Ein Intervalltimer gehört in dieser Kameraklasse zum guten Ton und Canon lässt sich hier nicht lumpen. Detaileinstellungen ermöglichen Intervalldauer und Aufnahmeanzahl anzupassen (maximal 99). Ein Bulbtimer erlaubt es, Langzeitbelichtungen über eine Zeitschaltung zu steuern. Damit haben die Zeiten ein Ende, dass der Fotograf mit einer Stoppuhr und einem Fernauslöser neben der Kamera steht und warten muss, bis die Zeit abgelaufen ist. Der Timer ermöglicht Belichtungszeiten von bis zu 100 Stunden.
Wie bereits in einem Nebensatz angedeutet wurde, beherrscht die EOS 90D auch die 4K-Videoaufzeichnung (3.840 x 2.160 Bildpunkte) mit maximal 30 Bildern pro Sekunde. Auch wenn die maximale Aufnahmedauer auf etwas weniger als 30 Minuten beschränkt ist, lassen sich dennoch problemlos Videos aufzeichnen. Unterstützt werden die filmischen Ambitionen von einem Mikrofoneingang und einem Audioausgang für die Tonkontrolle, beide mit 3,5 mm Klinkenstecker. Zudem kann die Aussteuerung angepasst und ein elektronischer Windfilter aktiviert werden. Die Kamera bietet darüber hinaus einen HDMI-Clean-Ausgang, so dass ein externer Rekorder zum Aufzeichnen der Videos (dann ohne Zeitbeschränkung) eingesetzt werden kann.
Während die 4K Aufzeichnung ohne digitalen Bildstabilisator ohne einen Beschnitt des Bildwinkels möglich ist, wird das Bild beim Einsatz des digitalen Stabilisators leicht beschnitten. Wenn sich im Objektiv ein optischer Bildstabilisator befindet, kann dieser natürlich zusätzlich eingesetzt werden.
Neben den 4K-Videoaufzeichnungen kann die EOS 90D auch 4K-Zeitrafferaufnahmen direkt in der Kamera anfertigen. Dazu stehen verschiedene Voreinstellungen zur Verfügung. Zudem kann sich der Fotograf mit einigen Einstellungen seine eigene Voreinstellung zusammenstellen. Dabei kann er aus einer Intervallzeit von 2 bis 4 Sekunden und zwischen 30 und 900 Aufnahmen wählen. Zudem können noch andere Parameter angepasst werden, beispielsweise wann die Belichtungsmessung für eine Aufnahme durchgeführt wird. Die 4K Zeitrafferaufnahmen können nur als MP4 mit 25 oder 30 Bildern pro Sekunde gespeichert werden.
Da die Kamera einen SD-Speicherkartensteckplatz mit UHS-II-Technologie besitzt, wollen wir jetzt die Frage beantworten, wie schnell die Kamera speichert. In diesem Test haben wir dazu die Panasonic SDXC UHS-II V90 Class 10 64 Gigabyte Speicherkarte verwendet. Laut Canon soll die Kamera zehn Rohdaten-Bilder pro Sekunde für 23 Bilder in Folge speichern können. Das konnte unser Test nicht ganz bestätigen. Die Kamera erreicht etwa 7,3 Bilder pro Sekunde und ab dem 23 Bild war der Pufferspeicher voll und musste mit etwa 172 Megabyte pro Sekunde geleert werden. Die JPEG Aufnahmen erreichten erwartungsgemäß eine Serienbildgeschwindigkeit von zehn Bildern pro Sekunde, die die Kamera bis zum dreißigsten Bild aufrecht halten konnte. Es ist also empfehlenswert, beim Speicherkartenkauf darauf zu achten, dass die Speicherkarte mindestens 172 MB pro Sekunde schreiben kann, dann steht dem ungetrübten Serienbild- und Videovergnügen nichts im Wege.
Bei der Bildwiedergabe bietet die EOS 90D vielfältige Optionen inklusive der "Standards". So können Bilder beispielsweise verkleinert, beschnitten, mit Effekten versehen und auch gedreht werden. Zudem steht eine Rohdatenentwicklung in der Kamera zur Verfügung. Des Weiteren können Bilder in einer Diashow mit verschiedenen Übergangseffekten und Musik präsentiert werden. Darüber hinaus bietet die Kamera die Möglichkeit, Videos zu schneiden und ebenfalls mit einer Hintergrundmusik zu versehen, diese muss allerdings zuvor vom Fotografen auf die Speicherkarte gebracht werden.
