Das herausragendste Merkmal der Lumix DMC-GH1 ist jedoch die Videofunktion. Vor allem auch Hobbyfilmer, die nach kreativem Spielraum suchen, sollten hellhörig werden. Wechselobjektive und ein so großer Sensor, der das Spiel mit der selektiven Schärfe erlaubt, sowie FullHD-Auflösung und Nachführ-Autofokus während der Aufnahme sind in der Preisklasse sonst nirgends zu finden. So sind extreme Weitwinkelaufnahmen mit dem 7-14 mm kein Problem mehr, mit dem 14-140 mm hingegen kann vor allem im Telebereich ein Motiv bestens vom Hintergrund freigestellt werden. Die Kamera bietet fast alle kreativen Fotofunktionen auch im Videomodus an, wie z. B. die Steuerung von Blende, Empfindlichkeit und Verschlusszeit. Werte, die durchaus nicht unerheblichen Einfluss auf die Videos haben und interessante Effekte hervorrufen können. Das eingebaute Stereomikrofon ist mit einem digitalen Windfilter ausgestattet, wer aber wirklich hochwertig filmen möchte, sollte sich das externe, nach vorn gerichtete Mikrofon zulegen, das einfach auf den Blitzschuh gesteckt wird und im Gegensatz zum eingebauten Mikrofon, das nach oben gerichtet ist, den Ton direkt vom Motiv aufnimmt. Während der Videoaufnahme stehen Gesichtserkennung, Autofokus und manueller Fokus zur Verfügung. Der AF ist dabei praktisch unhörbar leise, besonders mit dem 14-140mm-Objektiv. Die Videoauflösung beträgt maximal FullHD 1.920 x 1.080 Pixel, aber auch geringere Auflösungen sind möglich. In FullHD zeichnet die Kamera im Quasi-Standard der Camcorderwelt – AVCHD – auf, wobei die Aufnahmedauer pro Video (in Europa) auf 29:59 Minuten beschränkt ist. Bis 1.280 x 720 Pixel sind aber auch Quicktime Motion-JPEG Videos möglich, die dann wie gewohnt als einzelne Dateien auf der Speicherkarte landen. Hier ist die Größe der Videodatei systembedingt (FAT32-Dateisystem) auf 2 GBytes limitiert, was bei HD-Videos einer Länge von 8:20 Minuten entspricht. Je nach Modus zeichnet die Kamera 25 (FullHD in AVCHD), 30 (Quicktime) oder 50 (HD in AVCHD) Bilder pro Sekunde auf – auch diese Angaben gelten nur für die europäische PAL-Version der GH1. Eine einfache Videoschnittsoftware liefert Panasonic selbstverständlich mit.
Objektiv Die Panasonic GH1 gehört dem neuen System Micro FourThirds an. Es ist dem normalen FourThirds ähnlich, setzt dieselbe Sensorgröße (Brennweitenverlängerungsfaktor 2,0) ein, hat aber ein viel geringeres Auflagemaß, was sowohl eine kompaktere Kamera als auch kompaktere Objektive – vor allem im Weitwinkelbereich – erlaubt, wie Panasonic mit dem neuen 7-14 mm eindrucksvoll zeigt, das deutlich kleiner ausfällt als das FourThirds-Pendant von Olympus. Das neue System hat aber auch den Nachteil, dass es eben neu ist und die Objektivauswahl sich somit momentan auf vier Modelle begrenzt. Etwas ärgerlich am System ist, dass Panasonic im Gegensatz zu Olympus, die den Bildsensor stabilisieren, auf eine Bildstabilisierung im Objektiv setzt, jedoch nicht alle Objektive damit ausstattet. So muss man beim 7-14 mm auf den Bildstabilisator verzichten, was angesichts der Brennweite (14-28 mm entspr. Kleinbild) jedoch verschmerzbar ist. Das geringe Auflagemaß birgt noch einen anderen Vorteil: Praktisch für alle am Markt vorhandenen Objektivanschlüsse lassen sich mechanische Adapter bauen. So können nicht nur FourThirds-Objektive, teilweise sogar mit Autofokus, sondern inzwischen auch Leica-M-Objektive verwendet werden – mit exakter manueller Fokussierung per Lupe direkt auf dem Sensor. Andere Objektivanschlüsse werden sicher folgen.
Mit dem in der GH1 eingesetzten Sensor weicht Panasonic minimal vom FourThirds-Standard ab. Der Sensor ist "übergroß" und löst 14 Megapixel auf. Vom Sensor wird allerdings immer nur ein Bildausschnitt genutzt, um in jedem Seitenverhältnis dieselbe Diagonale zu nutzen. Statt das Bild also wie bei einem normalen Sensor bei 3:2 und 16:9 einfach nur zu beschneiden, kommt bei der GH1 links und rechts etwas hinzu, während oben und unten etwas weggeschnitten wird. Im Ergebnis ergibt sich dadurch keine Änderung des Bildwinkels bzw. keine Verlängerung der Brennweite. Damit werden aber auch Bereiche der Objektive genutzt, die nicht dafür vorgesehen waren, was in der Praxis jedoch keine Probleme macht. Dadurch, dass nur LiveView genutzt wird, ergeben sich auch bei der Bildkomposition daraus keine Nachteile. Wer also früher wegen des 4:3-Seitenverhältnisses um FourThirds einen Bogen gemacht hat, kann nun zuschlagen.
