Kompaktes APS-C-Universalzoom

Nikon Z 18-140 mm F3.5-6.3 VR DX im Test

2022-09-22 Mit dem Z 18-140 mm F3.5-6.3 VR DX brachte Nikon Ende 2021 sein drittes und universellstes APS-C-Zoom auf den Markt. Als 7,8-fach-Zoom deckt es einen universellen, aber nicht zu übertriebenen kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von 27 bis 210 Millimeter ab und bietet damit gute Voraussetzung, dass auch die Bildqualität stimmt, was bei größeren Zoomfaktoren oft nicht mehr der Fall ist. Zudem taugt es mit einem kleinbildäquivalenten 0,5-fachen Vergrößerungsfaktor auch für die eine oder andere Makroaufnahme, wenn auch nicht von allerkleinsten Motiven. Ob das 18-140 mm bei der Bildqualität und in der Praxis überzeugen kann, haben wir an der nagelneuen Nikon Z 30 getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung und Bedienung

Knapp 680 Euro soll das Z 18-140 mm F3.5-6.3 VR DX laut Nikon kosten, in der Regel ist es aber gut 50 Euro günstiger zu haben, einige Händler bieten es sogar 100 Euro günstiger an. Dafür bekommt man ein neun Zentimeter lange Objektiv mit einem Durchmesser von nur 7,3 Zentimetern. Das Filtergewinde misst 62 Millimeter im Durchmesser und ein Außenbajonett für eine Streulichtblende gibt es auch. Allerdings gehört diese nicht zum Lieferumfang, sondern muss extra dazugekauft werden.

Überraschend gering fällt auch das Gewicht mit lediglich 315 Gramm aus, zusammen mit der 400 Gramm leichten Testkamera Nikon Z 30 sind das gerade einmal 715 Gramm. Aber auch hier hat das geringe Gewicht eine Kehrseite: Nicht nur das Gehäuse besteht komplett aus Kunststoff, sondern sogar das Bajonett. Nikon verspricht zwar einen Spritzwasser und Staubschutz, eine Dichtlippe fehlt aber zumindest am Bajonett. Es gibt lediglich einen leicht überlappenden Kunststoffrand, der vermutlich einen gewissen Nässeschutz bietet. Da das Objektiv aber beim Zoomen Luft ansaugt, dürfte dies bevorzugt am Bajonett stattfinden.

Zusammen mit dem leichten Gewicht und der Materialanmutung und dem klappernden Bildstabilisator wirkt das Objektiv billiger, als es eigentlich ist. Tatsächlich gibt das Gehäuse beim Zusammendrücken weder nach, noch knarzt es. Es wirkt im Gegenteil wie aus einem Block gefräst – nur eben einem sehr leichten Kunststoffblock. Zudem ist das Kunststoffbajonett mit nur vier Schrauben gesichert und die Kontakte gehören nicht dazu, das heißt bei einem Sturz sollte es hier quasi als Sollbruchstelle brechen und günstig zu reparieren sein. Dennoch hätte ein Metallbajonett samt Dichtring für eine ganz andere Wertigkeit gesorgt.

Der optische Bildstabilisator ist angesichts des langen Brennweitenendes und der geringen Lichtstärke von F5,6 ab 90 Millimetern Brennweite bis F6,3 am Teleende sowie der Tatsache, dass die Nikon Z 30 im Gegensatz zur den Vollformat-Z-Modellen ohne Sensor-Shift-Bildstabilisator auskommen muss, ein sehr wertvolles Ausstattungsmerkmal. Er arbeitet zuverlässig und erlaubt in der Praxis locker drei Blendenstufen längere Belichtungszeiten als ohne, bei ruhiger Hand sind mit etwas mehr Ausschuss auch vier Blendenstufen möglich. Leider fehlt dem Objektiv ein Schalter zur Aktivierung und Deaktivierung des Bildstabilisators. Immerhin lässt sich diese Einstellung über das per i-Taste aufrufbare Schnellmenü problemlos anpassen.