Neben den bereits erwähnten Anschlussoptionen bietet die EOS 90D, wie eigentlich jede moderne DLSR, die Möglichkeit, per Drahtlosfunktionen mit einem Smartgerät verbunden zu werden. Alles, was dazu notwendig ist, ist die kostenlose Canon Connect App (iOS und Android) beziehungsweise das EOS Utility, wenn die Kamera mit einem lokalen Drahtlosnetzwerk verbunden werden soll. Das erstmalige Verbinden der Kamera mit dem Smartgerät ist dank eines guten Guides in der App recht einfach, es dauert aber durchaus einige Minuten. Wurde das erstmalige Koppeln der beiden Geräte erfolgreich abgeschlossen, werden zukünftige Kopplungsvorgänge merklich schneller.
Die EOS 90D bietet eine Bluetooth- und eine WLAN-Verbindungsoption an. Während die WLAN-Verbindung in der Lage ist, große Datenmengen zu transportieren, ist die Bluetooth-Verbindung sehr sparsam im Energieverbrauch. Wenn es also darum geht, Bilder auf das Smartphone zu übertragen, dann verbindet die App das Smartgerät per WLAN mit der Kamera. Auch für die Live-View-Fernbedienung kommt die WLAN-Verbindung zum Einsatz. Die Bluetooth-Verbindung wird hingegen eingesetzt für das Geotagging. Sprich, die Kamera ruft bei der Aufnahme die Positionsdaten vom Smartphone ab und schreibt diese in die Metadaten der Aufnahme. Außerdem kann der Fotograf mit der App über die Bluetooth-Verbindung die Kamera fernauslösen. Dabei können im Gegensatz zur Live-View-Fernbedienung aber keine für die Aufnahme relevanten Einstellungen vorgenommen werden. In diesem Fall ersetzt die Bluetooth-Verbindung quasi nur den Draht-Fernauslöser.
Bildqualität
Wir haben die Canon EOS 90D zusammen mit dem im Set erhältlichen EF-S 18-135 mm IS Nano USM getestet. Dieser Abschnitt enthält die Zusammenfassung des umfangreichen digitalkamera.de-Labortests. Der vollständige Labortest kann gegen ein kleines Entgelt hier auf digitalkamera.de abgerufen werden und enthält genaue Messergebnisse, aufschlussreiche Diagramme und eine redaktionelle Bewertung der Kamera-Objektiv-Kombination. Zudem bieten wir verschiedene Volumentarife an, die den Zugang zur kompletten Kamera- und Objektiv-Labortest-Rubrik auf digitalkamera.de ermöglichen.
Wie bereits erwähnt, kommt in der EOS 90D ein CMOS-Sensor mit etwa 32 Megapixeln effektiver Auflösung zum Einsatz. Die Pixeldichte entspricht der eines 83 Megapixel Kleinbildsensors. Eine so hohe Pixeldichte stellt ebenfalls hohe Ansprüche an das verwendete Objektiv und hier schlägt sich das 18-135 mm IS Nano USM nicht herausragend. Grund dafür ist nicht etwa die vernachlässigbare Randabdunklung von maximal 0,3 EV im Weitwinkel, sondern die inkonsequente Korrektur der Verzeichnung. Diese ist nämlich in allen Brennweitenbereichen sichtbar. Im Weitwinkel ist die Verzeichnung stark tonnenförmig (etwa 3 Prozent). In mittlerer und maximaler Brennweite erreicht die Verzeichnung eine etwa 1,5 prozentige Kissenform.
Farbsäume können bei Objektiven mit großem Zoombereich zu einem Problem werden. Allerdings ist das EF-S 18-135 mm IS Nano USM davon nicht sehr stark betroffen. Im Durchschnitt sind Farbsäume fast gar nicht im Weitwinkel und nur leicht in anderen Brennweiten sichtbar. Alles in allem sind erfreulicherweise keine ungewöhnlich großen Farbsäume sichtbar.
