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Geotagging – wie der Aufnahmeort ins Foto kommt
2009-12-07 Das GPS ist inzwischen ein Alltagsgegenstand und dient häufig zur Navigation in Autos, bei Sportbooten und in Mobiltelefonen. Doch auch für Fotografen ist der Aufnahmeort ein probates Mittel, der Bilderflut Herr zu werden oder Bildpräsentationen als Fotobuch, Diashow oder Internetpräsentation aufzumöbeln. Aber dafür müssen die GPS-Koordinaten ins aufgenommene Foto finden, wofür es viele Wege gibt – doch einige davon sind steinig. (Benjamin Kirchheim)
Um Ortskoordinaten, so genannte Geotags, in Bildern speichern zu können, ist in den Metadaten der Bilder, den so genannten EXIF-Daten, ein Bereich vorgesehen, in dem geografische Position, Höhe und Blickrichtung gespeichert werden können. Das muss nicht zwangsläufig während der Aufnahme geschehen, auch wenn das die praktischste Variante ist, sondern kann auch nachträglich erfolgen. Diesen Vorgang nennt man Geotagging, Geo-Imaging, Geocoding oder Foto-Verortung. Die geografische Position lässt sich mittels GPS recht einfach ermitteln. Um diese Koordinaten aber in die aufgenommenen Fotos zu bekommen, gibt es hauptsächlich drei Wege:
Beim Ersten und Einfachsten verfügt die Kamera über ein eingebautes GPS. Leider trifft das aktuell lediglich auf die Nikon Coolpix P6000 und die Samsung ST1000 zu (Tests siehe weiterführende Links). Auch viele Mobiltelefone verfügen mittlerweile über ein GPS und können die Koordinaten beim Fotografieren mit der integrierten Kamera gleich mit speichern – aber die Bildqualität stellt kaum einen Hobbyfotografen zufrieden.
Im zweiten Fall besitzt die Kamera eine Schnittstelle für ein GPS. Auch hier gibt es einige Modelle, die allerdings meist etwas hochpreisiger sind. Zum einen zahlreiche Nikon-DSLRs wie die D5000, D90, D200, D300, D300S, D700, D2X, D2Hs, D2Xs, D3, D3X und D3S, zum anderen einige Canon-DSLRs wie die EOS 40D, 50D, 5D (Mark II), 1D (Mark x) und 1Ds (Mark x). Allerdings benötigt man bei den Canon-DSLRs zum Anschluss eines GPS das vergleichsweise teure und eigentlich nur im Studio benötigte WiFi-Kit. Schließlich gibt bzw. gab es noch die Ricoh Caplio 500SE, an die drahtlos per Bluetooth ein beliebiges GPS angeschlossen werden konnte. Als Vorreiter kann wohl Kodak mit den Modellen DC260, DC265 und DC290 gelten, an die man ein GPS anschließen konnte (siehe weiterführende Links). Für Nikon-DSLRs gibt es inzwischen findige Zubehörhersteller, die als Alternative zum Originalzubehör eigene, z. T. besser ausgestattete GPS-Empfänger anbieten.
Alle anderen müssen wohl oder übel den dritten und etwas aufwändigeren Weg gehen, nämlich das GPS-Signal extern aufzuzeichnen und später in die Fotos zu schreiben. Dafür eignen sich GPS-Logger, von denen es zahlreiche am Markt gibt; einige lassen sich sogar auf den Blitzschuh stecken und speichern so pro Foto ein GPS-Signal. Am bequemsten sind aber Geräte, die über einen Speicherkartenschacht verfügen und damit die Fotos noch direkt auf der Speicherkarte – ohne Zuhilfenahme eines Computers – vertaggen. Solche Geräte sind etwa der ATP PhotoFinder oder das Sony GPS-CS3. Für Notfälle gibt es einen vierten Weg, das händische Vertaggen mittels Karte am Computer. Dabei kann es durchaus nützlich sein, Fotos nur grob zu vertaggen, z. B. mangels genauem Standort immer auf dem Stadtzentrum – später im Bildarchiv sind sie so aber immer noch leichter auffindbar als völlig unvertaggte Bilder, denn bei der Archivsuche wird man sich am ehesten an den groben Aufnahmeort erinnern.
Bei der Verwendung eines externen GPS-Loggers gibt es freilich zahlreiche Fehlerquellen, die möglichst durch sorgfältigen Umgang umschifft werden sollten. GPS-Logger zeichnen die Wegepunkte zusammen mit einem Zeitstempel auf. Der Stempel dient dazu, später die richtigen Koordinaten zum Foto zu finden. Man sollte also an der Kamera die Uhrzeit wenigstens minutengenau einstellen und auf die korrekte Zeitzone achten. Dumm ist, wenn man den Logger vergisst mitzunehmen, ihn nicht eingeschaltet hat, der Speicher voll oder die Batterie leer ist. Man sollte sich über die Batterielaufzeit informieren, sie beträgt in der Regel ungefähr einen Tag, d. h. man sollte jeden Tag eine neue Batterie einlegen oder den Akku über Nacht laden. Der Speicher für die GPS-Logs reicht je nach Größe durchaus einige Tage oder Wochen, man sollte also an die rechtzeitige Übertragung auf einen Computer denken und den Speicher anschließend leeren.
In der Regel wird ein GPS-Logger am Körper, in einer Tasche oder Rucksack getragen. Das GPS sollte zwar vor Umwelteinflüssen geschützt, aber mit möglichst freiem Blick zum Himmel getragen werden, um einen optimalen Empfang zu gewährleisten. Ab und zu ein prüfender Blick auf die Statusanzeigen schadet auch nicht.
Das spätere Vertaggen am Rechner geht recht einfach, sollte aber konsequent direkt nach der Bildübertragung stattfinden. Dazu benötigt man eine geeignete Software. Meist liegt dem GPS-Logger eine bei, es gibt aber auch zahllose kommerzielle sowie Freeware-Programme. Dazu gehören z. B. der Geosetter oder locr GPS Photo unter Windows, HoudaGeo oder GPSPhotoLinker unter MacOS sowie DigiKam unter Linux. Wie immer sollte man, bevor man die Fotodaten auf diese Weise "korrumpiert", eine Sicherheitskopie machen, falls beim Vertaggen etwas schief geht und die Fotos unwiederbringlich zerstört oder mit falschen Ortsinformationen versehen sind.
Ein Pferdefuß der meisten GPS-Logger bzw. der dazugehörigen Software ist die fehlende Möglichkeit, die Koordinaten in Rohdatenbilder zu speichern – meistens wird nur das JPEG-Format unterstützt. Aber auch hier gibt es Abhilfe, die in einem kommenden Fototipp beschrieben werden soll.