Spiegellose Systemkamera für Einsteiger

Testbericht: Canon EOS M100

Seite 2 von 2, vom 2017-11-20 (Autor: Harm-Diercks Gronewold)Zur Seite 1 wechseln

Zu den Autofokusfunktionen gehört ein Feld, das vom Fotografen per Berührung auf dem Touchscreen gesetzt werden kann. Zudem kann der Autofokus so eingestellt werden, dass er Gesichter erkennt oder zuvor markierte Objekte verfolgt werden. Ebenfalls mit dabei ist eine AF-Einstellung, die bewegliche Motive kontinuierlich fokussiert.

Zudem besitzt die EOS M100 natürlich eine manuelle Fokusfunktion. Diese ist allerdings nicht über die Fokusfunktionswahl zu finden, sondern muss umständlich im Hauptmenü aktiviert werden. Dem Fotografen stehen hier die Funktionen Autofokus (AF), Autofokus und manueller Fokus (AF+MF) sowie manueller Fokus (MF) zur Verfügung. Um manuell zu fokussieren, muss also zunächst die Funktion aktiviert werden. Danach kann der Fotograf nicht einfach "drauflos" fokussieren, sondern muss den Auslöser halb gedrückt halten, damit die manuelle Fokussierung über den Fokusring möglich ist (AF+MF). Im MF-Modus ist der Fokusring am Set-Objektiv permanent aktiv. Bei anderen EF-M-Objektiven kann es zudem notwendig sein, am Objektiv einen Fokusschalter umzulegen. Neben einer Fokuslupe steht dem Fotografen auch eine Fokuspeaking-Funktion mit wählbaren Farben zur Verfügung.

Die Aufnahme selber kann vom Fotografen in unterschiedlichen Auflösungen und Seitenverhältnissen (3:2, 4:3, 1:1 und 16:9) durchgeführt werden. Das native Seitenverhältnis des Sensors ist jedoch 3:2 und nur in diesem Seitenverhältnis kann der Fotograf auf die gesamte Auflösung zurückgreifen. Die Kamera bietet dem Fotografen zudem die Wahl zwischen zwei Komprimierungsstufen an. Außerdem kann zwischen dem sRGB- und dem AdobeRGB-Farbraum gewählt werden und die Aufnahme kann zusätzlich im Rohdatenformat aufgezeichnet werden, wenn der Fotograf eine Bildbearbeitung am Rechner durchführen will.

Die höchste Videoauflösung der M100 beträgt 1.920 x 1.080 Bildpunkte und besitzt eine Bildwechselfrequenz von 50 Bildern pro Sekunde. Eine 4K-Auflösung sucht man leider vergebens. Insgesamt drei Betriebsarten bietet die Kamera im Videomodus – eine Vollautomatik sowie einen manuellen Modus, bei dem der Fotograf die Blende sowie die Zeit kontrollieren muss. Der dritte Videomodus nennt sich Zeitraffer-Movie. Hier ist der Name Programm: Der Fotograf wählt sich zunächst ein spezielles Szenenprogramm aus. Zur Auswahl stehen Szenenprogramme für sich schnell, langsam und ganz langsam ändernde Motive. Diese Szenenprogramme geben die Grenzen vor, in der die Einstellungen des Zeitraffervideos geändert werden können. Zudem ist eine manuelle Einstellung der Intervalldauer (2 -30 Sekunden) ebenso möglich wie auch das Einstellen der Anzahl der Aufnahmen, die gemacht werden sollen (30 - 900 Aufnahmen). Damit der Fotograf nicht rechnen muss, wie viel Zeit die Aufnahmen beanspruchen und wie lang das Video am Ende wird, errechnet die Kamera in dieser Einstellung diese beiden Werte. Weitere Einstellungen umfassen, ob die Kamera vor jeder Aufnahme eine neue Belichtungsmessung durchführen soll beziehungsweise ob das gemacht Bild kurz auf dem Monitor zur Kontrolle erscheint.

Canon verbaut zur Zeit in einer Vielzahl von Kompakt-, Spiegelreflex- und spiegellosen Systemkameras drahtlose Verbindungsmöglichkeiten in Form von Bluetooth und WLAN. Auch die EOS M100 gehört zu diesen Kameras und besitzt neben WLAN und Bluetooth auch eine NFC-Funktion, die das Koppeln mit einem Smartgerät vereinfacht. Das jeweilige Smartgerät muss natürlich ebenfalls über eine solche Funktion verfügen.

