Travelzoomkamera

Testbericht: Nikon Coolpix A1000

2019-03-05 In diesem Testbericht dreht sich alles um den Travelzoomer Coolpix A1000 von Nikon. Wir haben die 1/2,3"-Sensor-Kamera mit dem 35-fach Zoom-Objektiv im digitalkamera.de-Testlabor auf Bild- und Objektiv-Qualität untersucht. Darüber hinaus musste die Coolpix A1000 im redaktionellen Teil des Testberichts zeigen, was sie kann und wie gut sie sich dabei bedienen lässt.  (Harm-Diercks Gronewold)

Ergonomie und Verarbeitung

Auf den ersten Blick sieht die Coolpix A1000 aus wie eine Prosumer-Kamera und versprüht einen gewissen Retro-Charme. Auch gibt es auf den besagten ersten Blick nur wenige Hinweise darauf, dass in dem gut proportionierten Kameragehäuse eine waschechte Travelzoomkamera mit 35-fach-Zoom steckt. Doch mit dem Druck auf den "Ein- und Aus"-Schalter ändert sich all das. Denn wenn dieser betätigt wird, dann fährt die A1000 in die Weitwinkelposition und erreicht dabei eine maximale Tiefe von 80 Millimetern. Im ausgeschalteten Zustand sind es gerade einmal 41 Millimeter und mit maximalem Zoom etwa 110 Millimeter. Die Höhe beträgt ohne Blitz um die 70 Millimeter und die Breite etwa 110 Millimeter. Und wenn wir schon mal bei den Maßen sind: Das betriebsbereite Gewicht liegt bei 325 Gramm. 

Die Frontseite der Kamera besteht aus Metall, vermutlich einer dünnen Zierblende. Der Rest der Kamera verzichtet weitestgehend auf Metallblenden. Ausnahmen bilden der Auslöser, die Moduswahlrad-Verblendung und die Verblendung des oberen Drehrads sowie kleine Ringe an den Objektivtuben. Die Verarbeitung des Gehäuses ist gut, die Spaltmaße sind in Ordnung und nichts wirkt klapprig oder billig. Richtig aus dem Vollen geschnitten ist hingegen das weit von der optischen Achse entfernt positionierte 1/4"-Stativgewinde.

Immerhin liegt das Stativgewinde weit von der "Wohngemeinschaft" des Speicherkarten-Akkufachs entfernt. Das liegt nämlich auf der gegenüberliegenden Seite. Als Akku kommt ein Lithiumionen-Akku (EN-EL2) mit 1.050 mAh zum Einsatz. Dieser soll laut CIPA-Testverfahren genug Energie für etwa 250 Aufnahmen bereitstellen. Aufgeladen wird der Akku entweder mit dem beiligenden oder auch einem beliebigen anderen USB-Ladegerät in der Kamera oder über ein optional erhältliches Akkuladegerät (MH-65). Wird der Akku über die USB-Schnittstelle aufgeladen, blinkt eine kleine LED auf der Oberseite der Kamera und informiert den Fotografen, ob der Ladevorgang noch durchgeführt wird oder bereits beendet wurde. Als Speicherkarte kommt eine SDHC- oder SDXC- Karte mit SD-Formfaktor zum Einsatz. Für Videoaufzeichnungen sollte der Fotograf darauf achten, dass eine entsprechend schnelle Speicherkarte eingesetzt wird. Dazu später mehr.

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Auf der Anschlussseite ist die Coolpix A1000 bei der Basis-Ausstattung. Eine Micro-USB- und Micro-HDMI-Schnittstelle sind vorhanden und unter einer Kunststoffabdeckung verborgen. Die USB-Schnittstelle arbeitet mit dem heutzutage recht gemütlichen 2.0-High-Speed-Standard. Unsichtbar unter dem Haube stellt die Kamera zusätzlich eine WLAN- und eine Bluetooth-Schnittstelle zur Verfügung. Doch dazu unter "Ausstattung” später mehr.

Bei den Funktionstasten und Bedienelementen hat Nikon nicht gespart. Auch wurden die Bedienelemente der Coolpix A1000 vorbildlich verteilt. Wie üblich findet man den Auslöser, das Moduswahlrad und die Zoomwippe auf der Oberseite der Kamera. Auch eines der zwei Drehräder der A1000 ist hier zu finden. Auf der Rückseite wurden alle Bedienelemente der Kamera auf den rechten Bereich neben den Bildschirm verbannt. Darunter Richtungs- und Funktionstasten, ein Videoauslöser und ein weiteres Drehrad zur schnellen Auswahlmöglichkeit. Auf der Vorderseite, direkt links am Objektivtubus, sind eine zweite Zoomwippe zu finden und eine Taste, die es temporär erlaubt, aus dem Bild herauszuzoomen, um beispielsweise ein Motiv wiederzufinden. Diese Funktion ist gerade bei hohen Zoomstufen enorm hilfreich. Zu guter letzt besitzt die A1000 eine Funktionstaste auf der Vorderseite. Sowohl die Zoom-Wippe am Objektiv, als auch die Funktionstaste auf der Vorderseite sind im Menü mit verschiedenen Funktionen belegbar. Damit kann der Fotograf die Kamera an seine eigene Arbeitsweise anpassen.