Olympus Zuiko Digital 7-14mm 1:4 und Panasonic Lumix G Vario 1:4/7-14mm ASPH [Foto: MediaNord]
Mit der GH1 hat Panasonic ein neues Kitobjektiv vorgestellt, das 1:4-5,8/14-140mm, das speziell für die Aufzeichnung von HD-Videos optimiert ist. Zum einen sind der Autofokus und die Blende besonders leise, zum anderen kommt ein spezieller Autofokusantrieb zum Einsatz, der nicht mit einem rotierenden Motor arbeitet, sondern die Linsen im Objektiv linear vor und zurück schiebt. Das erlaubt eine besonders leise, exakte und vor allem schnelle Fokussierung (ca. 0,3-0,45 s). Das bemerkt man auch beim Videofilmen, der Autofokus ist nicht hörbar, und die automatische Nachführung des Fokus arbeitet sehr schnell, ist überhaupt nicht nervös und pumpt nicht bzw. kaum wahrnehmbar, da der Schärfepunkt nicht wie bei anderen Live-AF-Varianten erst weiträumig überfahren wird und die Kamera nicht mehrmals vor und zurück fokussieren muss.
Im Fotomodus steht ein Autofokushilfslicht bereit, das rotorange leuchtet. Als Unterstützung bei der manuellen Fokussierung steht eine Lupe mit verschiedenen Vergrößerungsfaktoren bereit, der Vergrößerungsausschnitt lässt sich verschieben. Im Mehrfeld-Autofokusbetrieb verfügt die Kamera dagegen über 23 AF-Felder, man kann aber auch ein Fokusfeld auswählen und es frei auf dem Bildfeld verschieben. Die Geschwindigkeit des Autofokus kann sich selbst mit ausgewachsenen Spiegelreflexkameras messen. Schade ist dagegen der recht langsame und laute mechanische Verschluss der Kamera. Er ist immer offen, muss zur Belichtung erst geschlossen, anschließend geöffnet, wieder geschlossen und erneut geöffnet werden. Diskretes, leises Fotografieren ist so nicht möglich, und die schnellste Blitzsynchronzeit beträgt lediglich 1/160 Sekunde.
Bildqualität Nicht nur in der Praxis, sondern auch im Messlabor musste die Panasonic Lumix DMC-GH1 zeigen, welches Bildqualitätspotential in ihr steckt. Zu diesem Zweck wurde sie im DCTau-Labor sowohl mit dem 14-140mm-Setobjektiv als auch mit einem adaptierten Olympus FourThirds Makro vermessen. Der Laborbericht mit allen Einzeldiagrammen, Testerkommentar und Schulnotentabelle, auf dem die Betrachtungen hier beruhen, sind für eine geringe Gebühr erhältlich (siehe weiterführende Links). Eines wird im Labortest deutlich: Panasonic hat einige Schwächen der G1 ausgeräumt, womit die GH1 insgesamt besser abschneidet als ihre ältere Schwester.
Die mit effektiv 12 Megapixeln recht hohe Auflösung des Micro FourThirds-Sensors stellt hohe Ansprüche sowohl an das verwendete Objektiv als auch an die kamerainternen Bildverarbeitungsalgorithmen. So glättet Panasonic das Rauschen über alle Empfindlichkeiten sehr gut, Farbrauschen tritt praktisch nicht auf. Das Helligkeitsrauschen wird allerdings ab ISO 800 sichtbar, darüber vor allem auch durch eine leichte Strukturbildung, die unnatürlich wirkt und von der Rauschunterdrückung verursacht wird. Dank der guten Rauschunterdrückung vor allem in den Schatten ist die Eingangsdynamik gut, erreicht bei ISO 200, 400 und 800 ihren Höchstwert mit 8,7 Blendenstufen, erst darüber bricht sie auf passable 7,8 Blendenstufen bei ISO 1.600 und weniger gute 6,9 Blendenstufen bei ISO 3.200 ein. Man sollte die Kamera also für eine gute Bildqualität maximal bis ISO 800 einsetzen, darüber nur im Notfall. Die Ausgangsdynamik zeigt eine Schwäche bei den tiefen Schwarztönen, die nicht vorhanden sind, die ansonsten erstaunlich neutral linear verlaufende Tonwertkurve läuft hier sehr weich aus. Das lässt die Bilder in den Schatten etwas flau wirken, lässt sich aber in der Bildbearbeitung mit einer Histogrammkorrektur bzw. dem Setzen eines Schwarzpunktes leicht beheben.
