Kompaktkamera mit großem Sensor, Kompaktkamera

Testbericht: Fujifilm X70

Seite 2 von 2, vom 2016-03-25 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Immerhin stellt der Hybrid-Autofokus innerhalb von 0,21 Sekunden sehr schnell Scharf. Die Auslöseverzögerung nach erfolgter Fokussierung ist mit 0,01 Sekunden sogar ultrakurz. Auf Wunsch führt die X70 den Fokus zudem nach oder verfolgt sogar Motive. Dank des Hybrid-Autofokus als Kombination von auf dem Sensor integrierten Phasenmesssensoren sowie dem Kontrastautofokus zur Feinabstimmung und Fokussierung bei schlechtem Licht gelingt ihr das sogar ganz passabel. Bei manueller Fokussierung unterstützt die X70 den Fotografen nicht nur mit einer Schärfeskala samt Schärfentiefeanzeige, sondern auf Wunsch auch mit einer Fokuslupe sowie Fokuspeaking. Wer möchte, kann sogar einen digitalen Schnittbildindikator hinzuschalten, der die Phasenmesssensoren zur Hilfe nimmt. Auf Knopfdruck fokussiert die Fujifilm bei manueller Fokussierung dank der AE-L/AF-L-Taste automatisch.

Videos nimmt die X70 mit Full-HD-Auflösung und maximal 60 Bildern pro Sekunde in guter Qualität auf. Auch das Stereomikrofon kann sich, nicht zuletzt dank optionaler Pegeleinstellung, hören lassen. Zudem kann ein externes Mikrofon angeschlossen werden. Der Videoaufnahmeknopf hingegen liegt ungünstig und lässt sich dadurch nur schwer betätigen. Wer die gute Videoqualität allerdings nutzen möchte, sollte unbedingt ein Stativ verwenden, denn die X70 bietet weder einen optischen noch einen elektronischen Bildstabilisator. Freihandvideos werden damit zur unansehnlichen Zitterpartie. Den Fokus führt die X70 indes während der Aufnahme gezielt und leise nach.

Des Weiteren bietet die Fujifilm X70 zahlreiche Bracketing-Modi, etwa für Belichtungs- oder Weißabgleichs-Reihenaufnahmen. Sogar einen Schwenkpanoramamodus hat sie zu bieten. HDR ist hingegen ein Fremdwort für die X70, ein echter Ersatz ist die rein softwarebasierte Dynamikbereichserweiterung nicht. Wer hingegen gerne Intervallaufnahmen macht, kommt mit der X70 auf seine Kosten. Die Fujifilm-typischen Filmsimulationsmodi fehlen selbstverständlich nicht, zudem lassen sich diverse Filtereffekte aktivieren. Außer einer Reduktion roter Augen, dem Drehen, Beschneiden und Verkleinern gibt es keinerlei Bildbearbeitungsfunktionen. Instax-Drucker sowie eine Fotobuchbestellung unterstützt die X70 hingegen direkt. Raw-Bilder lassen sich indes dank integriertem Konverter etwas umfangreicher anpassen.

Das eingebaute WLAN bietet die Möglichkeit, Fotos automatisch über ein WLAN-Netzwerk auf einem dafür eingerichteten PC zu sichern. Außerdem erlaubt die Camera Remote App, die Fujifilm für Android und iOS anbietet, die Übertragung von Bildern sowie die Fernsteuerung der Kamera samt Livebildübertragung. Details dazu sind unserem Fototipp zu dem Thema zu entnehmen (siehe weiterführende Links).

Bildqualität

Mit der 28mm-Festbrennweite sowie dem 16 Megapixel auflösenden X-Trans-CMOS-Sensor bietet die Fujifilm X70 ideale Voraussetzungen für eine hervorragende Bildqualität. Das Objektiv besitzt freilich eine reale Brennweite von 18,5 Millimetern, erst der APS-C-Sensor sorgt durch seine 1,5-fach kleinere Diagonale im Vergleich zum Vollformatsensor für den Bildwinkel im 28mm-Kleinbildäquivalent. Die X-Trans-Technologie wiederum soll durch die spezielle Farbfilteranordnung für eine höhere Bildqualität sorgen, weil nicht nur ohne Gefahr von Moirébildung auf den auflösungsmindernden Tiefpassfilter verzichtet werden kann, sondern auch in jeder Zeile und Spalte die drei Grundfarben Rot, Grün und Blau vorkommen.

