Vom Massenvertrieb zum individuellen Kundenkontakt

Ricoh Imaging ändert die Vertriebsstrategie nur in Japan

2022-01-21 Die seit gestern im Internet kursierende Meldung, dass die Massenproduktion von Ricoh- und Pentax-Kameras auf eine werkstattähnliche Manufaktur umgestellt werde und die Kameras nur noch im Direktvertrieb erhältlich sein sollen, wurde – auch von uns – völlig falsch interpretiert. Weder wird die Produktion geändert oder gar eingestellt, noch ändert sich in Europa der Vertrieb. Größere Änderungen gibt es nur im japanischen Heimatmarkt, wo völlig andere Vertriebsstrukturen vorherrschen als in Europa.  (Benjamin Kirchheim)

Wir haben ein längeres Telefongespräch mit Ricoh Imaging Europa geführt, um die Pressemitteilung aus Japan besser verstehen und einordnen zu können, denn die richtet sich tatsächlich ausdrücklich nur an den japanischen Markt. Erst einmal sei gesagt, dass die Zeit der Massenfertigung von Kameras bereits seit einigen Jahren vorbei ist bzw. es so auch nie gegeben hat (von Billig-Kameras vielleicht einmal abgesehen). Hochwertige Kameras sind keine Produkte, die im Sekundentakt von einem Fließband fallen, sondern, bei aller angestrebten Automatisierung, einen hohen Teil an Handarbeit erfordern. Das gilt für die Pentax- und Ricoh-Kameras genauso wie für alle anderen.

Bei Ricoh Imaging sind zudem die wenigen Kameramodelle auf viele Gleichteile optimiert, wie es etwa bei der Ricoh GR III und GR IIIx besonders offensichtlich ist, schließlich unterscheiden sie sich nur beim Objektiv. Aber auch die Modelle Ricoh WG-6, G900 und G900 SE bauen auf demselben Chassis auf. Die APS-C-DSLR Pentax K-3 Mark III ist im Prinzip eine Weiterentwicklung der Vollformat-DSLR K-1 Mark II. Wir gehen davon aus, dass eine mögliche K-1 Mark III wiederum eine Weiterentwicklung der K-3 Mark III sein wird. Aufgrund der Preise ist aber auch davon auszugehen, dass Ricoh Imaging an einer APS-C-DSLR im 1.000-Euro-Bereich arbeiten dürfte, denn eine 2.000 Euro teure K-3 Mark III lässt sich zu einem solchen Verkaufspreis von 1.000 Euro nicht gewinnbringend produzieren, ist für den Einstieg ins System aber für manche Kunden zu teuer.

Womit wir auch schon beim Vertrieb wären. Der Handel in Japan funktioniert anders als in Deutschland. Während es hier viele kleinere und mittlere Händler gibt, auch wenn der Markt sich in den letzten Jahren deutlich konsolidiert hat, herrschen in Japan riesige Elektronik-Kaufhäuser vor, die teilweise um ein Vielfaches größer sind als bei uns ein Media Markt oder Saturn. Dort wird die Ware, auch Kameras, in Massen von bezahlten Promotoren beworben und mit Rabatten verkauft. Das funktioniert aber bei den Stückzahlen, die Ricoh Imaging verkauft, nicht mehr und so will man in Japan nun auf einen Direktvertrieb und direkteren Kundenkontakt setzen.

Da die Kameras und Objektive hierzulande bereits auf diesen persönlicheren Wegen mit direkterem Kundenkontakt verkauft werden, ändert sich für den deutschen beziehungsweise europäischen Markt nichts. Kameras und Objektive der Marken Ricoh und Pentax sind ohnehin nicht mehr an jeder Ecke zu bekommen, sondern bei ausgewählten Fotofachhändlern und einigen Elektronikmärkten, bei denen die einzelnen Märkte entscheiden, ob sie Pentax und Ricoh verkaufen. Somit sind Kameras der Marken Pentax und Ricoh schon seit Jahren neben Fotofachhändlern nur noch in einigen Media- und Saturn-Märkten zu finden.

Artikel-Vorschläge der Redaktion