Vollformat-Vlogging-Systemkamera

Sony ZV-E1 bringt Vollformat-Look in die Vlogs

2023-03-29, aktualisiert 2023-04-02 Mit der neuen Vollformat-Vlogging-Systemkamera Sony ZV-E1 folgt der nächste logische Schritt nach der APS-C-Vlogging-Systemkamera ZV-E10. Dabei basiert die ZV-E1 anders als die Alpha 7C nicht auf der "normalen" Alpha 7, sondern der Video-Version Alpha 7S III. Damit kommt diese Technik in eine immerhin 1.500 Euro günstigere Kamera. Allerdings ist die ZV-E1 damit stark auf Videos fokussiert, denn ihr Bildsensor dürfte mit lediglich 12 Megapixeln den wenigsten Fotografen genügend Auflösung bieten, auch wenn die aufgrund der großen Pixel besonders gut für Low-Light-Aufnahmen geeignet sein dürfte.  (Benjamin Kirchheim)

Die ZV-E1 besitzt ein besonders kompaktes Gehäuse, das lediglich 12,1 x 7,2 x 5,4 Zentimeter misst. Auch das Gewicht ist mit 483 Gramm ohne Objektiv sehr gering. Selbst mit dem Setobjektiv 28-60 mm sind es nur 650 Gramm. Das Gehäuse besitzt zahlreiche Dichtungen an den Bedienelementen und Gehäuseschalen mit einer Nut-Feder-Konstruktion, um das Eindringen von Feuchtigkeit zu erschweren. Richtig spritzwassergeschützt wie manches Konkurrenzmodell, etwa von Panasonic, ist die ZV-E1 aber nicht.

Die Kamera verzichtet auf einen elektronischen Sucher, den Vlogger ohnehin nicht benötigen. Stattdessen besitzt sie einen 7,5 Zentimeter großen Touchscreen, der allerdings lediglich 1,04 Millionen Bildpunkte auflöst. Er lässt sich seitlich schwenken und um 270 Grad drehen, wodurch er auch als Video-Kontrollmonitor fungiert. Zwar sitzen die Schnittstellen auf der Klappseite, jedoch sind diese oben und unten angeordnet, damit die Kabel nicht so sehr vor den Bildschirm ragen. Immer von vorne sichtbar ist die rote Aufnahmelampe.

In der Mitte zwischen den Schnittstellen sitzt der Speicherkartenschacht, wodurch man die Karte bequemer entnehmen kann als wenn sie im Akkufach sitzen würde. Der Steckplatz nimmt eine SD-Karte (SDHC, SDXC, UHS I und UHS II werden unterstützt) auf. UHS II bietet höhere Schreibgeschwindigkeiten, was für besonders hohe Videoqualität wichtig ist (4K60 4:2:2 10 Bit All-Intra).

Die kleine Micro-HDMI-Buchse ist hingegen weniger für externe Aufzeichnungen gedacht, Raw-Aufnahmen werden nicht unterstützt. Die HDMI-Schnittstelle sitzt direkt neben dem Kopfhöreranschluss (3,5 mm Klinke). Oben an der Seite sitzen die USB-C-Schnittstelle und der Mikrofoneingang (ebenfalls 3,5 mm Stereoklinke). Die USB-C-Schnittstelle unterstützt USB 3.2 mit 5 Gbit/s und Power Delivery. Zudem kann darüber dank UVC- und UAC-Kompatibilität in 4K30 live gestreamt werden, und zwar nicht nur zu einem PC, sondern auch zu einem Smartphone. Mobilen Livestreams steht damit nichts im Wege, sofern man ein entsprechend leistungsfähiges Smartphone besitzt.

Eine Besonderheit ist das eingebaute 3-Kapsel-Mikrofon auf der Kameraoberseite. Es kann den Ton wahlweise vor oder hinter der Kamera oder rundherum aufnehmen. Ein Puschel (Dead Cat) als Windschutz gehört zum Lieferumfang. Er wird in den Multi Interface Zubehörschuh gesteckt, der aber auch anderes (Audio-) Zubehör aufnehmen kann.

Der 12 Megapixel auflösende Vollformatsensor ist zur Bildstabilisierung beweglich gelagert. Auch mit optischen Bildstabilisatoren von Objektiven arbeitet er zusammen. Zusätzlich lässt sich ein digitaler Dynamic-Mode hinzuschalten, der selbst im Laufen noch eine effektive Bildstabilisierung gewährleisten soll.

Videos werden maximal in 4K-Auflösung bei 60 Bildern pro Sekunde aufgenommen. Frühestens im Juni 2023 soll zudem ein kostenloses Update kommen, das 120 Bilder pro Sekunde in 4K-Auflösung ermöglichen soll (mit zehn Prozent Crop). Dank des großen Bildsensors lässt sich die ISO-Empfindlichkeit auf bis zu 409.600 hochschrauben.

Die ZV-E1 unterstützt diverse Tonwertkurven (etwa S-Cinetone) und Looks, auch LUTs lassen sich in die Kamera laden. Mit S-Log3 sollen über 15 Blendenstufen Dynamikumfang möglich sein. Die internen Looks sollen es dagegen jedem ermöglichen, einen Kino-Look nach eigenem Geschmack einstellen zu können. Für eine hohe Qualität sorgt die Aufzeichnung in 10 Bit Farbtiefe mit einem Farbsubsampling von 4:2:2. Zudem können die Videos mit Einzelbildkompression All-Intra abgespeichert werden, was einen qualitativ hochwertigen Videoschnitt erlaubt.

Die ZV-E1 besitzt einen AI-Prozessor, der für eine Unterstützung diverser Funktionen mit künstlicher Intelligenz sorgt. Dazu zählt etwa der Autofokus, der mehrere Personen und Gesichter erkennt und verfolgt. Im Produktpräsentationsmodus hingegen fokussiert er blitzschnell und sanft auf ein vor die Kamera gehaltenes Produkt.

Des Weiteren lässt sich der Bildausschnitt (bei logischerweise verringerter Auflösung) automatisch mit AI-Unterstützung anpassen. So bleibt beispielsweise der Bildausschnitt konstant, auch wenn sich das Motiv im eigentlichen Bildausschnitt bewegt. Zudem ist es möglich, den Bildausschnitt von einer auf eine andere Person fahren zu lassen, etwa in einer Gesprächssituation.

Ab Ende April 2023 soll die Sony ZV-E1 zu einem Preis von knapp 2.700 Euro erhältlich sein – das sind 1.500 Euro weniger als die Alpha 7S III, die aber auch einen Sucher und noch ein paar Aufzeichnungs-Funktionen mehr besitzt. Das Kit mit dem Objektiv SEL-2860 soll knapp 3.000 Euro kosten. Die Kamera wird hierzulande (beziehungsweise wohl in ganz Europa) in Schwarz erhältlich sein. In den Produktvideos von Sony ist zwar auch eine weiße Version zu sehen, die aber vermutlich dem asiatischen und amerikanischen Raum vorbehalten ist. Selbstverständlich ist die ZV-E1 zur neuen Creators Cloud von Sony kompatibel.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.