Fokus
Etwa einen halben Zentimeter vor dem mechanischen Zoomring ist der Fokusring des Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 35-100 mm F2.8 zu finden. Dieser ist etwa einen Zentimeter breit und mit geriffeltem Kunststoff versehen. Auf eine Gummierung wurde dabei leider verzichtet. Der Ring läuft sehr schön weich, noch weicher als der Zoomring. Das ist aber auch nicht verwunderlich, immerhin muss er keine Mechanik bewegen, sondern nur elektrische Impulse erzeugen, die dann in Steuerungsinformationen für den Fokusmotor im Objektiv umgesetzt werden. Die manuelle Fokussierung arbeitet, wie fast bei allen AF-Objektiven, nicht-linear. Das bedeutet, dass der Fokusabstand sich in Abhängigkeit zur Drehgeschwindigkeit des Rings verändert und nicht in Abhängigkeit vom Drehwinkel.
Dank des breiten Zoomrings hat man die Brennweiteneinstellung des 35-100 mm DG Vario-Elmarit (H-ES35100E) voll im Griff. [Foto: MediaNord]
Die nicht-lineare Fokussierung ist für die Fotografie am besten geeignet, da man schnell Motive erfassen kann. Für die präzise Steuerung bei Videoaufnahmen, wo sich der Fokus beispielsweise sanft während eines Schwenks ändern soll, ist die lineare Fokussierung am besten geeignet. Das Objektiv unterstützt beide Fokussierungs-Arten, solange man das in der Kamera umstellen kann. Die Lumix G9 II kann das und noch mehr. So arbeitet das Leica DG Vario-Elmarit 35-100 mm F2.8 mit den verschiedenen Hilfsfunktionen der manuellen Fokussierung zusammen. Zusätzlich blendet die Kamera noch eine Entfernungsskala ein, auf der die aktuell eingestellte Entfernung angezeigt wird. Leichter geht manuelles Fokussieren nicht.
Besonders wichtig für die Videografie ist allerdings das sogenannte Fokusatmen. Dieser Begriff bezeichnet eine Bildwinkeländerung durch das Fokussieren. Dieses Problem gibt es bei dem Leica DG Vario-Elmarit 35-100 mm F2.8 nur in ganz minimalem Umfang. Das sind gute Nachrichten für Videofilmer.
Bei der Naheinstellgrenze liefert das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 35-100 mm F2.8 (H-ES35100) bei keiner Brennweite eine rekordverdächtige Leistung ab. Bei 100 Millimetern Brennweite erreicht das Objektiv seinen größten Abbildungsmaßstab von etwa 1:9,7 bei einem Aufnahmeabstand von 79 Zentimetern. Das entspricht in etwa dem von Panasonic angegebenen Vergrößerungsfaktor von 0,1-fach. Werden 35 Millimetern Brennweite genutzt, reduziert sich der Aufnahmeabstand zwar auf 63 Zentimeter, der Abbildungsmaßstab verschlechtert sich jedoch auf etwa 1:16. Das entspricht einem Vergrößerungsfaktor von 0,06-fach.
Mit dem Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 35-100 mm F2.8 (H-ES35100) konnten wir bei 35 mm Brennweite ab 63 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 27,9 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:16,1 entspricht. [Foto: MediaNord]
Mit dem Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 35-100 mm F2.8 (H-ES35100) konnten wir bei 100 mm Brennweite ab 79 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 16,8 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:9,7 entspricht. [Foto: MediaNord]
Mit diesen Maßstäben ist es möglich, ein Bildfeld von etwa 28 x 21 Zentimetern bei 35 Millimeter Brennweite abzubilden. Bei 100 Millimeter Brennweite ist das Bildfeld etwa 17 x 13 Zentimeter groß. Der Abstand zwischen der Objektiv-Vorderseite und Motiv reicht von 51 bis 67 Zentimeter (35 mm beziehungsweise 100 mm Brennweite). Das bedeutet, dass genug Platz vorhanden ist, um für eine gute Ausleuchtung zu sorgen.
