Telezoom-Bolide

OM System 150-600 mm F5-6.3 ED IS im Praxistest

Seite 2 von 2, vom 2024-01-30 (Autor: Harm-Diercks Gronewold)Zur Seite 1 wechseln

Fokus

Der Autofokus des OM System 150-600 mm F5-6.3 ED IS arbeitet flott. Wenn er allerdings immer den kompletten Fokusbereich durchlaufen muss, ist er logischerweise nicht mehr so flott. Hier kommt dann der Fokus-Limiter zum Einsatz, der einen echten Geschwindigkeits-Boost bringt, da der Autofokus dann nur noch einen eingegrenzten Bereich durchfahren muss. In der Praxis arbeitet der Autofokus schnell, auch bei weniger gutem Licht. Im Nahbereich ist der Autofokus manchmal etwas unentschlossen, allerdings nur, wenn man vergisst, den Fokus-Limiter zu aktivieren. Die Autofokus--Verfolgungsfunktionen der OM-1 arbeiten prima mit dem Objektiv zusammen und der Fokus wurde in der Praxis sauber und schnell nachgeführt.

Wer gerne manuell Fokussieren möchte, der kann das mit dem gleich neben der Stativschelle angebrachten Fokusring erledigen. Der Ring ist etwa 2,5 Zentimeter breit und auf 1,5 Zentimeter angenehm gummiert. Selbstverständlich arbeitet das OM System 150-600 mm F5-6.3 ED IS mit allen Fokus-Hilfsfunktionen wie Fokuspeaking und der Lupenfunktion zusammen. Da der Ring keine mechanische Kopplung zur Fokuseinheit des Objektivs hat, läuft er sehr ruhig. Die manuelle Fokussierung arbeitet nicht-linear. Das bedeutet, dass die Geschwindigkeit der Drehung für den Fokusabstand verantwortlich ist und nicht der Drehwinkel. Je nachdem, welche Kamera man benutzt, kann das Verhalten auf die lineare Fokussierung geändert werden. Diese verhält sich genau gegenteilig zur nicht-linearen Fokussierung, so dass der Drehwinkel immer 1:1 demselben Fokus-Shift entspricht.

Beim Einsatz des OM System 150-600 mm F5-6.3 ED IS ist uns bei der manuellen Fokussierung aufgefallen, dass bei sehr schnellem drehen des Fokusrings die Signale durcheinandergeraten und die Anzeige in der Kamera zunächst einen großen Sprung des Fokusbereichs anzeigt, nur um dann den Bruchteil einer Sekunde später wieder zurückspringen. Dieses Problem konnten wir aber nur bei sehr, sehr schnellem Drehen des Rings beobachten.

Wir konnten den geringsten Aufnahmeabstand bei 150 Millimetern Brennweite mit etwa 52 Zentimeter ermitteln und damit sogar zwei Zentimeter weiter ans Motiv heran als von OM Digital Solutions angegeben. Der Abstand zum Motiv beträgt dabei knapp über 23 Zentimeter. Das OM System 150-600 mm F5-6.3 ED IS kann bei diesem Aufnahmeabstand ein Bildfeld von 44 x 33 Millimeter ablichten. Das entspricht einem Abbildungsmaßstab von 1:2,5 beziehungsweise einem 0,39-fachen Vergrößerungsfaktor, was ziemlich gut für ein Telezoom dieses Brennweitenbereichs ist. Im Kleinbildäquivalent befindet man sich damit bereits im Makrobereich (Abbildungsmaßstab 1:1,3 im Kleinbildäquivalent).

Bildstabilisator

Der optische Bildstabilisator im OM System 150-600 mm F5-6.3 ED IS kann sich mit dem internen Kamerastabilisator verbrüdern, um als Dual IS gemeinsame Sache zu machen. Zusammen mit der OM-1 kann man bei 150 Millimetern Brennweite eine 1/6 Sekunde aus der Hand halten. Bei 600 Millimeter ist es 1/8 Sekunde. Das entspricht 5 2/3 EV beziehungsweise 7 1/3 EV Belichtungsspielraum. Diese Ergebnisse sind ausgehend von den "sicheren" Verschlusszeiten von 1/320 und 1/1.250 Sekunde.

Damit arbeiten die Bildstabilisatoren vor allem am langen Brennweitenende extrem effektiv. Dabei sollte man jedoch nicht die Motivbewegungen außer acht lassen und gegebenenfalls trotzdem entsprechend kürzere Belichtungszeiten wählen, es sei denn, man möchte absichtlich mit Bewegungsunschärfe oder etwa Mitzieheffekten kreativ werden.