Die Auflösung bleibt mit einem Maximum von 48 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) jedoch etwas hinter den Möglichkeiten eines 16-Megapixel-Sensors zurück, was keineswegs bedeutet, dass diese Auflösung gering wäre. Der Lens Modulation Optimizer von Fujifilm soll übrigens durch selektive Schärfung den Randanfall der Auflösung sowie Beugungsunschärfen mindern. Zuerst einmal scheint er aber bei F4 nicht so gut abgestimmt zu sein oder aber bei F2,8 zu stark einzugreifen. Jedenfalls gibt es bei F4 einen kleinen Knick nach unten in der Auflösungskurve. Insgesamt pendelt die Auflösung im Bildzentrum aber zwischen 40 und 48 lp/mm, wird also nie schlecht. Am Bildrand sind 35 bis 42 lp/mm drin, wobei der maximale Auflösungsabfall bei 24 Prozent, also im noch akzeptablen Bereich liegt. Farbsäume und Verzeichnung konnten wir im Labor keine messen, die Randabdunklung bleibt mit maximal 0,6 EV beziehungsweise 35 Prozent Helligkeitsverlust gering. Der gesamte Labortest mit allen Diagrammen inklusive deren Erläuterungen kann übrigens für 1,40 € über die weiterführenden Links abgerufen werden. Prepaid-Flatrates gewähren nicht nur zu deutlich günstigeren Konditionen als der Einzelabruf Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv, sondern schalten digitalkamera.de obendrein werbefrei.

Der Signal-Rauschabstand liegt von ISO 100 bis 400 im guten Bereich von über 40 dB und sinkt erst bei ISO 3.200 knapp unter die kritische Marke von 35 dB. Das Rauschen ist feinkörnig und wird erst oberhalb von ISO 6.400 als Helligkeitsrauschen deutlicher sichtbar, Farbrauschen spielt keine Rolle. Oberhalb von ISO 1.600 sorgt die Rauschunterdrückung für eine Abnahme feinster Details, oberhalb von ISO 3.200 fangen die Bilder an, deutlich weicher zu wirken und an Details wie feinen Holzmaserungen oder in Haaren zu verlieren. Etwas enttäuschend fällt die Eingangsdynamik aus, sie pendelt bis ISO 12.800 im Bereich von 8,9 bis 9,6 Blendenstufen, das ist gerade noch gut. Bis auf ISO 100, wo das Signal etwas gedämpft wird, fällt die Tonwertkurve leicht angesteilt für knackigere Bildergebnisse aus. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bis ISO 400 sehr gut und bis ISO 1.600 gut.

Farben gibt die Fujifilm X70 durchschnittlich recht originalgetreu wieder, auch die Abweichungen bei einzelnen Farbtönen für eine "schönere" Bildwiedergabe fallen nicht allzu stark aus. Der manuelle Weißabgleich arbeitet dabei laut Labormessung äußerst exakt. Aber auch der automatische Weißabgleich überzeugt bei den meisten Lichtstimmungen. Die tatsächliche Farbtiefe fällt mit über vier Millionen Farben bis hin zu hohen ISO 6.400 gut aus. Sogar die Blitzausleuchtung kann überzeugen, der Helligkeitsabfall zum Bildrand fällt insgesamt nur doppelt so hoch aus wie die ohnehin vorhandene Randabdunklung, die in der Messung enthalten ist. In der Praxis überzeugen zudem die Gegenlicht-Unempfindlichkeit des Objektivs sowie das weiche Bokeh.

