Spiegellose Systemkamera für Einsteiger

Testbericht: Canon EOS M100

2017-11-20 Canon ist zwar etwas später als andere Hersteller in das Segment der spiegellosen Systemkameras eingestiegen und hat sich mit der ersten Generation der Spiegellosen auch nicht mit Ruhm bekleckert. Zum Glück hat sich das mit der zweiten Kamerageneration geändert. Die Canon EOS M100 ist die dritte Generation und das Einsteigermodell der spiegellosen Systemkameras bei Canon. Was die Kamera so alles kann und ob die wenigen Bedienelemente im Einsatz hinderlich sind und vieles mehr zeigt dieser Testbericht.  (Harm-Diercks Gronewold)

Ergonomie und Verarbeitung

Mit Gehäuseabmessungen von nur 108 x 67 x 35 mm (B x H x T) kann die EOS M100 einer Kompaktkamera Konkurrenz machen. Zumindest so lange, bis das im Kit enthaltene EF-M 15-45 mm F3.5-6.3 IS STM oder ein anderes Objektiv montiert wird. Damit vergrößert sich die Kamera zwar, liegt aber in etwa auf dem gleichen Niveau wie beispielsweise eine OM-D E-M10 von Olympus mit dem Kit-Objektiv. Das Gehäuse der M100 sieht auf den ersten Blick sehr edel, wenn auch sehr reduziert aus.

Auf der Oberseite der M100 ist ein Drehschalter fast mittig angebracht. Dieser enthält neben dem Ein-Aus-Taster “üppige” drei Positionen, mit denen der Fotograf zwischen Motivautomatik, Foto- beziehungsweise Videomodus wählen kann. Rechts daneben befindet sich der Auslöser, der von dem einzigen Rändelrad der Kamera umgeben ist. Ganz an der rechten Seite findet sich dann der dedizierte Videoauslöser.

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Auf der Rückseite geht es auf der rechten Seite weiter mit drei dedizierten Funktionstasten, einem Omniselektor sowie dem beweglichen 3”-Touchscreen. Das Display lässt sich um bis zu 180° nach oben klappen und vereinfacht so Selfies und auch Aufnahmen aus der Froschperspektive. Die maximale Helligkeit des Displays beträgt 735 cd/m². Neben seiner Funktion als Sucher dient das Display gleichzeitig, dank Touch-Funktionalität, als Eingabegerät für Kameraeinstellungen und Aufnahmeparameter. Das funktioniert dank präziser Steuerung und durchdachten Menüs- auch ganz hervorragend. Das Konzept richtet sich dabei zwar eher an Einsteiger, doch auch ambitionierte Fotografen finden schnell zum manuellen Modus und den Halbautomaten. Der Fotograf muss lediglich mit Fingerabdrücken auf dem Display leben. Mag der Fotograf den Monitor sauber, so bleibt nur die Benutzung des Steuerkreuzes auf der Rückseite. Auch hier ist die Navigation durch die Menüs erfreulich einfach und nachvollziehbar.

Die rechte Seite der Kamera ist bis auf einen Lautsprecher leer. Der Mini-USB- und Micro-HDMI-Anschluss finden sich ebenso wie das Speicherkartenfach auf der linken Kameraseite. Als Speicherkarten dienen Speicher mit SD-Formfaktor und SDHC-, SDXC- sowie UHS-I-Technologie. Auch der mechanische Schiebeschalter des Blitzgeräts ist auf der linken Seite der EOS M100 zu finden. Dieser wird nach vorne geschoben und durch eine recht kräftige Federspannung schnellt der Blitz aus seiner “Ruheposition” auf der Kameraoberseite und das mit solcher Wucht, dass er mehrfach nachfedert, um dann in Position zu bleiben. Einen Blitzschuh für externe Blitzgeräte besitzt die Kamera nicht. Die Leitzahl des eingebauten Blitzgeräts beträgt laut Canon magere 5 bei ISO 100.

Im Inneren der EOS M100 verrichtet ein APS-C-CMOS-Sensor seinen Dienst mit einer Auflösung von effektiv 24 Megapixeln. Das Besondere an diesem Sensor ist nicht seine Auflösung, sondern, dass er über sogenannte Dual-Pixel verfügt. Diese Pixel sind für die Aufnahme eines Fotos gemeinsam zuständig, während sie vom Autofokussystem einzeln genutzt werden, um eine verbesserte Geschwindigkeit der Fokussierung zu ermöglichen.

Die Vorderseite der Kamera wirkt bei unserem Testgerät elegant, da nur der Knopf zur Entriegelung des metallenen Objektivbajonetts zu sehen ist. Nimmt man die Kamera allerdings in die Hand, wird sofort spürbar, dass es sich bei dem abgesetzten schwarzen Material der Griffflächen nicht etwa um eine Gummierung handelt, sondern um harten Kunststoff. Dieser fühlt sich leider einfach billig an. Jedoch ist nicht nur das “Anfassgefühl” durch den Kunststoff getrübt, vielmehr bietet der Kunststoff nicht das gleiche “Sicherheitsgefühl”, zumal es sich auf der Rückseite auf dem vorgesehenen “Haltepunkt” fortsetzt. 

Als kleine Besonderheit besitzt das Kit-Objektiv EF-M 15-45 mm F3.5-6.3 IS STM einen kleinen Sperrschalter. Dieser ver- und entriegelt das Objektiv. Bevor der Fotograf die Kamera einsetzen kann, muss er zunächst das Objektiv mit diesem Schalter entriegeln und ausfahren. 