Wir üblich ist eine App erforderlich, um die Kamera mit einem Smartgerät zu verbinden. Diese App ist für Android und iOS kostenlos in den jeweiligen Stores erhältlich. Für die erste Einrichtung bietet die App eine verständliche Ersteinrichtung an. Bei der Einrichtung können Apps wie beispielsweise das Samsung SmartLock-System auf dem Smartgerät für Probleme sorgen, indem es die Verbindung zur Kamera unterbindet. Der Fotograf sollte die Einrichtung der App und der Kamera vor dem ersten Einsatz durchführen, da diese durchaus etwas dauern kann und vor allem den Akkuverbrauch in die Höhe treibt.

Wie erwähnt besitzt die M100 zwei Verbindungsarten. Die permanente Bluetooth-Verbindung wird genutzt, um Standortdaten (GPS) vom Smartgerät in die Kamera zu übertragen. Darüber hinaus ermöglicht diese Verbindungsart eine Fernbedienungsfunktion, wenn die Kamera als Wiedergabegerät genutzt wird. Wenn das Smartgerät als Fernbedienung für die Aufnahme genutzt werden soll, dann wird die WLAN-Verbindung aufgebaut und genutzt. Mit dieser lässt sich dann die Aufnahme und alle dafür relevanten Funktionen einstellen. Zudem kann ein Livebild übertragen werden.

Der Grund, warum die Kamera zwei unterschiedliche Verbindungsarten nutzt, ist leicht erklärbar und vor allem sinnvoll. Die Bluetooth-Verbindung benötigt deutlich weniger Energie als die WLAN-Verbindung und so sind dauerhafte Verbindungen effizienter. Die WLAN-Verbindung hingegen kann mehr Daten in gleicher Zeit übertragen. Damit ist sie die bessere Wahl für die Bildübertragung in der Live-View-Fernbedienung.

Bildqualität

Wir haben neben dem redaktionellen Test die Kamera auch in unserem hauseigenen Testlabor mit dem zum Set gehörigen EF-M 15-45 mm F3.5-6.3 IS STM getestet. Dieser Test ist mit allen Diagrammen und Erklärungen als kostenpflichtiger Inhalt als Einzelabruf verfügbar. Um Zugriff auf alle Labortest von digitalkamera.de zu haben, kann man auch eine kostengünstige “Labortest-Flatrate” buchen.

Das Canon EF-M 15-45 mm 3.5-6.3 IS STM zeigt eine recht ordentliche Leistung. Das ist allerdings nicht der alleinige Verdienst des Objektivs, sondern zum Großteil der internen Bildverarbeitung. Sichtbar wird dies bei der elektronischen Reduzierung der Randabdunklung. Bei der Verzeichnung zeigt das Objektiv im Weitwinkelbereich eine deutliche tonnenförmige Verzeichnung, die schon knapp bei 50 Prozent Abstand von der Linsenmitte zum Rand sichtbar wird. Die chromatische Aberration des Objektivs ist so gut wie nicht zu sehen. Die Auflösung der M100 liegt bei mittlerer Brennweite über der Auflösung der EOS M10. Im Vergleich zu Kameras anderer Hersteller ist die Auflösung mit maximal 53 Linienpaaren pro Millimeter geringer. Erfahrungsgemäß wird die Kamera bei höherwertigen Objektiven bessere Auflösungsergebnisse liefern.

Der Signal-Rauschabstand zeigt an, wie gut sich das Bildsignal vom Störsignal (Rauschen) unterscheidet. Bei 35 dB liegt die Grenze, die noch als akzeptabel gilt. Die Canon EOS M100 unterschreitet diese bei etwa ISO 800. Der Detailverlust durch die Rauschunterdrückung ist bis ISO 1.600 gering, die Kamera schärft allerdings nach, was an den überschärften Ergebnissen bis ISO 200 deutlich wird. Die Korngröße bleibt dabei im ganzen ISO Bereich sehr fein und wird ab ISO 1.600 stärker sichtbar, da der Kontrast zwischen “Korn” und Bild zunimmt.

Die maximale Eingangsdynamik beträgt in etwa elf Blendenstufen bei ISO 200. Mit zunehmender ISO-Empfindlichkeit nimmt auch die Eingangsdynamik kontinuierlich ab und erreicht bei ISO 25.600 etwa 7,5 Blendenstufen. Die Tonwertübertragung ist nicht linear, sondern besitzt angehobene Mitteltöne wie es bei Shoot-to-Print-Kameras üblich ist. Auch die Farbwiedergabe zeigt, dass die Bildaufbereitung der JPEG-Aufnahmen im Standard Bildstil darauf ausgelegt ist, Bilder ohne Nachbearbeitung abzuliefern. Grüntöne werden etwas mehr in Richtung gelbgrün verschoben und Cyantöne werden etwas “entschärft”. Magentatöne werden in Richtung rot gehend wiedergegeben. Die Farbabweichung bleibt jedoch gering. Die Farbtiefe ist mit 23 von 24 Bit gut. Danach sinkt sie kontinuierlich ab und wird etwas über ISO 3.200 akzeptabel.