Fazit

In der Summe ihrer Eigenschaften weiß die Fujifilm X70 vor allem als Fotoapparat zu überzeugen. Sie ist schnell, kompakt und hochwertig verarbeitet. Sie eignet sich auch gut als Reisekamera für das kleine Gepäck, zumal sie sich mit dem Smartphone-Ladegerät per USB aufladen lässt. Die Bedienung spricht vor allem ambitionierte Fotografen an und lässt fast keine Funktion vermissen. Die vielen Tasten und Einstellringe erlauben eine sehr direkte Bedienung, der klappbare Touchscreen bietet die nötige Flexibilität bei der Aufnahmeperspektive. Einzig einen Sucher wird mancher Fotograf vermissen. Videografen hingegen kommen aufgrund der unglücklich platzierten Videoaufnahmetaste sowie des fehlenden Bildstabilisators nicht so recht auf ihre Kosten. Die Bildqualität der Fujifilm X70 weiß zu gefallen. Am ehesten könnte man die etwas niedrige Eingangsdynamik kritisieren, die Bilder selbst weisen aber einen recht natürlichen, nicht zu knackigen, aber gefälligen Charakter auf. Vor allem bis ISO 400 ist die Bildqualität hervorragend und bis ISO 1.600 sehr gut, ISO 3.200 bietet ebenfalls noch gute Bildqualitätsreserven.

Kurzbewertung

  • Edel verarbeitetes, für eine APS-C-Kamera sehr kompaktes Gehäuse
  • Schneller Autofokus und sehr kurze Auslöseverzögerung
  • Dank Zentralverschluss nahezu lautlose Auslösung
  • Sehr gute Bildqualität bis ISO 1.600
  • Relativ geringer Dynamikumfang
  • Kein Bildstabilisator (besonders bei Videos ärgerlich)
  • Keine Arretierungen in A-Stellung für den Blendenring und das Belichtungszeitenrad
  • Ungünstig erreichbarer Videoaufnahmeknopf
Kommentare

1 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

CremerSeele 2016-03-28

Danke für den Test und den Hinweis auf die blendenabhänhigen Verschlusszeiten. Zum reinen Fotografieren mit Festbrennweite ist es sicherlich eine tolle Kamera!

P.S.: Folgt noch eine prozentuale Bewertung?

Passende Publikationen

digitalkamera.de-Bezahlinhalte (in Premium enthalten)


Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion

Steckbrief

Steckbrief
Hersteller Fujifilm
Modell X70
Sensor CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5)
16,7 Megapixel (physikalisch)
16,3 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 4,8 µm
Auflösung (max.) 4.896 x 3.264 (3:2)
Objektiv F2,8/28 mm
Filtergewinde 49 mm (optional)
Monitor 3,0" (7,5 cm)
  Auflösung 1.040.000 Bildpunkte
  kippbar ja
  drehbar
  schwenkbar
  Touchscreen ja
AV-Anschlüsse
PAL/NTSC-Videoausgang (umschaltbar) (HDMI-Ausgang Micro (Typ D))
Vollautomatik ja
Motivautomatik ja
Programmautomatik ja
Programmshift
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion
Panoramafunktion ja, Schwenkpanorama
Belichtungsmessung Mehrfeld (256 Felder), mittenbetont Integral, Spot
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Blitz eingebaut
  Synchronzeit 1/4.000 s
  Blitzanschluss Fujifilm, Standard-Mittenkontakt
WLAN ja
NFC
GPS extern
Fernauslöser ja, Kabelauslöser, Fernsteuerung über Smartphone/Tablet
Intervallaufnahme ja
Speichermedium
SD (SDHC, SDXC, UHS I)
Empfindlichkeit
  automatisch ISO 200-6.400
  manuell ISO 100-51.200
Weißabgleich
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  manuelle Farbtemperatur  ja
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 49
  Geschwindigkeit 0,22
  AF-Hilfslicht LED
Abmessungen (BxHxT) 113 x 64 x 44 mm
Gewicht (betriebsbereit) 340 g
Stativgewinde außerhalb der optischen Achse
Zoom
  Zoomverstellung
Akkulaufzeit 330 (gem. CIPA-Standard)

– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.