Universal-Standardzoom

Testbericht: Nikon AF-S 16-80 mm 1:2.8-4E ED VR

2016-07-26 Nikon bietet in seinem Objektivprogramm viele Standardzooms, dennoch kam vor rund einem Jahr mit dem Nikon AF-S 16-80 mm 1:2.8-4E ED VR ein weiteres hinzu. Neu ist dabei die elektronische Blendensteuerung, aber auch diesen Brennweitenbereich gab es bei Nikon bisher nicht, jedenfalls nicht exakt. 24 bis 120 Millimeter entsprechend Kleinbild bei einer recht guten Lichtstärke von F2,8 bis F4 deckt das Nikkor ab und verfügt zudem über einen Bildstabilisator sowie einen Staub- und Spritzwasserschutz. Doch was das knapp 1.200 Euro teure Objektiv tatsächlich taugt, haben wir im Testlabor und der Praxis ermittelt.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung und Ausstattung

Knapp 1.200 Euro sind tatsächlich kein Pappenstiel, auch wenn man das Fünffachzoom durchaus für knapp unter 1.000 Euro erwerben kann. Dafür muss aber auch die gebotene Gegenleistung stimmen. Bei acht Zentimetern Durchmesser und einer Länge von gut 8,5 Zentimetern drückt das Nikon AF-S 16-80 mm 1:2.8-4E ED VR weniger als 500 Gramm auf die Waage. Damit fällt es für ein DSLR-Objektiv noch einigermaßen kompakt aus. Das geringe Gewicht jedoch fordert seinen Tribut und so besteht das Gehäuse aus Kunststoff. Dieser wirkt aber durchaus hochwertig und kameraseitig besteht das Bajonett selbstverständlich aus Metall. Anders als bei den meisten Nikon-Objektiven fehlt hier der Blendenhebel, denn das 16-80 mm setzt auf eine elektronische Blendensteuerung, wie schon das "E" im Namen verrät. Das Kunststoffgehäuse ist aber nicht nur ordentlich verarbeitet, sondern auch gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet, wie die Dichtlippe am Bajonett verrät. Damit dürfte das Objektiv durchaus einiges wegstecken können und eignet sich sogar als Standardzoom für die Profi-APS-C-DSLR Nikon D500, ohne dass man den Schutz vor Staub, Sand und Feuchtigkeit einbüßen müsste.

Das Nikon AF-S 16-80 mm 1:2.8-4E ED VR ist im Übrigen ein reinrassiges APS-C-Objektiv. Etwas ungewöhnlich, wenn auch nicht einzigartig ist der vorne sitzende Zoomring, der Fokusring hingegen ist dichter am Bajonett angeordnet. Beim Zoomen von 16 auf 80 Millimeter fährt der zweiteilige Kunststofftubus um vier Zentimeter heraus. Ein optischer Bildstabilisator mit Normal- und "Active"-Modus sorgt auch bei der längeren Brennweite von 80 Millimetern für ein verwackelungsfreies Bild. Zwei Schiebeschalter an der linken Objektivseite steuern dabei den Stabilisator sowie seinen Modus. Ein weiterer Schalter wechselt zwischen automatischer und manueller Fokussierung, wobei sich der Autofokus jederzeit manuell korrigieren lässt. Der Ultraschallantrieb arbeitet flott und leise, wenn auch nicht ganz frei von mechanischen Geräuschen. Das Fokusfenster vor dem Fokusring verrät die Entfernungseinstellung, lässt jedoch eine Schärfentiefeskala vermissen. Manuell wird mittels einer drittel Umdrehung der gesamte Fokusbereich von 35 Zentimetern bis unendlich durchfahren. Dadurch muss man schon feinfühlig mit dem Fokusring arbeiten, um den Fokuspunkt besser als der Autofokus zu treffen. Der maximale Abbildungsmaßstab liegt bei 1:4,5. Damit lassen sich bei 80 Millimetern Brennweite bis zu 10,6 mal 7,1 Zentimeter kleine Motive noch formatfüllend abbilden. Dank des 72mm-Filtergewindes wäre es sogar denkbar, einen Makrokonverter beziehungsweise eine Nahlinse für noch bessere Makroeigenschaften anzuschrauben, eigentlich ist das Filtergewinde aber vor allem für beispielsweise Graufilter oder Polfilter gedacht.

Bildqualität

Zum Lieferumfang des AF-S Nikkor 16-80 mm 1:2.8-4E ED VR gehört eine recht sperrige, weil eckige Streulichtblende, die zum Transport auch umgedreht montiert werden kann. Aber auch ohne die Streulichtblende ist das Objektiv recht unempfindlich gegen Streulicht, die Kontraste bleiben hoch und Blendenreflexe sind kaum auszumachen. Hier leistet die Nano-Vergütung erstklassige Arbeit. Das Bokeh kann sich ebenfalls sehen lassen und fällt hinter der Schärfeebene angenehm weich aus. Vor der Schärfeebene hingegen ist das Bokeh etwas harscher. Das Nikkor zeichnet aber nicht nur hohe Kontraste, sondern auch eine hohe Schärfe, die zum Bildrand hin kaum abfällt. Offenkundig ist hingegen die kräftige Verzeichnung, stark tonnenförmig im Weitwinkel und sichtbar kissenförmig bei mittlerer und langer Brennweite.