Fazit

Canon hat die EOS M100 ganz deutlich für Einsteiger in die Fotografie platziert und mit dem EF-M 15-45 mm F3.5-6.3 IS STM ein recht kostengünstiges Set geschnürt. Zwar bietet die Kamera Halbautomaten und einen manuellen Modus und lässt den Fotografen so tiefer in die Fotografie einsteigen. Etwas hinderlich ist dabei jedoch der fehlende TTL-Blitzschuh. Auch sind Assistenten und Spezialeffekte immer nur eine Bildschirmberührung oder einen Menüpunkt entfernt. Das Bedienkonzept ist unkompliziert, direkt und verständlich. Dabei hilft vor allem der schnelle und präzise Touchscreen. Dass dieser noch beweglich ist, ist ein nicht zu unterschätzender Bonus, wenn die Kamera in der Froschperspektive oder für Selfies eingesetzt wird. 

Die Bildqualität wird auf Seiten der Auflösung von dem einfach gehaltenen Set-Objektiv begrenzt, das zudem starke Verzeichnungen aufweist. Das Bildrauschen ist feinkörnig und wenig störend, setzt dafür aber recht früh ein. Ab ISO 1.600 wird dann der Detailverlust durch die interne Rauschunterdrückung deutlich. Eingeschränkt brauchbar sind die Bilder bis ISO 6.400, obwohl es sich empfiehlt in Rohdaten aufzuzeichnen, um eine effektivere Rauschunterdrückung in der Bildbearbeitung durchzuführen.

Alles in Allem ist die EOS M100 von Canon lohnenswert für Fotografen, die auf eine flexible Kamera mit wechselbaren Objektiven Wert legen und dennoch Aspekte wie eine kompakte Baugröße und leichte Bedienbarkeit nicht vernachlässigen wollen. Wenn sich der angehende Fotograf intensiver mit allen Aspekten der Fotografie beschäftigen möchte, dann sollte er eine Blick auf die EOS M5 werfen, diese hat nämlich einige für diesen Zweck wichtige Ausstattungsmerkmale mit an Bord.

Kurzbewertung

  • Kleines, elegantes Gehäuse
  • Schnelle und präzise Touchbedienung
  • Einfache Handhabung und durchdachte Menüführung
  • Gute Bildqualität bis ISO 800
  • Fast unsichtbares NFC-Logo auf der Unterseite schwer zu finden
  • Rutschige und billige Plastik-"Belederung"
  • Fehlender TTL-Blitzschuh
  • Videofunktion nur mit Full-HD-Auflösung, kein 4K

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Steckbrief

Hersteller Canon
Modell EOS M100
Sensor CMOS APS-C 22,5 x 15,0 mm (Cropfaktor 1,6)
25,8 Megapixel (physikalisch)
24,2 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 3,7 µm
Auflösung (max.) 6.000 x 4.000 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 60p
Objektiv Canon EF-M 15-45 mm 3.5-6.3 IS STM (Zoom-Objektiv)
Monitor 3,0" (7,5 cm)
  Auflösung 1.040.000 Bildpunkte
  kippbar ja
  drehbar
  schwenkbar
  Touchscreen ja
AV-Anschluss HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Vollautomatik ja
Motivautomatik ja
Motivprogramme 8
Programmautomatik ja
Programmshift
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion ja
Panoramafunktion nein
Belichtungsmessung Matrix/Mehrfeld-Messung (384 Felder), Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Blitz eingebauter Blitz
  Synchronzeit 1/200 s
  Blitzanschluss
WLAN ja
NFC ja
GPS extern, dauerhafte Smartphone Verbindung
Fernauslöser ja, Fernsteuerung über Smartphone/Tablet
Intervallaufnahme
Speichermedium
SD (UHS I, SDXC, SDHC)
  automatisch ISO 100-25.600
  manuell ISO 100-25.600
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  Kelvin-Eingabe ja
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 49
  Geschwindigkeit 0,26 s bis 0,33 s
  AF-Hilfslicht LED
Abmessungen 108 x 67 x 35 mm
Gewicht (betriebsbereit) 302 g (nur Gehäuse)
713 g (mit Objektiv)
Stativgewinde in optischer Achse
  Zoomverstellung manuell am Objektiv
Akkulaufzeit 295 Aufnahmen (gem. CIPA-Standard)

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.