Panasonic Lumix DMC-GH1 – Infobildschirm [Foto: MediaNord]
Panasonic Lumix DMC-GH1 – Aufnahmemodus [Foto: MediaNord]
Panasonic Lumix DMC-GH1 – Aufnahmemenü [Foto: MediaNord]
Panasonic Lumix DMC-GH1 – Q-Menü [Foto: MediaNord]
Panasonic Lumix DMC-GH1 – Diashow [Foto: MediaNord]
Panasonic Lumix DMC-GH1 – Wiedergabemodus [Foto: MediaNord]
Bei der Auflösung zeigt das 14-140mm-Objektiv typische Superzoomschwächen. Die Auflösung ist in der Bildmitte recht gut, zeigt aber einen deutlichen Randabfall. Das Schließen der Blende um zwei Stufen bringt hier nur unwesentlich Besserung, wobei die Auflösung in der Bildmitte aufgrund der Beugung bereits fällt. Am gleichmäßigsten ist die Auflösung noch bei einer mittleren Brennweite von rund 45 mm (bzw. 90 mm auf Kleinbild umgerechnet). Die Artefaktrate an feinen Strukturen ist aufgrund der nicht ganz so hohen Auflösung des Objektivs nicht sehr ausgeprägt, einzig an steigenden Strukturen zeigen sich vor allem Farbmoirés. Dass diese nur in einer Richtung auftreten, liegt daran, dass Panasonic den Anti-Aliasing-Filter, der Störungen an feinen Strukturen mindern soll, diagonal angeordnet hat. Die Scharfzeichnung ist gut dosiert und neigt nur an hellen Kanten gelegentlich zu einem leichten Weißclipping.
Die Randabdunklung des 14-140 mm fällt recht gering aus und ist nur in den äußersten Bildecken zu beobachten, zeigt hier bei Offenblende aber einen unschön spontanen Anteil, wogegen Abblenden deutlich hilft. Vorbildlich für ein Superzoom ist die Verzeichnung korrigiert. Nur im Weitwinkel fällt diese mit 1,6 % Tonnenform zwar auf, ist aber im Vergleich zu ähnlichen Objektiven sehr gering. Bei mittlerer und langer Brennweite ist das Objektiv praktisch verzeichnungsfrei.
In der Praxis ist die Bildqualität sehr ausgewogen mit einer angenehmen Wiedergabe von Details und Farben. Der automatische Weißabgleich arbeitet in der Regel sehr zuverlässig. Die übliche Ausnahme bildet warmes Kunstlicht (Glühlampen, Kerzen etc.), hier zeigt sich ein Farbstich Richtung Gelb-Orange-Rot. Bei den Weißabgleichs-Voreinstellungen fehlen leider weiterhin Voreinstellungen für Leuchtstoffröhren, für Kunstlichtsituationen gibt es nur eine einzige Voreinstellung, die ganz gut auf Glühlampenlicht passt. Im Zweifel hilft ein manueller Weißabgleich oder aber die manuelle Eingabe der Farbtemperatur.
Ähnlich zuverlässig wie die Weißabgleichsautomatik arbeitet die Belichtungsautomatik. Sie ist sehr ausgewogen und verhindert in der Regel vor allem überbelichtete Bilder. Bei extremen Lichtverhältnissen kann aber auch die Automatik überfordert sein – hier ist das Können des Fotografen gefragt, die Kamera bietet jedenfalls alle nötigen Eingriffsmöglichkeiten. Das Blitzlicht ist gut dosiert, wenn auch der eingebaute Pop-up-Blitz mit einer gemessenen Leitzahl von 11,2 etwas (ca. 7-14 %) schwächer ist, als wir es uns bei einer Systemkamera wünschen würden. Die Ausleuchtung ist jedenfalls ab 28 mm Brennweite (entspr. Kleinbild) voll in Ordnung.
Fazit Die Panasonic Lumix DMC-GH1 ist eine konsequente Weiterentwicklung der kleinen Schwester G1. Vor allem die Videofunktion hat es in sich, liefert eine hervorragende Qualität (speziell beim Spiel mit selektiver Schärfe) und ist mit dem guten, kontinuierlich nachgeführten Autofokus einmalig im Systemkamerabereich. Als Fotokamera taugt die GH1 auch sehr viel, wobei der praktische Multiformatsensor den größten Fortschritt gegenüber der G1 darstellt. Die Objektivauswahl ist nach wie vor recht mager, dafür sind die Adaptiermöglichkeiten umso besser. Dank einfacher und zuverlässiger Automatikfunktionen und LiveView sowie zahlreicher Einstellmöglichkeiten sollten sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene gut mit der Kamera zurechtkommen. Sie ist eine wahre "eierlegende Wollmilchsau".