Bildqualität
18 Linsen in 13 Gruppen sorgen im Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 35-100 mm F2.8 (H-ES35100) für die Projektion der Motive auf den Aufnahmesensor. Unter den 18 Linsen befinden sich eine asphärisch geschliffene Linse sowie zwei Linsen aus ED-Glas mit hoher Dispersion. Mit den Speziallinsen sollen unter anderem der Auflösungs-Randverlust und Farbsäume verringert werden. Leider können asphärische Linsen auch Nebenwirkungen haben. Diese machen sich in ringförmigen Inhomogenitäten in unscharfen Spitzlichtern bemerkbar, die man sehr schön einfach als "Zwiebelringe" beschreiben kann. Glücklicherweise ist das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 35-100 mm F2.8 (H-ES35100) von dieser Problematik verschont. So zeigt sich der unscharfe Bereich vor und hinter der Schärfenebene als sehr homogen und weich. Besonders die runden und gleichmäßig hellen Lichtplättchen von Spitzlichtern wissen zu gefallen.
Die Streulichtempfindlichkeit des Leica DG Vario-Elmarit 35-100 mm F2.8 ist nicht gering, zumindest wenn die Lichtquelle auf die Frontlinse treffen kann. Denn dann macht sich ein sichtbarer Kontrastverlust bemerkbar. Dieser ist bei 35 Millimeter Brennweite geringer als bei 100 Millimeter Brennweite. Die mitgelieferte Streulichtblende schützt bis zu einem gewissen Grad vor diesem Problem, kann aber bei steil auf die Frontlinse fallendem Licht auch nichts ausrichten. Hübsche Blendenflecke gibt es bei diagonal von den Ecken einfallendem Licht. Aber auch hier ist der Kontrastverlust recht hoch und trübt das Bild im wahrsten Sinne des Wortes. Die Blende im Objektiv besteht übrigens aus sieben Lamellen, die sich bis F22 abblenden lassen.
Im hauseigenen Testlabor konnte das Leica DG Vario-Elmarit 35-100 mm F2.8 im Kleinbildäquivalent eine maximale Auflösung von 77 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) in der Bildmitte bei F4 und 35 Millimeter Brennweite erreichen. Allerdings reduziert sich die Auflösung zum Bildrand auf etwa 47 lp/mm, was 39 Prozent Randabfall entspricht. Ebenfalls bei F4 erreicht die Auflösung bei mittlerer und maximaler Brennweite mit etwa 73 lp/mm beziehungsweise 76 lp/mm. Der Randverlust beträgt dabei allerdings nur 20 beziehungsweise 21 Prozent.
Dank der internen Zoom-Funktion sieht man die Größenänderung des 35-100 mm DG Vario-Elmarit (H-ES35100E) nur im Bild. Die Länge verändert sich nämlich nicht durch das Zoomen. [Foto: MediaNord]
Bei offener Blende liegt die Auflösung bis zur mittleren Brennweite bei über 63 lp/mm, die 100 Millimeter Brennweite erreicht allerdings nur eine Auflösung von 50 lp/mm, dafür ohne Randverlust. Der Verlust der mittleren Brennweite erreicht sechs Prozent und bei 35 Millimetern sind es wieder 30 Prozent. Der Einsatz von Blenden oberhalb von F8 ist nicht mehr empfehlenswert, da der Effekt der Beugung für eine starke Reduktion der Auflösung sorgt.
Von Farbsäumen ist das Leica DG Vario-Elmarit 35-100 mm F2.8 (H-ES35100) nicht ganz verschont, allerdings werden diese im Maximum nur knapp 1,5 Pixel groß und das auch nur bei 100 Millimeter Brennweite an starken Kontrastkanten und bis F4 (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Alle anderen Brennweiten liegen bei starken Kontrasten unter einem Pixel. Durchschnittlich erreichen die Farbsäume nicht einmal 0,5 Pixel, was quasi nicht sichtbar ist.
Ebenfalls unsichtbar sind Verzeichnungen, diese treten nämlich in so geringem Ausmaß auf, dass es irrelevant ist. Auch bei der Randabdunklung können wir Entwarnung geben. Diese tritt mit maximal 0,7 EV bei offener Blende bei 35 und 100 Millimeter Brennweite auf. Bei mittlerer Brennweite beträgt die Abdunklung nur 0,6 EV. Mit steigender Blendenzahl reduziert sich die Randabdunklung erwartungsgemäß.
Fazit
Das Telezoom (70-200 mm KB equiv.) Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 35-100 mm F2.8 (H-ES35100) zeigt, dass das Ende der Fahnenstange beim Micro-Four-Thirds-System noch nicht erreicht ist. Das Objektiv kommt problemlos mit hochauflösenden Sensoren zurecht und kann dank der robusten Bauweise bei jedem Wetter mit von der Partie sein. Wer sich nicht von dem recht hohen Preis abschrecken lässt, bekommt mit dem lichtstarken Telezoom ein hochklassiges Werkzeug mit großem Kreativpotential für die Foto- und Videografie.