe kann der Dioptrien-Ausgleich des Suchers schaffen, der eine Fehlsichtigkeit von -3 bis +1 Dioptrien ausgleichen kann, denn ohne Brille kommt das Auge dichter an den Sucher und kann das Bild besser überblicken. Alternativ kann man auch die Sucheranzeige verkleinern. Damit verschenkt man zwar Sucherauflösung, aber immerhin kann man dann alles überblicken.
Wer keine große Lust auf das Mäusekino des Suchers hat, der kann auf das 7,5 Zentimeter (drei Zoll) große Display auf der Rückseite der EOS R100 ausweichen. Es hat ein Seitenverhältnis von 3:2 und löst mit 1,04 Millionen Bildpunkten auf. Das ist auch nicht gerade das, was man im Jahr 2023 von einem Display an einer Systemkamera erwartet, aber es gibt noch einen viel größeren Kritikpunkt.
Während die fehlende Möglichkeit, den Bildschirm zu bewegen, noch zu verschmerzen ist, muss man sich über den Wegfall der Touch-Funktion doch schon ziemlich wundern. Immerhin ist das Display ziemlich hell, um auch bei hellem Umgebungslicht eine kontrastreiche Betrachtung zu gewährleisten.
Die Benutzererfahrung ist eine der Paradedisziplinen von Canon. Kaum ein anderer Hersteller macht es seinen Kunden so einfach, sich durch komplexe Menüs und Funktionen zu navigieren. So auch bei der R100, wobei man sich statt Touch mit dem Steuerkreuz beziehungsweise dem Steuerkreuz und Drehrad zum Navigieren begnügen muss. Auf die fantastische Touchbedienung, die Canon in anderen Kameras anbietet, muss man leider verzichten.
Um Einsteigern den Einsatz der EOS R100 zu erleichtern, besitzt die Kamera einen einfachen Einsteigermodus. Dieser bietet einem keine Verschlusszeiten oder Blendeneinstellungen an, stattdessen fragt die Kamera, wie bestimmte Aspekte der Aufnahme aussehen sollen. Mit einem Schieberegler kann dann die Stärke des gewünschten Effekts gewählt werden und die Kamera stellt passend dazu die Aufnahmeparameter ein. Dieser Modus lässt sich aber auch sehr schnell wieder ausschalten, um das klassisch-schwarze Menüdesign zu nutzen. Natürlich gibt es auch dabei die Möglichkeit, sich hilfreiche Texte einblenden zu lassen.
Die Bedienelemente der EOS R100 sind zwar gut verteilt und erreichbar, allerdings sind auch nur sechs Tasten, ein Einstellrad sowie das für die Menünavigation wichtige Steuerkreuz vorhanden. Durch den Umstand, dass nur ein Einstellrad vorhanden ist, wird der manuelle Modus etwas umständlicher zu bedienen, da man immer das Steuerkreuz nutzen muss, um zwischen der Zeit- und Blendeneinstellung zu wechseln. Immerhin hat man den dedizierten Videoauslöser nicht wegrationalisiert.
Der Monitor der Canon EOS R100 lässt sich weder schwenken noch besitzt er eine Touchfunktion. Immerhin ist er sehr hell. [Foto: MediaNord]
Auch wenn das Einstellungs- und Funktionsmenü der EOS R100 im Gegensatz zu anderen EOS-Kameras etwas weniger umfangreich ist, reicht auch das noch aus, um auf der Suche nach Funktionen oder Einstellungen schon mal am eigenen Verstand zu zweifeln. Doch auf dieses Problem antwortet die EOS R100 mit der Möglichkeit, ein umfangreiches individuelles Menü anzulegen. Für schnelle Einstellungen während der Aufnahme lässt sich zudem mit einem Tastendruck ein Quickmenü aufrufen. In diesem lassen sich schnell und einfach Einstellungen zu den verschiedenen Aufnahme-Aspekten der Kamera ändern, wie beispielsweise der Weißabgleich, der Autofokusmodus, Bild/Videoauflösung und mehr.