Beim Monitor handelt es sich um ein bewegliches Drei-Zoll-LCD, wie schon bei dem Vorgängermodell A900. Im Gegensatz zum Vorgänger hat Nikon der A1000 jedoch einen Touchscreen spendiert, der etwa 1,036 Megapixel Auflösung besitzt. Der Monitor lässt sich um etwa 95 Grad nach oben und um 180 Grad nach unten kippen. Damit sind Selfies und Aufnahmen aus der Froschperspektive einfach durchführbar. Leider erreicht der Monitor nur eine maximale Helligkeit von etwa 365 Candela pro Quadratmeter. Das bedeutet, dass der Fotograf bei hellem Umgebungslicht unter Umständen nicht mehr viel auf dem Monitor erkennen kann.

Zum Glück gibt es jedoch über dem Monitor auch einen elektronischen Sucher. Dieser löst mit etwa 1,166 Megapixeln auf und ist mit einem Dioptrienausgleich ausgestattet. Ohne Brille ist der elektronische Sucher gut zu überblicken. Brillenträger hingegen müssen sich ein wenig bewegen, um vollen Überblick im Sucher zu behalten. Die Umschaltung zwischen Monitor und Sucher kann entweder automatischer per Augensensor oder einer Umschalttaste durchgeführt werden, die direkt neben dem Sucher zu finden ist.

Gleich daneben ist ein kleiner mechanischer Schieber zu finden der das Blitzgerät herausploppen lässt. Das Blitzgerät ist etwa 2,5 Zentimeter vom Objektivtubus entfernt und wird im Nahbereich nicht abgeschattet. Allerdings liegt der Blitz-Mittelpunkt etwas außerhalb des Bildmittelpunkts und das führt zu Abschattungen in der linken und rechten unteren Ecke. Laut Nikon hat das Blitzgerät eine Reichweite von 50 Zentimeter bis sechs Meter im Weitwinkel und zwei bis drei Meter im tele. Einen Blitzschuh besitzt die A1000 wie schon der Vorgänger nicht.

Das Handling der Kamera ist erstaunlich gut, selbst der recht kleine Handgriff auf der Vorderseite bietet genug Halt. Eine Einhandbedienung der Kamera ist aufgrund des großen Zooms nicht empfehlenswert. Der Auslöser besitzt einen angenehmen Druckpunkt und auch die Zoomwippe ist überraschend straff und gut zu kontrollieren. Dieser sehr angenehme Eindruck setzt sich bei den Einstellrädern und Tasten fort. Einzig und allein die Funktionstaste neben dem Handgriff macht hier eine Ausnahme. Dank ihrer einwandfreien Position kann diese Taste bequem von der auf dem Handgriff ruhenden Hand erreicht werden und ist dabei so leichtgängig, dass der Fotograf schnell versehentlich drauf gedrückt hat.

Die Navigation der Kamera- und Aufnahme-Menüs lässt sich durch das Steuerkreuz und die Drehräder schnell erledigen. Auch bei der Integration des Touchscreens gibt es nichts zu mosern. Die Bedienung auf dem Touchscreen ist präzise und bequem. Nikon hat es bei der Coolpix A1000 geschafft, den Touchscreen in seiner Funktionalität voll in die Bedienung der Kamera-Menüs zu integrieren, ohne den Fotografen in eine Mischbedienung aus Tasten und Touchscreen zu zwingen. Natürlich lassen sich die Menüs auch mit den Richtungstasten der Kamera navigieren.

Die Hauptattraktion der Coolpix A1000 ist natürlich das mächtige 35-fach-Zoom-Objektiv mit einer Kleinbild äquivalenten Brennweite von 24-840 Millimeter. Das Objektiv besitzt einen optischen Bildstabilisator mit beweglichem Linsenelement. Die physikalische Brennweite liegt bei 4,3-151 Millimeter und der Fachmann kann damit schon Rückschlüsse auf die Größe des Aufnahmesensors ziehen. In der Coolpix A1000 kommt ein kleiner 1/2,3"-CMOS-Sensor mit Abmessungen von etwa 6,2 mal 4,6 Millimeter zum Einsatz. Dieser löst im Gegensatz zum Vorgänger nur noch rund 16 Megapixel auf. Wie sich der Sensor mit der reduzierten Auflösung in Kombination mit der hohen Brennweite schlägt, ist unter "Bildqualität” etwas weiter hinten im Testbericht zu finden.