Auf der Unterseite der M100 befinden sich das mit einer Klappe gesicherte Akkufach und das in der optischen Achse angebrachte ¼” Stativgewinde. Zudem ist auf der Unterseite auch die NFC-Antenne untergebracht, die benötigt wird, um die Kamera schnell und unkompliziert mit einem Smartgerät zu verbinden. Leider ist das eingefräste NFC-Logo, welches die Position der Antenne anzeigt, sehr klein und schlecht zu erkennen. Abhilfe hätte eine tiefere Fräsung mit zusätzlicher weißer Farbe geschafft. So wie es Canon auch bei dem Herstellerlogo auf der Vorderseite macht und dort für Wiedererkennungswert sorgt.

Als Stromversorgung dient ein Lithiumionen-Akku des Typs LP-E12 mit 875 mAh. Der Akku kann nicht in der Kamera über die USB-Schnittstelle geladen werden. Das passende Ladegerät LC-E12E ist allerdings im Lieferumfang der Kamera enthalten. Leider besitzt die EOS M100 keinen dedizierten Anschluss für ein Netzteil, dennoch offenbart die Akkufachklappe eine kleine Weichplastikabdeckung, die eine runde Öffnung abdeckt. Die Öffnung deckt sich mit dem Anschluss des Gleichstrom-Kopplers DR-E12, der anstelle eines Akkus in die Kamera eingesetzt wird. An diesen Anschluss wird das Netzteil ACK-E12 angeschlossen. Danach kann die M100 dauerhaft über Strom versorgt werden. Sowohl das Netzteil als auch der Koppler sind optional erhältliches Zubehör.

Ausstattung

Zur Ausstattung der EOS M100 gehören natürlich die üblichen fotografischen “Verdächtigen” wie eine Programm- sowie eine Blenden- und Zeitautomatik. Zudem gibt es selbstverständlich einen manuellen Modus. Darüber hinaus besitzt die EOS M100 eine Motivautomatik. Mit dieser analysiert die Kamera das jeweilige Motiv und stellt neben der Belichtungszeit und Blende auch die Bildverarbeitung entsprechend dem Motiv ein. Damit der Fotograf Bilder individueller gestalten kann, bietet die Kamera verschiedene Spezialeffekte wie beispielsweise einen Fischaugen-, Miniatur- und Aquarelleffekt an. Um möglichst einfach an kreative und individuelle Farbeffekte zu gelangen, hat Canon der M100 einen “Kreativassistenten” eingebaut. Dieser erlaubt dem Fotografen, sich voll und ganz auf das Motiv und die individuelle Farbgebung zu konzentrieren. Es können mit Schiebereglern Kontrast, Farbverschiebungen sowie Helligkeit und Farbton geändert werden. Auch Vorgaben wie Schwarzweiß und Sepia sind vorhanden. Bei der Aufnahme erledigt die M100 dann den Rest der Einstellungen, die für eine Aufnahme notwendig sind. Damit der Fotograf sich die Einstellungen nicht merken muss, können zwei erstellte Vorgaben gespeichert werden.

Etwas weniger kreativ geht es bei den Bildstilen zur Sache. In diesen kann der Fotograf mit drei Schiebereglern die Bildschärfung regulieren. Darüber hinaus können Kontrast, Farbsättigung und Farbton eingestellt werden. Neben sieben anpassbaren Vorgaben und einer Automatikfunktion sind drei Speicherplätze für Eigenkreationen vorhanden.

Der Weißabgleich der M100 bietet natürlich einen Automatikmodus sowie Vorgaben für Kunstlicht, Sonne, Schatten und mehr. Zudem gibt es eine manuelle Weißabgleichsoption und die Möglichkeit, eine Farbtemperatur in °Kelvin einzugeben. Darüber hinaus können alle Weißabgleicheinstellungen per Wahlrad “finegetuned” werden.

Beim Autofokus darf der Fotograf keine technologischen Wunder erwarten. Zwar arbeitet die M100 mit einem Aufnahmesensor, der über sogenannte Dual-Pixel verfügt. Die Technik hinter diesen speziellen Pixeln auf dem Sensor ist ziemlich genial. Auf der Fläche eines Pixels sind zwei lichtempfindliche Elemente positioniert. Vor den Dual Pixeln ist eine Mikroskopisch kleine Linse angebracht. Das Licht fällt nun durch die Linse auf beide Elemente und der Bildprozessor vergleicht dann vereinfacht gesagt die Konturen beider Bilder miteinander. Sind die Konturen deckungsgleich, so ist das Bild im Fokus. Sind die Bilder nicht deckungsgleich so erkennt der Prozessor der Kamera je nach Lage des Vergleichs, ob die Fokuseinstellung verringert oder erweitert werden muss. Die EOS M100 fasst diese 24 Millionen Dual-Pixel für eine einfachere Ansteuerbarkeit zu insgesamt 49 wählbaren Messpunkten zusammen. Für die Fotoaufnahme werden die Dual-Pixel hingegen zu einem "normalen" Pixel zusammengeschaltet.

Der Geschwindigkeitsvorteil und auch der Einsatz bei schlechten Lichtverhältnissen ist bei dieser Art der Fokussierung hoch beziehungsweise sehr genau. Im Gegensatz zu Canons erster Spiegellosen EOS M ist die EOS M100 auch wirklich schnell geworden. Während die EOS M mit einer Auslöseverzögerung und Autofokuseinstellung ganze 1,48 Sekunden im Weitwinkel benötigte, braucht die EOS M100 ebenfalls im Weitwinkel nur noch 0,33 Sekunden. Dies ist zwar eine deutliche Steigerung, ist im Vergleich zu anderen Herstellern aber keine Top-Geschwindigkeit.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.