Um der Bildqualität auf den Grund zu gehen, haben wir das Nikon AF-S 16-80 mm 1:2.8-4E ED VR an der D500 im Labor auf Bildqualität getestet. Der gesamte Labortest kann über die weiterführenden Links gegen ein kleines Entgelt von lediglich 50 Cent eingesehen werden. Flatrates für den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv bieten wir bereits ab umgerechnet 2,08 Euro pro Monat an, bezahlt wird im Voraus und das es sich um kein Abo handelt, entstehen keine Folgekosten.

Tatsächlich erreicht das Zoom eine hohe Auflösung von maximal knapp 55 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent bei 50 Prozent Kontrast. Dieses Maximum wird bei F4 und F5,6 im Bildzentrum bei kleinster Brennweite erreicht. Die mittlere und lange Brennweite stehen dem mit 53 beziehungsweise 50 lp/mm kaum nach. Auch Abblenden ist kaum nötig. Höchstens am Bildrand steigert dies die Auflösung merklicher, wobei das Objektiv nicht durch einen hohen Randverlust auffällt. Dieser liegt meistens bei 20-25 Prozent oder weiter abgeblendet sogar darunter. Auflösungstechnisch kann sich das Objektiv sehen lassen, die Verzeichnung hingegen ist mit über 3,5 Prozent Tonnenform im Weitwinkel und über 1,5 Prozent Kissenform bei mittlerer und langer Brennweite auch messtechnisch sehr hoch (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Wer mag, kann zur Kompensation die Verzeichnungskorrektur in der Kamera aktivieren oder beim Entwickeln des Raws entsprechende Korrekturprofile verwenden. Die Randabdunklung hingegen ist nur bei F2,8 und damit ausschließlich im Weitwinkel etwas stärker, hier gibt es 60 Prozent Lichtverlust, was 1,3 Blendenstufen entspricht. Etwas abgeblendet oder gezoomt halbiert sich die Randabdunklung schnell. Farbsäume hingegen sind im Mittel gering und treten nur im Weitwinkel zum Bildrand hin in den Extremen leicht in Erscheinung. Abgesehen von der Verzeichnung zeigt das Nikkor also eine ausgesprochen gute Bildqualität, erst Recht für ein Standardzoom.

Fazit

Das Nikon AF-S Nikkor 16-80 mm 1:2.8-4E ED VR ist vielleicht nicht ganz billig, aber trotz seines Kunststoffgehäuses seinen Preis von knapp 1.200 Euro (UVP) beziehungsweise 1.000 Euro (Straßenpreis) allemal wert. Das Gehäuse des Fünffachzooms ist aufgrund des Metallbajonetts sowie des Staub- und Spritzwasserschutzes durchaus robust. An der Ausstattung mit großem Brennweitenbereich, ordentlicher Lichtstärke, effektivem optischen Bildstabilisator und guter Naheinstellgrenze gibt es nichts zu mäkeln. An die etwas ungewohnte Anordnung der vertauschten Bedienringe für Zoom und Fokus gewöhnt man sich schnell. Der Autofokus arbeitet flott, für manuelles Fokussieren ist das Nikkor hingegen nicht so optimal geeignet. Für die hohe Auflösung und den geringen Randabfall, die effektive Nanovergütung und die gut korrigierten Farbsäume hat das 16-80 mm 1:2.8-4E ED VR ausgesprochenes Lob verdient, nur die Verzeichnung ist doch recht hoch. Insgesamt handelt es sich um ein sehr empfehlenswertes Standardzoom, das sich nicht nur für die D500 hervorragend eignet.

Kurzbewertung

  • Mit Metallbajonett und Schutz gegen Staub und Spritzwasser durchaus robust
  • Gute Naheinstellgrenze und Abbildungsmaßstab
  • Hohe Auflösung mit relativ geringem Randabfall
  • Effektiver Bildstabilisator
  • Schöner Standardzoom-Brennweitenbereich mit gutem Weitwinkel und Tele
  • Gehäuse besteht lediglich aus Kunststoff
  • Hohe Verzeichnung
  • Nicht unbedingt gut für manuelle Fokussierung geeignet

Nikon AF-S 16-80 mm 2.8-4E ED VR mit Nikon D500 (v6.0)

Verzeichnung

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Nikon
Modell AF-S 16-80 mm 2.8-4E ED VR
Unverbindliche Preisempfehlung 1.179,00 €
Bajonett Nikon F
Brennweitenbereich 16-80 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8 bis F4
Kleinste Blendenöffnung F32
Linsensystem 17 Linsen in 13 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nein
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 350 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 72 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 80 x 86 mm
Objektivgewicht 480 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.