Die Auflösung ist ein Zusammenspiel des Kamerasensors, der Signalverarbeitung und des Objektiv-Auflösungsvermögens. Die Kamera-Objektivkombination kann im Weitwinkel bei 50 Prozent Kontrast maximal etwa 59 Linienpaare pro Millimeter im Kleinbildäquivalent (lp/mm) auflösen. Das ist für einen so hochauflösenden Sensor auch der Mindestwert, den er erreichen sollte. In anderen Brennweitenbereichen sinkt die Auflösung hingegen ab. Erfreulich ist dabei, dass der Schärfeabfall zum Bildrand recht gering ist.
Auf der Seite der Bildaufbereitung ist die Kamera sehr sanft, so treten nur wenig Artefakte auf, die durch das nachträgliche Schärfen entstehen. Der Nachteil einer geringen Nachschärfung ist der fehlende Schärfeeindruck im Bild. Bis ISO 200 präsentiert die EOS 90D scharfe Bilder, bei steigender ISO-Einstellung nimmt die Schärfe langsam ab. Nachschärfen oder eine Anpassung der Einstellung des Bildprozessors in der Kamera können diesen Eindruck allerdings entgegenwirken.
Als Canon die EOS 90D vorgestellte, wurde angekündigt, dass sich das Rauschverhalten nicht von aktuellen Modellen mit weniger Auflösung unterscheidet. Diese Aussage bestätigt sich ohne jeden Zweifel. Der Signal-Rauschabstand ist bis ISO 800 in Ordnung und feine Details werden im Bild differenziert wiedergegeben. Erst darüber hinaus überlagert das Störsignal das Bildsignal. Das Bildrauschen ist feinkörnig über den gesamten ISO-Bereich, sichtbar wird das unkritische Helligkeitsrauschen ab ISO 6.400. Farbrauschen ist in allen ISO-Einstellung kaum sichtbar.
Die Abstimmung des Sensors ist eher weich und so ist es nicht verwunderlich, dass die Eingangsdynamik bis ISO 6.400 sehr hoch ist. Sie sinkt auch nicht auf geringe Werte ab. Die Tonwertübertragung ist, wie zu erwarten, sehr bauchig. Das bedeutet, dass Mitteltöne angehoben werden, um alle Bildbereiche detailreich darstellen zu können. Auch die Ausgangsseite der Tonwerte überzeugen mit etwas mehr als 224 Graustufen. Diese sinken mit steigender ISO-Einstellung ab und unterschreiten erst bei ISO 3.200 die 128 Graustufen.
Die Farbtreue der Kamera ist gut. Es gibt allerdings Farbbereiche, bei denen die Farbtreue einem angenehmen Bildeindruck geopfert wird. Dazu gehören Rot-Magenta-, Rot-Orange-, Gelbgrün-, Magenta- und Orange-Farbtöne. Die Farbdifferenzierung ist mit über vier Millionen Farbtönen bis ISO 800 und über zwei Millionen bis ISO 6.400 sehr gut bis gut.
Fazit
Canon zeigt mit der EOS 90D, dass die APS-C-Spiegelreflexkameras noch nicht zum alten Eisen gehören. Ausgestattet ist sie mit allem, was der Einsteiger benötigt, um einfach in die Welt der digitalen Fotografie einzusteigen und sie bietet auch genug technisches Potential, um Fotografen auf lange Sicht bei gehobenen Ambitionen zu unterstützen. Das die Kamera trotz der Funktionsvielfalt leicht zu bedienen bleibt, ist der hervorragenden Benutzeroberfläche und den vielfältigen Navigationsmöglichkeiten zu verdanken. Das Gehäusedesign überzeugt und kombiniert eine angenehme, ergonomische Form mit modernem Bedienungskomfort unter dem Einsatz hochwertiger Materialien.
Ob die Kombination mit dem 18-135 mm IS Nano USM die maximale Leistung der Kamera entfesselt, ist zu bezweifeln. Allerdings ist das Objektiv ein ideales "Immerdrauf" für Foto- und Videografen. Bei der Auflösung erreicht es zwar keine Spitzenwerte, ist dafür aber recht gleichmäßig von der Bildmitte zum Bildrand. Der Autofokus ist mit dem Objektiv leider nicht der schnellste, immerhin ist die Kamera bei der reinen Verzögerung sehr fix. Ansonsten überzeugen die Autofokus-Funktionen im Foto- und Videomodus. Am Ende hat uns die Kamera überzeugt und wir sind uns sicher, dass es Canon gelungen ist, eine APS-C-DSLR auf den Markt zu bringen, die spiegellosen Systemkameras problemlos die Stirn bieten kann.