Retro-Vollformat

Edle Nikon Z f kommt mit Messing-Einstellrädern

Seite 2 von 2, vom 2023-09-20 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Wie bei der Z fc kommt auch bei der Nikon Z f ein Mini-LCD auf der Kameraoberseite zum Einsatz, das die Blende anzeigt. Es fällt aber etwas größer aus als bei der Z fc. Das LCD gehört zum "analogen" Bedienkonzept mit manuellen Einstellrädern für Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeit und Belichtungskorrektur. Hier zeigt sich eine weitere, sehr deutliche Verbesserung gegenüber der Z fc: Die Drehräder bestehen aus Messing.

Im Gegensatz zur Z fc verriegeln die Räder für ISO und Belichtungszeit nur in der "C"-Stellung, im restlichen Bereich lassen sie sich frei zwischen den Rastpunkten drehen. Sobald man die Räder auf "C" dreht, rasten sie automatisch ein, weiterdrehen lassen sie sich nur, wenn man den Knopf in der Mitte drückt. Das Belichtungskorrekturrad besitzt hingegen gar keine Verriegelung. In der C-Einstellung kommen wie bei der Z fc ganz normale Multifunktionsräder (eines vorne und eines hinten) zum Einsatz, so dass man die Z f auch "modern" bedienen kann. Ebenfalls wie bei der Z fc gibt es unter dem ISO-Rad einen Programmwahlhebel mit Auto-Modus sowie P/A/S/M.

Auch der Auslöser wurde haptisch verbessert: Er bietet einen weichen ersten Druckpunkt und lässt sich auch sanft "Durchziehen", so dass die Kamera beim Auslösen weniger verwackelt. Eine weitere Besonderheit ist das Gewinde für einen mechanischen Drahtauslöser. Einen elektronischen Fernauslöse-Anschluss gibt es hingegen nicht. Alternativ kann die Kamera per Bluetooth-Fernbedienung sowie Smartphone-App fernausgelöst werden.

Eine weitere Verbesserung der Bedienung und Reminiszenz an alte Kameras ist der Moduswahlhebel unter dem Belichtungszeitenrad, der nicht nur zwischen Foto- und Videomodus umschaltet, sondern als dritte Stellung einen Schwarzweiß-Fotomodus besitzt. Dieser bietet wiederum drei Schwarzweiß-Einstellungen: Neben normal gibt es einen flachen Modus "Neutral" als gute Grundlage für die Bildbearbeitung (ein parallel gespeichertes Raw bleibt dabei aber farbig) sowie "Tiefe Tonwerte", was etwa dem Effekt eines Rotfilters nahekommt. Neben JPG und Raw bietet die Z f übrigens auch das HEIF-Dateiformat mit 10 Bit Farbtiefe und effektiverer Kompression als JPG.

Der Sucher der Nikon Z f ist identisch mit allen anderen Z-Vollformatkameras: Er bietet eine große, 0,8-fache Vergrößerung und das OLED löst 3,69 Millionen Bildpunkte auf. Der rückwärtige Touchscreen misst acht Zentimeter in der Diagonale und löst 2,1 Millionen Bildpunkte auf. Er lässt sich seitlich schwenken und um die eigene Achse drehen, was Aufnahmen aus allen erdenklichen Perspektiven erlaubt; das ist eine Premiere bei den Z-Vollformatkameras. Auf der Rückseite ist der Touchscreen beledert und nicht wie bei der Z fc lediglich mit einer genarbten Kunststoffoberfläche versehen. Verkehrt herum an die Kamera gedreht bekommt die Nikon Z f dadurch einen noch stärkeren, edlen Analog-Kamera-Charme. Neben den üblichen Touchfunktionen bietet der Touchscreen noch konfigurierbare Touch-Zonen, die als Funktionstasten konfiguriert werden können.

Ein Vorbild für die Nikon Z f ist neben den analogen Nikon-Kameras auch die zehn Jahre alte DSLR Nikon Df aus dem Jahr 2013. Im Gegensatz zu dieser muss man bei der Z f aber nicht auf eine Videofunktion verzichten, auch wenn der Funktionsumfang hier nicht ganz so groß ist wie bei den anderen Z-Vollformatkameras. Das dürfte vermutlich unter anderem dem kompakten Gehäuse geschuldet sein (Stichwort: Wärmeabfuhr), auch wenn Nikon 125 Minuten lange 4K-Videoaufnahmen am Stück verspricht. Unter Nutzung der gesamten Sensorbreite kann mit 30 Bildern pro Sekunde in 4K-Auflösung gefilmt werden, dabei kommt ein 6K-Oversampling zum Einsatz. Möchte man hingegen mit 4K60 filmen, gibt es einen 1,5-fachen Crop (Super35mm-Format beziehungsweise APS-C).

Beim Speichern stehen H.264 und H.265 mit 8 beziehungsweise 10 Bit (4:2:2) zur Verfügung. Externe Raw-Videoaufnahmen via HDMI (Typ D beziehungsweise Micro-HDMI) sind zwar nicht möglich, aber das Videosignal kann per HDMI ausgegeben werden (CleanHDMI). Auch N-Log steht als flache Tonwertkurve zur nachträglichen Gradation zur Verfügung. Für weichere Belichtungsübergänge erfolgt die Einstellung der ISO-Empfindlichkeit in 1/6-EV-Schritten. Der Stereoton wird mit 48 kHz in 24 Bit gesampelt, ein externes Mikrofon sowie ein Kopfhörer lassen sich per 3,5 mm Klinkenbuchsen anschließen. Bei der Aufnahme stehen unter anderem Hilfen wie ein Tally Light (roter Aufnahmerahmen auf dem Bildschirm), Fokus-Peaking sowie eine Fokus-Karte zur Verfügung.

Der Akku ist mit dem EN-EL15 derselbe wie in den großen Z-Vollformatkameras Z 6(II), Z 7(II) und Z 8, er sitzt jedoch quer in der Kamera, wodurch die Z f sogar etwas breiter als die Z 6(II) und Z 7(II) ausfällt, aber weniger tief. Die Tiefe der Z f entspricht etwa der Z 6(II) ohne Griff. Das betriebsbereite Gewicht liegt übrigens mit 710 Gramm sogar minimal über dem der Z 6(II). Geladen wird der Akku per USB-C. Im Akkufach auf der Kameraunterseite sind auch die Speicherkarten untergebracht. Allerdings war kein Platz für zwei vollwertige SD-Kartenfächer, so dass nur ein SD/SDHC/SDXC-Steckplatz mit Unterstützung von UHS I und UHS II zur Verfügung steht, in den zweiten Steckplatz passen hingegen nur MicroSD-Karten.

Im Oktober 2023 soll die Nikon Z f zu einem Preis von knapp 2.500 Euro erhältlich sein. Im Set mit der Retro-Festbrennweite Nikkor Z 40 mm F2 SE soll die Z f knapp 2.750 Euro kosten. Perspektivisch wird Nikon wohl noch weitere Objektive passend zur Z fc in Retro-Form auf den Markt bringen, denn neben dem 40 mm F2 SE gibt es bisher nur das 28 mm F2.8 SE. Die Nikon Z f gibt es alternativ aber auch mit dem Zoomobjektiv Nikkor Z 24-70 mm F4 S zu einem Preis von knapp 3.130 Euro. Der Erweiterungsgriff kostet lediglich knapp 50 Euro, ihn gibt es in einem Aktionszeitraum bei teilnehmenden Händlern bei einem Kauf (beziehungsweise Vorbestellung) ab heute bis 31. Oktober 2023 als Gratiszugabe.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.