Ausstattung

Neben den Aufnahmefunktionen, auf die wir etwas später zu sprechen kommen, gehört der Autofokus zu den wichtigsten Ausstattungsmerkmalen einer Kamera. In der Coolpix A1000 versieht ein Kontrast-Autofokussystem mit 99 Messfeldern seinen Dienst. Das System beherrscht eine Motivverfolgung, manuelle Messpunktwahl, Gesichtserkennung und vieles mehr. Zudem steht eine Vorfokussierfunktion (Pre-AF) zur Verfügung. Diese stellt den Fokus grob schon vor der eigentlichen Aufnahme ein, so dass es beim Auslösen schneller geht, den genauen Fokuspunkt zu finden. Gerade Kontrast-Autofokus-Systeme profitieren stark von einem solchen System und da macht die A1000 auch keine Ausnahme.

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Für den digitalkamera.de-Testbericht messen wir immer die Auslöseverzögerung plus die Autofokusgeschwindigkeit, und das für den Weitwinkel und Telebereich. Während die A1000 im Weitwinkel eine Auslöseverzögerung von etwa 0,08 Sekunden hat, verlängert sich diese mit Autofokus auf 0,31 Sekunden. Im maximalen Telebereich sind es 0,06 Sekunden Auslöseverzögerung. Die Autofokusmessung im Telebereich stellte sich als sehr schwierig heraus, da die Kamera oftmals eine Auslösung dem Fokussieren vorgezogen hat, also unscharfe Bilder aufnahm. Dennoch konnten wir die Testreihe erfolgreich beenden und das Ergebnis von 1,5 Sekunden war alles andere als überzeugend. Allein aus diesem Grund sollte die Pre-AF-Funktion, zumindest im Telebereich, immer aktiviert sein.

Die Kamera besitzt auch eine manuelle Fokussierung, doch diese ist nicht in den Menüs zu finden, sondern unter der Schnellwahltaste, die eigentlich auf den Makromodus hinweist. Das manuelle Fokussieren kann bequem über den Wippschalter am Objektiv vorgenommen werden. Dennoch ist der Vorgang etwas mühsam, da die manuelle Fokussierung eher gemütlich ist. Zur besseren Visualisierung der Schärfeebene ist eine Fokuspeaking-Anzeige auf Wunsch zuschaltbar.

Auf dem Moduswahlrad der Coolpix A1000 befinden sich die verschiedenen Betriebsarten der Kamera. Darunter sind die Zeit- und Blendenautomatik sowie der manuelle Modus zu finden, in dem der Fotograf die Zeit- und Blendeneinstellung selber vornehmen kann. Um die richtige Belichtung zu ermitteln, steht eine Lichtwaage im Sucher oder auf dem Monitor zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es eine Motivautomatik, die Motive zuverlässig erkennt und die entsprechenden Aufnahme- und Verarbeitungsparameter einstellt. Möchte man der Automatik nicht die volle Kontrolle über die Bestimmung des Motivs überlassen, kann man aus 20 Motivprogrammen das passende manuell auswählen. Darunter sind Programme für Porträts, Landschaften, Nachtaufnahmen und vieles mehr. Auch eine Schwenk-Panoramafunktion ist hier zu finden.

Für Fotografen, die gerne Effekt-Filter auf die eigenen Aufnahmen "klatschen", gibt es einen eigenen Eintrag auf dem Moduswahlrad. Hier können zwanzig verschiedene Farb- und Effektfilter direkt bei der Aufnahme angewendet werden. Der Fotograf kann außerdem noch Bildparameter für jeden Effekt individuell einstellen.

Das Film-Symbol auf dem Moduswahlrad lässt die Vermutung zu, dass sich hier die Videofunktion verbirgt, doch das ist nicht der Fall. Vielmehr können mit dieser Funktion kurze Filmschnipsel von wenigen Sekunden nacheinander gemacht werden, um sie am Ende dann in einem mit Musik untermalten Video mit zu vereinen. Die eigentliche Videoaufnahme kann jederzeit mit dem Drücken des Video-Auslösers auf der Kamerarückseite gestartet und gestoppt werden, es sei denn die A1000 befindet sich im "Filmschnipsel”-Modus.

Die Videofunktion der Coolpix A1000 bietet eine maximale Bildauflösung von 4K (3.840 x 2.160) mit einer maximalen Bildwechselfrequenz von 30 Bildern pro Sekunde. FullHD-Videos können mit maximal 60 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet werden. Wie am Anfang des Testberichts erwähnt, sollte auf eine ausreichend schnelle Speicherkarte geachtet werden, besonders dann, wenn es um das Aufzeichnen von Videos geht. Bei 4K (3.840 x 2.160) Aufzeichnungen erzeugt die Kamera Videodateien mit maximal 60 Mbit pro Sekunde. Also sollte es dann schon eine SDHC- oder SDXC-Speicherkarte mit Class 10 sein, damit die Daten von der Kamera schnell genug auf die Karte finden.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.