Auf der Unterseite der Kamera ist die kombinierte Akkufach-Speicherkartenklappe untergebracht. Aufgrund der Kameragröße befindet sich die Klappe recht dicht am Stativgewinde, allerdings kann man dennoch den Akku und die Speicherkarte wechseln, wenn die Schnellwechselplatte nicht breiter als vier Zentimeter ist. Als Speicherkartenformat kommt der SD-Formfaktor zum Einsatz. Neben den Standards SDHC und SDXC wird auch UHS-I unterstützt. Speicherkarten mit UHS II lassen sich zwar einsetzen, allerdings nutzt die R100 die zusätzlichen Kontakte und die damit höhere Geschwindigkeit von UHS-II-Karten nicht aus.
Zur Stromversorgung nutzt die EOS R100 den Lithiumionen Akku LP-E17. Der soll gemäß CIPA-Testverfahren Energie für 400 Aufnahmen liefern. Wir halten das für eine plausible Aussage, immerhin konnten wir den Großteil des Labortests durchführen, ohne dass sich etwas an der viergeteilten Akku-Anzeige getan hat.
Zum Lieferumfang gehört das Ladegerät LC-E17E. Das ist auch extrem wichtig, denn es ist nicht möglich, den Akku in der Kamera über den USB-Anschluss zu laden, auch eine Stromversorgung via USB ist nicht möglich. Das verwundert im Jahr 2023 schon stark, zumal man sich fragt, ob ein kleiner Chip zur USB-Ladefunktion wirklich teurer ist als ein externes Ladegerät, schließlich soll die R100 möglichst kostengünstig sein. Immerhin kann man einen Akku-Dummy als Dauerstromversorgung einsetzen, eine Kabeldurchführung gibt es an der Seite des Akkufachs. Die USB-Schnittstelle ist zwar mit einem C-Stecker ausgestattet, dieser wird allerdings nur mit dem 2.0-High-Speed-Protokoll betrieben.
Das Canon RF-S 18-45 mm IS STM muss vor dem Einsatz etwas ausgefahren werden, damit die Canon EOS R100 einsatzbereit ist. [Foto: MediaNord]
Direkt neben der USB-Schnittstelle ist der MicroHDMI-Anschluss (Typ D) untergebracht. Diese Schnittstelle erlaubt es, das Videosignal der Kamera an einen externen Rekorder oder Monitor zu übergeben und das in maximaler Auflösung und Bildwiederholrate der Kamera-Videoaufnahmefunktion. Beide Schnittstellen sind, wie schon bei der EOS R50, direkt am Handgriff untergebracht. Auf der gegenüberliegenden Seite haben die 3,5 Millimeter Klinkenbuchse für ein Mikrofon sowie die Klinkenbuchse für einen Kabelfernauslöser ihre Heimat gefunden. Auf Bluetooth und WLAN muss man im Gegensatz zur USB-Ladefunktion übrigens nicht verzichten.
Ausstattung
Es gibt immer einen sicheren Indikator dafür, ob eine Kamera für Einsteiger gemacht wurde oder nicht. Selbst ein ungeübtes Auge kann diesen Indikator erkennen. Dabei handelt es sich um das Moduswahlrad einer Kamera. Ist das Wahlrad vollgepackt mit Motivautomatik, Videofunktion, Szenen-Programmen, einem Kreativ-Programm und mehr, dann handelt es sich um eine Kamera für Einsteiger. All das trifft auf die EOS R100 zu. Natürlich gesellen sich auch noch die Halb-Automatiken (Zeit und Blende) sowie der manuelle Modus zu den verschiedenen Programmen auf dem Rad.
Kreativ-Filter enthalten beispielsweise Spezialeffekte wie HDR, Spielzeugkamera oder Schwarzweiß. Diese lassen sich bei der Aufnahme direkt anwenden, sofern man JPEG-Aufnahmen macht. Auch in der Programmautomatik, den Halbautomatiken oder dem manuellen Modus können die Filter direkt bei bei der Aufnahme angewendet werden, sie lassen sich schnell über das Quick-Menü aktivieren. Zudem besteht die Möglichkeit, einige der Effekte nachträglich über den Wiedergabemodus anzuwenden.
Anders arbeiten die nicht weniger kreativen Bildstile. Diese lassen sich in den Halbautomatiken, dem manuellen Modus und der Programmautomatik einsetzen. Bei den Bildstilen handelt es sich um Einstellungen des Bildprozessors für Schärfe, Feinschärfe, Schärfeschwelle, Kontrast, Farbton (mehr Rot oder mehr Gelb) und Farbsättigung. Die EOS R100 bietet neben verschiedenen Bildstilen einen automatischen Stil und drei Speicherplätze für Eigenkreationen. Zudem lassen sich alle vorgefertigten Stile manuell anpassen.