Der mit 4,5 Zentimetern erfreulich breite Zoomring ist mit einer 3,5 Zentimeter breiten, griffigen Gummiriffelung versehen und macht damit einen guten Eindruck. Mit einer Viertel-Umdrehung im Uhrzeigersinn wird die Endbrennweite von 140 Millimetern erreicht, der Tubus fährt dabei um knapp viereinhalb Zentimeter aus. Gut lesbare Beschriftungen kennzeichnen die Brennweitenstellungen von 18, 24, 35, 50, 70, 100 und 140 Millimetern, was Kleinbildäquivalenten von 27, 36, 53, 75, 105, 150 und 210 Millimetern entspricht. Das ist jeweils nah oder exakt an klassischen Vollformat-Festbrennweiten und damit gut gelöst. Im Kameradisplay wird die Brennweite leider nicht angezeigt. Was aber angezeigt wird, ist die fallende Lichtstärke. Dass bei 90 Millimetern die Grenze von F5,6 erreicht wird, haben wir bereits erwähnt. F4 wird bei knapp über 28 Millimeter erreicht. F6,3 hingegen liegt erst ganz kurz vor Ende des Zoombereichs an.

Fokussierung

Der Fokusring fällt mit knapp unter einem Zentimeter deutlich schmaler aus, zudem sitzt er zwischen Zoomring und Kamerabajonett. Das ist bei Nikon zwar nicht ungewöhnlich, aber der japanische Hersteller designt seine Objektive in diesem Punkt leider nicht einheitlich, beim Vollformatobjektiv Z 24-70 mm F2,8 S beispielsweise sitzt der Fokusring vorne am Objektiv, bei allen anderen bisherigen Z-Zooms dagegen hinten wie eben auch beim 18-140 mm. Der Fokusring besteht etwas lieblos lediglich aus geriffeltem Kunststoff. Er arbeitet rein elektronisch und treibt den Autofokus-Motor an.

Dank der hohen Feinfühligkeit sowie Fokushilfen wie einer Lupe und Peaking-Funktion kann man das Universalzoom wunderbar manuell fokussieren. Allerdings fehlt ein Schalter zum Fokusmoduswechsel am Objektiv, sodass man etwas umständlich das Kameramenü oder das Quick-Menü nehmen muss. Die Fokus-Peaking-Funktion versteckt sich bei unserer Testkamera Z 30 im Menü "Individualfunktionen", "d Aufnahme & Anzeigen" ganz unten auf Seite eins unter Punkt d8 "Konturfilter". Auf die Idee muss man erstmal kommen.

Zum Glück funktioniert der Autofokus sehr zuverlässig. Auch wenn er nicht der allerschnellste ist, arbeitet er dennoch flott, präzise und lautlos. Er arbeitet intern, sodass die Frontlinse weder rotiert, noch sich nach vorne und hinten bewegt. Somit können auch Polfilter problemlos im 62 mm Filtergewinde eingesetzt werden. Die Naheinstellgrenze wächst beim Zoomen, was für ein Wechselobjektiv etwas ungewöhnlich ist, aber eben vorkommt.

Sie beträgt laut Nikon 20 Zentimeter ab Sensorebene bei einer Zoomposition von 18 Millimetern und steigt beim Zoomen über 22 cm (24 mm), 25 cm (35 mm), 30 cm (50 mm) und 36 cm (70 mm) auf 40 Zentimeter ab 100 Millimetern Brennweite. Der größte Abbildungsmaßstab von 1:3 wird bei 140 Millimetern Brennweite erreicht. Leider zeigt die Fokusskala auf dem Bildschirm nicht die Entfernung an, nicht einmal die Naheinstellgrenze wird dort gezeigt, lediglich eine Blume für "Makro" und ein Unendlich-Zeichen zieren die digitale Fokusskala auf dem Kameradisplay.

Tatsächlich erreichten wir im Test eine Naheinstellgrenze von 17,5 Zentimetern ab Sensorebene bei 18 Millimetern Brennweite, 19,5 cm bei 24 mm, 23 cm bei 35 mm, 28,5 cm bei 50 mm, 34 cm bei 70 mm, 38,5 cm bei 100 mm und 39 cm bei 140 mm. Als minimales Bildfeld haben wir 6,7 mal 4,5 Zentimeter ermittelt, was einem Abbildungsmaßstab von 1:2,8 entspricht. Mit einer Vollformatkamera bräuchte man für ein so kleines Bildfeld sogar einen Abbildungsmaßstab von 1;1,9, liegt also bereits im Makrobereich. Für größere Insekten und Blumen reicht das völlig aus, auch der Abstand von der Objektivfront zur Motiv ist mit 23,5 Zentimetern recht komfortabel.

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.