Bildqualität

Beim OM System 150-600 mm F5-6.3 ED IS handelt es sich um eine Konstruktion, die für Vollformat-Sensoren entwickelt wurde. Im Inneren arbeiten 25 Linsen in 15 Gruppen. Unter den Linsen befinden sich vier Super ED-Linsen, zwei ED-Linsen, sechs HR-Linsen und eine HD-Linse. Durch den Einsatz von diesen Speziallinsen werden unter anderem Farbsäume minimiert und die Auflösung soll bis zum Rand nicht zu stark abfallen.

Das Bokeh, also der unscharfe Bereich vor und hinter der Schärfenebene, ist angenehm weich und unscharfe Spitzlichter erzeugen überwiegend homogene Lichtplättchen. Dass diese eine gleichmäßig runde Form besitzen, ist nicht zuletzt der mit neun Lamellen ausgestatteten Blende zu verdanken. Bei Streulicht ist das OM System 150-600 mm F5-6.3 ED IS nicht sonderlich auffällig. Es gibt einen Kontrastverlust bei Licht, das auf die Frontlinse fällt, jedoch hält er sich in Grenzen. Nutzt man die mitgelieferte Streulichtblende, so grenzt man die Gefahr weiter ein und das Licht muss schon sehr steil auf das Glas fallen, um zu einem kleinen Problem zu werden.

Leider können wir in unserem Testlabor mangels Platz keine 1.200 Millimeter kleinbildäquivalente Brennweite testen, denn dafür bräuchte es 17 Meter Abstand vom Testchart. Deshalb können wir auch keinen Labortest des OM System 150-600 mm F5-6.3 ED IS anbieten. Wir haben es uns aber nicht nehmen lassen, das Objektiv bei 150 und 300 Millimeter Brennweite (300 und 600 mm Kleinbildäquivalent) durchzumessen. Während die Randabdunklung und auch die Verzeichnung so gut wie nicht existent sind, sollten Farbsäume nachträglich korrigiert werden. Diese treten nämlich bei starken Motivkontrasten bei 300 Millimetern Brennweite leicht auf.

Die Auflösung erreicht bei 50 Prozent Kontrast mit bis zu 44 Linienpaaren pro Millimeter im Kleinbildäquivalent gute, wenn auch nicht sehr gute Werte. Dafür ist der relative Randabfall gering. Der höchste Randabfall, den wir messen konnten, trat bei F5,9 und 300 Millimeter Brennweite mit weniger als 25 Prozent auf. Bei 150 Millimetern Brennweite war der relative Verlust sogar nur einstellig. Aber das ist auch nicht verwunderlich, da der große Bildkreis des Objektivs dem Micro-Four-Thirds-Sensor sehr entgegenkommt.

Fazit

OM System hat mit dem 150-600 mm F5-6.3 ED IS ein ziemlich gutes Telezoom im Programm. Dass das Objektiv keine reine Eigenproduktion von OM System ist, kann man angesichts der enormen Brennweite verschmerzen. Schade ist allerdings, dass der Stativfuß nicht die optimale Länge hat, um die Kamera-Objektiv-Kombination bequem auszutarieren. An die Größe und das Gewicht des Objektivs muss man sich gewöhnen. Doch die Bildqualität, der Bildstabilisator und auch der Makrobereich entschädigen dafür. Das OM System 150-600 mm F5-6.3 ED IS ist der richtige Begleiter für Tier- und Actionfotografen, die eine flexible Brennweite für einen angemessenen Preis suchen.

Kurzbewertung

  • Sehr guter Bildstabilisator
  • Gute Bildqualität
  • Als Dreh- und Schiebezoom einsetzbar
  • Telekonverter-kompatibel
  • Sehr schwer und wuchtig
  • Stativschellenfuß könnte länger sein
  • Schnelles Drehen am Fokusring sorgt für Fehler
Hersteller OM System
Modell 150-600 mm F5-6.3 ED IS
Unverbindliche Preisempfehlung 2.699,00 €
Bajonett Micro Four Thirds
Brennweitenbereich 150-600 mm
Lichtstärke (größte Blende) F5 bis F6,3
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 25 Linsen in 15 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nicht relevant
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 560 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 95 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 109 x 264 mm
Objektivgewicht 2.065 g

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 53, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.