Die Motivautomatik der EOS R100 funktioniert ausgesprochen gut. Sie erkennt Porträts, Landschaften, Makro-Aufnahmen und vieles mehr ohne Probleme. Man sieht sogar, welches Programm die Kamera gerade ausgewählt hat, um bei eventuellen Fehlinterpretationen eingreifen zu können. Die anderen Kreativassistenten der EOS R50 wie die kreative Bracketing-Funktion oder die automatische Aktivierung der Fokus-Stacking-Funktion fehlen leider.
Das bedeutet allerdings nicht, dass keine Belichtungsreihenfunktion vorhanden ist, denn die gibt es und man kann mit ihr drei Aufnahmen mit einem Belichtungsabstand von maximal zwei EV machen. Die normale Belichtungskorrektur erlaubt drei EV Abstand. Die Möglichkeit, Fotos als hochdynamische HEIF-Dateien zu speichern, bietet die R100 nicht. Dafür beherrscht sie aber JPEG und natürlich Rohdaten.
Ohne Objektiv am Gehäuse der Canon EOS R100 ist sichtbar, dass das Bajonett für APS-C-Sensoren überdimensioniert wirkt. [Foto: MediaNord]
Im Gehäuse der EOS R100 befindet sich kein mechanischer Bildstabilisator. Möchte man also einen Verwackelungsschutz von einigen Blendenstufen bei der Belichtung haben, so muss man auf Objektive mit Stabilisation zurückgreifen. Diese sind am IS in der Objektiv-Typenbezeichnung erkennbar. Der Bildstabilisator im RF-S 18-45 mm F4.5-6.3 IS STM kann laut Herstellerangabe etwa vier Blendenstufen ausgleichen. Dieses Ergebnis konnten wir bei 45 Millimeter Brennweite bestätigen. Im Weitwinkel des Objektivs erreichte die Stabilisation nicht ganz die Angabe des Herstellers.
Was die Belichtungszeiten angeht, liefert die EOS R100 nur Basisausstattung, so kann man maximal eine Verschlusszeit von 1/4.000 Sekunde einsetzen und von einem komplett elektronischen Verschluss fehlt jede Spur. Immerhin hat die Kamera einen elektronischen ersten Verschlussvorhang, was Erschütterungen beim Auslösen reduziert.
Eine Intervall-Funktion besitzt die EOS R100, wie schon die EOS R50, nur im Videomodus zur automatischen Erzeugung von 4K-Zeitrafferaufnahmen. Die Funktion zeigt im Videomodus auch an, wie lang die fertige Aufnahme sein wird. Eine Foto-Zeitraffer-Funktion gibt es hingegen ebenso wenig wie eine Panorama-Funktion und auch vom Focus-Stacking zur Erweiterung des Schärfebereichs bei Nahaufnahmen fehlt jede Spur.
Im kleinen Sucherhöcker der EOS R100 steckt nicht nur ein kleines, manuell aufklappbares Blitzgerät. Die Blitzleistung entspricht exakt dem, was Canon in den technischen Daten angibt. Die Möglichkeit, externe Blitzgeräte drahtlos per Lichtimpuls zu steuern, bietet der Bitz allerdings nicht. Besonders kurios ist, dass die EOS R100, im Gegensatz zur R50, einen klassischen TTL-Blitzschuh besitzt und auf den Multi-Interface-Schuh verzichtet. Damit lässt sich von einfachen Mittenkontakt-Blitzen bis hin zu üppig ausgestatteten, dedizierten Systemblitzen alles anschließen, was es auf dem Markt so gibt.
Beim Fokussystem setzt die EOS R100 auf das Canon Dual Pixel II System. Man verzichtet nur auf die mit künstlicher Intelligenz entwickelten Erkennungs- und Verfolgungsfunktionen. So besitzt die Kamera "nur" eine Gesichtserkennung, Kopferkennung und Körpererkennung. Eine Augenerkennung lässt sich zudem zuschalten. Darüber hinaus kann die Kamera die erkannten Gesichter oder Körper im Bildfeld mit dem Fokus verfolgen.